Altbundespräsident Walter Scheel wird bald 95 – feiern wird er das „zu gegebener Zeit“ im kleinen Kreis, teilt seine Ehefrau Barbara mit. Sie war zuletzt in Kritik geraten, weil sie den an Demenz leidenden Ex-Politiker von der Öffentlichkeit abschottet. Jetzt setzt sie sich zur Wehr.
Der 95. Geburtstag von Altbundespräsident Walter Scheel soll nach dem Willen seiner Frau Barbara am 8. Juli im engsten Kreis gefeiert werden. „Der Geburtstag meines Mannes ist privat. Ich werde ihn an diesem Tag nach Hause holen“, sagte die 72-Jährige dem Magazin „Bunte“. In den vergangenen Tagen hatte es Berichte gegeben, Barbara Scheel wolle eine Ehrung des Altbundespräsidenten verhindern, der an Demenz leidet und in einem Pflegeheim lebt.
„Zu gegebener Zeit werden wir mit dem Bürgermeister von Bad Krozingen ein Fest feiern“, sagte Barbara Scheel der „Bunten“. „Eingeladen werden nur Menschen, die meinen Mann ehren und schätzen. Diejenigen, die jetzt diese öffentliche Schlammschlacht mitverantworten, haben beim Geburtstag nichts verloren.“
„Mein Mann ist mein Leben“
Es sei nicht wahr, dass die vier Kinder ihren Vater nicht besuchen dürften, so Barbara Scheel. „Die Kinder meines Mannes können jederzeit zu ihm. Ich habe in den letzten Tagen versucht, sie telefonisch zu erreichen. Ohne Erfolg. Sie haben ihren Vater zuletzt vor etwa drei Jahren besucht.“ Die 72-Jährige unterstrich: „Mein Mann ist mein Leben. Er bleibt mein Leben. Ich stelle mich jetzt vor ihn. Das ist meine Pflicht und Schuldigkeit. Und das mache ich gern.“
Zuvor hatte bereits Walter Scheels Referent Christoph Höppel mitgeteilt, dass es kein offizielles Fest geben werde. Weil Scheel keine offiziellen Termine mehr wahrnehmen kann, wird sein Büro in Bad Krozingen zum 1. August geschlossen, sagte ein Sprecher des Bundespräsidialamtes in Berlin. Aus diesem Grund werde auch sein Dienstwagen abgeschafft. Scheels Referent soll künftig von Berlin aus wirken. Öffentlich Geburtstag gefeiert hatte Scheel zuletzt vor zwei Jahren.
Öffentliche Irritationen
Scheel und seine Frau leben seit fünf Jahren in dem Kurort südlich von Freiburg. Das Paar ist seit 1988 verheiratet. Für öffentliche Irritation sorgt die streitbare und selbstbewusst auftretende Ehefrau. Mit der Leitung des Pflegeheims ist sie über Kreuz. Wegen der Querelen bat das Heim nach Angaben seiner Leiterin Anja Schilling schon das Bundespräsidialamt um Hilfe.
Walter Scheel ist der letzte noch lebende Minister der Regierungen Konrad Adenauer und Ludwig Erhard (beide CDU). In den 1960er und 70er Jahren war er einer der populärsten und bedeutendsten deutschen Politiker. Er war Außenminister und Vizekanzler der von Brandt geführten sozial-liberalen Regierung, von 1974 bis 1979 dann Bundespräsident.
