Lindner im Interview: „Als Finanzminister kann ich es niemandem recht machen“ - FOCUS online
  1. Nachrichten
  2. Politik
  3. Deutschland
  4. Lindner im Interview: „Als Finanzminister kann ich es niemandem recht machen“

Christian Lindner im FOCUS-Interview: Als es um Milliarden-Schulden geht, räumt Lindner ein „Dilemma“ ein
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Christian Lindner, Bundesminister der Finanzen, Deutschland, Berlin, Abschluss des Forschungsprojekts Treuhand des Inst
IMAGO/Metodi Popow Christian Lindner.

Mit FOCUS sprach der FDP-Chef über seine Hochzeit und Glaubensfragen, warnte vor „brandgefährlichen“ Steuerexperimenten und lobte die Fähigkeit zur Selbstkritik.

Kaum einer in der Bundesregierung musste mehr einstecken im ersten Jahr der Ampel-Koalition, kaum einer verbuchte in dieser Zeit heftigere Wahlschlappen: Christian Lindner, Bundesfinanzminister und FDP-Chef zugleich, hat seine Partei bei gleich vier Landtagswahlen dieses Jahr abstürzen sehen. Im Saarland und in Niedersachsen schaffte man es nicht mal ins Landesparlament.

Die Wähler straften den Kurs der Liberalen zwischen Rot und Grün ab, fremdeln mit den ungeliebten neuen Polit-Partnern und mahnen gebrochene Wahlversprechen an.

Doch das zumindest lässt Lindner nun im großen FOCUS-Gespräch nicht auf sich sitzen: „Es wäre nicht nur Ideologie, sondern auch ökonomisch unsinnig, wenn ich mich als Finanzminister notwendigen Entlastungen verweigern würde, nur weil das FDP-Wahlprogramm 2020 diese Lage nicht vorhersehen konnte.“

Das ganze Interview mit Christian Lindner finden Sie am Samstag im FOCUS Magazin

Das ganze Interview mit Christian Lindner finden Sie am Samstag im FOCUS Magazin
FOCUS
Außerdem im neuen Heft:

+ Ai Weiwei: Der Künstler und Dissident über die Proteste in China

+ Peter Handke: Der Nobelpreisträger wird 80. Eine Würdigung

Hier geht es zum aktuellen Magazin

Lindner räumt ein, dass er in einem Dilemma steckt

Lindner weiter: „Wir können die Menschen mit ihren wirtschaftlichen Sorgen nicht alleinlassen.“ Auf die Milliarden-Schulden, die er in den vergangenen Monaten aufnehmen musste, sei er „gewiss nicht stolz“.

Aber sie seien „für die Strom- und Gaspreisbremse nötig. Wir würden sonst das aufs Spiel setzen, was dieses Land sich über Jahrzehnte erarbeitet hat.“ Steuererhöhungen lehnt er indes weiter ab. Die „wären ein brandgefährliches Experiment. Das schließe ich aus.“

Anderseits weiß der 43-Jährige, dass er in einem „Dilemma“ steckt, wie er gegenüber FOCUS nun freimütig einräumte.

„Natürlich habe ich lange abgewogen, welche Strategie zur Konsolidierung des Staatshaushaltes ich einschlage. Und natürlich muss ich mit Kritik umgehen, die man nicht einfach mit Selbstgewissheit vom Tisch wischen sollte.“ Er sei „aber überzeugt, dass dieser Weg zum Ziel führt“.

„Als Finanzminister kann ich es niemandem recht machen"

Bei der nächsten Bundestagswahl könnten „die Bürgerinnen und Bürger über meine Politik urteilen“, so Lindner, der sich gegenüber FOCUS auch selbstkritisch zeigt.

„Als Finanzminister kann ich es kraft Natur der Sache niemandem recht machen, denn die Ressourcen sind nun mal endlich. Also ist ständige Kritik mein Begleiter“, bilanziert der FDP-Mann nach dem ersten Ampel-Jahr.

Das koste angesichts von Krieg und Krise viel Kraft, „physisch, seelisch und intellektuell. Die zeitliche Inanspruchnahme ist fast grenzenlos und die Tragweite der Entscheidungen enorm.“

Das Ziel, nachts wenigstens sechs Stunden Schlaf zu bekommen, sei nicht immer zu schaffen. Das Regierungsamt lehre ihn zudem „trotz des großen Einflusses vor allem Demut, weil oft eine Restunsicherheit bleibt: Wie sieht das Brüssel? Was meinen die Kapitalmärkte? Wo stehen die Koalitionspartner?“ Mut zur Entscheidung habe er immer schon gehabt, aber erst „die wachsende Demut bringt die Seele in Balance“.

Lindner lässt das Thema Religion nicht los

Fürs Private hat Lindner da nicht mehr viel Zeit, wenn man von seiner opulenten Hochzeit mit der TV-Journalistin Franca Lehfeldt im Sommer auf Sylt absieht. Würde er das Event aus heutiger Sicht anders gestalten?

„Das war kein Event, sondern ein privates Lebensereignis.“ Und auf FOCUS-Nachfrage, ob’s nicht ein bisschen stiller gegangen wäre, lachte Lindner: „Als Politiker muss man wohl hinnehmen, dass einem selbst für die eigene Hochzeit von Journalisten Zensuren erteilt werden.“

Obwohl beide Ehepartner längst aus der Kirche ausgetreten sind, ließ sich das Paar dann kirchlich trauen. Lindner lässt das Thema Religion offenbar nicht los: „Wer wie ich mit 18 Jahren aus der katholischen Kirche austritt, verabschiedet sich nicht automatisch von jeder Form von Spiritualität. Ich habe meinen Amtseid als Bundesfinanzminister ja auch mit Gottesbezug geleistet. In meiner Familie gibt es übrigens fast nur protestantische Linien.“

Politik ist für Lindner keine Droge

Auf die Frage, ob er eventuell wieder eintreten und dann womöglich konvertieren wolle, wurde der Politiker dann aber doch einsilbig: „Das ist nichts für die Öffentlichkeit.“ Ein Dementi klänge zumindest anders.

Ohnehin sei Politik für ihn keine Droge – und ein Leben ohne sie durchaus denkbar: „Wenn ich aus der Spitzenpolitik als Regierungsmitglied und Parteivorsitzender ausscheide, dann kann meine Frau sich stärker auf ihre Karriere konzentrieren“, verriet Lindner. „Sie ist im ersten Drittel, ich bin schon im mittleren Drittel meiner Karriere.“

Gegenüber FOCUS gab er dann noch ein paar TV-Tipps (auch für Leute, die menschliche Abgründe nicht nur in der Politik interessieren). Er verriet, was Partei-Kollege Wolfgang Kubicki ihm bedeutet und wieso er unbedingt noch das „kleine Reitabzeichen“ absolvieren will. Das ganze Interview finden Sie hier.

Andere Leser interessierte auch:

„Niemand ist integriert, der nur Rechte für sich beansprucht“

FOCUS online „Niemand ist integriert, der nur Rechte für sich beansprucht“
Zum Thema
Von Xi Verfolgter gibt zu: Auch als ich nicht mehr in China war, hatte ich Angst

Beitrag unseres Partnerportals „Economist“

Von Xi Verfolgter gibt zu: Auch als ich nicht mehr in China war, hatte ich Angst

Frust eines Intensivpflegers: „Viele haben einfach die Schnauze voll!“

Dramatische Lage in Kliniken

Frust eines Intensivpflegers: „Viele haben einfach die Schnauze voll!“

Der weiße Europäer als Bösewicht der Geschichte? Da sagen die Fakten aber was anderes

Die FOCUS-Kolumne von Jan Fleischhauer

Der weiße Europäer als Bösewicht der Geschichte? Da sagen die Fakten aber was anderes

Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Heißer Vorschlag: Soll dieses Ex-Bayern-Juwel Can Uzun beim FCN ersetzen?

Heißer Vorschlag: Soll dieses Ex-Bayern-Juwel Can Uzun beim FCN ersetzen?

Grünen-Politiker will Einigung zu Sicherheitsgewerbe-Gesetz

Bundesregierung

Grünen-Politiker will Einigung zu Sicherheitsgewerbe-Gesetz

Lindner tritt gegen Merkel nach: „Gelder verteilt und Subventionen erfunden“

Finanzminister im FOCUS-Interview

Lindner tritt gegen Merkel nach: „Gelder verteilt und Subventionen erfunden“

Franca Lehfeldts Brautkleid: Designerin schwärmt von Lady Di

Lindner Hochzeit im Newsticker

Franca Lehfeldts Brautkleid: Designerin schwärmt von Lady Di