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"Lieber Christian...": Süße Briefe an Wulff: So hemmungslos schmeichelte sich Maschmeyer ein
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Geld Macht Politik - Das Beziehungskonto von Carsten Maschmeyer, Gerhard Schröder und Christian Wulff von Wigbert Löer und Oliver Schröm erschien im Droemer-Verlag
Droemer-Verlag "Geld Macht Politik - Das Beziehungskonto von Carsten Maschmeyer, Gerhard Schröder und Christian Wulff" von Wigbert Löer und Oliver Schröm erschien im Droemer-Verlag
  • FOCUS-online-Redakteurin

Carsten Maschmeyer ist stolz auf sein enges Verhältnis zu mächtigen Politikern wie Christian Wulff. Ein neues Buch zeigt nun, wie viel der frühere AWD-Chef wirklich auf dieses „Beziehungskonto“ einzahlte – und wie hemmungslos er sich bei Wulff einschleimte.

Letztlich war es Carsten Maschmeyer, mit dem der ganze Ärger für Christian Wulff losging. Hatte der spendable Unternehmer dem Politiker Geld für den Kauf seines Klinkerhauses in Großburgwedel geliehen? Der Verdacht war ebenso hartnäckig wie falsch – und führte auf Umwegen schließlich zum Rücktritt des Bundespräsidenten.

Zwar stammte der Kredit von jemand anderem. Doch bei ihren Recherchen waren Journalisten auf so viele Merkwürdigkeiten im Verhältnis von Wulff zu seinen reichen Freunden gestoßen, dass dieser sich nicht als Staatsoberhaupt halten konnte.

Prinzip des Gebens und Nehmens

Viele dieser Merkwürdigkeiten hängen mit dem einstigen Chef des Finanzvertriebs AWD zusammen. Das Buch „Geld Macht Politik“ zeigt nun, wie zielstrebig sich Maschmeyer an den CDU-Politiker heranwanzte - und wie gekonnt er das Prinzip des Gebens und Nehmens durchsetzte. Die „Stern“-Journalisten Wigbert Löer und Oliver Schröm haben mit der Hilfe von Whistleblowern Tausende Dokumente über das Wirken des Carsten Maschmeyer zusammengetragen.

Der Selfmade-Millionär versteht sich glänzend darauf, die Bedürfnisse von Leuten zu erkennen und zu befriedigen. Bei Christian Wulff scheint er das Streben nach Anerkennung als elementares Bedürfnis ausgemacht zu haben.

Ein Vorbild für Sportler und Manager

„Wir können nur erahnen, mit wie viel Begeisterung, Kraftanstren­gung, Siegeswillen und Beharrlichkeit Sie Ihr Ziel, Minister­präsident zu werden, erreicht haben“, zitieren die Autoren aus einem Brief, den Maschmeyer nach der niedersächsischen Landtagswahl an Wulff diktierte. Er gratuliert darin nicht nur zum „grandiosen Wahlsieg“, sondern schmeichelt dem CDU-Politiker weit darüber hinaus: „Viele Sportler können sich Sie im Bezug auf Ihren Einsatz zum Vorbild nehmen, und viele Manager würden mit solchen Eigenschaften bessere Zahlen in ihrem Unternehmen erreichen.“

Von Anfang an etabliert Maschmeyer demnach ein Prinzip, das er selbst als „Beziehungskonto“ bezeichnet. Darauf müsse man zunächst viel einzahlen, um später davon abheben zu können. Es sei „ein Bild dafür, dass man mit Kontakten in gewissen Phasen beruflich besser vorankommt".

Video: Wulff-getestet: Maschmeyer verkauft seine Villa auf Mallorca 

Das Konzept geht auf

Schon bald geht das Konzept auf. Im selben Jahr kritisiert der neue niedersächsische Ministerpräsident Wulff zur besten Sendezeit in der ARD-Talkrunde von Sabine Christiansen die Komplexität der Riester-Rente - und stützt sich dabei ganz offen auf Maschmeyers Firma: „Die Firma AWD in Hannover hat vor einem Jahr gesagt: ‚Wir können daran nichts verdienen, deswegen bieten wir das Angebot nicht an.‘ Und die Leute wollen es nicht wählen, weil es ih­nen zu kompliziert ist.“

Für diesen Auftritt überschüttet ihn der AWD-Chef regelrecht mit Lob. In einem Brief bedankt er sich den Autoren zufolge bei Wulff, dass dieser seine Meinung „im konkreten Zusammenhang mit AWD“ so deutlich geäußert habe. Und weiter: „Es ist schön, wenn ein Ministerpräsident Unternehmen aus seinem Land zur besten Sendezeit erwähnt.“

„Eine große Freude und Ehre“

Als Wulff ihm 2004 bei einem Marketingprojekt für AWD (die Umbenennung der Bremer Stadthalle in AWD-Dome) unterstützend zur Seite steht, bedankt sich Maschmeyer erneut euphorisch für die „enorme Unterstützung“. „Gestern habe ich nun in Bremen erlebt, was es bedeutet, wenn Sie ein gutes Wort für ein Unternehmen einlegen.“

Und der ADW-Chef legt noch einen drauf: „Gleichzeitig war es eine große Freude und Ehre, am Montag mit Ihnen zu Mittag gegessen zu haben. (…) Ihre Souveränität und Ihr Fleiß imponieren nicht nur den Bürgern in Niedersachsen, sondern auch den Wählern – auch über die Landesgrenzen hinaus“, wird in „Geld Macht Politik“ aus dem Brief zitiert.

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