Brothers (2009)

Sie sind Br�der! Der pflichtbewusste Marine Sam Cahill (Tobey Maguire), der kurz vor seinem vierten Einsatz in Afghanistan steht, und der verantwortungslose Taugenichts Tommy (Jake Gyllenhall), der nach einem Bank�berfall gerade aus dem Gef�ngnis entlassen wurde. Und sie sind voller Gegens�tze: Der nette Sam ist mit der reizenden Grace (Natalie Portman) verheiratet und hat zwei entz�ckende T�chter, er ist ein liebevoller Ehemann und Vater und verl�sslicher Soldat. Tommy hat sich hingegen mit seiner Rolle als schwarzes Schaf der Familie arrangiert, er ist ziellos, trinkt zu viel und versteht sich mit seinem Vater nicht besonders gut. Aber allen Widerspr�chen zum Trotz sind Sam und Tommy Br�der – und halten zusammen. Denn in Jim Sheridans "Brothers" geht es um Br�derlichkeit – und die Last der R�ckkehr. Anfangs hat Tommy mit seiner R�ckkehr ins normale Leben zu k�mpfen, aber Sam unterst�tzt ihn. Als dann Sam nicht aus Afghanistan zur�ckkehrt, �bernimmt Tommy nach und nach dessen Rolle. Doch die gr��te Herausforderung wartet noch auf die Br�der: Die Familie erf�hrt, dass Sam noch am Leben ist. Allerdings merken sie nach seiner Heimkehr schnell, dass er nicht mehr derselbe ist. Und diese R�ckkehr stellt die Familie vor eine gro�e Zerrei�probe.

"Brothers" ist ein Remake von Susanne Biers "Br�dre – Unter Br�dern", das sich eng an die Vorlage h�lt, aber die Perspektive verschiebt. Der Ire Jim Sheridan hat einen sehr amerikanischen Film gedreht, der in einer dieser Kleinst�dte spielt, aus dem viele amerikanische Soldaten stammen. Dort kennen sich die Menschen schon aus Schulzeiten, viele sind beim Milit�r, fast alle sind Patrioten. Die Cahills sind eine typische Mittelklassefamilie: Sam ist der ehemalige Footballstar der Highschool, der die Cheerleaderin Grace geheiratet hat, w�hrend Tommy schon in der Schule unangenehm aufgefallen ist. Im Gegensatz zu Susanne Biers Drama, in dem es mehr um die Universalit�t traumatischer Erfahrungen geht, steht in Jim Sheridans Film das Trauma der amerikanischen Nation im Krieg gegen Afghanistan im Vordergrund. Daher ist auch der Feind bei ihm eindeutig zu erkennen, "men with beards", sagt Sams Tochter in einer Szene, seien die Gegner.

Doch selbst wenn die Feinde klar zu benennen sind, bleibt die Traumatisierung individuell. Und diese Verletzungen stellt Sheridans Film �ber weite Strecken ber�hrend dar. Auch wenn Jim Sheridan der Eindringlichkeit seines Films ausgerechnet in den letzten Einstellungen nicht vertraut und stattdessen einen �berfl�ssigen Off-Kommentar �ber das schale Ende legt, haben insbesondere die Schauspieler des Films dem Zuschauer seine leise und eindringliche Mahnung deutlich gemacht.

Jim Sheridan ist ein Regisseur, der seine Schauspieler regelm��ig zu H�chstleistungen bringt. In "Brothers" erstaunt vor allem Tobey Maguire. Erscheint er in den ersten Szenen noch als typischer jugendlich-charmanter netter Kerl, beeindruckt er als traumatisierter Kriegsheimkehrer umso mehr. Mit kalten, gehetzten und angstvoll blickenden Augen verk�rpert er die tickende Zeitbombe, die Sam nach seiner R�ckkehr zweifellos ist. Hin und wieder blitzt eine leise Ahnung von dem alten, fr�hlichen Sam auf – aber zweifellos ist er im Innersten tief ersch�ttert. Dieser Sam ist kein treusorgender Familienvater mehr, sondern ein Mann, der zwischen Angst und Selbsthass zusehends verzweifelt. Das alles spielt Tobey Maguire ungemein �berzeugend.

Auch Jake Gyllenhall ist gut als Onkel Tommy. Sein Blick ruht mit so viel W�rme auf seinen Nichten und seinem Bruder, auch sein Verhalten gegen�ber Grace erscheint glaubw�rdig. Sam Shepard brilliert als Sams und Tommys Vater, der seine Erlebnisse in Vietnam nie verwunden hat, und gleichsam als Folie zu Sams Situation fungiert. Subtil l�sst er erkennen, dass der Krieg immer schreckliche Folgen hat – egal zu welcher Zeit er stattfindet. Einzig Natalie Portman �berzeugt als zweifache Mutter nicht vollends. Aber angesichts der insgesamt hervorragenden Leistungen in diesem Familiendrama f�llt das kaum ins Gewicht.

Fazit: "Brothers" ist ein ber�hrender Film �ber die Verletzungen der Familie eines Soldaten, in dem insbesondere Tobey Maguire und Jake Gyllenhaal �berzeugen.