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Feldherren in Moskau und Kiew: In der Ukraine entbrennt Duell zwischen dem „Eisernen“ und „General Armageddon“
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FOCUS online/Wochit In der Ukraine entbrennt Duell zwischen dem „Eisernen“ und „General Armageddon“

Das Wichtigste

  • Kurz vor den jüngsten verheerenden Angriffen hat Kremlchef Putin einen neuen Oberkommandierenden der russischen Truppen in der Ukraine ernannt.
  • Surowikins Markenzeichen: Angst und Schrecken verbreiten.
  • Sein Gegenpart Saluschnyj in Kiew ist von einem anderen Schlag.
 

Zum Wochenbeginn hat Russland mit großflächigem Beschuss der Ukraine für Entsetzen gesorgt. Die Angriffe gelten nicht nur als weitere Eskalation Moskaus in dem Krieg - sie waren auch die erste aufsehenerregende Amtshandlung des neuen russischen Oberkommandeurs Sergej Surowikin. In Kiew steht ihm General Waleryj Saluschnyj an der Spitze der ukrainischen Streitkräfte gegenüber. Die beiden Männer verkörpern nicht nur unterschiedliche Ideologien, sondern auch gegensätzliche militärische Schulen.

„General Armageddon“: Sergej Surowikin

Der russische Kommandeur Sergej Surowikin
dpa Russland, Moskau: Der damalige Kommandeur der russischen Streitkräfte in Syrien, Generaloberst Sergej Surowikin, spricht bei einem Briefing in Verteidigungsministerium in Moskau.
 

Die Hardliner haben sich ein weiteres Mal durchgesetzt in Moskau. Der neue Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Ukraine, Sergej Surowikin, gilt als fähiger, aber auch als einer der härtesten und skrupellosesten Generäle Russlands.

Nach siebeneinhalb Monaten Krieg gegen das Nachbarland mit einer für Kremlchef Wladimir Putin mauen Bilanz soll es der 56-Jährige aus Nowosibirsk nun richten. Zuvor wurde schon in Syrien unter seiner Führung der Großteil des Landes für den moskautreuen Präsidenten Baschar al-Assad zurückerobert.

Nur zwei Tage nach der Ernennung fliegen die Raketen wieder

Der auch als „General Armageddon“ bekannte Militär zeigte sich dann direkt in seinem Element. Zwei Tage nach seiner Ernennung beschoss die russische Armee am Montag die Ukraine großflächig mit Raketen - selbst das Zentrum der Hauptstadt Kiew blieb nicht verschont. Insgesamt 20 Menschen starben, mehr als 100 wurden verletzt.

„Der erste Arbeitstag ist eine hervorragende Gelegenheit, um sich von seiner besten Seite zu zeigen. Mir scheint, ich komme mit der Aufgabe bestens klar“, zitierten russische Medien den General anschließend.

Die Geringschätzung von Menschenleben zieht sich wie ein roter Faden durch Surowikins militärische Karriere. Als kommunistische Putschisten 1991 Panzer auffuhren, um die Perestroika zu stoppen, schossen von den drei nach Moskau beorderten Divisionen einzig Soldaten von Surowikins Bataillon auf die Demonstranten - drei Menschen starben. Der damals junge Kapitän kam zunächst in Haft, wurde aber später freigelassen und sogar zum Major befördert.

Selbst eine Waffendiebstahl-Affäre kann Surowikins Aufstieg nicht stoppen

Selbst eine Affäre um Waffendiebstahl an der Militärakademie „Frunse“ konnte seine Karriere nicht stoppen. Die Bewährungsstrafe wurde später aufgehoben. Surowikin stieg innerhalb weniger Jahre zum Stabschef einer russischen Division in der Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan auf. Seine Einheiten galten einerseits als vorbildlich und diszipliniert - zugleich ließen Fälle von Rekrutenschinderei und zwei Suizide ihm untergeordneter Offiziere die Methoden Surowikins schon damals als zumindest fragwürdig erscheinen.

Im Jahr 2017 wurde er durch seinen Syrien-Einsatz im Kreml zum gefeierten Kriegshelden. Menschenrechtler werfen Surowikin brutale Luftangriffe - auch auf zivile Objekte wie Schulen und Krankenhäuser - vor. Ungeachtet dessen verlieh Putin ihm für seine Kriegsführung den Orden „Held Russlands“.

Die Ernennung Surowikins zum Oberkommandeur der Truppen im von Moskau weiter nur als „militärische Spezial-Operation“ bezeichneten Krieg gegen die Ukraine freut nun vor allem die kremlnahen Hardliner. Fürs Erste besänftigt sein dürften etwa der zuletzt mit dem Kriegsverlauf deutlich unzufriedene Machthaber der Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, oder der Chef der Söldnereinheit „Wagner“, Jewgeni Prigoschin. Letzterer bezeichnete Surowikin als „fähigsten Kommandeur der russischen Armee“.

Der russische Militär-Analyst Ruslan Pukhov fasst es gegenüber der „Financial Times“ wie folgt zusammen: „Er ist ein tougher Typ, der weiß, wie man einen Krieg führt. Er ist ein echtes Biest, nicht irgendein dummer, Vodka-trinkender Typ oder ein Pseudo-Intellektueller. Er ist ein echter Kämpfer, der sich auch mal traut, seinen Vorgesetzten die Wahrheit zu sagen.“

„Der Eiserne“: Waleryj Saluschnyj

Apr 24, 2022, Kyiv, Ukraine - Ukrainian Commander-in-Chief of Ukraine Armed Forces VALERIY ZALUZHNYI, left, attends a fa
IMAGO/ZUMA Press Der ukrainische General Waleryj Saluschnyj.
Surowikins Gegenpart in der Ukraine ist Waleryj Saluschnyj - im Volksmund auch ehrfürchtig der „eiserne General“ genannt. Anders als Surowikin ist der 49 Jahre alte Saluschnyj kein Newcomer in seiner Rolle in diesem Krieg. Bereits im Jahr 2021 - also noch vor dem russischen Einmarsch in sein Land - wurde er von Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte ernannt. Zuvor war er Kommandeur des Einsatzkommandos Nord.

Saluschnyj stand zwar schon an der Spitze der Streitkräfte, als der Ukraine nach dem russischen Überfall Ende Februar weite Teile entrissen wurden. Doch ebenfalls unter Saluschnyjs Führung gab die ukrainische Armee nicht nach, startete Gegenoffensiven und eroberte sich bereits größere Teile des besetzten Gebiets wieder zurück. „Wir werden jeden vernichten, der mit Waffen in unser Land kommt“, sagte der aus dem Gebiet Schytomyr stammende Militär erst kürzlich mit Blick auf die von Kremlchef Putin angeordnete Teilmobilmachung.

Die Vogue nennt Saluschnyj eine „legendäre Figur“

Mit dieser Entschlossenheit hat sich Saluschnyj auch international großen Respekt verschafft. Das „Time Magazine“ setzte ihn in diesem Jahr - neben Selenskyj - auf die Top-100-Liste der weltweit einflussreichsten Menschen. Die „Vogue“ nannte ihn eine „legendäre Figur“. Saluschnyj steht auch für die Abkehr der ukrainischen Armee von verkrusteten sowjetischen Strukturen und für ihre mit westlicher Hilfe erreichte Transformation in eine moderne Armee, die ihr Land selbst gegen eine Atommacht verteidigen kann.

Die kriegsgebeutelten Ukrainer wiederum schätzen Saluschnyj auch dafür, dass er immer wieder auch Menschlichkeit zur Schau trägt. Vielfach geteilt wurden in der Vergangenheit Fotos, die zeigen, wie der General sich über die Särge gefallener Soldaten beugt oder vor einer weinenden Mutter in die Knie geht. In sozialen Netzwerken gibt es eigene Saluschnyj-Fangruppen mit Tausenden Followern. In einem „Time“-Interview im Sommer sagte Saluschnyj, der auch für seine humorvolle Art bekannt ist: „Ich blicke oft zurück und frage mich: Wie habe ich mir das nur eingebrockt?“

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til/dpa
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