Die Bern-Utopie von Béatrice Wertli (CVP) – Journal B

Die Bern-Utopie von Béatrice Wertli (CVP)

von Dinu Gautier 16. Oktober 2012

Gemeinderatskandidatin Béatrice Wertli berichtet aus ihrer utopischen Zukunft: Berns Spitzensportler sind leuchtende Vorbilder einer bewegten Stadt und die Frauen haben die Teppichetagen erobert.

«Dieses Jahr sind sowohl YB als auch der SCB Schweizermeister geworden. Beim Grand Prix von Bern belegten Läuferinnen und Läufer, die in Bern aufgewachsen sind, die ersten zehn Ranglistenplätze.

«Ganze Schulklassen, die Matheformeln murmelnd im Kreis herumgehen: Alltag.»

Béatrice Wertli, CVP

Der Erfolg im Spitzensport rührt daher, dass Bern eine echte Sportstadt geworden ist. Und zwar im Spitzen- wie im Breitensport, was sich gegenseitig bedingt. Lokale Ereignisse sind die Matches der Quartiermannschaften im Fussball. Das halbe Tscharnergut pilgert ins Kirchenfeld, wenn die eigene Auswahl dort spielt – am Wochenende schauen dann alle zusammen das Spiel der Vorbilder von YB.

Die Spitzensportler nehmen ihre Aufgaben als Vorbilder stärker wahr als früher. Man stelle sich vor: Vor einer Volksabstimmung über die erleichterte Einbürgerung von Ausländern der zweiten und dritten Generation im Jahre 2004 hatte sich kein einziger Secondo aus der Nationalmannschaft dafür eingesetzt! Gesellschaftliches Engagement durch Sportlerinnen und Sportler wird heute vorausgesetzt.

Neue Hallenbäder

Engagiert haben sich Spitzenfussballer oder Spitzenschwimmerinnen etwa in Sachen Anlagen für den Breitensport: Das Maulbeeri-Schwimmbad wurde zusammen mit privaten Investoren saniert. «Ein Schwimmbad mitten in der Stadt  – was für ein Alleinstellungsmerkmal für eine Mantelnutzung», sagten die sich. In Bümpliz wurde ein schon länger bestehendes Schwimmbecken in einem Schulhaus umfassend in ein richtiges Hallenbad umgebaut. Im Wankdorf, schliesslich, ist kürzlich das langersehnte 50-Meter-Becken für Spitzenschwimmer eröffnet worden – es steht abends auch der Bevölkerung offen.

Die niederschwelligste aller Sportarten, das Laufen, erfreut sich derweilen grösster Beliebtheit. Zahlreiche Lauftreffs beginnen inmitten der Stadt, es gibt kaum ein Bürogebäude, wo sich mittags die Hobbyläuferinnen und -läufer nicht in Trauben sammeln.

Auf Bewegung wird auch bei den Jüngsten gesetzt. Sei es in den Kitas, die heute übrigens dank der Bildungsgutscheine genügend Plätze anbieten, in den Kindergärten und in den Volksschulen geniessen Sport und Bewegung einen hohen Stellenwert. Etwa die Hälfte des Unterrichts findet bewegt statt – draussen oder drinnen. Ganze Schulklassen, die Matheformeln murmelnd im Kreis herumgehen: Alltag. Sporttalente geniessen eine spezielle Förderung und sind nicht mehr auf teure private Sportgymnasien angewiesen.

Neu lernen Schulkinder ab der zweiten Klasse zu kochen. Und die alte Tradition der kostenlosen gesunden Pausenverpflegung in Form von Früchten wurde wieder belebt – dank Sponsoring durch die Grossverteiler.

Spielplätze auf Brachland

Kinder haben auch in der Freizeit gut lachen: Wo immer in der Stadt eine Fläche brach liegt, werden Kinderspielplätze eingerichtet. Es sind nicht teure Spielplätze mit allerhand pädagogisch wertvollen Geräten. Alles was es braucht sind ein Zaun, einen Wasseranschluss, Sand und Steine. Viel mehr brauchen die Kinder nicht um das zu tun, was sie am liebsten tun: Rumtollen und dreckeln.

«Frauennetzwerke verfügen über nicht zu unterschätzende Macht.»

Béatrice Wertli, CVP

In Bern sind heute über 40 Prozent der Kaderstellen und des mittleren Managements mit Frauen besetzt – und zwar nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in der Privatwirtschaft. 2012 war für die Verwaltung eine Frauenquote beschlossen worden. Der Druck auf die Privatwirtschaft stieg: Firmen, die wenige Frauen beschäftigten, mussten sich immer häufiger gegenüber Medien sowie Kundinnen und Kunden rechtfertigen.

Ermöglicht hatten dies unter anderem die Frauennetzwerke. Sie sind Lobbyorganisationen, die es bereits Anfang der 2010er-Jahre gab, die inzwischen über nicht zu unterschätzende Macht verfügen. Die Frauenquote für die Verwaltung ist bedeutungslos geworden und konnte wieder abgeschafft werden. Neben den skandinavischen Ländern gilt jetzt die Stadt Bern als Vorbild für Gleichstellungsanstrengungen weltweit.»