Ausnahmezustand (1998)

Es gibt sie noch: intelligente Thriller, bei denen Action nicht Selbstzweck sondern integraler Bestandteil der Handlung und die Story nicht vollends aus der Luft gegriffen ist. Edward Zwicks "Ausnahmezustand" ist ein solcher Gl�cksfall und �berzeugt durch unerbittlichen Realismus, hervorragende Hauptdarsteller und die packende Inszenierung eines brisanten Stoffes.
Der Film entwirft das Szenario einer von verheerenden Anschl�gen heimgesuchten und schlie�lich vom eigenen Milit�r belagerten Metropole und zieht dabei Parallelen zur amerikanischen Hysterie w�hrend des Zweiten Weltkriegs, als japanischst�mmige B�rger unter Mi�achtung ihrer Menschenrechte in Lagern interniert wurden. Dar�ber hinaus verkn�pft "Ausnahmezustand" mehrere Handlungsebenen zu einem – f�r einen Genrefilm – ungew�hnlich komplexen Plot, in dessen Verlauf das vielzitierte Bild vom "b�sen Moslem" und "guten Amerikaner" verbla�t.
Islamische Vereinigungen konnten sich mit dem brisanten Stoff dennoch nicht anfreunden und verdammten den Film p�nktlich zum US-Start mit dem – �brigens v�llig unzutreffenden – Vorwurf der Araber-Diskriminierung. Ganz im Gegenteil n�mlich verh�lt sich "Ausnahmezustand" eher politisch �berkorrekt und endet gar mit einer �berfl�ssigen Morallektion, die das noch einmal explizit ausspricht, was der Film zuvor viel wirkungsvoller mit seinen Bildern zum Ausdruck gebracht hat.
Denzel Washington verk�rpert dabei keinen �bermenschlichen K�mpfer, sondern einen verletzbaren Helden, der ebenso nach seinen �berzeugungen handelt wie Bruce Willis als Hubbards scheinbar �berm�chtiger Antagonist Deveraux. Dazwischen bewegt sich Annette Bening als selbstbewu�te CIA-Agentin, die den Ausspruch "sleeping with the enemy" offenbar w�rtlich nimmt.