Nach Erdogan-Wahl: SPD-Politiker wirft Cem Özdemir „blanken Populismus“ vor
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„Was er sagt, ist absurd und unseriös“: SPD-Politiker wirft Özdemir nach Erdogan-Wahl „blanken Populismus“ vor

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Der SPD-Politiker Macit Karaahmetoglu hat Cem Özdemir (Grüne) nach der Wiederwahl von Recep Tayyip Erdogan zum türkischen Präsidenten „blanken Populismus“ vorgeworfen.

Bad Urach/Ludwigsburg - Die Hoffnungen waren groß in der Türkei, dass die Zeit des Autokraten Recep Tayyip Erdogan (AKP) vorüber ist. Doch am Sonntagabend (28. Mai) wurde klar: Der amtierende Präsident hat sich in der Stichwahl mit 52 Prozent der Stimmen gegen seinen Kontrahenten Kemal Kilicdaroglu (48 Prozent, CHP) durchgesetzt.

Somit haben sich die Türken zwar knapp, aber dennoch gegen die Sozialdemokratie entschieden. Und eben für den türkisch-nationalen Weg, den Erdogan bereits seit neun Jahren an der Spitze des Landes vorgibt. Trotzdem ist von einem Achtungserfolg die Rede, da mit solch einer Zustimmung für den Oppositionsführer Kilicdaroglu nicht zu rechnen war.

Cem Özdemir: „Wir haben im Umgang mit Putin gesehen, wozu das führt, wenn man sich eine Situation schönredet“

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der Sohn türkischer Gastarbeiter ist, bleibt allerdings kritisch und legt den Fokus dabei vor allem aufs Ausland: „Wir haben im Umgang mit Putin gesehen, wozu das führt, wenn man sich eine Situation schönredet.“ Weiter forderte er: „Die Zeitenwende, die wir Gott sei Dank endlich im Umgang mit Putin haben, die braucht es jetzt auch im Umgang mit türkischem Ultranationalismus, die braucht es jetzt auch im Umgang mit Fundamentalismus.“

Die Eltern von Cem Özdemir

Cem Özdemirs Vater wurde in der türkischen Stadt Pazar in der Provinz Tokat geboren und gehört der tscherkessischen Minderheit an. Im Jahr 1963 entschied er sich als Gastarbeiter nach Deutschland zu gehen und fand eine Anstellung in einer Textilfabrik im Schwarzwald. Später wechselte er zu einem Unternehmen, das Feuerlöscher herstellte.

Cem Özdemirs Mutter kam 1964 nach Deutschland und eröffnete eine eigene Schneiderei. Im August 2021 verstarb sie im Alter von 88 Jahren.

Klare Worte, die nicht bei jedem gut ankamen. So ärgerte sich zum Beispiel der SPD-Bundestagsabgeordnete Macit Karaahmetoglu gegenüber der Stuttgarter Zeitung darüber. Für ihn ist der Vergleich Erdogan mit Putin nämlich „blanker Populismus“: „Was Özdemir sagt, ist absurd und unseriös.“ Immerhin seien beim russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine Zehntausende zu Tode gekommen, weshalb man Putin mit Erdogan „nicht einmal ansatzweise“ vergleichen könne, so der SPD-Politiker. Karaahmetoglu forderte deshalb: „Wir müssen uns mit der Türkei arrangieren.“

Grünen-Politiker Cem Özdemir wird für seine Aussagen zur Türkeiwahl kritisiert.
Grünen-Politiker Cem Özdemir wird für seine Aussagen zur Türkeiwahl kritisiert. © Wolfgang Maria Weber/IMAGO

Karaahmetoğlu wirft Özdemir „Wähler“-Bashing vor

Zuletzt thematisierte Özdemir außerdem die vielen in Deutschland lebenden Türken, die ihre Stimme Erdogan gaben. Dafür machte er jedoch die Deutschen mitverantwortlich, denen es in der Vergangenheit nicht gelungen ist, auf die türkischen Mitmenschen zuzugehen: „Warum haben wir es uns nicht leichter gemacht? Den Migranten gesagt: ‚Das ist euer Land, bringt euch hier ein. Wir gestalten die Zukunft dieses Landes unabhängig von eurer Herkunft auf der Basis unseres großartigen deutschen Grundgesetzes – zusammen‘.“

Karaahmetoglu warf Özdemir derweil „Wähler“-Bashing vor und sagte: „Wir kritisieren dieses Wahlverhalten schon seit Jahren, ohne dass sich etwas ändert.“ Man müsse vielmehr fragen, „warum das so ist“.

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