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Bettina Wulff über Rotlicht, Frust und Essstörungen

Korrespondent
Das Buch von Bettina Wulff „Jenseits des Protokolls“ im Buchhandel. Das ursprünglich erst für November angekündigte Buch von Wulff war am Montag (10. September 2012) bereits in vielen Buchhandlungen erhältlich Das Buch von Bettina Wulff „Jenseits des Protokolls“ im Buchhandel. Das ursprünglich erst für November angekündigte Buch von Wulff war am Montag (10. September 2012) bereits in vielen Buchhandlungen erhältlich
Das Buch von Bettina Wulff „Jenseits des Protokolls“ im Buchhandel. Das ursprünglich erst für November angekündigte Buch von Wulff war am Montag (10. September 2012) bereits in vie...len Buchhandlungen erhältlich
Quelle: dpa
In ihrem Buch beschreibt Bettina Wulff ihre Partnerschaften und die Schattenseiten des Berühmtseins. Als First Lady sei sie bald körperlich am Ende gewesen. In die Sauna ging sie nur noch im Bikini.

Auf gut 200 Seiten hat Bettina Wulff aufschreiben lassen, wie es ihr ergangen ist in den vergangenen sechs Jahren, seitdem sie 2006 Christian Wulff kennengelernt hat.

Eine mehr als aufregende Zeit, in der aus der PR-Fachfrau des Reifenherstellers Continental zunächst die Ehefrau des niedersächsischen Ministerpräsidenten wurde, dann die First Lady Deutschlands. Ein Höhenflug, der Neider auf den Plan rief, und der von Beginn an von jenen Rotlicht-Gerüchten begleitet wurde, die sie mit „Jenseits des Protokolls“ widerlegt. Das Buch ist jetzt im Handel.

Bettina Wulff schreibt darin über …

… die Rotlichtgerüchte

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„Ich habe nie als Escort-Lady gearbeitet.“ Das ist der Satz, mit dem Bettina Wulff Furore macht, mit dem sie ihr Buch verkaufen und mit dem sie jenen Spekulationen ein Ende setzen will, die spätestens seit Bekanntgabe der Kandidatur ihres Ehemanns für das Amt des Bundespräsidenten nicht nur im Internet, sondern auch hinter den meisten vorgehaltenen Journalistenhänden dieser Republik blühten wie Klatschmohn im August.

Knallrot, aggressiv, aber am Ende ganz schnell platt, verblüht, kaputt. Damit wäre die Geschichte Bettina Wulffs zugleich die Geschichte des miesesten Rufmords aller Zeiten. „Lady Viktoria“, als die Bettina Wulff angeblich im „Artemis“ und im „Chateau am Schwanensee“ gearbeitet haben soll, ist damit tot.

… ihre Vor-Lieben

Christian Wulff und sie, schreibt die frühere First Lady, hätten sich zu Beginn ihrer Partnerschaft auch alles über ihr vorhergehendes Liebesleben erzählt. So sei „Tom“, der in Wahrheit nicht Tom heiße, ihre erste Beziehung gewesen, ein Rettungsschwimmer vom Sylter Strand, den sie in den Ferien beim Drachensteigenlassen kennengelernt habe.

Danach sei sie mit Achim zusammen gewesen, Besitzer eines Fitnessclubs in Hannover, 15 Jahre älter, dessen „ruhige, souveräne Art“ sie angezogen habe. Schließlich Torsten, Immobilienmakler, Vater ihres älteren, heute 9-jährigen Sohnes Leander. Mit Torsten habe sie bis heute ein sehr gutes Verhältnis. Er sei sogar mit nach Berlin gezogen, um Kontakt zum Sohn zu behalten.

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… Christian Wulffs Brautschau

Auch das ist Bettina Wulff wichtig: Nicht sie habe Christian Wulff umworben im April 2006, auf der Suche nach einem berühmtem Mann. Sondern er sei damals an ihr interessiert gewesen, nachdem er die fesche, „sehr leger“ gekleidete Blondine im Flieger nach Südafrika erstmals gesehen und sich prompt den Kopf an der Gepäckablage gestoßen habe.

Nach dem Kurztripp nach Südafrika habe Wulff sich dann per SMS bei ihr gemeldet, und sie habe dann, nach kurzer Bedenkzeit, seinem Werben nachgegeben. „Ich dachte erst einmal intensiv darüber nach, ob ich das überhaupt tun soll … So schob ich die Bedenken beiseite“.

… die Schattenseiten des Berühmtseins

Bettina Wulffs Buch ist auch eine Warnung für all diejenigen, die immer noch glauben, dass es eine Wonne sei, im öffentlichen Rampenlicht zu stehen. Mit Blick auf die ersten, noch ziemlich unbelasteten Monate im Umgang mit der Öffentlichkeit schreibt sie:

„In der Sauna saß ich fortan selbst bei 100 Grad nur noch im Bikini, beim Einkaufen achtete ich darauf, besser nur eine Rotweinflasche statt zwei in den Wagen zu legen, und selbst, wenn ich nur kurz den Müll herausbrachte, schaute ich vorher kritisch in den Spiegel und überprüfte fix den Status meiner Vorzeigetauglichkeit.“

… Frust als First Lady

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Sehr ausführlich schildert Bettina Wulff ihre Zerrissenheit zwischen dem Bedürfnis, eine gute Mutter einerseits und eine gute First Lady andererseits abgeben zu wollen, O-Ton: „Das Amt der Frau des Bundespräsidenten war zu diesem Zeitpunkt absolut untauglich für Mütter mit kleineren Kindern.“

Der Versuch, ein Au-Pair-Mädchen aus Lateinamerika zu engagieren, um Lücken im Familienleben auszugleichen, scheitert – Bettina Wulffs „militärischer Ton“ kontrastiert mit dem Phlegma der zwanzigjährigen Südamerikanerin. Ergebnis nach ein paar Monaten als First Lady: „Ich war körperlich am Ende, einfach matt und ausgelaugt. Meine Gesichtshaut schlug bereits Alarm, war trockener, brannte und war ständig gerötet.“

… ihr Tattoo

Bettina Wulffs Tattoo sollte eigentlich noch deutlich größer werden, aber nach der zweiten Sitzung fand sich keine Zeit mehr. Schwangerschaft, Trennung, Politikergattinnendasein – so kam es zum etwas nichtssagenden Oberarm-Tribal, das sich eigentlich von der Schulter bis zum Ellenbogen hätte ziehen sollen. Aber auch ohne diese Erweiterungen war das Aufsehen groß genug, das die erste sichtbar tätowierte Präsidentengattin der deutschen Geschichte erregte. „Ist es nicht absolut verrückt“, fragt die Autorin. Ja, ist es.

… ihre Neigung zu Essstörungen

Der Stress im Schloss Bellevue sorgte dafür, dass Bettina Wulff „mindestens einmal pro Woche heftige Magenschmerzen“ bekam. Sie war appetitlos, ihr war übel, die ganze Situation erinnerte sie an frühere Zeiten, in denen sie schon einmal beschlossen hatte „nichts mehr zu essen“. Bettina Wulff schreibt das Wort nicht auf, aber sie lässt wenig Zweifel daran, dass sie Anfang zwanzig offenbar auf dem Weg zur Magersucht war und in Bellevue Gefahr lief, der Krankheit erneut zu erliegen.

An dieser Stelle lässt sie offen, wie ernst ihr die Gedanken waren, das Amt der „First Lady“ quasi hinzuschmeißen. Am Ende der Zweifelei am Sinn ihres Daseins als Präsidentengattin steht: „Also machten wir weiter wie gehabt, und ich schob meine Ängste und Zweifel beiseite. Fünf oder zehn Jahre, diesen Schluss mag der Leser ziehen, wäre das auf keinen Fall gut gegangen mit Christian und Bettina Wulff im Schloss Bellevue.

… ihre Bilanz nach 598 Tagen als First Lady

„Ich habe abgenommen, fünf Kilo, ich quäle mich seit eineinhalb Jahren mit Magenschmerzen herum, meine Augen wirken matt und müde, und meine Haut ist schlichtweg ein Desaster. Fast habe ich den Eindruck. Dass sie mir sagen will: So, jetzt hast du jahrelang dein Gesicht in die Kamera gehalten, das haste nun davon. Ich mach jetzt mal einen auf rot, trocken und gereizt. Denn ich will das alles nicht mehr.“

… ihre Zukunft

Bettina Wulff will sich wieder „um meinen eigenen Kern kümmern“, ihre Träume, ihre Wünsche. Auch wenn das vielen in ihrem Umfeld „sehr rigoros“ vorkomme. Auch Christian müsse sich deshalb jetzt umstellen. Sie werde mehr Zeit brauchen für sich selbst, für ihren Sport, ihre Freundinnen, vor allem aber für ihre berufliche Zukunft.

Das sei nur gerecht, „dafür habe ich und dafür haben auch die Kinder zu lange nach dem Terminkalender meines Mannes gelebt“. Die kommenden „drei bis fünf Jahre“ werde man auf jeden Fall in Großburgwedel bleiben. „Gerade die Kinder brauchen jetzt etwas Ruhe und vor allem Beständigkeit.“

Bettina Wulff (mit Nicole Maibaum): Jenseits des Protokolls, riva Verlag, München, 223 Seiten, 19,90 Euro

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