Ich finde, dass ich damals mit acht Jahren viel zu jung war, um ein gesamtes Reich zu führen. Aber ich habe es trotzdem getan, in Anno 1602, jeden Sonntag vor dem Abendessen.
Begeistert erzählte ich dann immer meinen verwunderten Eltern davon, wie ich ganz allein Hungersnöten, Piraten und anderen Völkern getrotzt habe. Wobei jede Partie – das war meine Tradition – immer damit enden musste, dass ich pleite ging oder von einem der Gegner massakriert wurde.
Aber das war mir vor 23 Jahren vollkommen egal, selbst wenn ich nicht verstand, warum das genau passierte. Das ist alles höhere Mathematik, das verstehen nur große Kinder oder wirkliche Oberhäupter, dachte ich mir. Ich genoss einfach das Aufbau-Gefühl und vor allem die Vision (genau in dem Moment, als ich das Kontor baute), hier nun die größte und schönste Stadt aller Zeiten zu bauen. Selbst wenn sie nie zustande kam.
Heute würde ich zu gern in die Vergangenheit reisen, mich neben mein jüngeres Ich setzen und ihm beim Spielen zusehen. Und ihm die vielen Fragen beantworten, die in seinem Kopf herumschwirren. So in etwa ist es auch für mich, wenn ich heute Anno 1602 spiele.
Aha, höhere Mathematik, denke ich, schmunzelnd und kopfschüttelnd. Aber kaum platziere ich das Kontor auf einer Insel, erwischt sie mich wieder. Die Aufbau-Vision. Die ich nach all den Jahren immer noch erfüllen muss … also warum nicht einfach nochmal das 24 Jahre alte Aufbauspiel installieren und nachschauen, ob es so gut gealtert ist wie in meiner Erinnerung? Kann man 2022 Anno 1602 noch gut spielen? Das beantworte ich euch im folgenden Artikel.
Spielgeschwindigkeit: Zen-Garten
Die Schiffe stechen im Endlosmodus in See. Schnell, schnell zur größten Insel, egal was darauf anbaubar ist. Nachdem ich den Gegnern ihren Flecken Land vor der Nase weg stibitzt und mein Kontor errichtet habe (Orchester-Sound!), baue ich eine erste Grundwirtschaft auf.
Eine kleine Pixelgestalt hackt Bäume im Wald und eine andere Pixelgestalt geht fischen. Die ersten Bewohner (und braven Steuerzahler) ziehen in kleine Holzhütten und verlangen anfangs nicht mehr als Wolle und eine Kirche. Und dann gibt es erstmal nichts zu tun, außer Warten und Zusehen, Ressourcen sammeln und in Dauerschleife Amazing Grace, Ave Maria & Co. hören.
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