1. Editorial

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Holocaust eskalierten im Jahr 1948 in der deutschen Frage die Gegensätze zwischen den drei Westmächten und der Sowjetunion und spitzten sich auf drastische Weise mit massiven Auseinandersetzungen über die territoriale Ordnung Deutschlands während der Währungsumstellung und der sich anschließenden Berlin-Blockade zu. Es war der Auftakt des Kalten Krieges zwischen den Großmächten.

Zu erheblichen Spannungen und einer kriegerischen Entwicklung kam es auch in Palästina, nachdem die Araber den UN-Teilungsplan vom 29. November 1947 in einen jüdischen und einen arabischen Staat abgelehnt hatten und am 14. Mai 1948 in einer israelischen Unabhängigkeitserklärung die Gründung des Staates Israel verkündet wurde.

Eine Entscheidung von großer wirtschaftspolitischer Tragweite fiel in den Vereinigten Staaten als der US-Kongress Anfang April 1948 ein vom amerikanischen Außenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 angeregtes Wiederaufbauprogramm für das zerstörte Europa (European Recovery Program – ERP) billigte und Präsident Harry S. Truman anschließend unterzeichnete.

Mit den Vorbereitungen zur Einführung eines Grundgesetzes in der Bundesrepublik Deutschland nach Auflösung der drei westlichen Besatzungszonen und zur Gründung der NATO als westliches Verteidigungsbündnis wurden im Jahr 1948 sehr bedeutende Weichen gestellt.

Am 10. Dezember 1948, als die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verkündete, begannen auch die Verhandlungen mehrere westeuropäischer Staaten mit den Vereinigten Staaten und Kanada über einen Nordatlantikvertrag.

Mit diesem wollte man sich gegen eine mögliche militärische Bedrohung durch den kommunistischen Ostblock wappnen, dem sich nach der Machtübernahme der Kommunistischen Partei im Februar 1948 auch die Tschechoslowakei zugewandt hatte.

Die Vertragsunterzeichnung in Washington und damit die Gründung der NATO durch 12 Staaten erfolgte mit einer David-Metapher genau 210 Jahre nach der Uraufführung von Händels weltberühmtem Oratorium „Israel in Egypt“ am 4. April 1949.

Die Teilung Koreas 1948 in eine demokratische Republik Korea (Südkorea) und eine kommunistisch beherrschte Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea) nach dem Ende der amerikanischen und sowjetischen Besatzungszeit führte zu einer dramatischen Entwicklung. Sie vertiefte die Spannungen, da beide Staaten einen Alleinanspruch für Korea geltend machten. Nach einem Angriff der Nordkoreanischen Volksarmee brach im Juni 1950 der Koreakrieg aus.

2. Eine nähere Ausführung zu einzelnen Ereignisse

2.1 Die Währungsreform vom 20. Juni 1948

In den westlichen Besatzungszonen nicht jedoch in West-Berlin ersetzte ab dem 21. Juni 1948 die „Deutsche Mark“ die bis dahin gültigen Zahlungsmittel „Reichsmark“ und „Rentenmark“. Ludwig Erhard, der im März 1948 zum Direktor der Verwaltung für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebietes (eine Institution in der Westzone) gewählt worden war, gab ohne Zustimmung der Alliierten und Landesvertreter parallel zur Währungsreform die Anweisung, zahlreiche Produktpreise freizugeben.

Die anfangs strittige Verfügung führte bereits am 21. Juni dazu, dass die Händler ihre gehorteten Waren aus den Lagern holten, da sie diese nun in den Läden zu ertragreichen offiziellen Preisen verkaufen konnten. Dies war die Geburtsstunde der Sozialen Marktwirtschaft und des Wirtschaftswunders in der späteren Bundesrepublik. (vgl. Goldschmidt, Nils u. Kolev, Stefan: 75 Jahre Soziale Marktwirtschaft in 7,5 Kapiteln, Herder (2023), München, S. 21)

Die Sowjetunion reagierte umgehend auf die währungspolitische Entscheidung der Westmächte und führte in der Sowjetischen Besatzungszone am 23. Juni 1948 ebenfalls eine Währungsreform durch. Dabei verfügte sie die Gültigkeit ihrer Währung auch für die Westsektoren Berlins. Die Westmächte ordneten daraufhin die Einführung der D-Mark auch in West-Berlin an. Die DM-Noten waren mit einem „B“ gekennzeichnet, womit der Sonderstatus Berlins berücksichtigt wurde. Während die D-Mark im Ostsektor Berlins verboten blieb, akzeptierten die Westmächte die östliche Währung als Zahlungsmittel auch in ihren Sektoren in Berlin.

Am 20. März 1949 erklärten die drei Westmächte jedoch die D-Mark zum alleinigen gesetzlichen Zahlungsmittel in den drei Berliner Westsektoren und besiegelten damit die Spaltung der Stadt.

2.2 Die Berliner Luftbrücke

Nachdem die sowjetische Besatzungsmacht die Land- und Wasserwege von der Trizone nach West-Berlin vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 gesperrt hatte, versorgten die Westalliierten die dortige Bevölkerung mit einer Luftbrücke mit Lebensmitteln, Brennmaterialien und sonstigen lebenswichtigen Gütern.

Die sowjetische Besatzung nahm die von den Westalliierten initiierte Währungsreform zum Anlass, wiederholte vorherige Einschränkungen der Transporte zu einer unbefristeten Blockade auszuweiten. Sie versuchte damit, Empfehlungen der drei westlichen Besatzungsmächte und der Benelux-Staaten anlässlich der Londoner Sechsmächtekonferenz vom 23. Februar bis zu 2. Juni 1948 zu verhindern. Mit diesen sollte der Weg zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland geebnet werden.

Von der Blockade waren mehr als 2,2 Millionen Menschen in den westlichen Sektoren Berlins, einschließlich mehrerer Tausend amerikanischer, britischer und französischer alliierter Soldaten, betroffen. Am 28. Juni 1948 landeten die ersten Flugzeuge der Amerikaner und Briten mit den Gütern auf den Flughäfen Tempelhof und Gatow. Im Herbst 1948 wurde eine tägliche Tonnage von 5000 Tonnen an Gütern transportiert.

Ein dritter Flughafen in Tegel im französischen Sektor wurde im November 1948 fertiggestellt und führte zu einem weiteren Anstieg der Transporte durch die im Volksmund genannten Rosinenbomber.

Am 12. Mai 1949 hob die Sowjetunion die Blockade wegen nachteiliger Auswirkungen auf die Wirtschaft in ihrer Besatzungszone und auf Ost-Berlin auf. Dabei spielte auch der Wegfall des Handels mit den Westzonen eine Rolle.

2.3 Die Gründung Israels mit einem mutmaßlichen persönlichen Bezug

Am 14. Mai 1948 verlas David Ben-Gurion im Kunstmuseum von Tel Aviv die Unabhängigkeitserklärung Israels und begründete damit einen jüdischen Staat. Noch am gleichen Tag erkannte US-Präsident Harry S. Truman die Staatsgründung an. Die Unabhängigkeit trat am Ende des britischen Völkerbundmandats über Palästina um Mitternacht des gleichen Tages in Kraft. Die Anerkennung der Sowjetunion erfolgte drei Tage später.

David Ben-Gurion im Kunstmuseum - Bild von Government Press Office (Israel), CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons
David Ben-Gurion im Kunstmuseum – Bild von Government Press Office (Israel), CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Ausgangspunkt dieser Entwicklung war die Zusage der britischen Regierung in der sogenannten Balfour-Deklaration, die Juden bei der Errichtung einer nationalen Heimstätte in Palästina zu unterstützen.

Dies führte in der Folge zu erheblichen Konflikten zwischen den Arabern und Juden. Einen Tag nach der Gründung Israels brach ein von Terror, Flucht und Vertreibung begleiteter Krieg aus. Eine Allianz von Armeeeinheiten aus Ägypten, Syrien, Libanon, Transjordanien und dem Irak rückte in das ehemalige britische Mandatsgebiet ein und griff Israel an. Der Krieg endete mit einem Sieg Israels und der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsvertrages mit Ägypten am 24. Februar 1949.

Der Autor erblickte einige Wochen vor der Gründung des Staates Israel am 30. März 1948 in Herborn das Licht der Welt. Seine Eltern waren während des Dritten Reiches eng in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und in die Judenhilfe eingebunden. Sein Vater stand zudem in enger Beziehung zum Weltkriegsende in Europa am 8. Mai 1945.

Mehr hierzu können Sie im Artikel „Eine persönliche Familiengeschichte“ lesen.

700 Jahre vor seiner Geburt wurde am 26. April 1248 die von Ludwig IX. in Paris erbaute Sainte-Chapelle geweiht und am 15. August 1248 an Mariä Himmelfahrt der Grundstein des Kölner Doms gelegt. Schutzheiliger war wie bei der Weihe des ersten Doms im Jahr 873 der heilige Petrus. Einen Tag vor der Grundsteinlegung wurden die Reliquien der Heiligen Drei Könige überbracht. (vgl. https://www.erzbistum-koeln.de>magazin>Weihetag des Kölner Doms: Dreikönigswallfahrt zum Kirchweihfest, abgefragt am 31. Juli 2023)

Die Staatsgründung Israels fand genau drei Monate vor diesem Jahrestag im Jahr 1948 statt.

Foto: Die im Jahr 2000 entstandene Bronzeskulptur der judäischen Vater und Sohn Könige Asa und Yehoshafat, Nachkommen von König David, die am Eingang des Unabhängigkeitsparks in Tel Aviv steht - © Jochem Schäfer
Foto: Die im Jahr 2000 entstandene Bronzeskulptur der judäischen Vater und Sohn Könige Asa und Yehoshafat, Nachkommen von König David, die am Eingang des Unabhängigkeitsparks in Tel Aviv steht – © Jochem Schäfer

2.4 Der Marshallplan

Neben Frankreich und dem Vereinigten Königreich nahmen die westeuropäischen Staaten, die Mittelmeerländer Griechenland, Italien und die Türkei sowie Österreich am European Recovery Program teil. Die osteuropäischen Länder lehnten unter dem Druck der Sowjetunion diese Unterstützung ab.

Bis zum Ende des Wiederaufbauprogramms am 31. Dezember 1952 wurden von den USA rund 12,4 Milliarden Dollar bereitgestellt, von denen 1,5 Milliarden nach Deutschland flossen. Österreich und Deutschland mussten im Gegensatz zu den übrigen Staaten einen Teil der Hilfen zurückzahlen.

2.5 Die Entstehung des Grundgesetzes

Ein im Auftrag der Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder im August 1948 auf der Insel Herrenchiemsee im ehemaligen Augustiner-Kloster tagender Verfassungskonvent hatte die Aufgabe, einen Verfassungsentwurf auszuarbeiten. Das Ergebnis dieses Sachverständigengremiums diente dem vom September 1948 bis zum Mai/Juni 1949 in Bonn wirkenden Parlamentarischen Rat als Vorlage, der von den elf deutschen Länderparlamenten der drei Westzonen gewählt worden war.

Der Rat verabschiedete vier Jahre nach Weltkriegsende in Europa am 8. Mai 1949 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, das am 23. Mai 1949 verkündet wurde und einen Tag später in Kraft trat.

Mit ihren freiheitlichen Grundwerten, wie Glaubens- und Gewissensfreiheit, Versammlungsfreiheit und Vereinigungsfreiheit war die Paulskirchenverfassung von 1849, die nie rechtskräftig wurde, wegweisend sowohl für die Weimarer Verfassung als auch für das Grundgesetz.

Der Einzug des Vorparlaments in die Paulskirche am 21. März 1848, Frankfurt am Main
Der Einzug des Vorparlaments in die Paulskirche, Frankfurt am Main – zeitgenössisch kolorierte Lithografie von Jean Ventadour
(1822 – um 1880)

Gemäß Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz fand der abgebildete und den demokratischen Prozess in der Paulskirche eröffnende Einzug der Abgeordneten des Vorparlaments am 30. März 1848 und nicht wie an einigen anderen Stellen dargelegt erst einen Tag später statt. Umrahmt von zahlreichen schwarz-rot-goldenen Fahnen waren die Volksvertreter in Schwarz, die Bürgergarde in Blau und die Mitglieder von Turnvereinen, die die Delegierten flankierten, in Weiß gekleidet.

Zum Autor Jochem Schäfer

Der Verfasser ist Ministerialrat a.D. Im vergangenen Jahrhundert wirkte er neben seiner Arbeit als Bundes- und Landesbeamter bei agrar-, umwelt- und friedenspolitischen Ereignissen und Entscheidungen auf EG-Ebene in enger Zusammenarbeit mit EG-Ministerrat, EG-Kommission und Europäischem Parlament mit. Herausragend waren der Camp-David-Frieden zwischen Israel und Ägypten und die Öffnung der Berliner Mauer mit der deutschen Wiedervereinigung und der friedlichen Auflösung des Warschauer Pakts. In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre war er u.a. im EG-Agrarministerrat und an der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik bei der EG in Brüssel tätig. In den Jahre 1989/90 beriet er eine Task Force unabhängiger Sachverständiger bei der EG-Kommission zum Binnenmarkt- und grenzüberschreitenden Umweltschutz und nahm an Tagungen des EG-Umweltministerrats teil. Seine Webseite verweist auf seine Arbeiten als freier Schriftsteller: https://jochem-schaefer.jimdofree.com/

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Helfen Sie uns und bewerten Sie diesen Artikel.

Weil Sie diesen Beitrag nützlich fanden...

Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag für Sie nicht hilfreich war!

Lassen Sie uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Lesen Sie weitere Artikel auf Geschichte-Wissen