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Arno Wyzniewski war ein hohlwangiger, schmaler, zäh und eigensinnig wirkender Mann, er hatte tiefliegende, grüblerische Augen. Es überrascht nicht, im Nachruf des Berliner Ensembles zu lesen, daß der Brecht-Schauspieler kurz nach dem Mauerbau in Potsdam mit einem großen Hamlet seinen Aufstieg begann. Im BE gehörte er nach 1990, durch die Umstände, plötzlich zur alten Garde.Arno Wyzniewski, um den es nach der Wende viel zu still geworden war, ist am Sonntag abend in Berlin gestorben. Das Gesicht war lange schon tief gefurcht. Am 9. Oktober wäre Arno Wyzniewski, der zwischen 1970 und 1990 die Bildschirme und Leinwände der DDR wie kaum ein anderer Mime belebte, im BE große Rollen (Peachum, Mephisto) spielte, von den Zuschauern geliebt wurde, 59 Jahre alt geworden. Ein DDR-Schauspieler, es war seine Lebenszeit.Freunde hat er gehabt, obwohl er ein Aussprecher unbequemer Wahrheiten gewesen ist. Seit 1977 war Wyzniewski am Berliner Ensemble engagiert, er war es bis zum letzten Tag. 20 Jahre. Was mag ihn das gekostet haben?Arno Wyzniewski spielte 1980 den Lenin in dem die Gorbatschow-Zeit antizipierenden Stück "Blaue Pferde auf rotem Gras" von Michail Schatrow, erhielt dafür die spät zur Befriedung von querköpfigen Schauspielern geschaffene Helene-Weigel-Medaille. Wyzniewski wußte etwas damit anzufangen, er nutzte die Auszeichnung, um in der sowjetunionfreundlichen "Freien Welt" ungewünschte Wahrheit auszusprechen. Er sagte 1981, im Erfolg: "Das Berliner Ensemble hat seit Jahren eine Durststrecke. Regievorschläge, die Brecht einmal gemacht hat, hat man über Jahre hinweg getreulich wiederholt, ohne Neues herauszuholen. Brecht bekam etwas Museales. Die Zeit ist weitergelaufen. Man kann in keiner Zeit Theater spielen, wie man es vor zehn Jahren tat."Dann war er plötzlich selber weniger gefragt. In Heiner Müllers "Germania 3" spielte er Goebbels und Ulbricht. Der Landrat in Müllers "Die Bauern" in diesem Frühjahr bleibt nun seine letzte Rolle.