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Der Weltstar starb mit vielen Schulden

Teure Operationen, hohe Unterhaltskosten und gefloppte Konzerte: Warum die Knef pleite war

Der Weltstar Hildegard Knef legte eine kometenhafte Karriere hin. Als Schauspielerin, Sängerin und Bestseller-Autorin. Der Erfolg führte sie zum Broadway, nach Hollywood, zu Glanz und Gloria. Der Ruhm ist Hildegard Knef geblieben. Doch die Millionen, die sie verdiente, sind verschwunden. Freunde gaben Finanzspritzen, Kollegen sammelten Spenden. Einmal musste sogar die Sozialhilfe einspringen, die Miete vorstrecken.

Immer wieder kursierte das Gerücht, die Knef habe finanzielle Schwierigkeiten. Immer wieder wurde spekuliert, was mit dem vielen Geld (die Rede ist von 35 Millionen Mark innerhalb der letzten 50 Jahre) passiert ist. Bis ihr dritter Ehemann Paul von Schell 1996 bekannte: „Wir sind pleite.“ Hildegard Knef selbst hat es zeitlebens abgelehnt, über Geld zu reden. Nicht nur, weil es nicht ihr Stil war. Auch, weil es sie an die vielen schrecklichen Erfahrungen mit Managern erinnerte, die sie betrogen und sich mit Millionen ins Ausland abgesetzt hätten. Als Künstlerin, die nach eigenen Angaben nicht gut rechnen konnte, war ihr das Thema Geld und dessen Verwaltung eher eine Last. Ein guter Ausgangspunkt für all die, die vom Erfolg der Hilde Knef mit profitieren wollten.

Abgesehen von denen, die sich die privaten Taschen vollmachten, floss sehr viel Geld in die vielen Krankenhausaufenthalte mit fast 60 Operationen, die Hilde Knef damals noch über ihre private Krankenkasse bezahlte. Die Pflege ihrer Tochter Christina Antonia „Tinta“ (aus der zweiten Ehe mit David Cameron), die durch einen Geburtsschaden an den Hüften behindert war. 16 Jahre lang, so heißt es, habe Hildegard Knef dafür jährlich um die 150000 Mark hinlegen müssen. Ihr Aufenthalt in Amerika (die Knef lebte 1947 bis 1950 in Los Angeles, 1982 bis 1989 in Hollywood) soll pro Jahr über 200000 Mark gekostet haben - für Umzug, Miete, Privatschule der Tochter und Lebensunterhalt. Film- und Fernsehangebote waren in dieser Zeit eher spärlich, der Hexen-Horrorfilm mit David Hasselhoff sogar ein Flop. Die größte Pleite aber, so erzählte Paul von Schell, sei die sogenannte Monster-Konzert-Tournee von 1980/81 durch deutschsprachige Länder gewesen. „Wir mussten die Tournee mit 250000 Mark aus eigener Kasse stützen, weil sich der Manager mit einem Star wie Hilde total übernommen hatte. Bei 70 Konzerten hat sie nur zweimal ihre Gage bekommen“, sagte von Schell. Die Kosten aber liefen weiter.

In der gleichen Zeit lief Hildegard Knefs Plattenvertrag aus, der jedes Jahr 100000 Mark brachte. Das einzige, was hereinkam, waren die Buch-Tantiemen („Der geschenkte Gaul“, „Das Urteil“, „So nicht“) und Gema-Gebühren von Schallplatten (z.B. „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“). Alles in allem werden die mit etwa 200000 Mark jährlich angegeben. Paul von Schell: „Damit stopften wir jahrelang nur Löcher zu.“ Als er Hilde Knef 1976 kennenlernte, waren noch 1,8 Millionen Mark Vermögen vorhanden. Zwölf Jahre später sei alles weg gewesen: „Wir hatten nicht eine müde Mark mehr.“ Freunde borgten Geld, andere gaben Kredite, Kollegen und Bekannte sammelten Spenden. Der Paul-Klinger-Sozialverein für Künstler in Not schenkte Hilde Knef einen Scheck über 15000 Mark, „damit wir in München eine Wohnung beziehen konnten.“

Immer wieder hofften Paul von Schell und Hildegard Knef an den ehemaligen Erfolg des Weltstars anknüpfen und neues Geld verdienen zu können. Um die Schulden zu bezahlen. Vor allem die beim Finanzamt. Weil einige Manager für Hilde Knef lange keine Steuern abführten, kamen Säumniszuschläge hinzu, die die Steuerschulden ins Immense steigerten. Aber die angeschlagene Gesundheit von Hildegard Knef hinderte den großen Star, ihre vielfältigen Begabungen zu Geld zu machen.

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