Cem Özdemir im Porträt: Die Karriere des Landwirtschaftsministers
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Cem Özdemir privat und Karriere – das ist der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

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Cem Özdemir
Cem Özdemir © IMAGO / Political-Moments

Der Minister für Ernährung und Landwirtschaft ist kein gelernter Politiker, trat allerdings bereits mit 18 Jahren der Partei „Die Grünen“ bei. Wissenswertes über Cem Özdemirs Karriere.

München – Der am 21. Dezember 1965 im schwäbischen Bad Urach als Sohn von türkischen Einwanderern geborene Cem Özdemir schloss zunächst sein Studium der Sozialpädagogik ab, ehe er in der seine politische Karriere in der Partei Bündnis 90/Die Grünen startete. Özdemir gilt als lockerer und humorvoller, aber dennoch auch als fokussierter Politiker, der sich etwa aufgrund der aktuellen Energiekrise für die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse ausspricht. Auf seiner Website liefert Özdemir mit Humor mehrfach Beispiele dafür, wie er als Mensch „tickt“. Wie zum Beispiel: „Er ist zwar gut zu Fuß, aber eingewandert ist er dennoch nicht.“

NameCem Özdemir
Geburtsdatum21. Dezember 1965
GeburtsortBad Urach (Baden-Württemberg)
Größe1,81 Meter
ParteiBündnis '90/Die Grünen - Mitglied seit 1981
BerufErzieher, Studium der Sozialpädagogik
EhefrauPia Castro seit 2003 verheiratet
KinderTochter Mia (2006) und Sohn Vito (2010)

Cem Özdemirs Familie und Karriere

Seine Eltern lernten sich in Deutschland kennen. „Wenn man so will, ist Cem Özdemir ein Produkt des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens … Es gab damals in Deutschland eine ungeheure Nachfrage nach Arbeitskräften.“ Özdemir hat bereits vier Bücher veröffentlicht: Seine frühe Autobiografie „Ich bin ein Inländer“ (1997). Zwei Jahre später das Buch „Currywurst und Döner – Integration in Deutschland“ (1999). Im Jahr 2000 folgte das Buch „Deutsch oder nicht sein. Integration in die Bundesrepublik Deutschland“. Und 2008 sein erstes Jugendbuch unter dem Titel „Die Türkei. Politik. Religion, Kultur“. Özdemir ist mit der aus Argentinien stammenden Journalistin Pia Maria Castro verheiratet, ist Vater zweier Kinder und lebt in Berlin.

Nach der mittleren Reife an der Realschule in Urach ließ sich Cem Özdemir zunächst zum Erzieher ausbilden und schloss 1994 an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen in Reutlingen sein Studium der Sozialpädagogik ab. Nach dem Ende seines Studiums startete Özdemir seine Politik-Karriere, wurde Mitglied im Landesvorstand der Grünen in Baden-Württemberg. 1994 wurde er in den Deutschen Bundestag gewählt.

Vom Parteivorsitz zum Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

Im November 2008 wurde Özdemir Bundesvorsitzender der Grünen, blieb aber aufgrund seiner offenen und selbstironischen Art dennoch stets für alle Menschen „greifbar“. Kein Wunder, dass er schon bald auch von den Massenmedien „entdeckt“ wurde: Sein lockerer Humor samt schwäbischem Akzent machten ihn zu einem beliebten Polit-Talkshow-Gast. 2018 zog er sich vom Parteivorsitz und seinem Amt als Fraktionsvorsitzender zurück.

Bei der Bundestagswahl 2021 gewann Özdemir erstmals ein Direktmandant in seinem Stuttgarter Wahlkreis. Innerhalb der Ampel-Koalition unter Bundeskanzler Olaf Scholz übernahm er im Dezember 2021 das Amt des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft.

Özdemirs Start in die Karriere als Bundespolitiker

1981 beantragte er die deutsche Staatsangehörigkeit, die er nach dem Erreichen der Volljährigkeit im Alter von 18 Jahren erhielt. Im selben Jahr trat Cem Özdemir der Partei „Die Grünen“ bei (heute: Bündnis 90/Die Grünen). Dabei waren Ökologie und Nachhaltigkeit die Themen, die ihn als Jugendlicher politisiert haben – ob bei der Schülerzeitung an seiner Realschule, beim Verkauf von Dritte-Welt-Waren oder beim Einsatz für ein Recyclingkonzept in seiner Geburtsstadt.

Ein wichtiger Punkt in seinem Lebenslauf als späterer Politiker war der Erhalt der Ermstalbahn in Baden-Württemberg: Als man die Gleise der stillgelegten Strecke herausreißen wollte, protestiert er Mitte der 1980er Jahre mit Gleichgesinnten dagegen und organisiert Sonderfahrten. 1999 wurde die einst von so genannten Experten totgesagte Ermstalbahn tatsächlich auch wieder in Betrieb genommen. Weitere wichtige Punkte in seiner Karriere:

  • Zwischen 1989 und 1994 war Cem Özdemir Mitglied im Landesvorstand der Grünen in Baden-Württemberg, wo er heute im Kreisverband Stuttgart beheimatet ist.
  • 1994 wurde er als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er zwei Legislaturperioden lang bis 2002 angehörte.
  • Im Jahr 2003 war er als „Transatlantic Fellow“ beim US-Think Tank „German Marshall Fund of the US“ in Washington DC und Brüssel. In dieser Zeit befasste er sich mit den transatlantischen Beziehungen und mit der politischen Selbstorganisation ethnischer Minderheiten in den USA und Europa.
  • Von 2004 bis 2009 war Cem Özdemir Abgeordneter des Europäischen Parlaments (Die Grünen / Freie Europäische Allianz). Er war außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion und Vize-Präsident des CIA-Sonderausschusses (‚Nichtständiger Ausschuss zur behaupteten Nutzung europäischer Staaten durch die CIA für die Beförderung und das rechtswidrige Festhalten von Gefangenen‘).
  • Von 2008 bis Januar 2018 war Cem Özdemir Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.
  • Seit 2013 ist er erneut Mitglied des Deutschen Bundestages. 2017 war er Spitzenkandidat seiner Partei zur Bundestagswahl.
  • Seit Februar 2018 leitet er als Vorsitzender den Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur des Deutschen Bundestages.

Die vielfältigen Interessen und Ämter des Grünen-Politikers

  • Gründungsmitglied des European Council on Foreign Relations (ECFR)
  • Beirat des Berliner Büros des American Jewish Committee (AJC) sowie der Hrant Dink Stiftung
  • Kuratorium des Deutsch-Türkischen Forums Stuttgart e. V.
  • Kuratorium der Theodor-Heuss-Stiftung
  • Mitglied im Präsidium der Stiftung Neue Verantwortung
  • Mitglied im Council of Friends des Progressiven Zentrums
  • Vereinsbeirat des FC Play Fair!
  • Für das „OSKAR-Sorgentelefon“ des Bundesverbandes Kinderhospiz und die AKTIONfahrRAD engagiert sich Cem Özdemir als Schirmherr.
  • Mitglied des Deutschen Bundestages seit 2013
  • 2018 bis 2021 Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur
  • 2004 bis 2009 Mitglied des Europäischen Parlaments
  • 2008 bis 2018 Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen
  • 1994 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages

Die Auszeichnungen des Landwirtschaftsministers

  • 1996 erhielt er die Theodor-Heuss-Medaille und den Civis Media-Preis für seinen Einsatz für ein vorurteilsfreies Zusammenleben von Deutschen und Migranten.
  • Als erster Grüner wurde er 2014/2015 „Botschafter des Bieres“ des Deutschen Brauer-Bundes.
  • 2017 ernannte ihn der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks zum „Botschafter des Deutschen Brotes“.
  • Für seinen Einsatz gegen Antisemitismus und für Menschenrechte erhielt er den AJC Ramer Award 2018.
  • Sein Debattenbeitrag im Deutschen Bundestag vom 22. Februar 2018 wurde er als „Rede des Jahres 2018“ gekürt und ist Grund für die Auszeichnung mit dem Dolf-Sternberger-Preis 2019.
  • 2019 wurde er mit der Raoul-Wallenberg-Medaille und dem Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung ausgezeichnet.

Cem Özdemir – das weiß nicht jedermann über ihn

Eines der wichtigsten Erinnerungsstücke an seinen im Jahr 2015 verstorbenen Vater ist ein Mantel mit schwarz-weißem Fischgrätenmuster. Cem Özdemir in einem Interview mit dem Südwestrundfunk: „Er gehört zu den wenigen Gegenständen, die mich an ihn erinnern und die ich eines Tages an meine Kinder weitergeben kann.“ Den Mantel habe der Vater vor 58 Jahren in Bad Urach bekommen. Dort habe dieser seine Mutter kennengelernt und geheiratet. Weil sein Vater nachts aufstehen musste, um früh in einer Spinnerei zu arbeiten, schenkte ihm seine Frau das warme Kleidungsstück. Sein Vater sei die Kälte in Deutschland nicht gewohnt gewesen, so Özdemir.

Nach dem Tod seines Vaters sei ihm der Mantel so wichtig geworden, dass er ihn jahrelang im Schrank hängen gelassen habe - aus Angst ihn zu verlieren. „Wenn der Mantel weg wäre, würde ich meinen Vater fast ein weiteres Mal verlieren.“ Das zweite wichtige Erinnerungsstück ist die Schneiderschere seiner Mutter. Bis zu ihrem Tod hat diese ihre eigene Änderungsschneiderei im schwäbischen Bad Urach geführt. „Die Schere gehörte zu ihrem Handwerkszeug. Wenn ich an meine Mutter denke, dann sitzt sie in ihrer Schneiderei, zwischen Stoffen und Kleidern, vor sich die Nähmaschine. Sie lächelt und hat die große Schere in der Hand.“

Bevor seine Mutter Nihal die Änderungsschneiderei übernahm, arbeitete sie in einer Papierfabrik. Cem Özdemir: „Sie kam abends immer mit aufgeschnittenen Armen zurück, von den scharfen Kanten des Papiers. Aber sie bekam vom vielen Schleppen auch sehr starke Muskeln. Beim Armdrücken in der Familie hat sie gegen uns Männer immer gewonnen.“

Cem Özdemir – der Privatmensch

Auf der Website der Grünen gibt Cem Özdemir in einem Interview weitere Einblicke auf ihn als Privatmensch:

Was begeistert Dich?

Zu erleben, wie meine Kinder aufwachsen und dabei die Welt entdecken.

Was ist für dich unverzichtbar?

Zeit mit meiner Familie. Und Humor.

Bei welchem Thema hast du deine Meinung geändert und warum?

Seit dem Völkermord im Bosnienkrieg bin ich kein Pazifist mehr. Faschismus muss man notfalls auch militärisch bekämpfen.

Dein schönster Lustkauf?

Meine Sonnenbrille. Hätte nicht gedacht, dass ich tatsächlich etwas Passendes finde, so, dass sich die erste Bemerkung meiner Frau nicht auf meine Nase bezieht.

Welche Eigenschaft ist die wichtigste für eine/n PolitikerIn?

Zur Meinung stehen, ohne verbohrt zu sein. Dazu noch ein dickes Fell und Selbstironie.

Wie tankst du auf?

Ein gemeinsames Essen mit meiner Familie tut Wunder bei mir. Ebenso eine schöne Wanderung mit meinen Kindern. Bei einer guten Serie kann ich auch abschalten.

Deine HeldIn der Wirklichkeit?

Alle, die sich für andere Menschen einsetzen oder gar aufopfern. Ich denke dabei auch an die jesidischen Kämpferinnen und Kämpfer gegen ISIS, die ihre verschleppten Schwestern, Freundinnen und Töchter aus der Sklaverei befreien wollen.

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