Angaben zur Registraturbildnergeschichte
Das Politbüro
1920-1932
Das Politbüro, dem die politische Leitung der Partei oblag, wurde in Auswertung der Beschlüsse des II. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale (Juli/Aug. 1920) und im Zuge der Reorganisation des organisatorischen Apparates der Zentrale der KPD im August 1920 gebildet. Seine Mitglieder waren August Thalheimer (Vorsitzender), Paul Levi, Clara Zetkin, Ernst Meyer und Heinrich Brandler. Nach dem 7. Parteitag der KPD (22.-26. August 1921 in Jena) setzte sich das Politbüro aus Ernst Meyer (Vorsitzender), Paul Böttcher, Fritz Heckert, Edwin Hoernle, Jacob Walcher, August Thalheimer und Clara Zetkin zusammen. Mit der Neukonstituierung des zentralen Parteiapparates im Jahre 1922 wurde ein Polsekretariat geschaffen. Dieses leitete zuerst Käthe Pohl, ab Mai 1922 Heinrich Brandler, danach Walter Stoecker und Wilhelm Firl. Nach der Neukonstituierung der Zentrale im Februar 1923 arbeitete das Politbüro in folgender Zusammensetzung: Heinricht Brandler (Vorsitzender), Arthur Ewert, Karl Becker, Wilhelm Koenen und August Thalheimer. Die politischen Bedingungen im Jahre 1923 erforderten, sich auf die Illegalität vorzubereiten. Die Tagung des Zentralausschusses am 3. November 1923 beschloss u.a., das Politbüro, das Orgbüro und die Revisionskommission aufzulösen. Es wurde festgelegt, einen Kopf (Direktorium) von sechs Mitgliedern zu wählen. Die Zentrale sollte als Beirat bestehen. Nach dem 9. Parteitag der KPD (7.–10. Apr. 1924) leitete Arkadi Maslow und ab Juni 1924 Ruth Fischer das Politbüro. Der 10. Parteitag der KPD (12.–17. Juli 1925) setzte sich mit den Ultralinken auseinander. Auf der 1. Parteikonferenz (31. Okt.–1. Nov. 1925) wurde die Fischer-Maslow-Gruppe aus der Parteiführung entfernt. Dem Politbüro gehörten nach der 1. Parteikonferenz Ernst Thälmann (Vorsitzender), Konrad Blenkle, Philipp Dengel, Arthur Ewert, Ottomar Geschke, Fritz Heckert, Hermann Remmele, Ernst Schneller und Wilhelm Schwan an. Nach dem 11. Parteitag der KPD (2.–7. März 1927) gehörten zum Politbüro Ernst Thälmann (Vorsitzender), Konrad Blenkle, Philipp Dengel, Arthur Ewert, Fritz Heckert, Ernst Meyer, Wilhelm Pieck, Hermann Remmele, Ernst Schneller. Kandidaten des Politbüros waren Hugo Eberlein, Wolfgang Hein, Walter Ulbricht. Von März 1927 bis Oktober 1928 existierte neben dem allgemeinen gewählten Sekretariat ein Politisches Sekretariat, das dem Politbüro angeschlossen war. Dem Politischen Sekretariat gehörten Philipp Dengel, Arthur Ewert, Ernst Schneller und Ernst Thälmann an. Das seit dem 12. Parteitag der KPD (8.–15. Juni 1929) agierende ZK wählte am 15. Juni 1929 als Mitglieder des Politbüros Ernst Thälmann (Vorsitzender), Franz Dahlem, Leo Flieg, Wilhelm Florin, Fritz Heckert, Paul Merker, Wilhelm Pieck, Hermann Remmele, Fritz Schulte, Walter Ulbricht und Jean Winterich. Zu Kandidaten des Politbüros wurden Wolfgang Hein, Wilhelm Kasper, Heinz Neumann und Helene Overlach. Die Tagung des ZK im Mai 1932 ergänzte die Zusammensetzung des Politbüros durch die Wahl von John Schehr und Hermann Schubert (anstelle von Helene Overlach). Leo Flieg wurde zum Kandidaten des Politbüros gewählt.
1933-1945
Nach der Errichtung der Hitlerdiktatur wurde die KPD verboten. Ein Teil der Mitglieder der Parteiführung ging ins Ausland. Vom 25. Mai bis Ende 1933 bildeten Franz Dahlem, Wilhelm Florin und Wilhelm Pieck das "Auslandskomitee" (auch Auslandsleitung genannt) des Politbüros in Paris. Der Inlandsleitung des Politbüros gehörten John Schehr (Leiter), Hermann Schubert, Fritz Schulte und Walter Ulbricht an. Sie hatte ihren illegalen Sitz in Berlin und war für die unmittelbare operative Führung des illegalen Kampfes und die Umstellung der Parteiorganisation auf die Illegalität verantwortlich. Nachdem Walter Ulbricht, Hermann Schubert und Fritz Schulte nach Paris gegangen waren, wurde Ende Oktober 1933 ein neues Inlandsorgan, die illegale Landesleitung der KPD gebildet. Ihr unterstanden die Oberbezirke, in denen mehrere Bezirke der KPD zusammengefasst waren. Diese existierten bis ungefähr 1934. Die illegale Landesleitung der KPD arbeitete bis Frühjahr 1935. Mit der Umstellung der Partei auf die Illegalität entstand der illegale Grenzapparat der KPD. Im August 1934 übernahmen Mitglieder des Politbüros die Verantwortung für die Anleitung und Kontrolle der Leitungen der Grenzstützpunkte. Von Januar 1934 bis Januar 1935 leitete das Politbüro von Paris aus in folgender Zusammensetzung die Tätigkeit der Partei: Wilhelm Pieck (Richard), Franz Dahlem (Jean), Wilhelm Florin (Rolf), Walter Ulbricht (Paul), Hermann Schubert (Max, Sitz in Saarbrücken) und Fritz Schulte (Georg). Nach der Januar-Tagung des ZK 1935 wurde eine neue Arbeitsteilung im Politbüro beschlossen. Die Mitglieder des Politbüros Wilhelm Pieck, Wilhelm Florin, Fritz Heckert, Hermann Schubert und Fritz Schulte blieben in Moskau. Der Sitz des Politbüros in Paris wurde aufgelöst und nach Moskau verlegt. Franz Dahlem und Walter Ulbricht bildeten die operative Gruppe des Politbüros. Sie nahm Anfang Februar 1935 ihre Tätigkeit in Prag auf, um die illegalen Parteiorganisationen direkt anzuleiten. Im Anschluss an die Brüsseler Parteikonferenz der KPD (3.– 5. Okt. 1935) wählte das ZK auf seiner ersten Sitzung das Politbüro in folgender Zusammensetzung: Ernst Thälmann, Franz Dahlem, Wilhelm Florin, Fritz Heckert, Paul Merker, Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht. Kandidaten des Politbüros wurden Anton Ackermann und Herbert Wehner (Funk). Für die Zeit der Inhaftierung Thälmanns übernahm Wilhelm Pieck den Vorsitz. Seit Mitte Oktober 1935 gab es die operative Auslandsleitung des Politbüros. Sie agierte bis September 1936 von Prag, danach, bis September 1939, von Paris aus. Ihr gehörten u.a. Franz Dahlem, Paul Merker, Walter Ulbricht, Anton Ackermann und Herbert Wehner an. Im Dezember 1939 beschloss die Parteiführung in Moskau die Bildung einer neuen Auslandsleitung. Diese existierte bis 1942 in Stockholm. Ihre Mitglieder waren Karl Mewis, Heinrich Wiatrek, Herbert Wehner und Richard Stahlmann. Nach der Brüsseler Parteikonferenz waren in den an Deutschland angrenzenden Ländern Abschnittsleitungen des ZK der KPD als operative Leitungsorgane zur Unterstützung und Anleitung der illegalen Parteiorganisationen geschaffen worden. In der Regel bestanden die Abschnittsleitungen bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Es gab folgende Abschnittsleitungen: ABL Norden (Sitz Kopenhagen/Dänemark), Leiter bis Ende 1935 Willi Adam (Gilbert), ab März 1936 Sepp Schwab (Louis), ab 1937 Paul Helms und ab Mite 1938 Heinrich Wiatrek (Weber), ABL Westen (Sitz Amsterdam/Niederlande) Leiter bis Febr. 1936 Philipp Daub (Lips, Horn), ab Febr. 1936 Paul Bertz und ab Mai 1937 Erich Gentsch (Alwin), ABL Süd-Westen (Sitz Brüssel/Belgien), Leiter ab Ende 1937 Otto Niebergall (René), ABL Saargebiet, Leiter 1935 Otto Niebergall (René) und ab Anfang 1938 Josef Wagner, ABL Süden (Sitz Zürich/Schweiz), Leiter bis Febr. 1936 Paul Bertz, bis Anfang 1937 Siegfried Rädel, Konrad Blenkle bis Frühjahr 1938 und Paul Elias bis Frühjahr 1938, ABL Mitte (Sitz Prag/CSR) existierte bis Nov. 1938, danach war der Sitz in Schweden, Karl Mewis (Arndt) leitete diese ABL ab Sept. 1938. Als zeitweise Hilfseinrichtung wirkte 1935 von Prag aus eine dreiköpfige zentrale Emigrationsleitung mit Erich Gentsch als verantwortlichem Leiter. Sie wurde wieder aufgelöst, als die Abschnittsleitungen des ZK der KPD wirksam wurden und die jeweiligen Emigrationsleiter Mitglieder der Abschnittsleitungen wurden. Das Politbüro schuf sich im Verlaufe seiner Tätigkeit Arbeitskommissionen, die offensichtlich nur kurzzeitig für bestimmte Aufgaben gebildet wurden. Aus dem vorhandenen Schriftgut konnten Angaben über folgende Arbeitskommissionen ermittelt werden: Politische Kommission (1925/26), Kommission zur Vorbereitung der Reichstags-,Reichspräsidentschafts- und Preußenwahlen (1928, 1932), Geschichtskommission (1920–1928; 1933–1934; 1935–1941), Agrarkommission, Anti-Terror-Kommission (1933–1938) und die Kleine Kaderkommission. Die Materialien der Kleinen Kaderkommission wurden mit in die Gruppe Personal- und Kaderfragen eingearbeitet. Dort sind auch jene Materialien des ZK der SED aus den Jahren 1946–1954 enthalten, die im Zusammenhang mit der Erforschung des Widerstandskampfes der KPD 1933–1945 zusammengetragen worden sind. Der Strukturteil Politbüro enthält nach der archivwissenschaftlichen Bearbeitung 434 Akteneinheiten mit rund 10 lfm und umfasst den Zeitraum von 1919 bis April 1946 (1946–1954). Die Bearbeitung des Schriftgutes erfolgte im Zentralen Parteiarchiv der SED Mitte der 70er Jahre von Dorit Aue, Helga Baumann, Sylvia Gräfe und Dr. Gerhard Nitzsche.