»Die Dreigroschenoper« mit dem Text von Bertolt Brecht und der Musik von Kurt Weill wurde 1928 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführt. Das Stück spielt in Soho, einem Stadtteil von London. Der Hinweis auf Krönungsfeierlichkeiten lässt als Zeit der Handlung das Jahr 1837 (Krönung der Königin Viktoria) annehmen. Im Mittelpunkt stehen der Konkurrenzkampf zweier krimineller und skrupelloser Geschäftemacher, des attraktiven und charmanten Macheath einerseits und des gerissenen Peachum andererseits, sowie die Bloßstellung ihrer Doppelmoral.
Jonathan Jeremiah Peachum betreibt die Firma »Bettlers Freund«. Er verkleidet arme Leute als Bettler, schickt sie auf die Straßen und ist an ihren Betteleinnahmen beteiligt. Sein Schlägerkommando überfällt Bettler wie Filch, die versuchen auf eigene Rechnung zu arbeiten.
Peachums Tochter Polly heiratet heimlich den Gegenspieler ihres Vaters, den Verbrecher Macheath (genannt Mackie Messer oder Mac). Für die Hochzeit in einem Pferdestall lässt Mac seine Männer alles Notwendige stehlen und herbeischaffen: Möbel, Geschirr und Speisen. Der Raubzug kostet etliche Menschenleben. Pollys anfängliche Enttäuschung über die ungewöhnliche Hochzeit legt sich bald und sie hat Freude an den – ebenfalls gestohlenen – Geschenken. Unter den Gästen ist auch Macs enger Freund Jackie Brown, der oberste Polizeichef von London.
Pollys Eltern sind entsetzt über die Wahl ihrer Tochter, und da Polly einer Scheidung nicht zustimmt, beschließt Peachum Macheath anzuzeigen, während seine Frau zu Macs Huren geht, um ein Kopfgeld auf ihn auszusetzen.
Nach Peachums Anzeige kann Brown seinen Freund nicht mehr schützen. Brown und Polly raten Mac zu fliehen. Mac übergibt seiner Frau die Geschäfte: Sie soll das Geld aus der Firma abziehen und an ein Bankhaus schicken und anschließend seine Männer anzeigen.
Statt zu fliehen begibt Mac sich ins Hurenhaus, wo er von der Hure Jenny an die Polizei verraten wird. Bei der Ankunft im Gefängnis von Old Bailey straft Macheath seinen Freund Brown mit stummer Verachtung, woraufhin dieser zu weinen beginnt. Andererseits fürchtet Macheath, dass Brown von seinem Verhältnis mit dessen Tochter Lucy erfährt.
Die schwangere Lucy erscheint und erhebt schwere Vorwürfe wegen Macs Hochzeit. Mac verleugnet seine Frau Polly auch dann noch, als diese ebenfalls im Gefängnis auftaucht. Die beiden Frauen streiten um Mac, der sich auf Lucys Seite schlägt. Er kann sie dafür gewinnen, ihm bei der Flucht aus dem Gefängnis zu helfen.
Macheath flieht und Peachum wirft Brown daraufhin Versagen vor. Er droht, mit seinen Mitarbeitern die Krönungsfeierlichkeiten zu sabotieren und die Polizei vorzuführen.
Als Peachum die Bettler für sein Vorhaben mobilisiert, erscheint Brown, um alle wegen Straßenbettelei festzunehmen. Gelassen weist Peachum Brown darauf hin, dass die Stadt voll von Armen und Elenden sei, mit denen sich der Krönungszug stören lasse. Der so unter Druck geratene Brown verkündet, Macheath erneut festnehmen zu lassen. Daraufhin schickt Peachum alle Bettler nach Old Bailey.
Weder Lucy noch Polly wissen, wo Mac sich aufhält. Sie erkennen, dass sie beide betrogen worden sind. Lucy gesteht Polly, die Schwangerschaft mit einem Muff nur vorgetäuscht zu haben.
Macheath ist wieder im Gefängnis. Er soll am nächsten Morgen hingerichtet werden. Seine Männer geben sich wenig Mühe das notwendige Geld aufzubringen, mit dem Mac den Wärter Smith bestechen könnte. Auch Polly kann ihn nicht retten. Mac verschließt sich vor dem Versöhnungsversuch seines Freundes Brown.
Als Macheath auf dem Galgen steht, überbringt ein reitender Bote der Königin ihm ein Begnadigungsschreiben. Zudem wird er von der Königin anlässlich ihrer Krönung reich beschenkt.
Elisabeth Hauptmann hat die »Beggar‘s Opera« von John Gay aus dem Jahre 1728 ins Deutsche übersetzt. Auf dieser Grundlage erarbeiteten Bertolt Brecht und Kurt Weill »Die Dreigroschenoper«, die Brechts größter Theatererfolg überhaupt wurde. Brecht traf das Lebensgefühl der von Desillusion und Vergnügungssucht geprägten späten 20er Jahre, indem er die Doppelmoral der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft an den Pranger stellte.
Als Mittel diente das von ihm konzipierte »epische« oder »dialektische Theater«: Brecht wollte die Zuschauer nicht mehr in das Geschehen auf der Bühne hineinziehen. Vielmehr sollte die beabsichtigte Distanz sie zu kritischem Nachdenken über den Zustand der Gesellschaft anregen. Erreicht wurde dies zum Beispiel mit den Songs, die vor dem geschlossenen Vorhang gesungen werden.
Seinen Welterfolg verdankt der Klassiker nicht zuletzt der Musik Kurt Weills. Hervorzuheben sind die Songs und Balladen, die die anhaltende Popularität des Stücks mitbegründen: Allein »Die Moritat von Mackie Messer« liegt in unzähligen Interpretationen vor, zu den bekanntesten zählen die von Louis Armstrong, Bobby Darin und Ella Fitzgerald.