"Rekordhalter" Prof. Bernhard Vogel (88) mit Point-Alpha-Preis ausgezeichnet

29.08.21 - Hohe Auszeichnung für einen der letzten Politiker aus der Ära Helmut Kohl: Für sein politisches Wirken für die Deutsche Einheit und die Einheit Europas in Frieden und Freiheit bekommt der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen Prof. Dr. Bernhard Vogel in der Gedenkstätte am heutigen Samstagvormittag den mit 25.000 Euro dotierten Point-Alpha-Preis. Die Laudatio auf den 88-jährigen Ausnahmepolitiker hält sein Parteifreund Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Bernhard Vogel hält den Rekord als dienstältester Ministerpräsident der Bundesrepublik und als Einziger, der zwei Bundesländer in West und Ost regiert hat. Er war von 1976 bis 1988 Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz. Ab 1992 wechselte er in die neuen Bundesländer und regierte bis 2003 erfolgreich in Thüringen. Die Auszeichnung mit dem Point-Alpha-Preis sollte Vogel bereits im vergangenen Jahr bekommen, die Preisverleihung konnte wegen der Coronapandemie allerdings nicht stattfinden und wird jetzt nachgeholt.

Prof. Bernhard Vogel ist Preisträger des Point-Alpha-Preises O|N-Archivbild: Martin Engel

Prof. Vogel bekommt Preis und Urkunde überreicht

Das O|N-Team Bernd Vogt (Fotos) und Klaus Dehnhard (Kamera) sind vor Ort ...

Bernhard Vogel dankt für die Auszeichnung mit dem Point-Alpha-Preis Fotos: Bernd Vogt

Wie nur wenige stehe Prof. Dr. Bernhard Vogel durch sein lebenslanges politisches Wirken für die Deutsche Einheit und die Einheit Europas in Frieden und Freiheit, heißt es in der Begründung der Jury. Zeit seines Lebens sei der engagierte Demokrat davon überzeugt gewesen, dass die Spaltung Deutschlands unnatürlich sei und dass Freiheit und Einheit zusammengehörten. Der Vorsitzende des Stiftungsrates der Point Alpha Stiftung Dr. Stefan Heck, Staatssekretär im hessischen Innenministerium, begrüßte die Ehrengäste und den Preisträger. Dr. Bernhard Vogel habe sich über Jahrzehnte für die Einheit eingesetzt und dann an entscheidender Stelle das Zusammenwachsen der beiden deutschen Länder mit Leidenschaft, Verantwortungsbewusstsein und Weitsicht gefördert und so auch einen wichtigen Beitrag zur europäischen Einheit geleistet. Der thüringische CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Hirte würdigte als Präsident des Kuratoriums Deutsche Einheit den Charakter und die Persönlichkeit Vogels, besonders seine Gradlinigkeit und seinen Humor. Der Preisträger verkörpere ganz viel von dem, was mit dem Point-Alpha-Preis ausgezeichnet werde.

Prof. Dr. Bernhard Vogel (2.v.l.) hat den Aufbau der Gedenkstätte von Beginn an intensiv ...Foto: Point Alpha Stiftung

Der Preisträger und sein Laudator

Dr. Stefan Heck begrüßt die Ehrengäste

Laudatio von Ministerpräsident Volker Bouffier

Ministerpräsident Volker Bouffier sagte eingangs seiner Laudatio, für ihn sei es ein besonders bewegender Moment und eine große Freude, Prof. Vogel zu dieser Gelegenheit würdigen zu dürfen. "Sie gehören durch Ihre jahrzehntelange erfolgreiche  Arbeit zu den herausragenden Persönlichkeiten Deutschlands." Bouffier betonte, Freiheit und Demokratie seien keine Selbstläufer, sie brauchten Menschen wie Bernhard Vogel, die sich so vorbildlich dafür einsetzen. Vogel als Politiker und Mensch sei immer beliebt, aber nie beliebig gewesen. "Sie mögen Menschen und die spüren das. Deshalb genießen Sie auch allseits Achtung und Wertschätzung für Ihren Dienst am Menschen. Sie sind ein Vorbild, das Mut macht, auch junge Menschen hören Ihnen zu", sagte Bouffier. Er sei dankbar, ihn kennen zu dürfen. 

CDU-MdB Dr. Christian Hirte

Landrat Bernd Woide und sein Vize Frederik Schmidt

Großes Gelächter bei Vogels Erwiderung

Bernhard Vogel dankte in seiner Erwiderung in der ihm eigenen uneitlen und humorvollen Art für die vielen lobenden Worte. An die Linke Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie Heike Werner gewandt, die ihm die Grüße des verreisten Ministerpräsidenten Bodo Ramelow überbracht hatte, sagt Vogel unter großem Gelächter, er sei es gar nicht gewöhnt, solch nette Worte von Vertretern ihrer Partei zu hören. Auch seinem sozialdemokratischen Bruder Jochen dankte er zum Vergnügen des Publikums launig dafür, dass er so lange richtige Arbeit in der falschen Partei geleistet habe. "Es ist eine verbreitete Unsitte, wenn 90-Jährige geehrt werden, zu beklagen, solche Persönlichkeiten gebe es heutzutage nicht mehr. Doch Volker Bouffier ist das beste Gegenbeispiel", lobte Vogel den hessischen Ministerpräsidenten, der wie er selbst aus Gießen stamme. "Ich danke herzlich für diese Stunde, die mich ermutigt, weiter anderen Mut zu machen. Mit herabhängenden Mundwinkeln die schlechte Lage zu beklagen, nützt niemanden. Wir brauchen zuversichtliche Menschen, die zupacken und andere wichtiger nehmen als sich selbst", so der Geehrte. 

Die thüringische Arbeitsministerin Heike Werner überbrachte Grüße von Ministerpräsident ...

Der Preis ist nach dem authentischen Geschichtsort Point Alpha benannt. Die Verleihung findet im feierlichen, aber kleinen Rahmen im US-Camp der Gedenkstätte, dem ehemaligen amerikanischen "Observation Post Alpha" zwischen Rasdorf und Geisa statt, die den einst "heißesten Punkt im Kalten Krieg" als einzigartiges Zeugnis der deutschen Geschichte wieder ins Bewusstsein rückt. Der Point-Alpha-Preis wird in diesem Jahr zum zwölften Mal seit 2005 verleihen. Als erste wurden 2005 der ehemalige US-Präsidenten George Bush senior, der ehemalige sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow sowie der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl auf Point Alpha mit dem Preis ausgezeichnet.

Weihbischof Karlheinz Diez

Zuletzt erhielt 2019 Jean-Claude Juncker, vormals Präsident der Europäischen Kommission, die Auszeichnung. Der Preis wird für Verdienste um die Deutsche Einheit und die europäische Einigung in Frieden und Freiheit verliehen. Er würdigt die Verdienste in der Vergangenheit und möchte zugleich in die Zukunft weisen. Insbesondere jungen Menschen sollen Vorbilder gegeben, ihnen Hoffnung und Mut gemacht werden. Der Preis soll sie ermuntern, wachsam zu sein, sich aktiv einzumischen und die Demokratie mitzugestalten, damit Einheit und Frieden dauerhaft erhalten bleiben – in Deutschland und in Europa. (ci)+++