BMW R 12 nineT: Retro-Boxer-Roadster neu ab 2024 | MOTORRADonline.de

BMW R 12 nineT neu ab 2024
Aus der BMW R nineT wird die neue BMW R 12 nineT

Neu ab 2024: die BMW R 12 nineT. Sie ersetzt die bisherige BMW R nineT. Das Retro-Boxer-Konzept bleibt gleich, doch in den Details ändert sich einiges. MOTORRAD erklärt alle Unterschiede.

Entfeinert ein Hersteller ein Produkt, verzichtet er auf vermeintlich unwichtige Details oder überprüft Werkstoffe und Machart. Ziel: Kosten sparen. Ob das bei der neuen BMW R 12 nineT erklärtes Ziel war, ist nicht bekannt. Offensichtlich ist jedoch: Die neue R 12 nineT ab 2024 hat einiges vom hochwertigen Charme der bisherigen "Ninette" (R nineT ab 2014) verloren. Bereits am 11. Mai 2023 enthüllte BMW das neue "Heritage"-Modell, am 23. November folgten alle Daten.

Motorrad-Neuheiten

BMW R 12 nineT neu ab 2024

Konzeptionell bleibt die neue BMW R 12 nineT gleich, einzuordnen in den Schubladen "Retro-Roadster", "Modern Classics" sowie "Heritage". Geändert hat BMW die Nomenklatur und Einordnung der Baureihe in die hauseigene "Heritage"-Familie. Inklusive ist dabei die namentliche Nähe der Modelle zum Hubraum.

Luft-ölgekühlter 1200er-Boxer-Motor mit 109 PS

Dem luft-ölgekühlten 1200er-Boxer-Motor mit genau 1.170 Kubik ordnet BMW das neue Typenkürzel R 12 zu. Äußerlich bekommt der Boxer neue Zylinderkopfhauben verpasst, die jenen der echt klassischen Zweiventil-Boxer ähneln. An der bisherigen, bereits Euro-5-konformen Motor-Performance ändert sich kaum etwas: Zur neuen R 12 nineT nennt BMW weiterhin 109 PS (80 kW) bei 7.000/min (bisher bei 7.250/min) sowie 115 Nm bei 6.500/min (bisher 116 Nm bei 6.000/min). Zum 6-Gang-Getriebe gibt's künftig optional den Schaltassistent Pro, der Hoch- und Herunterschalten ohne Ziehen des Kupplungshebels ermöglicht.

BMW R 12 nineT leiser ohne Abgasklappe

Allerdings saugt die Euro-5+-konforme BMW R 12 nineT nicht mehr durch einen großen seitlichen Schnorchel an, sondern durch die neue, unter der Sitzbank versteckte Airbox. Die Abgasanlage endet zwar weiterhin mit Doppelrohr, doch am größeren Vorschalldämpfer ist keine elektronisch gesteuerte Abgasklappe mehr vorhanden. Somit ist leiser gedämpftes Boxer-Brummen zu erwarten, entsprechend der neuen Geräusch-Norm Asep 2.0.

Neuer Stahl-Gitterrohr-Rahmen für die R 12 nineT

Umfangreicher fallen die Änderungen am Fahrwerk aus: Die BMW R 12 nineT bekommt einen neuen, einteiligen Brückenrahmen aus Stahl-Gitterrohr und dazu einen neuen angeschraubten Heckrahmen. So schön "clean" wie bei der bisherigen R nineT sieht das leider nicht mehr aus, und auf markante Design-Details wie etwa die Aluminium-Elemente unter dem Sitz verzichtet BMW künftig. Immerhin besteht der Benzintank der R 12 nineT weiterhin aus Aluminium.

BMW R 12 nineT wiegt 220 Kilo

Mit 2 Liter weniger Benzintank-Volumen – 16 statt 18 Liter – wiegt die neue BMW R 12 nineT angeblich 1 Kilo weniger: 220 statt 221 Kilogramm, jeweils mit 90 Prozent Tankinhalt und Grundausstattung. Grob gesagt: Gewicht unverändert.

Stabilität wichtiger als Handling

Weitere geringfügige Änderungen sind in den Fahrwerksdaten der neuen BMW R 12 nineT zu entdecken: Der Radstand wächst von 1.487 auf 1.511 Millimeter, der Lenkkopfwinkel flacht um fast ein Grad ab, von 63,2 auf 62,3 Grad, und der Nachlauf vergrößert sich von 107,9 auf 110,7 Millimeter. In Summe zielt BMW mit diesen kleinen Anpassungen auf mehr Stabilität, und das könnte ein wenig auf Kosten des Handlings gehen. Nach wie vor ab Werk montiert ist zudem ein Lenkungsdämpfer.

Upside-down-Telegabel voll einstellbar

Voll einstellbar ist die Upside-down-Telegabel, am direkt angelenkten und schräger angestellten Federbein mit hydraulisch gedämpftem Endanschlag, an der BMW R 12 nineT von Marzocchi statt von ZF Sachs, lassen sich Vorspannung (mit Drehknauf) und Zugstufe variieren. Neu geformt worden ist die Paralever-Einarmschwinge mit integriertem Kardan. Die Federwege: vorn und hinten jeweils 120 Millimeter. Nahezu gleich bleibt die Sitzhöhe mit 795 Millimeter (bisher 805 Millimeter).

Neue schlauchlose Drahtspeichenräder

Die neue BMW R 12 nineT rollt weiterhin auf den Standard-Reifenformaten 120/70-17 vorn und 180/55-17 hinten. Neue Alternative zu den schwarzen, partiell überschliffenen Aluminium-Gussrädern sind schwarze, ebenfalls schlauchlose Drahtspeichenräder als Sonderausstattung namens "Option 719 Rad Classic". Diese neuartigen Räder liefert GLM (Giant Group) zu. Sie sind bereits seit 2023 als Option für R nineT und R 1250 R verfügbar, kosten 420 Euro extra und sollen insgesamt 3 Kilo leichter sein als die bisherigen Drahtspeichenräder – was hauptsächlich an den entfallenden Schläuchen liegen dürfte.

ABS schräglagensensibel und teilintegral

Keine wesentlichen Änderungen gibt es an den Bremsen der BMW R 12 nineT: 310er-Doppelscheibe vorn und radial angeschraubte Monoblock-Vierkolbenzangen von Brembo sowie 265er-Scheibe hinten mit Zweikolbenzange. Das ABS ist ein schräglagensensibles und teilintegrales System, bei dem der Handbremshebel auf beide Räder wirkt.

R 12 nineT mit Schlupfregelung DTC und 2 Steckdosen

Zudem umfasst die Grundausstattung der BMW R 12 nineT die ebenfalls schräglagenoptimierte Schlupfregelung DTC und die Motor-Schleppmomentregelung MSR. Es bleibt bei den 3 Fahrmodi "Rain", "Road" und "Dynamic" sowie bei 2 symmetrischen Zeigerinstrumenten für Tacho und Drehzahl, digitale Anzeigen sind integriert. Dazu gibt es seitlich am Cockpit 2 Steckdosen für 12 Volt und USB-C.

Keyless-System nur für die Zündung

Ein Funkschlüssel-System ("Keyless Ride") ist Standard bei der BMW R 12 nineT, allerdings nur für die Zündung. Für Lenkschloss und Tankdeckel bleibt's beim klassischen Schlüssel – eine fragwürdige Kombination. Ebenfalls an Bord ist das Notrufsystem eCall. Als optionale Sonderausstattung stehen zur Auswahl: heizbare Griffe, Reifenluftdruck-Anzeige RDC, Berganfahrhilfe HSC, Tempomat und adaptives Kurvenlicht. Bluetooth-Verbindung ("Connected Ride Control") kostet ebenso extra wie das alternative kleine Digital-Display mit 3,5-Zoll-Diagonale.

Solo-Heck mit Alu-Höcker

Wie bisher bietet BMW zahlreiche aus Aluminium gefräste Teile sowie weiteres Original-Zubehör im Sortiment namens "Option 719" an. Unter anderem das Solo-Heck samt typischer Höcker-Abdeckung aus gebürstetem Aluminium. Standard ist die 2-Personen-Sitzbank mitsamt Sozius-Fußrasten.

Wie viel kostet die BMW R 12 nineT (2024)?

Mit Grundausstattung soll die neue BMW R 12 nineT im Frühjahr 2024 zu einem Preis ab 17.410 Euro in den Handel kommen. Zuletzt kostete das Vorgänger-Modell R nineT ab 17.050 Euro. Zwar erscheint der neue Preis als nur leicht angehoben, doch verrechnet mit den Entfeinerungsmaßnahmen an der "Ninette" dürfte bei den Bayerischen Motoren Werken unterm Strich mehr Rendite hängen bleiben. Ob und gegebenenfalls wann BMW die bisherigen Modellvarianten der R nineT wie Pure, Scrambler oder Urban G/S auf R 12 umstellt, ist bisher nicht bekannt.

Was sind die Unterschiede zwischen BMW R 12 nineT und BMW R 12?

BMW R 12 nineT und BMW R 12 sind verschiedener, als es ihre eng verwandten Modellbezeichnungen vermuten lassen. Wesentliche Unterschiede betreffen die Fahrwerke, angefangen bei den Formaten der Räder und Reifen: Die R 12 nineT rollt auf den Standardgrößen 120/70-17 vorn und 180/55-17 hinten, die R 12 auf Cruiser-Reifen in 100/90-19 vorn und 150/80-16 hinten.

Weitere wesentliche Differenzen betreffen die Federwege: Jeweils 120 Millimeter vorn und hinten sind es bei der R 12 nineT, 3 Zentimeter weniger, also jeweils 90 Millimeter vorn und hinten sind es bei der R 12. Dementsprechend unterschiedlich fällt die Sitzhöhe aus: 795 Millimeter bei der R 12 nineT und nur 754 Millimeter bei der R 12. Außerdem ist die Upside-down-Telegabel der R 12 nineT voll einstellbar, die der R 12 gar nicht. Die Federbeine sind jeweils in der Vorspannung – per Drehknauf – sowie in der Zugstufendämpfung einstellbar.

Vergleichsweise geringfügig sind die Abweichungen beim Radstand (R 12 nineT: 1.511 mm, R 12: 1.520 mm), deutlicher beim Lenkkopfwinkel (R 12 nineT: 62,3 Grad, R 12: 60,7 Grad) sowie beim Nachlauf (R 12 nineT: 110,7 mm, R 12: 132,5 mm). Bei beiden R 12-Modellen gleich ist die Bremsanlage.

Mit 16-Liter-Tank aus Aluminium und 2-Personen-Sitzbank (Grundausstattung) wiegt die R 12 nineT laut BMW 220 Kilogramm, die R 12 mit 14-Liter-Tank aus Stahl und Einzelsitz (Grundausstattung) 227 Kilogramm. Übereinstimmend ist das zulässige Gesamtgewicht: 430 Kilogramm.

Obwohl beide vom gleichen Boxer-Motor angetrieben werden, haben sie nicht die gleiche Spitzenleistung: "offene" 109 PS sind es für die R 12 nineT, elektronisch gedrosselte 95 PS für die R 12.

Und dann gibt es da noch, last but not least, eine sehr große Preisdifferenz: Der Boxer-Cruiser R 12 ist fast 3.000 Euro günstiger als der Boxer-Roadster R 12 nineT (Grundpreis 14.460 Euro zu Grundpreis 17.410 Euro).

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Fazit

10 Jahre nach der 1. Version der BMW R nineT folgt 2024 die umfangreich veränderte BMW R 12 nineT. Die neue "Ninette" bleibt zwar konzeptionell ein Retro-Boxer-Roadster, doch BMW hat sie an einigen Stellen entfeinert. Immerhin bleibt der luft-ölgekühlte 1200er-Boxer-Motor mitsamt seiner bisherigen, starken Performance erhalten. Bei nur minimalen Abweichungen, mit 109 PS und 115 Nm, allerdings ohne seitlichen Ansaugschnorchel und ohne Klappensteuerung am Auspuff. Einen Aluminium-Tank hat die R 12 nineT weiterhin, jedoch mit 2 Liter weniger Volumen. Und die Upside-down-Telegabel ist voll einstellbar. Dennoch erscheint die Preisansage aus München ziemlich stolz: ab 17.410 Euro. Mit Sonderausstattung und Original-Zubehör wird die BMW R 12 nineT logischerweise noch teurer.

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Erscheinungsdatum 10.05.2024