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AUTOR/IN
Jessica Brandt
Jessica Brandt (Foto: SWR3, Niko Neithardt)
REDAKTEUR/IN
Kira Urschinger
Kira Urschinger (Foto: SWR3)

Selten ist ein Politiker so schnell aufgestiegen wie der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff – um noch schneller und tiefer zu fallen. Politischer Todesstoß letztlich durch eine Nachricht auf einer Mailbox und vielleicht auch ein Bobbycar. Aber was ist damals geschehen und wer ist Christian Wulff wirklich? Hier beginnt die Reise in einen unvergleichlichen Polit-Krimi.

Christian Wulff war Bundespräsident, der höchste Repräsentant des Staates – kein Amt ist an so hohe moralische Anforderungen geknüpft, er soll so etwas sein wie der moralische Kompass der Nation. Das Problem: Irgendwann wollte ihm diese Vorbildfunktion keiner mehr zugestehen – zu viel ist im Verlauf der Affäre passiert.

Der Fall des Christian Wulff ist eine Geschichte voller Intrigen, einer medialen Hetzjagd und der ewigen Frage: Wie glaubwürdig war und ist dieser Mann, der anfangs als jüngster Bundespräsident mit seiner Frau bejubelt wurde wie DAS neue Glamourpaar, um kurze Zeit später mit sich täglich überbietenden Schlagzeilen ins Bodenlose zu stürzen – oder hat man ihn doch vielleicht sogar gezielt hinein getreten?

Die „kriminalistische“ Geschichte des Christian Wulff im investigativen SWR3-Podcast

Nur 598 Tage lang hatte Wulff das Amt des Bundespräsidenten inne, nie gab es eine kürzere Amtszeit und trotzdem ist es vermutlich der Bundespräsident, den die meisten von uns nie vergessen werden, denn er wurde politisch und gesellschaftlich zerlegt wie kaum jemand zuvor – von der Politik, der Öffentlichkeit, den Boulevard-Medien.

Zehn Jahre später forschen wir nach: Wie gerecht oder gerechtfertigt war die wohl beispiellose öffentliche Jagd auf Christian Wulff, bei der auch in der angeblichen Vergangenheit seiner Frau herumgewühlt wurde? Im investigativen SWR3-Podcast begeben sich die SWR-Hauptstadtkorrespondenten Christopher Jähnert und Kilian Pfeffer mit euch auf die Suche nach der Wahrheit im Wirrwarr von Intrigen, allseitigen Vorwürfen und moralischen Ansprüchen, denen vielleicht auch niemand in dieser Geschichte so ganz gerecht werden konnte.

Wulffs verheerende Nachricht auf der Mailbox

Zehn Jahre zurück, 12. Dezember 2011. „Da ist jetzt […] der Rubikon […] überschritten“, gemeint ist: Wenn ihr das tut, dann gibt es keinen Weg zurück – das ist der Schlüsselsatz aus der wohl berühmtesten Mailbox-Nachricht Deutschlands. Gesprochen von Christian Wulff. Da ist er noch der Bundespräsident, aber vermutlich war mit dieser Nachricht sein politisches Schicksal endgültig besiegelt – gut zwei Monate später tritt er zurück. Denn der Empfänger der Nachricht ist kein geringerer als Kai Diekmann, damals Chefredakteur der „Bild“.

„Rubikon überschritten“ – kein Weg zurück mit der Bild-Zeitung

Der Grund für die Aufregung: Die Boulevard-Zeitung plant einen Artikel über einen Kredit, den Wulff für ein Einfamilienhaus bekommen hat. Bewilligt von der Frau eines befreundeten Unternehmers. Es geht darum, ob der Bundespräsident da die Wahrheit gesagt hat – oder ob etwas vertuscht werden sollte. Mit der Nachricht kommt noch etwas obendrauf: Wollte Wulff Einfluss auf die Presse nehmen, die Berichterstattung gar verhindern? Die Geschichte explodiert, die Medien toben, die Flagge der in Deutschland auch geschichtlich so wichtigen Pressefreiheit wird gehisst, der Druck auf Wulff wächst, die Schlacht spitzt sich zu, irgendwann in Details: Plötzlich fragen sich manche Medien sogar, ob er ein Bobbycar für die Kinder selbst gekauft hat – oder ob das nicht vielleicht sogar Korruption war.

Der ehemals gefeierte junge Bundespräsident verliert alles, als er zurücktreten muss – ist das die verdiente Rechnung für politisches und moralisches Versagen oder war und ist er Opfer eines Krimis, in dem er von anderen zur unrühmlichen Hauptfigur gedrängt wurde?

Der SWR3-Podcast: 50 Stunden Interview-Material für den Polit-Krimi

Exakt zehn Jahre nach der legendären Mailbox-Nachricht, die Wulff aus Kuwait verschickt, „bin gerade auf dem Weg zum Emir“, veröffentlicht SWR3 einen exklusiven Podcast gemeinsam mit dem SWR-Hauptstadtstudio Berlin. In sieben Teilen nehmen wir euch mit auf die Reise in einen unvergleichlichen Polit-Krimi und zeigen, wie die verschiedenen Protagonisten die Wulff-Affäre erlebt haben.

Das Podcast-Team hat dafür monatelang recherchiert, mehrfach und exklusiv mit Christian Wulff gesprochen, mit weiteren Politikern, Medien-Experten und Journalisten – unter ihnen: Kai Diekmann. 

Wie lange hat die Produktion des Wulff-Podcast gedauert?

Von der Idee bis zum fertigen Podcast vergingen etwa fünfzehn Monate. Kilian Pfeffer sagt: „Wir haben mit Christian Wulff, dem ehemaligen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann und vielen anderen gesprochen – Zeitzeugen, Politikerinnen und Politikern, Journalistinnen und Journalisten.“

Wie viele Gespräche gab es mit Wulff?

Insgesamt haben sich Christopher Jähnert und Christian Wulff dreimal getroffen: ein langes Kennenlerngespräch sowie zwei Termine für die Interviews, die jeweils rund zwei Stunden dauerten.

Das hat ihn ziemlich erschöpft, sich nochmal auf die Reise in seine eigene Vergangenheit zu begeben. Und quasi nochmal zu durchleben, was er damals als große Demütigung und als riesige Ungerechtigkeit empfunden hat.

Wulff-Podcast-Veröffentlichung: Christian Wulff

Seit 12.12.2021 könnt ihr den exklusiven SWR3-Podcast euch hier anhören.

Neuer SWR3-Podcast! Teaser: Christian Wulff – der Fall des Bundespräsidenten

Christian Wulff – der Fall des Bundespräsidenten gibt es ab dem 12.12.2021 auf SWR3.de, der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

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