Dean Martin: Der „King of Cool“ wäre 100

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Er stammt aus einfachsten Verhältnissen, hat die englische Sprache erst sehr spät gelernt - und wurde trotzdem zur US-amerikanischen Entertainerlegende, zum „King of Cool“: Heute hätte Multitalent Dean Martin seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Boxer, Stahlarbeiter, Milchmann

Martin - Taufname Dino Crocetti - wurde als zweiter Sohn einer italienischen Einwandererfamilie in Steubenville im US-Bundesstaat Ohio geboren. Bis zu seinem fünften Lebensjahr sprach er nur einen „Abruzzendialekt“, sagte Martin später einmal.

Englisch lernte er zunächst in der Schule und, nachdem er seine Ausbildung abgebrochen hatte, in den 1940er Jahren von seiner ersten Ehefrau Elizabeth Anne „Betty“ McDonald.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Martin bereits seine professionelle Karriere als Sänger gestartet. Zuvor verdingte er sich unter anderem als Boxer im Ring, als Stahlarbeiter, Milchmann, Alkoholschmuggler für den örtlichen Ableger der Cosa Nostra und als Groupier in illegalen Casinos.

Aus Crocetti wird Martin

Im November 1939 hatte Martin - damals noch als Dino Martini - sein erstes Engagement als Sänger der Band of Romance von Ernie McKay. 1942 schließlich, noch vor Geburt seines ersten Kindes, änderte er seinen Namen auf Dean Martin.

Dean Martin und Jerry Lewis, 1955

AP

Jerry Lewis (r.) und Martin

In den 1940ern ging es mit Martins Gesangskarriere zuerst bergauf, ehe er in die Pleite schlitterte. 1946, just im Jahr, in dem er seine Insolvenz verkündete, traf er auf den damals unbekannten Komiker Jerry Lewis. Als Martin & Lewis stiegen sie zum Comedyduo des Jahrzehnts auf.

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Multitalent in allen Bereichen

Martins Aktionsradius beschränkte sich keineswegs auf den komödiantischen Bereich. Als Schauspieler reüssierte er nicht nur im Western „Rio Bravo“, sondern auch in ernstaften Rollen, etwa im Kriegsdrama „Die jungen Löwen“.

Dean Martin in "Rio Bravo", 1958

AP

Martin in „Rio Bravo“

1965 erhielt Martin zudem seine eigene Fernsehshow, in der er Witze riss und mit prominenten Gästen Gesangeinlagen zum Besten gab. Sein Moderationsstil und sein Hang, weite Strecken der Sendung aus Zeitnot zu improvisieren, trugen zu Martins Ruf als „King of Cool“ bei.

Auch musikalisch feierte Martin große Erfolge. Am Anfang seiner Karriere kopierte er noch Bing Crosby, ehe er sich stilmäßig emanzipierte und mit seiner Baritonstimme Hits wie „That’s Amore“ (wobei Martin die Zeile „When the moon hits your eye like a big pizza pie“ hasste) und „Everybody Loves Somebody (Sometimes)“ zum Besten gab. Zudem war Martin Mitglied des „Rat Pack“, einer Truppe von Entertainern um Frank Sinatra.

Jovial und doch verschlossen

Privat war Martin das genaue Gegenteil seines charismatischen Bühnen-Ichs. Mitstreiter beschrieben ihn als still und in sich gekehrt. Enge Vertraute hatte er kaum, auch seine Ehefrauen taten sich teilweise schwer, zu ihm durchzudringen.

Um die 1.500 Affären werden Martin nachgesagt, aus ihnen und den Ehen des Entertainers gingen insgesamt sechs Kinder hervor. „Die Frauen lieben mich, weil ich jede streichle, als ob sie meine letzte wäre“, soll er einmal gesagt haben.

Martins berüchtigter Alkoholkonsum - sein Verbrauch lag angeblich bei bis zu 1.000 Flaschen Whiskey jährlich - trug viel bei zu seinem gesundheitlichen Verfall in den 1980er Jahren. Nach dem Tod seines Lieblingssohns Dean 1987 verfiel Martin zudem in eine schwere Depression. Bei seinen letzten Auftritten Ende der 1980er Jahre konnte er nicht mehr an alte Größe anschließen. 1991 wurde bei Martin Alzheimer diagnostiziert, zwei Jahre später Lungenkrebs. Er starb am ersten Weihnachtstag 1995 im Alter von 78 Jahren.