Wulff im Club der Superreichen
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Wulff im Club der Superreichen

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Hatte bei der BW-Bank gut lachen: Christian Wulff.
Hatte bei der BW-Bank gut lachen: Christian Wulff. © Getty Images

Es gibt ein Geschäftsfeld der BW-Bank, das ausschließlich für Superreiche eingerichtet ist. Bundespräsident Christian Wulff wurde in den Club der Superreichen aufgenommen – obwohl er kein großes Vermögen hatte, sondern Geld leihen wollte.

Von Matthias Thieme

Wer vom sogenannten Wealth-Management der BW-Bank betreut wird, sollte mindestens drei Millionen Euro haben. Das sagte der frühere BW-Bank-Chef Joachim Schielke. Mindestens drei Millionen Euro zum freien Anlegen.

Wer nur millionenschwere Immobilien besitzt, ist für das Wealth-Management der BW-Bank nicht vermögend genug. Man kümmere sich nur um Kunden mit „komplexem Vermögen“, wirbt die Bank. Bundespräsident Christian Wulff wurde in den Club der Superreichen aufgenommen – obwohl er kein großes Vermögen hatte, sondern nur Geld leihen wollte.

Wulffs Einkommen "zu niedrig" für den Club

Im Jahr 2010 hat Wulff laut niedersächsischer Staatskanzlei zwölf Monatsgehälter von rund 13.522 Euro erhalten, hinzu kommt noch ein Familienzuschlag und eine Vergütung als Mitglied des Aufsichtsrats von Volkswagen (6200 Euro) – insgesamt knapp 170.000 Euro Jahreseinkommen. Seine Bezüge als Bundespräsident betragen aktuell 199.000 Euro im Jahr – damit wäre er noch lange kein Kandidat für das Wealth-Management.

Die BW-Bank bestätigte, dass Wulff dennoch als „gehobener Privatkunde“ betreut wurde. .Aber warum? „Das ist nur mit einem Amtsbezug erklärbar“, sagt der Grünen-Fraktionschef aus Niedersachsen, Stefan Wenzel, und fordert Aufklärung.


Kundenkreis nicht festgelegt

Zur Zielgruppe des Wealth-Managements gehören laut Bank „einkommensstarke“ Kunden, „weitreichende Familienverbünde“ und Personen mit äußerst positiver „Potenzialvermutung“. Aber der Kundenkreis sei „nicht final definiert“, so die Bank.

Final undefiniert scheint auch die Frage nach Wulffs Sicherheiten: Außer Wulffs Haus in Burgwedel habe man keine Sicherheiten, so die Bank. Wulff hatte im Fernsehen dagegen von mehreren Immobilien als Sicherheit gesprochen – ihm gehört noch ein Tankstellengrundstück. Auch solche Vermögenswerte könnten die Bonität beeinflussen, sagt die Bank nun.

Vorstand nicht über Wulffs Kredit informiert

Wulff dürfte aber der erste Mensch sein, der es mit einem Tankstellengrundstück in der Provinz zum Wealth-Management-Kunden der BW-Bank schafft. Entgegen allen Gepflogenheiten bei prominenten Neukunden wurde zudem der Vorstand über Wulffs Kredit nicht informiert. BW-Bank-Vorstand Peter Haid soll erst nach Auszahlung des Kredits an Wulff am Rande einer Sitzung über den Neukunden Wulff geplaudert haben, heißt es aus der Bank.

Rund 4 Milliarden Euro von 2800 hochvermögenden Kunden betreut die Sparte der BW-Bank – jährlich kommen 500 Millionen Euro dazu. Ein hochsensibles Geschäft, das jetzt wegen Wulff in Verruf gerät. Manche Millionäre rümpfen schon die Nase, heißt es im Ländle. Und die Normalkunden protestieren sowieso gegen Wulffs Vorzugsbehandlung.

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