Der Theologe Nr. 9, aktualisiert am 11.9.2023
Die Opfer der Kirche, die
in fr�heren Zeiten auf den Scheiterhaufen der Inquisition verbrannten oder
anderweitig hingerichtet wurden,
galten ihren Richtern meist als vom "Teufel" oder von D�monen besessen. Unter Folter hatte man den Menschen zuvor
meist entsprechende Gest�ndnisse
abgepresst. Und der Glaube, dass vor allem Andersgl�ubige mit dem "Teufel" im Bunde
sein k�nnten, ist auch heute noch in der kirchlichen Bev�lkerung verbreitet
� allerdings weniger als Vorstellung,
dass die "M�chte des B�sen" hier personhaft, direkt
und unmittelbar am Werk seien. Sondern man w�hnt "Teufel" und "D�monen"
mehr im Hintergrund.
Als jedoch die 23j�hrige Anneliese Michel aus Klingenberg am Main im unterfr�nkischen Landkreis
Miltenberg am 1.Juli 1976 starb, glaubten viele Katholiken, diese junge
Frau w�re tats�chlich vom "Teufel"
und von leibhaftigen D�monen besessen gewesen. Anders als
die gefolterten und hingerichteten "Hexen"
fr�herer Zeiten war Anneliese Michel jedoch eine �berzeugte Katholikin. Und anders als bei den
"Besessenen" fr�herer Zeiten,
die man seither �berwiegend in einer vermeintlich ewigen H�lle vermutet, �berwiegt im Hinblick auf
Anneliese Michel der Glaube, sie h�tte nach ihrem Tod die "ewige
Seligkeit" erreicht. Und so m�chten wir einmal der Frage nachgehen: Was ist hier
eigentlich passiert? Wie hat Anneliese
Michel gelebt? Und wie ist sie gestorben?
Als die junge Frau starb, wog sie nur noch 31 kg. Zuletzt verweigerte sie die Nahrungsaufnahme. Als die Trag�die �ffentlich wurde, fragten sich viele: H�tte sie verhindert werden k�nnen? Und nicht der "Teufel" geriet jetzt ins Visier der Ermittler, sondern diejenigen, die ihn "austreiben" wollten. So ist z. B. eine wesentliche Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Tod von Anneliese Michel und dem offiziellen r�misch-katholischen Exorzismus, der in den Monaten vor ihrem Tod 67 mal an ihr durchgef�hrt wurde? Der W�rzburger Bischof Josef Stangl hatte die "Teufelsaustreibung" an der P�dagogikstudentin eigens kirchenamtlich genehmigt. Doch was als "Gottes" Hilfe gedacht war, hat offensichtlich alles nur noch schlimmer gemacht. Untersucht man nun die n�heren Umst�nde dieses Schicksals, zeigt sich, dass der r�misch-katholische Glaube der jungen Frau f�r sie eine Sackgasse war, aus der schlie�lich kein Weg zur�ck ins Leben mehr m�glich war.
Anneliese Michel starb mit 23 Jahren an den Folgen des katholischen Exorzismus. Eine andere engagierte Katholikin kam mit 24 Jahren ums Leben, nachdem sie sich komplett der Kirche unterworfen hatte, die kurz darauf "heilig" gesprochene Elisabeth von Th�ringen und Ungarn, verstorben an v�lliger Entkr�ftung und wohl indirektem Suizid. Lesen Sie dazu den spannenden biografischen Artikel: Elisabeth von Th�ringen � was trieb die "Heilige" in den fr�hen Tod? elisabeth_von_thueringen.htm |
Dass in Klingenberg nur die Spitze eines Eisbergs sichtbar
wurde, deutet der Exorzismus-Experte Pater Adolf Rodewyk an, der im Auftrag
der r�misch-katholischen Kirche die "Teufelsaustreibungen" an Anneliese Michel
gepr�ft hatte und diese aus vatikanischer Sicht nicht beanstandete. Und der Jesuit gab weiterhin zu:
"Sie k�nnen annehmen, dass es immer F�lle von Besessenheit gibt. Sie
kommen wenig in die �ffentlichkeit, aber es l�uft immer was"
(Main-Echo, 7.4.1978). Und auf die Frage, ob
es auch schon �hnliche F�lle mit t�dlichem Ausgang gegeben habe, antwortete
der Exorzist Rodewyk: "Ja, nat�rlich."
Au�erhalb Deutschlands wird anscheinend offener �ber das Thema gesprochen. "In
Frankreich werden allein im Gro�raum Paris j�hrlich etwa 1500
Exorzismen durchgef�hrt", so der
Jesuit und ehemalige katholische Weltanschauungsbeauftragte des Bistums W�rzburg, Alfred Singer, in einem
Interview 31
Jahre nach dem Tod von Anneliese Michel
(Main-Post, 9.7.2007). Doch auch in Deutschland finden weiterhin
kirchliche
"Teufelsaustreibungen" statt
(siehe z. B. aktuell unten,
auch im Protestantismus).
Unterschiedlichen
Ver�ffentlichungen
�ber Anneliese Michel (1952-1976) �
Die US-amerikanische Anthropologin Felicitas D. Goodman vertritt (trotz
ihrer offiziell protestantischen Konfession) die Sichtweise
der katholischen Exorzisten, w�hrend der deutsche evangelische Theologe
Uwe Wolff die
Ereignisse tiefenpsychologisch deutet. Das Heft Voodoo auf Katholisch der
"Freien Christen" (als
PDF-Datei) veranschaulicht allgemein zahlreiche Parallelen zwischen
dem Voodoo-Kult und den katholischen Lehren und Praktiken. Ein weiteres 2014
erschienenes Buch von Petra Ney-Hellmuth zum
Thema entspricht der Sichtweise der Di�zese W�rzburg und verliert sich in
m�hsamen Detailhinweisen. Da es gleichzeitig aber die "Doktorarbeit" der
Autorin ist, wurde es vom gesellschaftlichen "Main-Stream" zum angeblichen "Standardwerk"
zu diesem Thema stilisiert.
PS: Das auf dem Umschlag des Buches von Felicitas D. Goodman links
oben sichtbare Foto zeigt den W�rzburger Bischof Josef Stangl (1907-1979),
der seine Genehmigung des Exorzismus nach dem Tod der jungen Frau
verleugnete. Ein Dreivierteljahr sp�ter weihte er noch Joseph Ratzinger
zum Erzbischof von M�nchen und Freising. Kurz darauf soll er dann in
"geistige Umnachtung" gefallen sein. Die Stadt W�rzburg ehrt ihn mit einem
Bischof-Stangl-Platz. Zwei weitere Fotos bzw. Bilder von Anneliese Michel
siehe hier.
Der Evangelische Theologe und Exorzismus-Forscher Uwe Wolff nannte sein Buch zu diesem Thema Das bricht dem Bischof das Kreuz � Die letzte Teufelsaustreibung in Deutschland 1975/76 (1). Doch ist dem f�r den Exorzismus verantwortlichen W�rzburger Bischof tats�chlich � im �bertragenen Sinn � das Kreuz gebrochen? Nur kurze Zeit nach den schicksalhaften Ereignissen in Klingenberg ist Bischof Josef Stangl zwar gestorben (1979), doch weder er noch die r�misch-katholische Kirche wurden bis heute f�r den Tod der jungen Frau zur Verantwortung gezogen. Die nachfolgende Studie zeigt jedoch auf, wie Anneliese Michels r�misch-katholischer Glaube und ihre Bindung an die r�misch-katholische Kirche f�r sie zur Todesfalle werden. (10)
Anneliese Michel wird am 21. September 1952 in Leiblfing bei Straubing in Niederbayern
in der Heimat ihrer Mutter geboren. Sie entstammt einem streng katholischen
Elternhaus und Milieu in dem Weinort Klingenberg am bayerisch-fr�nkischen Untermain.
Ihr Vater sollte nach dem Wunsch seiner Mutter eigentlich Priester werden
und
drei ihrer Tanten sind Nonnen. Ihre Mutter Anna Michel, geborene F�rg, bringt das uneheliche M�dchen Martha mit in die Ehe,
das gezeugt und 1948 geboren wurde, als sie schon mit Josef Michel verlobt
war. Doch dieser ist nicht der Vater. Das Kind stirbt bereits 1956 im Alter
von acht Jahren an einem
Nierentumor. Der Vater des Kindes soll ein katholischer Priester sein. So
wird es
vermutet
(Wolff, S. 48). Die Michels selbst geben dar�ber keine Auskunft.
Dort gilt ja die uneheliche Zeugung des
kleinen M�dchens als "schwere S�nde" bzw. "Tods�nde", und Annelieses Mutter
darf ihren Vater deshalb 1950 in der katholischen Kirche auch nicht "in Wei�", sondern nur mit
schwarzem Schleier heiraten. Das erste gemeinsame und eheliche Kind
Anneliese bringt sie daf�r "Gott" als "S�hnopfer" f�r ihren vorehelichen "Fehltritt" dar � eine gewaltige B�rde f�r das neugeborene Kind, fast wie
ein Fluch. "Anneliese"
ist dabei eine Namenskombination aus den beiden Kirchenheiligen Anna (der
Mutter Marias, der Mutter von Jesus) und Elisabeth (der Mutter Johannes des T�ufers). Sp�ter
werden drei weitere M�dchen geboren, G. (1954),
B. (1956) und R. (1957). Als
Jugendliche besucht Anneliese, die gerne Klavier spielt, das musische Karl-Theodor-von-Dalberg-Gymnasium in der
Gr�newaldstra�e im nahe gelegenen Aschaffenburg. Dort gilt sie als
hochintelligent, f�llt aber bereits durch nervliche Probleme auf, wie
sich manche ihrer fr�heren Lehrer erinnern. Ihr Elternhaus gilt dabei als
sehr streng. "�fter einmal fanden die Schwestern Anneliese weinend in ihrem
Zimmer, weil die Mutter schon wieder verboten hatte, dass sie zum Tanzen
gehe. �Die anderen d�rfen das alle`, schluchzte sie. �Ich bin doch kein Kind
mehr.`" Doch Annelieses Mutter hat Angst um ihre Tochter. "Ihre T�chter
sollten unber�hrt in die Ehe gehen. Unber�hrt wie die Jungfrau Maria" (Goodman,
S. 35). Und anders als sie, die Mutter, die ja bei ihrer kirchlichen
Trauung von der Kirche f�r ihre vorehelichen sexuellen Erfahrungen mit einem
schwarzen Schleier "abgestraft" wurde.
Anneliese Michel scheut den Konflikt mit dem Elternhaus, bleibt anfangs
jedoch noch einigerma�en souver�n und hat einen ersten heimlichen Freund.
Gleichzeitig vertieft sie sich jedoch weiter in den r�misch-katholischen
Glauben. So ist auch � anders als
bei den meisten ihrer Altersgenossinnen � ihre Bindung an die Kirche
besonders stark. Sie geht mehrmals w�chentlich zur Messe,
betet regelm��ig Rosenkr�nze und versucht noch mehr als das zu tun, was die
Kirche von ihren Gl�ubigen verlangt. So schl�ft sie z. B. zur "S�hne" f�r
Rauschgifts�chtige, die sie am Aschaffenburger Hauptbahnhof beobachtet hat,
manchmal auf dem Fu�boden, selbst im Winter; so, als ob die "S�hnopfer"-Vorstellung ihrer Mutter tats�chlich auch in ihr wirksam ist. Dabei ist ihr Glaube f�r sie
selbst auch wie eine Droge, von dem die Jugendliche mit der Zeit extrem abh�ngig
wird und mit dem
sie ganz offenbar alles andere als im Reinen ist.
Und hier liegen auch die
Wurzeln f�r das weitere Geschehen: Bald gleiten dem M�dchen auch
die Z�gel seines eigenen Lebens mehr und mehr aus der Hand. Im Jahr 1968
bei�t sie sich z. B. bei einem Krampfanfall in die eigene Zunge. Ein
Neurologe diagnostiziert eine Epilepsie vom Typ Grand Mal (also einen
schweren epileptischen Anfall), wogegen sie erstmals anti-epileptische
Mittel erh�lt. Doch diese helfen nicht gegen eine religi�se Gedanken- und
Bilderwelt, die sich immer m�chtiger in ihr aufbaut und die Anneliese Michel
immer weniger kontrollieren kann. So erscheinen ihr beim Gebet z. B.
katholische "Heilige" oder "D�monen", die sie schlie�lich bis kurz vor ihrem Tod qu�len und verfolgen.
Auch h�rt sie Stimmen, die ihr vorhersagen, sie werde in der ewigen
Verdammnis landen, in der nach r�misch-katholischer Lehre z. B. alle
Menschen enden, welche wesentliche Glaubenslehren der katholischen Kirche
nicht bef�rworten oder auch nur "beharrlich" daran zweifeln (siehe dazu
Der Theologe Nr. 18 �ber den "Glauben der
Kirche" oder
Der Theologe Nr. 68 speziell �ber die Verdammungsfl�che der Kirche).
An ihrem Todestag, dem 1. Juli 1976, ordnet der Staatsanwalt eine Obduktion der
Leiche an, bei welcher die �rzte zu dem Ergebnis kommen: "Annelieses Leben
w�re zu retten gewesen, wenn man die Kranke vor den krankmachenden Faktoren
ihrer Umwelt abgeschirmt h�tte."
(Wolff, S. 15)
Doch Anneliese Michel gelingt es nicht, sich aus ihrem streng
katholischen Umfeld zu befreien im Gegenteil: in ihren
schwersten Krisen l�sst sie sich nahezu hilflos in das Milieu hineinfallen, in dem
die
ma�geblichen Wurzeln der Trag�die
liegen.
Der erste Exorzismus beginnt neun Monate vor ihrem Tod.
Und kurz vor dem Tod wirkt sie selbstzerst�rerisch und
selbstverst�mmelnd an ihrem f�r dieses irdische Leben endg�ltigen Zusammenbruch
mit. Ein Arzt h�tte hierbei nicht zusehen d�rfen. Doch der als
Exorzist t�tige katholische Priester Arnold Renz steigert sich mit dem Kruzifix in
der Hand so in die
katholische Exorzismus-Liturgie hinein, dass er einfachste
Grundregeln der Ersten Hilfe nicht beachtet. W�hrenddessen erhoffen die Eltern bis zuletzt
die entscheidende Hilfe von dem Mann bzw. den M�nnern der Kirche.
Doch wieso entwickelt sich das Geschehen bei Anneliese Michel in diese v�llig
verfahrene Richtung? Und warum geschieht Vergleichbares
ausschlie�lich oder �berwiegend bei Betroffenen aus dem kirchlichen Milieu? Bei den meisten anderen Menschen jedoch
nicht. Wie l�sst sich die Lebenssituation der jugendlichen Anneliese Michel
charakterisieren?
Bei den Exorzismen kommen zun�chst verst�rkt die ungel�sten Kindheits- und Jugendprobleme von Anneliese Michel zum Vorschein. Ein Beispiel: Jeden Morgen um 6 Uhr wird sie als Kind zur Fr�hmesse geweckt. "Die Oma hat sie in die Kirche hineingeschleift. Sie war sechs Jahre alt. Die Oma hat sie fast jeden Tag vom Bett herausgezogen", sagt einer der "D�monen" durch Anneliese vorwurfsvoll im Jahr 1975 (Wolff, S. 53 f.). Die Bauersfrau und "Seherin" Barbara Weigand (1858-1943) aus dem benachbarten R�ck-Schippach, die sich jeden Morgen zu Fu� in die Aschaffenburger Kapuzinerkirche aufmachte (Wolff, S. 39), jeden Tag ca. 25 km hin und 25 km wieder zur�ck, um dort die laut ihrem Glauben angeblich in den "Leib Christi" verwandelte Oblate zu sich zu nehmen, gilt in der Familie als Vorbild � was sich f�r einen Au�enstehenden auch mit dem Verhalten eines Drogens�chtigen vergleichen l�sst, der seine Zeit zu einem gro�en Teil damit verbringt, sich die f�r ihn notwendige Dosis "Stoff" zu besorgen bzw. zu "verdienen". Doch was baut sich dabei in dem kleinen M�dchen, das trotz seiner Bereitschaft zum Kirchgang nat�rlich auch gerne ausgeschlafen h�tte, innerlich auf? Anneliese wagt vieles im Laufe ihres kurzen Lebens nicht selbst auszusprechen, was dann sp�ter die "D�monen" durch sie umso heftiger zum Ausdruck bringen. Der Konflikt bahnt sich fr�h an: Bereits dem kleinen M�dchen wird manchmal vom Weihrauch in der Messe �bel, vielleicht, weil sie das alles sprichw�rtlich "zum K... findet". Die Gro�mutter deutet dies jedoch als ungutes Zeichen daf�r, dass der Teufel angeblich ihre "reine M�dchenseele" fangen will. (Wolff, S. 54 f.)
Zur katholischen Kirche in Klingenberg muss man emporsteigen. Als Kind musste Anneliese Michel dort eine Zeitlang jede Fr�hmesse besuchen und manchmal wurde ihr bereits vom Weihrauch "�bel".
Und an dieser Stelle entfaltet der Katholizismus besonders seine
destruktiven Kr�fte. Das M�dchen wird fr�h in dem Glauben erzogen, dass
Abweichler sp�ter in eine "ewige H�lle" m�ssen.
Kein Wunder also, dass die �lteste von vier Schwestern besondere Anstrengungen
unternimmt, um zeitlebens ein "liebes", gehorsames und korrekt-katholisches Kind zu sein. Sie k�mmert
sich oftmals r�hrend um andere Familienmitglieder und f�gt sich ein in alle
vorgegebenen Traditionen und Gebr�uche. So wird beispielsweise der 13.
eines jeden Monats in der Familie als "Tag der Jungfrau von Fatima" in Ehren
gehalten. "Das ist ihr Schei�-Tag", so sp�ter einmal ein "D�mon" aus Anneliese �ber
den 13.10.1975 im Hinblick auf die Jungfrau von Fatima (Wolff, S. 46). In der Ich-Form h�tte Anneliese Michel solches
nicht zu sagen
gewagt. Denn sie ist voller Angst, den Anforderungen des katholischen
Glaubens nicht zu gen�gen. Also sucht sie mit ihrem Intellekt nach anderen
Erkl�rungen f�r ihren Widerstand gegen diesen Glauben, der manchmal
unvermittelt aus ihr heraus bricht; so z. B. auch bei einer Wallfahrt ins
italienische San Damiano, als sie ein Glas mit "geweihtem Heilwasser"
wegst��t.
Schon fr�h glaubt Anneliese deshalb, eine Verfluchung w�re angeblich der Grund f�r ihre
Seelenk�mpfe. Eine fremde Frau h�tte diesen Fluch
bei ihrer Geburt �ber sie ausgesprochen. Diese Vorstellung erm�glicht ihr, dass sie viele ihrer Gedanken,
Gef�hle und Empfindungen nicht zul�sst und als ihre eigenen annimmt.
Dann h�tte sie n�mlich daraus andere Schlussfolgerungen f�r ihr Leben
ziehen k�nnen als die angebliche Wirksamkeit einer Verfluchung. So aber begleitet sie das Gef�hl der Verworfenheit und
Verdammnis, seitdem in ihrer Pubert�t wie bei jedem Jugendlichen Gef�hle verr�ckt
gespielt haben und normalerweise auch rebellische
Gef�hle gegen die Welt der Erwachsenen auftreten. Von sich selbst sagt
Anneliese Michel, dass sie etwa seit ihrem 13. Lebensjahr besessen
gewesen sei, also zeitweise nicht mehr in der Lage, ihr Leben mit ihrem
Oberbewusstsein eigenverantwortlich kontrollieren zu k�nnen.
In einem Brief an
Pfarrer Ernst Alt, einen der beiden Exorzisten, schreibt sie z. B. im Jahr 1974:
"Ich heulte oft abends f�r mich
... Von Gott f�hlte ich mich irgendwie total verlassen. Damals war
ich schon ziemlich umsessen."
[Anmerkung:
"Umsessen"
sein ist eine sinnvolle Umschreibung f�r eine Vorstufe zu einer wom�glichen
"Besessenheit". In diesem Stadium sp�rt der Betroffene
bereits die N�he
von als
"fremd"
erlebten M�chten, wird aber noch nicht von ihnen beherrscht.]
Und weiter: "Ich wollte mich immer umbringen. Dortmals hatte ich h�llische Angst,
wahnsinnig zu werden vor Verzweiflung ..."
(Goodman, S. 91).
Offenbar hat hier der nicht eingestandene kindliche
und jugendliche Widerstand gegen
die katholischen Normen, mit denen sie aufgewachsen ist, bereits angefangen,
sich zu
verselbstst�ndigen. Und dass der strenge katholische Gott ihrer Kindheit ihr
nicht dabei hilft, ihre eigene innere Mitte zu finden und
ein gl�cklicher junger Mensch zu werden, ergibt sich zwangsl�ufig daraus, dass dieser kirchliche Gott weder
f�r Zweifel an ihm Verst�ndnis hat noch f�r eventuelle "S�nden" aus
jugendlichem �bermut, die bei einem Jugendlichen in der Sturm-und-Drang-Zeit
eben vorkommen. Stattdessen h�tte der "Heiland" ihr sp�ter das "Angebot"
gemacht bzw. von ihr verlangt, f�r das, was sie anderen "angetan" habe, zu
leiden, um dadurch "reiner" zu werden. So weist sie z. B. als Zehntkl�sslerin
w�hrend einer Geburtstagsparty den Ann�herungsversuch eines Mitsch�lers verst�ndlicherweise zur�ck, da sie ihn
"nicht leiden" konnte. Sp�ter
schreibt sie aber dar�ber: "Ich sp�rte doch auch, dass er Hilfe suchte. Hier
liegt mein Versagen. Ich wollte lieber mit einem anderen tanzen, statt dass
ich mich Aug in Aug mit ihm unterhalten h�tte" (Goodman, S. 161)
� ein zwar edel
gemeinter Gedanke, der
sich aber bei Anneliese destruktiv gegen die eigene Person richtet, weil sie
sich ihre eigenen Empfindungen nicht zugesteht bzw. ihre verst�ndliche
Abneigung gegen�ber dem Ann�herungsversuch nicht akzeptiert. Stattdessen bek�mpft sie ihre Gef�hle und verzweifelt schlie�lich aufgrund ihres
katholischen Glaubens an dem, wozu sie sich verpflichtet f�hlt, n�mlich dem jungen
Mann durch ein Gespr�ch vermeintlich zu "helfen".
Offensichtlich hat Anneliese Michel
also gro�e Schwierigkeiten, diese unter Jugendlichen �blichen Erfahrungen
richtig zu verarbeiten und verstrickt sich in �berzogene katholische
Schuld-Komplexe anstatt ein gesundes Selbstvertrauen trotz des Bewusstseins
eigener M�ngel zu entwickeln. Auch als Studentin ist dieses Thema
gegenw�rtig, und Mechthild Westiner, eine Kommilitonin, erinnert sich, dass
Anneliese Michel im Unterschied zu zwei anderen �berzeugten Katholikinnen
hierbei auch ganz nat�rlich sein konnte. So erkl�ren die beiden anderen
einmal im Studentenwohnheim: "�Unser
Ziel ist, heilig zu werden`. Da hat sie [Anneliese] angefangen, [mir] mehr und
mehr zuzuzwinkern zwischendrin. Sie hat schon gezeigt, dass sie nicht ganz
einverstanden ist." (Satan lebt, WDR 2006)
Denkbar ist, dass
Anneliese Michel dann aber dazu neigt, in eine gedankliche Harmoniewelt,
also in eine Art heile
Bilderwelt, zu fl�chten anstatt die Probleme praktisch und im Einklang mit
ihrem Gef�hl bzw. ihrem inneren Wesen zu l�sen und daf�r auch die volle
pers�nliche Verantwortung zu �bernehmen. Und ein solches Ausweich- oder gar
Fluchtverhalten ist nicht
ungef�hrlich, wenn es zum Dauerzustand wird, und hier k�nnte mit eine
Erkl�rung daf�r liegen, wenn sich innere Widerspr�che in einem Menschen
allm�hlich verselbstst�ndigen, wie dies schlie�lich bei Anneliese Michel
geschieht.
So k�nnen � allgemein gesprochen � l�ngere gedankliche Abwesenheiten eine
"Umsessenheit"
vorbereiten. Und diese hat ein Betroffener unter Umst�nden eben dadurch selbst verursacht, dass er �ber Jahre hinweg immer wieder
gedanklich in
eine Phantasie- und Bilderwelt eingetaucht bzw. geflohen ist. So kann es
passieren, dass sich die Pers�nlichkeit im Laufe der Zeit allm�hlich aufspaltet. Denn die Gedanken bzw. die
Aufmerksamkeit des Menschen, der sich immer wieder in bildhafte Traumwelten
fl�chtet, befinden sich dann ja nicht bei
seinem K�rper und im
Geschehen der Gegenwart, sondern eben in der selbst geschaffenen
tagtr�umerischen Bilderwelt.
Und nun kann man weiter fragen: Wenn ein Mensch immer h�ufiger gedanklich
seinen K�rper sozusagen "verl�sst" und in eine Phantasie-Wunschwelt
abtaucht, k�nnte es dann nicht sein, dass sich andere Kr�fte mit der Zeit
dieses K�rpers bem�chtigen k�nnen? Denn der K�rper ist dann ja "frei", wenn ihn die Seele
des Menschen, die ihn normalerweise durchdringt, gedanklich verlassen hat, um
auf diese Weise der Wirklichkeit zu entfliehen. Dann w�re aus einer "Umsessenheit" eine
"Besessenheit" geworden. Und so k�nnte man auch
erkl�ren,
dass "Besessenheit" � vorausgesetzt, dass es sie gibt � einen Menschen nicht
aus heiterem Himmel �berf�llt, sondern als langfristige Folge eigenen Verhaltens.
Nachweisbar ist, dass Anneliese Michel irgendwann nicht mehr in der Lage
ist, die Abwesenheiten mit ihrem Oberbewusstsein zu kontrollieren und durch
einen disziplinierten Willensentschluss zu
beenden. Dies k�nnte der Beginn der "Besessenheit" gewesen sein. Bei
Anneliese Michel steigert es sich schlie�lich im Laufe der Zeit so weit, dass sich dann
kurz vor ihrem Tod z.
B. Stimme, Gesichtsausdruck, K�rperhaltung und sogar der K�rpergeruch
ver�ndert. Die Stimme wird tiefer bzw. gellend und ein anderes "Ich" beginnt
zu reden. Die Augen bekommen einen bedrohlichen Glanz, der ganze K�rper wird
steif und beginnt, unangenehm zu riechen, begleitet von heftigen
Schwei�ausbr�chen. Und die H�nde formen sich krallenartig, wie Zeugen der
Anf�lle darlegen. Es ist
offensichtlich, dass das andere "Ich" kein friedfertiges Wesen ist,
sondern sich �ber den K�rper der jungen Frau in einer Weise ausdr�ckt,
welche die meisten Menschen nur aus Horror-Filmen kennen. Doch ist das andere
"Ich" wirklich
ein v�llig fremdes, das nichts mit der Person zu tun hat, durch das es sich
�u�ert?
Ein solches Szenario entsteht ja nicht �ber Nacht.
Sondern es hat mit voran
gegangenen Weichenstellungen im Leben zu tun.
Ein weiteres Beispiel:
Wie alle junge M�dchen interessiert sich
Anneliese Michel z. B. f�r die aktuelle Hitparade oder f�r Mode. Dass sie � wie andere junge Frauen
� Hosen tragen darf, vor allem im
Winter, wenn es drau�en k�lter ist, wird ihr jedoch von den Eltern nicht erlaubt.
Anstatt entweder sich durchzusetzen und den Konflikt durchzustehen oder eben den Eltern
durch eine bewusste Entscheidung
nachzugeben, h�lt sich Anneliese harmoniebed�rftig an einer angeblichen
Marieneingebung fest.
Ihre Mutter erz�hlt: "Da hat die Muttergottes mit ihr gesprochen und hat
gesagt, sie sollte keine Hosen tragen, da w�r man wie ein Mann und sie
m�chte das nicht haben. Da hat Anneliese keine mehr angezogen."
(Wolff, S. 69)
Marienstatue in Klingenberg am Main � Die "Muttergottes"
hatte zu Anneliese gesagt, sie solle keine Hosen anziehen. "Da w�r man wie ein
Mann ..."
So wird also dieser Konflikt durch eine angebliche Einsprache Marias
"gel�st", und
bereits hier ist es nicht mehr das M�dchen Anneliese, das selbst entscheidet,
sondern eine dritte "Kraft". Und wer immer hinter dieser
katholisch geglaubten "Maria" auch
steckte, die Seele der Mutter von Jesus von Nazareth war es mit h�chster
Wahrscheinlichkeit nicht.
Als kirchlich ergebenes Kind gehorcht sie jedenfalls dieser "Einsprache",
die sie als eine Weisung Marias deutet.
Doch auch
andere Kr�fte bzw. "Interessengruppen" entdecken wohl mehr und mehr diesen offenbar
medialen "Kanal", durch
den sie Einfluss auf das
M�dchen nehmen k�nnen. Und so hat sie mit ihrem "gehorsamen" Verhalten
vermutlich die
Voraussetzung f�r weitere fremde Einfl�sse auf ihre Person bzw. weitere
Einfl�sterungen geschaffen. Und in einigen Jahren
werden deshalb noch ganz andere Instanzen auf diese Weise auf Anneliese einwirken als eine der Mode
widersprechende vermeintliche "Muttergottes".
In einem Gespr�ch �u�ert sie im Jahr 1975: "Ich hatte oft Angst, die
eigentlich unbegr�ndet war, und war deshalb oft schwei�gebadet. Ich hatte
schon immer dunkle Vorahnungen und musste schon damals an Neujahr oder
meinem Geburtstag weinen, da ich immer Schlimmes auf mich zukommen sah.
Bereits 1973, als ich Abitur machte, hatte ich den Gedanken, verdammt zu
sein"
(Wolff, S. 191). Von da an hatte sie noch ca. drei Jahre als Mensch zu
leben.
Auch von manchen anderen Menschen wird berichtet, dass sie dunkle Vorahnungen
hatten. Wer dabei aber diese Ahnungen oder �ngste in erster Linie als Warnungen verstand, konnte
sie oft �berwinden, auch wenn es manchmal einige Zeit dauerte. Dies
war m�glich, weil insofern auf die Warnungen geh�rt wurde, als der Betroffene
etwas in seinem Leben �nderte.
Doch was auch f�r Anneliese Michel eine massive Warnung h�tte sein k�nnen,
um innezuhalten und die
Botschaft ihrer �ngste und Ahnungen zu verstehen und manches noch rechtzeitig wenden zu
k�nnen, wird nicht als eine solche Botschaft verstanden. Sie ist blockiert
durch ihre Angst vor einer ewigen Verdammnis, welche ihr von der Kirche
indoktriniert wurde und welche sie nicht hinterfragte. Und so bahnt sich tats�chlich von Tag zu Tag mehr ein schweres Schicksal
an. Die h�llische Drohbotschaft der Kirche an
S�nder, Zweifler und m�gliche Abtr�nnige steckt dabei wie ein giftiger
Pfahl in der Seele des M�dchens. Und dieser Umstand verhindert wohl, dass Anneliese Michel
auch andere
Seiten an sich entdeckt und praktisch erf�hrt als das "Idealbild" aus ihrem
Oberbewusstsein, eine ergebene junge Katholikin zu sein, welche die
Anforderung der Kirche an die Gl�ubigen sogar �bertrifft. Ihr katholischer
Glaube blockiert ihre Selbsterkenntnis, und sie glaubt, einer angeblich
drohenden "ewigen Verdammnis" entgehen zu k�nnen, indem sie sich innerlich "zurecht" pr�gelt. Sp�ter �bernehmen diese Rolle dann die Exorzisten.
Einmal w�hrend der Abiturpr�fung kann die junge
Frau Michel keinen klaren Gedanken mehr fassen. Stattdessen h�rt sie in
ihrem Inneren in st�ndiger Wiederholung: "Du
bist verdammt! Du bist verdammt! Du bist verdammt!"
(Wolff, S. 97)
Als ihr Freund Peter Himsel, der im selben katholischen Studentenwohnheim in W�rzburg wohnt wie sie
(im Ferdinandeum in der Schl�rstra�e 2, wo �brigens auch schon Bischof
Josef Stangl, der bald den Exorzismus anordnen wird, als Student wohnte), r�ckblickend nach der Herkunft
dieser bedr�ngenden Stimmen
fragt, bezichtigt sich Anneliese Michel ohne Selbstbewusstsein selbst: "Ich
h�tte mehr beten m�ssen. Ich bin selbst daran mitschuldig"
(Wolff, S. 190).
Anneliese beklagt aber nicht, Warnungen verdr�ngt zu haben oder
andere wichtige Hinweise aus ihrem Alltag, sondern sie klagt sich einmal mehr an, die katholischen Normen zu verfehlen
und deshalb von der H�lle bedroht zu sein. Ein Mitstudent berichtet sp�ter
�ber einen Besuch in ihrem Studentenzimmer: "Es brannten �ber 30 Kerzen, man
ern�hrte sich von Apfelbrei und Mineralwasser ... Heute w�rde man sagen, sie
war magers�chtig oder litt an Bulimie" (zit. nach Main-Echo,
23.7./24.7.2016).
Und nach dem Besuch eines Nervenarztes notiert
dieser: "Sie habe keine Entscheidungskraft"
(Wolff, S. 99).
Anneliese nennt sich selbst "Schlange". Und zu einer Bekannten sagt sie: "Wenn
Sie w�ssten, was ich alles gegen Gott getan habe! Ich kann nicht beichten.
Wenn Sie w�ssten, was ich f�r eine bin, was ich f�r eine Schuldige bin!"
(Wolff, S. 116)
Hier ist sie nahe daran,
das "Versteckspiel" aufzugeben und sich zu wom�glich geheimen Gedanken-Bildern, geheimen
W�nschen oder verborgenen Taten bzw. unverarbeiteten Erfahrungen zu bekennen, was eine gro�e Chance f�r einen verantwortlichen Umgang damit h�tte sein k�nnen.
"Wenn Sie w�ssten", worum es sich dabei handelt, so Anneliese Michels
Worte zu der Bekannten.
Nahe liegend ist der Bereich der Sexualit�t, wie z. B. auch die Selbstbezeichnung
"Schlange" vermuten l�sst.
Allgemein ist
bekannt, dass in der Regel immer wieder verdr�ngte sexuelle W�nsche mit der Zeit heftiger werden. Und nicht immer
wird dabei � allgemein gesprochen � der eigene Freund oder Partner begehrt,
so dass "Schlange" � allgemein gesprochen � auch das Thema "Untreue" beinhalten kann.
Ihre Mutter hatte
sich ja einst auf eine sexuelle Aff�re mit einem Mann eingelassen,
der nicht ihr Verlobter war, eventuell war es der Dorfpriester, und Annelieses
Halbschwester Martha ging aus dieser Verbindung hervor. Und ausgerechnet die
eheliche Zeugung und Geburt von ihr, Anneliese, sollte diesen "Fehltritt"
der Mutter "s�hnen". Und jetzt ist sie, Anneliese, selbst noch im
ausgehenden Alter des Sturm
und Drang und � wie damals ihre Mutter � nicht verheiratet, und sie hat einen
festen Freund. Aber vor allem als Studentin ist sie auch von anderen jungen M�nnern umgeben
und als strenge Katholikin auch immer wieder von Priestern, ausschlie�lich
M�nnern, die bekanntlich vielfach selbst ein schwer gest�rtes Verh�ltnis zur eigenen Sexualit�t
haben, diese "St�rung" jedoch nicht selten als besondere "Berufung"
verbr�men.
Im Jahr 2016, 40 Jahre nach ihrem Tod, �u�ert die Regionalzeitung
Main-Post, dann dazu einen Verdacht: "Gab es damals sexuellen Missbrauch?"
(10.10.2016)
Und dieser Verdacht hatte sehr konkrete Anhaltspunkte. Denn kurz zuvor war bekannt worden, dass ihre beiden Exorzisten
gegen�ber anderen Personen des
sexuellen Missbrauchs beschuldigt werden. Im M�rz 2016 dokumentiert der
Missbrauchsbeauftragte der Di�zese W�rzburg, Professor Klaus Laubenthal,
einen entsprechenden l�nger zur�ck liegenden Vorwurf gegen Exorzisten-Pater Arnold Renz. Und zu Ernst Alt hei�t es dort:
"Auch der zweite am Exorzismus beteiligte Pfarrer, der ein besonderes
Vertrauensverh�ltnis zu Anneliese Michel gehabt haben soll, wird von einer
anderen Frau des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Dieser Fall wurde aber
nicht mehr von Laubenthal bearbeitet."
Und weiter: "Zu beiden zeitlich und �rtlich v�llig unabh�ngig voneinander
vorgebrachten Vorw�rfen meint Professor Laubenthal, dass k�nftige
Forschungen zum Fall Anneliese Michel auch den Aspekt des sexuellen
Missbrauchs in Erw�gung ziehen sollte."
Fakt ist auf jeden Fall, dass Anneliese Michel des �fteren allein beim
Priester und "Seelsorger" Ernst Alt im Pfarrhaus in Ettleben weilte
und m�glicherweise auch �ber Nacht � Anneliese also allein mit dem Priester und
das auch noch in einem
Gem�uer, in dem einer der Vorg�nger von Pfarrer Alt, der
mehrere uneheliche Kinder zeugte, auch gemordet und geschlagen hat. �ber das
innerkirchliche Verh�r von Pfarrer Alt wurde jedoch bisher �ffentlich nicht berichtet,
wie immer in der Vatikankirche, in der selbst schlimmste Sexualverbrechen
vertuscht werden und nach dem
bis 2019 geltenden
P�pstlichen Geheimhaltungsgesetz bei Androhung der Exkommunikation
Jahrzehnte lang nach
au�en auch vertuscht werden mussten. Der Verdacht, dass die junge Frau
wom�glich von ihrem "Seelsorger" oder ihren "Seelsorgern" auch sexuell
gen�tigt wurde, ist also nicht entkr�ftet, und erst im Jahr 2019 kam in
gr��erem Ausma� ans Licht der �ffentlichkeit, wie oft junge Katholikinnen,
vor allem Nonnen, �ber Jahrzehnte von Priestern vergewaltigt und zur
Prostitution bzw. zu Abtreibungen gezwungen wurden. Das Teuflische ist also
� allgemein gesprochen � m�glicherweise gar nicht so jenseitig wie von vielen vermutet;
wie gesagt, allgemein gesprochen, denn weder von Pfarrer Alt noch in den
bekannt gewordenen Aufzeichnungen von Anneliese Michel gibt es
ver�ffentlichte Aussagen in diese Richtung.
Doch was immer auch Anneliese Michel ihrer Meinung nach "gegen Gott"
getan habe, sie benutzt es zu ihrer Selbstverurteilung � auch wenn sie dabei
wom�glich nur einer weiteren Indoktrination aufgesessen ist.
Nach der
katholischen Lehre verf�hrte die Schlange � als Symbol f�r Satan, auch
"Luzifer" genannt, bzw. die dunkle Macht � die
Frau, die anschlie�end den Mann verf�hrt. In der biblischen S�ndenfallgeschichte, auf die sich die
katholische Kirche beruft, steckt auch viel sexuelle
Symbolik, z. B. in 1. Mose 3, 7, wenn es hei�t, "... sie
[Adam und Eva] wurden gewahr, dass sie nackt waren". Deshalb gilt die Schlange auch als
Ur-Bild der sexuellen Verf�hrung.
Und sp�ter wird "Luzifer", die
personifizierte "Schlange", einer der "D�monen" sein, der aus
Anneliese spricht. Und es mutet wie eine makabre Fortsetzung der biblischen
Geschichte an, wenn Anneliese sich unter seinem Einfluss sp�ter oftmals "gezwungen"
f�hlt, sich vor anderen nackt auszuziehen � eine Sp�tfolge wom�glich von immer brutalerer Selbstkasteiung
und gleichzeitig wohl ein gellender Hilferuf bzw. ein Protest und eine Anklage
gegen die bigotte Pr�derie bzw. sexuelle Verkorkstheit in ihrem katholischen Umfeld.
Ebenfalls unter
dem Einfluss dieses "D�mons" nimmt sie ihren
Angaben zufolge in
ihren Empfindungen z. B.
einzelne sexuelle
"Verfehlungen" von
B�rgern am Rande des Klingenberger Festplatzes w�hrend des Volksfestes wahr.
Sie selbst h�lt sich in dieser Zeit aber in einiger r�umlichen Entfernung zu den Geschehnissen in ihrer Wohnung auf.
Vielleicht spielen bei Anneliese Michels Selbstanklagen auch
unausgesprochene Vorw�rfe an ihre Eltern eine Rolle, die sie den Berichten
zufolge sehr gern hat,
von denen sie sich jedoch kaum verstanden f�hlt und die ihr Leben
einschr�nken. Unter dem "Zwang" der "D�monen" startet sie sp�ter manche
wilde Kuss-Attacke auf ihren Vater, bzw. sie springt ihn mit "obsz�nen
Gesten" an � auch hier Handlungsweisen einer v�llig aus dem Ruder laufenden
K�rperlichkeit bzw. Sexualit�t. Dabei ist nahe
liegend, dass es bei all� den
dramatischen Ereignissen umfassender auch um das Aufbegehren gegen den katholischen
Kinderglauben geht, der ja immer auch mit einer sehr strengen Sexualmoral
verbunden ist. In klaren Augenblicken ist sich Anneliese selbst bewusst,
dass sie den Anforderungen des katholischen Glaubens und ihrer katholischen
Erziehung vielfach nicht entspricht, w�hrend sie nach au�en krampfhaft den
Schein zu wahren versucht, was sich k�rperlich wom�glich bis hin zu den
unkontrollierten Verkrampfungen der epileptischen Anf�lle zeigt, welche die
�rzte diagnostizieren.
[Anmerkung: "Besessenheit" oder "Epilepsie" sind f�r den
Autor nicht zwei Alternativen, die sich bei der Deutung von Anf�llen
gegenseitig ausschlie�en m�ssen. Sie k�nnten unter Umst�nden � jedoch nicht
generell � auch zwei unterschiedliche Aspekte des gleichen Komplexes
sein; siehe dazu auch weiter unten].
Ob es also im wesentlichen diese hier dargelegten Komponenten sind, aus denen sich Anneliese
Michels Schuldbewusstsein
zusammensetzt oder ob es noch weitere gibt, kann man
nicht genau wissen. Denn ihr Tagebuch, das einen detaillierteren
Aufschluss �ber ihren Seelenzustand geben k�nnte, geht nach ihrem Tod in
kirchlichen Kreisen "verloren". Wohl aus gutem Grund.
M�glicherweise enthalten sie Aspekte oder gar handfeste Beweise des von Professor Laubenthal in
Erw�gung gezogenen "sexuellen Missbrauchs". Und zum anderen k�nnte man aus ihren
Aufzeichnungen vielleicht noch mehr �ber ihre verschwiegenen Gef�hle
gegen�ber der Kirche erfahren; und eventuell mehr �ber die mit ihrer Selbstverurteilung
verbundene panische Angst vor einer angeblichen ewigen Verdammnis. Und das w�rde
ein noch schlechteres Licht auf die r�misch-katholische Kirche und ihre
Amtstr�ger werfen, welche ihr
das t�dliche Gift dieser Vorstellung eingetr�ufelt hat.
Doch auch so scheint klar: Um diese grausamste aller Vorstellungen abzuwehren, spaltet Anneliese in sich das aufkeimende
Nicht-Katholische mehr und mehr ab als nicht zu ihr geh�rig, und sie liefert somit einen idealen N�hrboden f�r die
"D�monen".
Am Ende ihres Lebens ist Anneliese nicht mehr nur "schizoid", sondern
wohl bereits innerlich geteilt, d. h. in mindestens zwei H�lften gespalten. In dieser
Situation erlebt sie verst�rkt, wie nun offenbar fremde
Kr�fte sich immer mehr der gegens�tzlichen bzw. unterschiedlichen Pers�nlichkeitsanteile in ihr bem�chtigen. Und diese
Kr�fte kann sie immer weniger selbst steuern.
Und nicht nur das: Unter extremen
Zwangsgef�hlen vollzieht
Anneliese zudem Perversit�ten, bei denen man sich fragen kann, ob
und wie viel dies noch mit
Pers�nlichkeitsanteilen von ihr zu tun hat. Der Zusammenhang zu ihrem Leben
ist zwar herstellbar, wenn sie z. B. "gezwungen" wird, endlos auf den Knien
Rosenkr�nze zu beten oder sich die Kleider vom Leib zu rei�en und nackt auf
dem Boden zu schlafen. Doch wie ist es, wenn sie "gezwungen" wird, bis zum
k�rperlichen Zusammenbruch Kniebeugen zu machen, zwei Tage lang unter dem Tisch
zu jaulen oder zu bellen wie ein Hund?
Und schlimmer noch: Sie "muss" z. B. Spinnen essen, einem toten Vogel auf dem Dachboden den Kopf
abbei�en, Kohlen kauen, sich im Kohlenstaub w�lzen oder ihren eigenen
Urin vom Boden aufschl�rfen. So scheint sie fast nach Belieben in
Niederungen tiefster Degeneration hineingesteuert
werden zu k�nnen. Doch warum entzieht sich die junge Frau nicht
diesen ekelhaften und monstr�sen "Zw�ngen" bzw. "Befehlen"?
Ihren eigenen Aussage zufolge, weil sich ihr "Ich" wie gel�hmt f�hlt und
sie nicht die Kraft in sich versp�rt, sich dem zu widersetzen.
Selbst der Intellekt der jungen Frau wei� in wachen Stunden nicht mehr, wie
er alles deuten soll. W�hrend Anneliese Michel manchmal glaubt, der "Heiland"
w�rde ihr diese und jene furchtbaren Befehle geben, wird sie von den Exorzisten belehrt,
"dass der Teufel auch in der Gestalt des Engels erscheinen und nat�rlich
auch dessen Stimme nach�ffen kann" (Goodman, S. 193). Dies sagen die
Priester jedoch nur, wenn der "Heiland" sich nicht in ihrem Sinne �u�ert.
Falls er jedoch etwas sagt, was diese h�ren wollen, gilt der "Heiland" den
Exorzisten als echt. W�hrenddessen nimmt die Trag�die der jungen
Lehramtsstudentin ihren Lauf.
Anneliese Michel z. B. w�rtlich �ber den Zwang, sich auszuziehen:
"Ich wollte mich ins Bett legen, und dann fing es an: ausziehen! Das ist
pl�tzlich da: ausziehen! ... Und dann ging es noch los, dass ich da hin�ber
gehen soll ... Dann konnte ich mich wieder anziehen ... Ja, also, es ist
wirklich wahr, da befiehlt ein anderer! Und zwar muss es deswegen von dort
unten sein. Aber das Komische ist immer noch: Ich soll jetzt das und das
machen, soll mich jetzt ausziehen, das merke ich erstens, und zweitens h�re
ich es auch ein bisschen. Und dann meine ich immer, das w�re der Heiland."
Welche Gedanken und Gef�hle m�gen hier bei einer streng gl�ubigen
Katholikin ausgel�st werden, wenn vielleicht gar der "Heiland" selbst
m�chte, dass sich eine Frau auszieht; vielleicht, um wom�glich in einer
gedanklichen Bilderwelt sexuelle Handlungen vorzubereiten,
ihr wom�glich im Rahmen eines gedanklichen Kokons vielleicht sogar die "Jungfrauschaft" zu nehmen oder gar ein Kind mit ihr zu zeugen?
Welche Empfindungen werden also ausgel�st, eventuell einmal mehr
uneingestanden oder mehr schemenhaft bzw. ansatzweise? Vielleicht auch
einfach einmal,
indem der "Heiland" eine gl�ubige Katholikin in ihrer k�rperlichen Nacktheit
betrachtet � ein Thema, das in Anneliese Michels famili�rem und religi�sem Umfeld ein
angstbesetztes Tabu ist.
Hier ist also im konkreten Beispiel der Zusammenhang zwischen der
Einsprache und den eigenen Pers�nlichkeitsanteilen sehr nahe liegend. Und
wer kann schon wissen, welche Gedankenphantasien bei einem Menschen in der
Zeit zuvor
m�glicherweise aufgebaut worden sind?
Ein andermal
spricht Anneliese Michel auch �ber den Zwang, sich in viel zu engen Schuhen die Haut
aufzusch�rfen, was sie dann auch zwanghaft und masochistisch tut:
"Also, jedenfalls muss ich es so machen, ob es jetzt der Heiland ist oder
der �Andere` [= Luzifer]. Ich muss es machen! Da kann ich mich �berhaupt
nicht dagegen wehren. Ich wehre mich zwar, aber das hilft nicht �die Bohne`.
Je mehr ich mich dagegen wehre und str�ube und will es absolut nicht machen,
umso schlimmer wird es n�mlich." (Goodman, S. 191 ff.)
Und Heilung bzw. Befreiung
von diesen massiven Zwangsvorstellungen und "Befehlen" erhofft sich Anneliese Michel nun ausgerechnet von der r�misch-katholischen Kirche, an deren Lehre sie
innerlich erkrankt ist. Vermutlich h�tte es ihr geholfen, wenn jemand
rechtzeitig versucht h�tte, ihr den Katholizismus � im �bertragenen Sinne �
"auszutreiben" und ihr die M�glichkeit gegeben h�tte, einmal frei �ber ihre verdr�ngten Gef�hle bzw.
unverdauten Erfahrungen zu sprechen, ohne sie dabei allerdings zu dr�ngen oder zu n�tigen. Denn
jeder Mensch soll ja frei in seiner Entscheidung sein. So aber willigt
Anneliese Michel immer wieder ein, dass an ihr der r�misch-katholische Exorzismus
nach dem Rituale Romanum von 1614 durchgef�hrt wird, das von Papst Pius XII.
im Jahr 1954 erweitert worden war. Und sie setzt sich dabei z. B. nachfolgendem
Ritual aus:
"Ich beschw�re dich, unreiner Geist, jeden
Einfluss des b�sen Feindes, jedes Gespenst und jede teuflische Heerschar, im
Namen unseres Herrn Jesus Christus: Verschwinde und fahre aus von diesem
Gesch�pf Gottes!" "Weichet von mir, ihr Verfluchten in das ewige Feuer, das
dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist! Du Gottloser, und deine Engel
werden W�rmer sein ... [Euch] wird ein unausl�schliches Feuer bereitet, da
du der Anstifter des schimpflichen Mordes bist, der Meister der schlimmsten
Frevel, der Lehrmeister aller Gottesl�sterung, der Lehrer der Irrlehrer, du
Unz�chtiger. Weiche also, Gottloser! Weiche, Verruchter! Weiche mit all
deinen T�uschungen!" (Agape Satana! Das Brevier der Teufelsaustreibung mit Rituale Romanum,
Genf 1975, S. 207; zit. nach Wendezeit Nr. 2/2006, S. 34)
Mit solchen Beschw�rungsformeln
versuchten katholische Exorzisten seit Jahrhunderten, "D�monen" auszutreiben
�
nach dem Desaster von Klingenberg in
Deutschland unter noch gr��erer Geheimhaltung als zuvor; umso h�ufiger jedoch auch
�ffentlich z. B. in Italien, Spanien und in L�ndern der Dritten Welt.
Nach der Intensivierung der katholischen Exorzismus-Ausbildung durch Papst
Benedikt XVI. seit Sommer 2005 k�nnte sich dies aber auch in Deutschland
bald wieder ge�ndert haben. Denn die Ereignisse von Klingenberg liegen jetzt [2021] schon
ca. 45 Jahre zur�ck.
Die beiden Exorzisten, Pfarrer Ernst Alt aus Ettleben bei Schweinfurt, und Pater Arnold Renz aus dem benachbarten R�ck-Schippach,
der im Auftrag des damaligen Bischofs von W�rzburg, Josef Stangl
(1907-1979, Bischof seit 1957), den
katholischen Exorzismus durchf�hrt, bringen es auf 67 Sitzungen. Dabei gibt
Pfarrer Alt offenbar ma�geblich die Strategie vor und f�hrt auch die
Verhandlungen mit dem Bistum W�rzburg. Die erste Exorzismus-Sitzung dauert �ber
viereinhalb Stunden. 42 Sitzungen werden auf Tonband aufgenommen, so dass die
Prozeduren umfassend dokumentiert sind.
Die "D�monen", die aus Anneliese sprechen, nennen sich Kain, Nero, Judas,
Luzifer oder Hitler, wobei haupts�chlich "Luzifer" und "Judas" t�tig
geworden sein sollen. Zudem seien Vertreter der katholischen "Fraktion"
anwesend wie der 1999 "selig" gesprochene Franziskanerpater Pio (1887-1968)
oder die in der Familie
verehrten Katholikinnen Barbara Weigand (1858-1943) und Therese von Konnersreuth
(1898-1962). Oder es melden sich Seelen, die
sich als "Joseph", "Maria" oder gar als der "Heiland" selbst ausgeben.
Diese Seelen ben�tzen ihrerseits die "D�monen", indem sie diesen auftragen,
was sie durch ihr Medium, Anneliese Michel, durchgeben sollen. So sind auch die
"D�monen"
ihrerseits mehr oder weniger "Medien", wenn sie im Auftrag der "anderen
Seite", in diesem Fall der katholischen, sprechen. Dabei m�ssen sie auch in Worte
fassen, was die r�misch-katholische Kirche �ber sie lehrt. Z. B.: "Ich bin
verdammt in alle Ewigkeit, verdammt, verdammt." Oder "der Teufel muss
bekennen, dass er an die unbefleckte Jungfrau Maria glaubt". (Pater Arnold Renz in einer
Filmaufnahme aus dem Jahr 1976; Satan lebt, WDR 2006) (9)
Das gruselige Szenario hat auch starken Symbol-Charakter. Denn die beiden Seiten
haben nicht irgendwelche "Vertreter" "geschickt", sondern jede Seite gibt
vor, mit ihren "Spitzenkr�ften" anwesend zu sein, so wie dies im
Katholizismus geglaubt wird. Auf der einen Seite der "Heiland" und "Maria", auf der anderen Seite
"Luzifer" und "Judas", wobei sich auch die �brigen
Gestalten als "hochkar�tige" Instanzen vorstellen. Dies kann nun �
unabh�ngig von der wahren Identit�t der "D�monen" und angeblichen
Lichtgestalten � vor allem als ein Symbol f�r die extrem gegens�tzlichen
Kr�fte verstanden werden, die in Anneliese Michel mittlerweile wirken, wie
es extremer gar nicht mehr vorstellbar ist. Die inneren Spannungen sind nun
so stark, dass die junge Frau kurz davor steht, v�llig zerrissen zu werden.
Anneliese Michel versteht sich bei
diesen gespenstischen Sitzungen jeweils als Objekt fremder Kr�fte.
Zu ihrem Freund Peter sagt sie: "Ich spreche da �berhaupt nicht mehr. Meine
Stimme wird einfach benutzt. Ich h�re mir praktisch zu. Ich bin das
�berhaupt nicht. Ich h�re interessiert zu, und diese Bewegungen da und wie
ich mich wehre, das mache ich auch nicht, das geschieht einfach mit mir. Ich
stehe �ber der Sache und bin Beobachter."
(Wolff, S. 218 f.)
Was Anneliese Michel hier berichtet, klingt glaubhaft. Mittlerweile gibt es viele Erfahrungsberichte �hnlicher Art. Diese
sind zumindest
ein Indiz daf�r, dass "Besessenheit" m�glich ist
und unter Umst�nden als geistiger Hintergrund auch mit dem
Krankheitsbild einer
Epilepsie
in Verbindung stehen k�nnte, was jedoch nicht so sein muss. (N�heres dazu finden Sie
hier.)
Anneliese Michels Schilderungen w�rden
dann darauf hinweisen, dass sich ihre eigene Seele tats�chlich ganz oder teilweise au�erhalb des
K�rpers befindet (und von dort das Geschehen an ihr
"beobachtet"), w�hrend haupts�chlich die fremden Seelen durch ihren
K�rper agieren und dabei die extrem gegens�tzlichen Pers�nlichkeitsanteile
in ihr benutzen, die sich bereits verselbstst�ndigt haben.
Es greift ganz offensichtlich zu kurz, ihr Verhalten
�
erg�nzend zur Epilepsie-Deutung
�
als hysterisch bzw. als Hysterie oder
"hysterische
Psychose"
diagnostizieren zu wollen.
Dies erfolgt von Seiten der Schulmedizin
gelegentlich bei Menschen mit �hnlichem Verhalten (offenbar
h�ufiger als die Diagnose Epilepsie); und vor allem dann, wenn man die M�glichkeit einer
Besessenheit ausschlie�t. Zwar sind einige m�gliche Ursachen bei beiden
Deutungen identisch (so z. B. eine �bersteigerte Religiosit�t, eine starke
Empf�nglichkeit f�r Suggestion, verdr�ngte Sexualit�t, ausgepr�gte
Schuldgef�hle und starke Gewissenskonflikte), aber es ist eben ein
entscheidender Unterschied, ob man selbst eine Art
"Inszenierung"
in die Wege leitet wie bei einer Hysterie oder ob man sich als Opfer einer
Fremdsteuerung erlebt wie bei einer Besessenheit, wobei es nahe liegend ist,
dass beides miteinander zu tun hat. Dabei ist auch die
M�glichkeit
flie�ender �berg�nge sehr wahrscheinlich. Demnach w�rde es Phasen geben, wo das menschliche Ich agiert und am ehesten ein Psychotherapeut
oder ein Psychiater bzw. Nervenarzt ein helfender Begleiter sein k�nnte. Doch diese Phasen wechseln sich ab
mit anderen, wo
bereits andere Kr�fte das eigene Ich bzw. einzelne Komponenten des Ichs beherrschen und das medizinische Wissen
nicht ausreicht.
So mag man als schulmedizinisch orientierter Zeitgenosse
mit mehr oder weniger Recht �berlegungen zu Hysterie oder zu stark
schizoiden bis schizophrenen Verhaltensweisen (oder
auch zu Epilepsie oder zu neuropsychiatrischen Erkrankungen) anstellen und
kann doch alleine damit die dahinter stehenden geistigen Kr�fte nicht
erfassen.
Umgekehrt kann der in religi�sen oder esoterischen Kategorien
denkende Mensch von Besessenheit, negativer Telepathie, schwarzer Magie
sprechen, von
D�monen oder Seelen, und er landet doch letztlich bei einer
psychologischen Problematik des betroffenen Menschen, die den Ph�nomenen als
deren Wurzel zugrunde liegt.
Dabei kann der eine Bereich nicht vom anderen
isoliert werden, und es wird hier die These aufgestellt: Das
menschliche Ich steht immer in der Gefahr, von anderen Kr�ften manipuliert
oder gesteuert zu werden. Und umgekehrt: Der manipulierte oder gesteuerte
(bzw. besessene) Mensch muss, um gesunden zu k�nnen, fr�her oder sp�ter zu den psychischen
Wurzeln zur�ckgef�hrt werden, die dieser Manipulation oder Besessenheit
einst den Weg geebnet hatten. Dabei gibt es eben nicht nur die
beiden Typen
"Selbst
handelnd"
und
"Besessen",
sondern auch verschiedene Mischformen.
Zu diesen Mischformen w�rden auch die Handlungen geh�ren, die Menschen in
einer Art Trance durchf�hren. So konnten durch Hypnose-Experimente z.
B. k�rperliche Reaktionen beim Menschen hervor gerufen werden, die den
Ph�nomenen bei einer Besessenheit teilweise gleichen, wobei auch Kr�fte frei gesetzt
wurden, �ber die der betreffende Mensch normalerweise nicht verf�gt.
Lehnt man die
M�glichkeit einer Besessenheit ab, w�rde sich der Betroffene nach diesem
Erkl�rungsmuster in einer Art Selbstsuggestion bzw. Selbsthypnose in
das Ph�nomen der
"Besetzung"
hinein steigern, was dann durch die Beschw�rungsformeln des Exorzisten noch
weiter verfestigt w�rde.
Diese Deutung kommt dem Sachverhalt zumindest etwas
n�her als die Hysterie-Theorie, weil es den v�llig anderen Bewusstseinsstand
des Betroffenen im Zustand der
"Besessenheit"
ber�cksichtigt. Doch l�sst sich vieles, was der
"Besessene"
tut und sagt, eben nicht mit Selbstsuggestion erkl�ren, weil eine Suggestion
mit diesen Inhalten in diesen F�llen schlicht nicht stattgefunden hat (z. B.
wenn ein
"Besessener"
in einer Sprache redet, die er nie gelernt hat und vieles mehr). Und
au�erdem wird damit nicht erkl�rt, dass
"Anf�lle"
eben auch ohne vorherige Suggestion erfolgen, so dass man auch von aktiven Kr�ften ausgehen kann, die zwar
�
wie bereits oben beschrieben
�
in enger Beziehung zum
"Besessenen"
stehen, aber nicht identisch mit ihm sind.
Betrachtet man die unterschiedlichen Deutungen, l�sst sich
�
allgemein
gesprochen
�
zudem feststellen, dass ein m�glicherweise identisches Ph�nomen von
verschiedenen Schulrichtungen mit
unterschiedlichen Interpretationen belegt wird. So kennt man in der Medizin mittlerweile
auch die
"multiple
Pers�nlichkeit"
(aus einem Menschen sprechen unterschiedliche Ichs bzw. verschiedene
Personen, die abwechselnd den Menschen steuern), was offenbar identisch mit einer
"Besessenheit"
ist.
Die m�glichen geistigen Hintergr�nde hinter den vordergr�ndigen Ph�nomenen k�nnten dann allgemein
und in aller K�rze wie folgt skizziert
werden:
Man
w�rde zun�chst davon ausgehen, dass beim Tod eines Menschen jeweils die unsterbliche Seele ihre
sterbliche H�lle, den K�rper, verl�sst. Die unsterbliche Seele lebt im Jenseits
dann in dem Bewusstsein weiter, in dem der Mensch, in dem sie inkarniert
war, verstorben ist. Dabei suchen manche
Seelen wieder den Kontakt zur Erde und ihren Bewohnern. Und �ber Menschen, die sich f�r solche Einfl�sse
freiwillig oder unfreiwillig �ffnen,
so genannte Medien, kann eine Seele aus dem Jenseits nun auch mit unserer diesseitigen Welt Kontakt aufnehmen. Dies ist jedoch
den Erfahrungsberichten zufolge nicht beliebig m�glich. Die jenseitigen Kr�fte werden vor allem dort t�tig, wo sie
bei einem Menschen bereits Gleiches oder �hnliches vorfinden wie das, was sie
dann durch ihr Medium durchgeben. Es handelt sich also um eine Art
"geistigen Magnetismus" nach der Art "Gleiches zieht zu Gleichem".
Dies w�rde erkl�ren, warum Annelieses "D�monen"
teilweise genaue Anweisungen geben, welchen Kurs die r�misch-katholische Kirche einzuschlagen hat, was sich in diesen F�llen mit
Annelieses eigenen Anschauungen oder denen ihrer Eltern oder der Exorzisten deckt. Z. B. fordert ein D�mon, die Hostie d�rfe dem Gl�ubigen beim
Abendmahl nicht in die Hand gegeben werden (die so genannte "Handkommunion"), sondern m�sse ihm wie die Jahrhunderte zuvor weiterhin in den Mund gesteckt
werden (die so genannte "Mundkommunion"), so wie es der Exorzistenpater Arnold Renz auch glaubt. Die Gl�ubigen
im Umfeld von Anneliese Michel deuten die Geschehnisse dann so wie die
Freundin Thea Hein (12), die von einem
Exorzismus u. a. berichtet: "Der Teufel hat gesagt, er muss noch allerhand
sagen im Auftrag des Nazareners." (Satan lebt, WDR 2006)
Doch mit dem Mann aus Nazareth haben diese Besessenheits-Ph�nomene nichts zu
tun, und es wird hier klar verneint, dass eine der beteiligten Seelen tats�chlich
Christus bzw. der "Heiland" gewesen sein k�nnte, wie er manchmal genannt wird. Denn Jesus, der Christus, n�tigt weder einen
"Teufel" noch einen "D�mon", irgendetwas in seinem Auftrag mithilfe eines furchtbar leidenden Mediums
zu sagen, und solches ist auch
nirgends im Neuen Testament zu finden. Und schon gar nicht vertritt er
konservativ-katholische Vorstellungen, die mit ihm nichts zu
tun haben (vgl. z. B.
Der Theologe Nr. 25).
Hier stecken andere Kr�fte dahinter,
und darunter eben auch ein falscher "Heiland".
Und auch bei den "D�monen" muss bezweifelt werden, dass es sich bei ihnen wirklich um die Seelen von Adolf Hitler, Kaiser Nero, Judas,
Kain oder Luzifer handelte, als die sie sich ausgegeben haben. Hier k�nnte es
sich zumindest �berwiegend um Wichtigtuerei handeln. Sehr wahrscheinlich
k�nnte sich jedoch tats�chlich die Seele von Pfarrer
Valentin Fleischmann bemerkbar gemacht
haben, die sich auch als solche vorstellte. Valentin Fleischmann war einer der Vorg�nger des Exorzisten Ernst Alt auf der
Pfarrstelle in Ettleben,
der mehrere
uneheliche Kinder zeugte. (8)
Dabei scheint
hier eines
gewiss, auch f�r den, der diese m�gliche Deutung nicht bef�rwortet:
Die
"D�monen" aus Anneliese �u�ern
sich nicht beliebig.
Sondern sie spiegeln die mittlerweile extrem gegens�tzlichen Pers�nlichkeitsanteile
der jungen Frau wieder, sowohl die
katholischen als auch die der katholischen Kirche gegen�ber zutiefst feindlichen und aggressiven. So lehren die
"D�monen"
im Auftrag ihrer katholischen "Hinterm�nner" einerseits: "Theologen m�ssen sich bessern", sprich
"bessere" Katholiken werden. Und andererseits zerrei�t ein "D�mon"
dann in eigener Sache durch
Anneliese immer wieder Rosenkr�nze, oder er wehrt sich mit unfl�tigen Spr�chen oder w�tendem
Schreien gegen den Exorzisten, oder er tut es mit der Selbstbehauptung "Ich bin nicht unrein".
Einen solchen Widerspruch gegen die katholische Lehre h�tte die junge Frau
Michel in Ich-Form niemals gewagt, weil sie Angst vor den Konsequenzen eines Widerspruchs hatte.
Denn dann h�tte sie sich aus ihrem von der Kindheit her vertrauten sozialen
Umfeld ausgeschlossen und h�tte nach r�misch-katholischer Lehre sp�ter ewig in die H�lle
gemusst. Und genau in dieser indoktrinierten Furcht davor liegt die
Hauptwurzel des ganzen �bels.
Und so scheinbar menschlich hart das in diesem Zusammenhang auch
klingt: Welche andere M�glichkeit hatten die aus dieser Furcht heraus abgespaltenen Pers�nlichkeitsanteile Annelieses, um sich Geh�r zu verschaffen?
So verb�ndeten sie sich eventuell mit
fremden Seelen bzw. M�chten, um dann durch diese aus der jungen Frau
mit aller Wucht zu schreien. Anneliese Michel gibt diesen Empfindungen in ihr wom�glich keine andere Chance und muss
einen grausamen Preis daf�r zahlen.
So zw�ngt sie sich � trotz gegens�tzlicher Empfindungen � immer wieder in
das enge Korsett ihrer r�misch-katholischen Glaubenswelt zur�ck. Und damit
schafft sie vermutlich die Voraussetzung, dass sich auch "die jenseitigen Vertreter des
Katholizismus" dieser "D�monen" bedienen k�nnen, die sich bei
Anneliese Michel den medialen "Kanal" geschaffen haben, durch den sie sich mitteilen
k�nnen.
Und hier treiben nun einige der "D�monen" mit der Angst der engagierten Katholikin, der Kirche zu widersprechen, sich mit ihrem sozialen Umfeld zu �berwerfen und am Ende ewig verdammt zu werden, ihre makabren und obsz�nen Spiele (Dauerkniebeugen, jaulen, nackt herumtoben, Spinnen essen und Urin trinken usw.; siehe oben). Und Anneliese Michel gehorcht immer � ein Leben lang und bis zum bitteren Ende. Ob bei klarem Bewusstsein oder unter dem von ihr als "Zwang" erlebten "Besessen-Sein". Sie gehorcht � sowohl der Kirche und ihren Drahtziehern als auch ihren "D�monen".
In diesem Haus im fr�nkischen Weinland versuchten die beiden Priester Renz und Alt, die "D�monen" aus der Studentin auszutreiben. Einen Tag nach dem 67. Exorzismus ist Anneliese Michel dort gestorben.
Die Austreibungsformeln des kirchenamtlichen Rituale Romanum, gesprochen durch
den Exorzisten Arnold Renz, der mal auf Deutsch, mal auf Latein beschw�rt,
tun ihr �briges und geben der Studentin ganz offenbar den Rest. Und so wie in
nachfolgendem Beispiel geht es w�hrend des Exorzismus schier endlos hin und her.
"Pater Renz: �Wir werden die drei M�chte bitten, dass sie euch in die H�lle sto�en.
Wir werden zu den Armen Seelen beten,
zu den Schutzengeln, zu den Heiligen ...` Pater Renz beginnt mit dem Vater Unser.
�Nein, nein, nein, nein, nein!`, schreit es aus Anneliese.
�Heiliger Erzengel Michael
... du F�rst der himmlischen Heerscharen, wolltest du den Satan und die anderen
b�sen Geister, die zum Verderben der Seelen in der Welt umherschweifen, mit Gottes Kraft in die H�lle hinab sto�en
...`"
Felicitas D. Goodman, aus deren Buch Anneliese Michel und ihre D�monen
(2) diese Zitate stammen, schreibt weiter:
"Endlich wehren sich die D�monen:
�Wir bleiben noch!` knurrt einer.
�Wer erlaubt euch das?`
�Die Dame!`, bellt er.
Pater
Renz f�ngt von neuem an zu beten und versucht eine andere Taktik: �Es muss euch doch eine Qual sein, hier zu bleiben! Ihr
solltet doch eigentlich mit Freuden ausfahren!`
�Nein!`
�Warum geht ihr nicht?`
�Weil�s dort viel schlimmer ist!`"
(Goodman, S. 165 f.)
Diese makabren Dialoge offenbaren dem, der es wahrnehmen will, eine einfache Wahrheit. Vorausgesetzt, Anneliese
Michel wurde
tats�chlich als Folge ihrer schizoiden Lebenshaltung von jenseitigen Seelen besessen,
n�mlich "ihren D�monen", dann ist es doch
verst�ndlich, dass diese nicht in eine angeblich ewige H�lle wollen. Dahin hatte sie die katholische Kirche schon
oft
zu schicken versucht, und dahin wollen sie die kirchlichen Amtstr�ger nun
einmal mehr wieder verbannen.
Doch wer will schon
freiwillig in ein unendliches Grauen, in ewige
Qualen? Niemand will dorthin. Und eventuell ist es f�r diese Seelen ein
jenseitiges Aha-Erlebnis, dass man
auch keineswegs dorthin muss! Lieber
besetzen sie weiterhin ihr Opfer und schreien ihren Protest durch ihr Medium heraus ein Protest, der f�r die
kirchlichen Exorzismus-Vollstrecker nat�rlich gottesl�sterlich klingt. Dabei sind die Schreie der
"D�monen" manchmal nichts anderes
als eine Fundamental-Kritik an dieser scheinheiligen und furchtbaren r�misch-katholischen Kirchenlehre, die aus den von ihr verdammten
Seelen durch das Medium heraus bricht!
So weit eine m�gliche Deutung. Doch selbst wenn man voraussetzt, es w�rde sich
gar nicht um Seelen handeln, sondern "nur" um Pers�nlichkeitsanteile
Annelieses, die im Kampf mit den Exorzisten liegen, dann w�re das im Ergebnis nicht viel anders. Auch hier ist es verst�ndlich,
dass diese Anteile Annelieses nicht in die "Verdammnis" wollen. Sie wollen als Teil der Pers�nlichkeit erkannt werden,
so dass ein gesunder Mensch entscheiden kann: Lebe ich das aus, was sich in mir an Gef�hlen und Vorstellungen auftut?
Oder gestehe ich es mir ehrlich ein, gebe dem aber nicht nach, sondern bearbeite die aus meiner Sicht negativen Ursachen daf�r?
Oder finde ich einen goldenen Mittelweg?
Bzw. beginne ich allm�hlich aufzuarbeiten, was mir eventuell andere einst angetan haben?
Doch bis zu dieser Fragestellung ist es bei Anneliese Michel
gar nicht mehr gekommen. Die "D�monen" hatten sie in ihren letzten Monaten
schon zu sehr im Griff.
Vor allem der "D�mon" mit dem Namen Judas war beteiligt. Und auch er hat verst�ndlicherweise kein
Interesse an der H�lle:
"Wo soll ich denn
hinfahren?"
"In die H�lle!"
"Nein!"
"Da geh�rst du
hin!"
"Nein ... nein ...
nein ... nein!"
"In die H�lle
geh�rst du! Nur weil du�s verdient hast, bist du dort. Du wolltest ja nicht
dienen!"
(Goodman, S. 170)
Neben Judas gibt es � wie bereits berichtet � v. a. den
"D�mon" mit dem Namen Luzifer. Pater Arnold Renz wiederholt den exorzistischen Befehl unz�hlige Male.
Dann hei�t es bei der Buchautorin Felicitas Goodman:
"Pater Renz wendet sich an die Heiligste Dreifaltigkeit, an Jesus, an die
allerseligste Jungfrau Maria, den Erzengel Michael
�
es n�tzt nichts. Der
D�mon muss sich fast erbrechen und dennoch sagt er immer wieder: �Nein!` Nach drei weiteren
exorzistischen Befehlen, er solle ausfahren und nie wiederkommen, scheint er endlich im R�ckzug begriffen:
�Ich bin verdammt ... weil ich nicht
... weil ich Gott nicht dienen wollte ... ich wollte selber herrschen
... obwohl
ich nur Gesch�pf war.`
Dann wehrt er sich wieder und f�gt hinzu: �Ich geh nit!`
Wie Hagel prasseln ihm die vielen Befehle des Priesters auf den Buckel, aber er
gibt sich nicht geschlagen. Er w�rgt furchtbar, mit �bermenschlicher Kraft,
viermal hintereinander. Einige seiner Schreie ert�nen doppelt, so als habe
er zwei M�uler.
�Du wolltest dich dem Himmel nicht unterwerfen, nun musst du in die H�lle!`
�
�Nein ... nein ... nein ... nein!`"
(Goodman, S. 171)
Die "D�monen" wehren sich auf solche Weise erfolgreich gegen die Versuche der kirchlichen Amtstr�ger, sie in eine ewige Verdammnis
zu verbannen.
Wenn man solches liest und sich bewusst macht, dass all dies
eben nicht nur auf die "D�monen", sondern auch auf die junge Studentin "niederprasselt", dass
sie,
die Studentin,
sich erbrechen muss und vieles mehr � wundert es da noch, dass sie diese Prozedur
des r�misch-katholischen Exorzismus letztlich in v�llige Hilflosigkeit und schlie�lich
mit in den Tod treibt?
Das Schicksal Anneliese Michels kann so zum Zeugnis daf�r werden, was das r�misch-katholische Dogma von der ewigen Verdammnis bei Menschen anrichten kann, wenn man diese Lehre und ihre allergr�sslichsten Folgen tats�chlich Ernst nimmt (siehe dazu auch Der Theologe Nr. 19 � Es gibt keine ewige Verdammnis). Und Anneliese Michel hat diese Lehre Ernst genommen. Es ist eine Lehre, die zu einer v�lligen Vergiftung der Seele f�hren kann, zu nicht endenden Schuldgef�hlen und unaufhebbarer Angst. Und damit k�nnen Gl�ubige lebenslang beherrscht und in Abh�ngigkeit gehalten werden, weil sie nicht wagen, etwas zu tun, was vielleicht dem Innersten ihrer Seele entspricht, was jedoch nach r�misch-katholischem Glauben in die angeblich ewige H�lle f�hrt.
Johannes Daniel Breit, der r�misch-katholische "Parochus Klingenbergiensis" im Heimatort von Anneliese Michel. Bei Aussteigern, Abweichlern und "beharrlichen" Zweiflern kennt die Kirche keine Gnade ...
Anneliese Michel will ja eine
besonders gute und folgsame Katholikin sein. Deshalb trifft es sie besonders hart.
Gerade empfindsame und sensible
Gl�ubige sind f�r seelische Einflussnahmen besonders empf�nglich. Dadurch werden sie jedoch zwangsl�ufig krank
� ekklesiogene, d. h. kirchenbedingte Neurose hei�t der Fachausdruck. Denn die Vorstellung einer Verworfenheit in
alle Ewigkeit sowie die Vorstellung nie endender grausamer Schmerzen und Qualen
widerstrebt fundamental der Sehnsucht
jedes Menschen nach Gl�ck und nach einem Gott der Liebe, der keines Seiner Kinder auf ewig verdammt.
Demgegen�ber verweigert der Gott der
katholischen Kirche seine Barmherzigkeit selbst dann, wenn eine "verdammte"
Seele nach
katholischer Vorstellung im Jenseits ihre Vergehen bitter bereut und sich
von Herzen danach sehnt, alles wieder gutzumachen, was sie an Negativem
verursacht hat. "Das h�tte sie eben machen sollen, solange sie noch als
Mensch auf der Erde war", so sinngem�� die kirchliche Antwort, wenn das
Urteil zuvor auf "Verdammnis"
gelautet hat. Jetzt gebe es nur noch
allergrausamste Dauerfolter ohne die geringste Aussicht einer Linderung.
Wenn man sich das nur einmal ansatzweise vorzustellen versucht ... Was
f�r ein "Gott"!
Was Anneliese Michel betrifft, kann man diesen ihren Glauben und seine
Auswirkungen wie folgt zusammenfassen:
Aus Angst vor der ewigen
Verdammnis wagt sie nichts zu f�hlen, zu denken oder zu tun, was sie ihrer
Meinung nach in Gefahr bringen k�nnte, dort zu enden. Und die Bedingungen
der Kirche k�nnen knallhart sein (siehe z. B.
Der Theologe Nr. 18). Gleichzeitig glaubt sie daran, dass
Verfluchungen oder Verw�nschungen ihr etwas anhaben k�nnen, und sie �ffnet ihr
Bewusstsein zus�tzlich f�r diese weiteren �ngste anstatt ihnen die Stirn zu bieten.
So f�hlt sie sich auch von daher ziemlich nahe an dem angeblich endg�ltigen gr�sslichen
Abgrund, so wie in die r�misch-katholische Kirche lehrt.
Nun ist sie aber auch eine nat�rlich denkende und empfindende und zudem
intelligente und anmutige junge Frau mit einem gro�en positiven charakterlichen
Potenzial. Nur kann sie aber nicht beides zugleich leben. Die beiden Bereiche
geraten immer wieder in Spannung und Widerspruch zueinander. Und auch bei
realen Fehlern und "S�nden",
die sie � wie alle Menschen � bei sich erlebt, bieten beide Lebensentw�rfe
ganz unterschiedliche Antworten an, um damit umzugehen bzw. etwas an sich zu
ver�ndern.
Anneliese Michel bleibt dabei ihrem r�misch-katholischen Glauben
verhaftet, obwohl sich ihre nat�rlich empfindende Seele mit Macht dagegen
wehrt. Die junge Frau wird von diesem Konflikt schlie�lich zerrissen und auf diese Weise
auch zum Spielball dunkler Kr�fte.
Der Exorzismus ist dabei der Versuch des einen Bereichs
(der ja auch ein geistiges Energiefeld darstellt), den immer verworreneren
Konfliktherd mit magischer Gewalt zu vernichten. Die obersten Instanzen der
Kirche (angeblicher "Heiland",
angeblich Maria und Josef, Kirchenheilige usw.) schlagen sich in Annelieses
Inneren dabei mit den "niedersten" Instanzen (angeblich Luzifer, Judas, Kain usw.)
herum, bis die junge Frau unter entsetzlichen Qualen daran stirbt.
Und auch
daf�r konstruiert der Katholizismus noch eine scheinheilige Erkl�rung, mit
der die "Kirchenschafe"
weiter im Pferch gehalten werden sollen, in diesem Fall
eine angebliche
"S�hnebesessenheit",
was weiter unten noch etwas ausgef�hrt wird.
H�tte Anneliese Michel
nicht an das r�misch-katholische Dogma von der ewigen Verdammnis geglaubt,
w�re sie mit hoher Wahrscheinlichkeit frei geworden. So aber ist
sie zu einem Opfer der Kirche und deren Lehre der ewigen Verdammnis
geworden.
Dabei ist diese Lehre nicht von Anfang an
Glaubensgut der Kirche gewesen. Bis ins 6. Jahrhundert war der Glaube an
eine einstige R�ckkehr aller gefallenen Wesen zur�ck zu Gott sogar in der
Kirche noch weit verbreitet. Erst auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahr
553 wurde der Glaube an die schlussendliche R�ckkehr aller Seelen und
Menschen zu Gott aus der kirchlichen Lehre gestrichen und durch das neue
Dogma von der ewigen Verdammnis ersetzt. Und ausgerechnet die Erfinder
dieser Lehre bieten nun an, allein ihr Glaube k�nne auch vor ihrer Erfindung
bewahren. So hei�t es bereits drohend beim Kirchenlehrer Cyprianus (3.
Jahrhundert): "Extra ecclesia nulla salus = Au�erhalb der Kirche gibt es kein Heil",
d. h. keine Rettung.
Diese Lehre wurde vom Laterankonzil im Jahr 1215
bekr�ftigt und z�hlt heute zu den "unfehlbaren" Glaubenss�tzen der Kirche
(siehe Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, Nr.
375). Also ohne die Kirche nur niemals endende, ewige H�llenqualen?
"Die Teufel und die anderen D�monen
wurden zwar von Gott ihrer Natur nach gut geschaffen, sie wurden aber durch
sich b�se" (4. Konzil im Lateran 1215: DS [Dogmensammlung Denzinger-Sch�nmetzer] 800) ...
Wegen des unwiderruflichen Charakters ihrer Entscheidung und nicht wegen
eines Versagens des unendlichen g�ttlichen Erbarmens kann die S�nde der
Engel nicht vergeben werden. "Es gibt f�r sie nach dem Abfall keine Reue, so
wenig wie f�r die Menschen nach dem Tode" (Johannes von Damaskus, f. o. 2,
4) ... Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine H�lle gibt und dass sie ewig
dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Tods�nde
[Anmerkung: wozu
z. B. der Abfall vom katholischen Glauben geh�rt]
sterben, kommen sogleich
nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der H�lle erleiden, "das
ewige Feuer". |
Mit dieser t�dlichen Drohung, die heute meist subtiler gehandhabt und verbreitet wird, versucht die Kirche bis
in die Gegenwart,
ihre Gl�ubigen zu disziplinieren, was �brigens auch in verschiedenen Varianten
in evangelischen
Kirchen geschieht. Nicht ins Kalk�l passen dabei nat�rlich solche "Betriebsunf�lle" wie bei Anneliese Michel,
die � getreu der kirchlichen Ethik � nicht nur sich selbst, sondern auch
andere Menschen vor der ewigen H�lle retten m�chte.
"Ich habe immer gedacht,
ich will auch f�r die anderen Leute leiden, damit die nicht in die H�lle
kommen, aber dass das so schlimm ist und so grausam, und so furchtbar! ...
dann will man keinen Schritt mehr", bekennt sie gegen�ber Pater Arnold Renz
(Goodman, S. 190). Dennoch schreitet sie weiter auf ihre Peiniger zu.
Deshalb
zeigt Anneliese Michels Leiden und Sterben, wenn man so
schlussfolgern will, auch ein gescheitertes Aufbegehren gegen�ber dieser Religion
des Todes. Gescheitert letztlich, weil die nach Befreiung Ringende voller Angst an ihren Peinigern
und deren Lehren festh�lt und diese nicht
zu hinterfragen wagt.
Dabei h�tte sie dazu mehrfach Gelegenheit gehabt.
So
ist sie z. B. irritiert, dass sie unter anderem zum Beten gezwungen wird:
"Ich muss
sehr viel beten. Das ist alles so widerspr�chlich. Ich mache das schon
freiwillig, aber trotzdem ist manchmal ein Druck dahinter ... Dann wieder
musste ich stundenlang knien und bis nachts um zw�lf oder ein Uhr einen
Rosenkranz nach dem anderen beten. Der Papa hat mitgebetet. Das musste ich.
Das war furchtbar! Oh, Pater Arnold, ich habe ein Grauen bekommen, ... dass
ich �berhaupt nichts mehr wissen wollte von heiligen Dingen ..."
Sch�chtern begr�ndet sie diese zeitweise Abneigung gegen den
r�misch-katholischen Glauben damit, dass der Heiland
"zugelassen
hat, dass das so grausam war"
(Goodman, S. 194 f.). Einen weiter
gehenden Widerspruch wagt sie in der Ich-Form jedoch auch hier nicht. Das ist dann
wieder die Sache der
"D�monen".
Sp�testens an dieser Stelle wird deutlich, dass diese Zwangshandlungen nicht durch einen
Exorzismus zu
"heilen"
sind, sondern dass dieser den Irrsinn nur
verst�rkt.
Besetzung und Umsetzung, d. h. Besessenheit und Umsessenheit von Menschen, scheinen zu allen Zeiten
Realit�t, und von solchen Ph�nomenen wird auch aus verschiedenen Kulturkreisen
berichtet.
Doch die dauerhafte Heilung einer solchen Besessenheit kann niemals durch ein Exorzismusritual
erfolgen. Es kommt allenfalls zu einem kurzzeitigen Zur�ckdr�ngen dieser Kr�fte,
die � lange bevor sie sich auf diese schlimme Weise verselbstst�ndigten �
h�tten als Botschaften erkannt und seelisch aufgearbeitet werden m�ssen.
Genauso wenig erfolgreich wie ein Exorzismus ist
allerdings auch eine Medizin, welche die geistig-seelischen
Vorg�nge hinter den k�rperlichen Symptomen leugnet oder davon nichts wissen
will.
Am hilfreichsten w�re wohl eine rechtzeitig beginnende Psychotherapie, die sich der Hilfe
zur Selbsterkenntnis und einer verantwortbaren Ethik verpflichtet wei�.
Sind
die Besetzungs-Ph�nomene jedoch schon ausgepr�gt und verfestigt, wird
eine m�gliche Heilung �u�erst schwer. Hierzu bed�rfte es
neben der Einsicht des Betroffenen in seine Situation einer humanen Medizin
in Verbindung mit sehr viel therapeutischem Geschick. Dabei bek�me es der Arzt
oder der Therapeut je nachdem entweder mit
dem Betroffenen selbst und seiner nach Befreiung ringenden Seele zu tun oder den ihn bedr�ngenden
"fremden M�chten".
Der katholische Exorzismus hingegen besteht darin, die angeblichen oder tats�chlichen
D�monen
mit einem erniedrigenden Wort-Ritual zu attackieren, wodurch man den Ursachen
des Leidens nicht auf die Spur kommt und wodurch sich die Situation des Betroffenen
meist noch weiter verschlimmert.
Wenn die Kirche in Sachen D�monenaustreibung auf Jesus von Nazareth verweist, so ist das,
bemessen an ihrem Tun, unredlich. Denn Jesus schickte die "b�sen Geister" nicht in eine ewige
Verdammnis weil es eine solche bei einem Gott der Liebe, den Jesus lehrte,
und der jedem Verlorenen nachgeht (vgl. die Gleichnisse vom verlorenen
Sohn, Schaf bzw. Groschen), nicht gibt.
Solches steht auch nirgends in der Bibel geschrieben. Das dort in diesem
Zusammenhang manchmal gebrauchte Wort aionios bezeichnet einen
"�on", eine sehr lange Zeit, aber nicht die Unendlichkeit (vgl. dazu
Der Theologe Nr. 19).
Als Jesus offenbar einmal einen Besessenen heilte, warfen ihm die damaligen Theologen vor, er vollbringe
die Austreibung mit Beelzebub, dem Obersten der "Teufel". Doch dies war nichts anderes als eine
Projektion ihrer eigenen erfolglosen Austreibungspraxis.
Und die heutigen katholischen Theologen
tun das Gleiche wie die damaligen Theologen. Sie sind es, die "den Teufel mit
dem Beelzebub" auszutreiben versuchen, wie es im Sprichwort hei�t, also: Das
Teuflische verbirgt sich, indem es vorgibt, den "Teufel" auszutreiben.
Und es stellt sich hier auch die Frage, ob die angeblichen "Teufelsaustreiber"
nicht eher "Teufelseintreiber"
sind (siehe dazu auch unten).
Mit Ritualen und einem unheimlichen
monotonen Gebets-Murmeln versuchen also auch die heutigen Theologen, die D�monen
auszutreiben. Und der Hilfe suchende Gl�ubige bleibt dabei meist auf der Strecke.
Im Gegensatz dazu hatte Jesus wohl die oben dargelegten F�higkeiten, zu der
Wurzel der Besessenheit vorzudringen und auch zu der Lebenssituation der
beteiligten fremden Seelen, womit die Voraussetzung f�r eine dauerhafte L�sung
der Problematik gegeben war. Denn er wusste dank seiner offenbar ungebrochenen inneren Verbindung zu
Gott bzw. zum G�ttlichen in ihm, was beim Betroffenen zugrunde lag und wer ihn warum
"besetzte".
Dass Jesus
einmal "D�monen" ersatzweise in Schweine geschickt haben soll, die sich
darauf hin in einen See in den Tod gest�rzt haben sollen, ist sehr
wahrscheinlich eine antike Exorzismus-Legende mit heidnischem
Tieropfer-Motiv und keine tats�chliche Begebenheit (Matth�us 8, 28 ff.).
Denn Jesus hat auch sonst nie Menschen geholfen, indem er anderen Menschen
oder Tieren schadete. Und selbst in der biblischen Legende wird nicht
ausdr�cklich gesagt, dass Jesus die "D�monen" aktiv in die Tiere umgeleitet
h�tte.
Seine Vollmacht bestand demnach darin, dass er die Menschen und Seelen
durchschaute und folglich auch schwierige Situationen richtig einsch�tzen
und entsprechend handeln konnte.
Anders die kirchlichen Exorzisten, welche zur Verst�rkung ihrer Austreibungspraxis auch so genannte Reliquien
benutzen. Auch das hat nicht das Geringste mit Jesus zu tun, sondern
mehr mit dem Voodoo-Kult, wo bei den Exorzismus-Ritualen ebenfalls
zahlreiche Reliquien benutzt werden.
Der
Exorzismus-Forscher Uwe Wolff schreibt: "Am Freitag, dem 21. November,
benutzt Pater Renz einen Splitter vom Kreuze Christi, Reliquien des Vinzenz
von Paul, des im Kampf gegen den Teufel erprobten Pfarrer von Ars, und vor
allen Dingen eine Reliquie von Papst Pius X ..."
(Wolff, S. 235)
Die unmittelbare Folge:
"Anneliese wird durch diese Sitzung so weit aus der Bahn geworfen, dass sie die
kommende schulpraktische Pr�fung f�r die Missio canonica
[die kirchenamtlichen Bef�higung zur katholischen Religionslehrerin]
nur unter gro�en Schwierigkeiten besteht."
Und ihr Freund Peter Himsel muss eingestehen: "Man hat ja gemerkt, wenn man hinkommt, betet den Exorzismus, da wird�s ja
eigentlich schlimmer. Das war ja irgendwie das Tragische daran,
jedenfalls in der letzten Zeit."
(Wolff, S. 243)
Und damit das Ganze nicht ans Tageslicht dringt, muss diese unselige Prozedur
nat�rlich m�glichst im Verborgenen vollzogen werden. Vielleicht ist das auch
ein Grund, warum der W�rzburger Bischof Josef Stangl zun�chst z�gert, die
Erlaubnis zum Exorzismus an Anneliese Michel zu erteilen. "Die gebotene Diskretion
soll auf jeden Fall gewahrt werden � keinerlei Medien d�rfen w�hrend des Exorzismus zugelassen werden und
weder vor noch nach der Exorzismushandlung d�rfen sie dar�ber �ffentlich informieren", hei�t es in
dem neuen Exorzismusdekret des Vatikan aus dem Jahre 1999.
Zudem soll im
Vorfeld eines m�glichen Exorzismus die Situation intensiver medizinisch und
psychologisch durchleuchtet werden. So beschwichtigt der Jesuit Alfred
Singer im Hinblick auf die aktuellen Anwendungen: "Der Exorzismus ist
Liturgie, ist Gebet f�r einen kranken Menschen". (Main-Post, 9.7.2007)
Die M�nner der Kirche
in Rom werden wissen, warum sie hinsichtlich der Inhalte des Exorzismus derzeit lieber etwas leiser treten,
vor allem in Deutschland.
Denn es wird nat�rlich nicht nur "gebetet". So wird bei einem Exorzismus den Betroffenen
mitunter auch das Kruzifix mit
dem zu Tode geschundenen Jesus vor die Nase gehalten, so wie
Inquisitoren es in der Vergangenheit den verbrennenden Frauen und M�nnern auf dem Scheiterhaufen
entgegen streckten. Und so wie
viele Opfer der Kirche noch im Todeskampf standhaft blieben und sich von dem
Kruzifix abwandten, so wehrt sich auch
ein "D�mon" in Anneliese: "Weg mit dem Ding!"
Einer, der die Kirche sehr gut kennt, der ehemalige Dekan der
r�misch-katholischen Fakult�t der Universit�t Wien und
Religionswissenschaftler Professor Hubertus Mynarek, weist auf die tiefenpsychologische Bedeutung des Kruzifix in
der Kirche hin, die eine ganz andere ist als die vordergr�ndige Bedeutung, wonach das Kruzifix auf ein
angebliches stellvertretendes S�hneleiden von Christus f�r die Menschheit hinweisen soll.
Die Kirchen-Oberen,
so Mynarek,
"stellen immerfort den maltr�tierten, misshandelten, gequ�lten,
blut�berstr�mten Leichnam dar. Warum? Weil sie eine Religion des
Todes und nicht des Lebens sind! Da kann der Papst noch hunderte Male von
der Kultur des Lebens sprechen, die die katholische Kirche
versinnbildlichte, und sie der Kultur des Todes entgegen stellen. In
Wirklichkeit ist die Kirche die Kultur des Todes, des gequ�lten Leichnams,
und glaubt selber nicht an das Leben." (3)
Man k�nnte den Gedanken des Religionswissenschaftlers noch weiterf�hren: Mit
dem toten Mann am Kreuz w�rde unterschwellig und entgegen den
oberfl�chlichen theologischen Erkl�rungen etwas ganz anderes symbolisiert.
N�mlich: "Jesus ist tot, wir haben ihn besiegt."
Religionsph�nomenologisch
ist das Kruzifix demnach vergleichbar den barbarischen Troph�en archaischer
Kriegsv�lker, welche die K�pfe bzw. Skalps ihrer hingerichteten Gegner
triumphierend vor sich hertragen. Besonders drastisch veranschaulicht wird
diese katholische Dauer-Todesdemonstration z. B. durch das Handkruzifix von
Papst Johannes Paul II., an dem er den furchtbar gekr�mmten K�rper des sterbenden Jesus
demonstrativ vor sich hertrug. Und ein gutes Beispiel ist auch der Sendemast
von Radio Vatikan, an dem ein besonders geschundener Jesus-K�rper h�ngt
(siehe das 2. Foto auf der Seite
www.dw-world.de).
Wer es so sehen m�chte, der erkennt darin eine tiefere Botschaft, die
im Gegensatz zur oberfl�chlich verk�ndeten Botschaft eines angeblichen
S�hneleidens steht: Die Kirche w�re demnach die Gegenspielerin von Jesus.
Und sie bedient sich nur seines Namens, um ihr eigentliches Wesen zu
verbergen.
Es w�re �hnlich, wie es der gro�e russische Literat Fjodor
Dostojewski (1821-1881) in seinem Werk Die Br�der Karamasov darlegte, als der Kirchenmann, der
Gro�inquisitor, gegen�ber
dem wieder gekommenen Jesus erkl�rte: "Wir haben deine Tat verbessert."
Und w�hrend Jesus nicht
vor dem Versucher niederfiel, hat es die Kirche getan und daf�r vom
Versucher als Belohnung die irdische Macht erhalten. "Wir sind schon
seit langer Zeit nicht mehr mit dir im Bunde", so der Gro�inquisitor, "sondern mit ihm, schon acht Jahrhunderte lang. Acht Jahrhunderte
ist es her, dass wir von ihm das annahmen, was du unwillig
zur�ckwiesest: Wir haben von ihm Rom empfangen und das Schwert des Kaisers
und haben uns selbst als die Herren der Erde, als ihre einzigen Herren
erkl�rt."
Und so hat es auch die Kirche zu ihrem "unfehlbaren" Lehrsatz gemacht, dass
sich jeder Mensch und "alle V�lker" dem Stuhl Petri, dem Papst unterwerfen
m�ssen. (Neuner-Roos,
Der Glaube der Kirche, Nr. 368, 430 und 434)
Anneliese Michel wird anfangs unfreiwillig, sp�ter bewusst zur Zeugin dieser
machtvollen Todesreligion. Denn als sich
mehr und mehr heraus stellt, dass das katholische Exorzismus-Ritual die
"D�monen" nicht nur nicht vertreibt, sondern
die grausame Situation versch�rft, gr�bt sich die junge Studentin noch tiefer in die katholische Kruzifix-Lehre ein und versucht, best�rkt durch die beiden Exorzisten, die katholische Jesusvorstellung
nachzuahmen.
So deutet sie ihre uns�glichen Leiden schlie�lich als S�hne f�r andere,
womit sie an die makabren Umst�nde nach ihrer Geburt ankn�pft, als sie
bereits von
ihrer Mutter zum "S�hnopfer" erkl�rt worden war � damals f�r die uneheliche Zeugung und Geburt ihrer Halbschwester
Martha. Der "Fluch", den angeblich bei ihrer Geburt eine fremde Frau �ber
sie ausgesprochen haben soll, erscheint harmlos gegen�ber der
fluchartigen Bestimmung, "S�hnopfer" sein zu sollen, die ihr aus den Reihen
der eigenen Familie aufoktroyiert wurde und die sie am Ende ihres Lebens in
ihre eigene religi�se Vorstellungswelt �bernimmt.
Diese neue Deutung der uns�glichen magischen Rituale stellt den entscheidenden
Einschnitt bei den
Exorzismus-Sitzungen dar.
Anfangs war sich Anneliese Michel noch sehr
unsicher und voller Zweifel im Hinblick auf die Identit�t einzelner Stimmen und
den Sinn des ganzen Leidens. Und dabei kalkulierte sie urspr�nglich auch mit
ein, dass sie von den monstr�sen M�chten get�uscht w�rde. Doch unter dem Druck des dauernden
Misserfolgs bei den "Austreibungsversuchen" kristallisierte sich bei den
Exorzisten auf einmal die neue Deutung heraus, die "Besetzungen" w�rden nun Gottes Willen
entsprechen,
damit Anneliese Michel auf diese Weise ihr "S�hnopfer" bringen k�nne.
Und nun beginnt sich der Horror-Kreislauf allm�hlich zu
schlie�en. Die letzte Phase ist eingeleitet.
Dabei sind die jenseitigen katholischen "Instanzen" bzw. "Seelen", welche die
"D�monen" als
Vermittler ihrer Botschaften benutzen, die eigentlichen Inspiratoren dieser
neuen Theorie.
In einer Exorzismus-Sitzung fragt etwa Pater Renz:
"�Und mit dem B��en, da kann sie S�nden abb��en f�r andere?`
Anneliese: �Ja, ja, ja!`
Renz: �Damit kann sie Seelen retten, damit kann sie andere Seelen retten?`
... �Die muss dir
[Luzifer] noch viele Seelen abspenstig machen. Drum d�rft ihr sie piesacken?!`
Anneliese: �B��h!`
Renz: �Je mehr ihr sie piesackt, um so mehr Seelen werden gerettet. Stimmt das? Ja?
...`
Anneliese: �Ja, nein, nein, nein.`"
(Wolff,
S. 223)
Drei Nein bei nur einem Ja k�nnten eigentlich
auch eine klare Botschaft sein. Doch die W�rdentr�ger h�ren nur, was sie
h�ren wollen, n�mlich das eine "Ja". Und der Exorzistenpater Arnold Renz will durch solche suggestive Fragen seine
Theorie der S�hnebesessenheit bei Anneliese Michel best�tigt sehen. Und
diese geht notgedrungen darauf ein. Sie sitzt in der Todesfalle und fl�chtet
nun immer mehr in die Identifikation mit dem leidenden und sterbenden Jesus,
so wie es die r�misch-katholische Lehre f�r die Kranken und Sterbenden
vorsieht.
So ist
im Katechismus der katholischen Kirche von der "Vereinigung des Kranken mit
dem Leiden Christi" die Rede, und es wird das Sakrament der "Letzten �lung"
z. B. mit folgenden Worten erkl�rt:
"Durch die Gnade dieses Sakraments erh�lt der Kranke die Kraft und die Gabe,
sich mit dem Leiden des Herrn noch inniger zu vereinen. Er wird
gewisserma�en dazu geweiht, durch die Gleichgestaltung mit dem erl�senden
Leiden des Heilands Frucht zu tragen. Das Leiden, Folge der Erbs�nde, erh�lt
einen neuen Sinn; es wird zur Teilnahme am Heilswerk Jesu."
(Nr. 1521)
Leiden, Krankheit und Not sollen demnach bei einem gl�ubigen Katholiken nicht
mittelbar oder unmittelbar mit eigenem Fehlverhalten in Beziehung stehen,
sondern werden als "Heil" interpretiert. Und von dieser allen kranken Katholiken angebotenen Deutung der
"Gleichgestaltung mit dem erl�senden Leiden
des Heilands" ist es nur noch ein kleiner Schritt zur speziellen katholischen Deutung, dass auch der
einzelne kranke Katholik stellvertretend zur S�hne f�r die S�nden anderer leiden
k�nne.
Und mit ihrem Intellekt konstruiert Anneliese Michel
genau eine solche Deutung ihres
Leidens auf die hier dargelegte extrem-katholische Weise. Dadurch versucht sie, den Schlund des Abgrunds
doch irgendwie zu schlie�en, der sich aufgetan hatte,
und sie rei�t ihn doch nur noch ein gro�es St�ck weiter auf.
Dabei f�hlt sie sich im Vorfeld ihres Todes
sowohl durch Pater Arnold Renz best�tigt als auch durch eine der vielen Stimmen, die sie
vernommen hat und die sie f�lschlicherweise als "Heiland" deutet. Diese Stimme sagt
ihr am 20. Oktober 1975: "Du wirst eine gro�e Heilige werden."
(Wolff, S. 232)
Ein Ursprung des Wahns der "S�hnebesessenheit", nur wenige Meter entfernt von Anneliese Michels Elternhaus in Klingenberg � ein �berlebensgro�es Kruzifix mit der Inschrift �ber dem Balken: "O� alle, die ihr diesen Weg vorbeigeht, sehet, ob nicht ein Schmerz sei wie mein Schmerz." Kurz vor ihrem qualvollen Tod deutet die junge Studentin ihren Schmerz tats�chlich wie "seinen" Schmerz. Die so genannte Hohkreuzkapelle z�hlt zu den �ltesten katholischen Feldkapellen Frankens.
Ein solches Deutungsmuster entsteht nicht von einem Tag auf den anderen. Anneliese Michel
wollte schon als Jugendliche mehr tun als das, was die Kirche vom einzelnen
Katholiken verlangt (siehe oben). Nun schlie�t sich am Ende ihres irdischen Lebens der
kirchliche Teufelskreis. Sie w�hnt sich gar im Glauben, �hnlich wie angeblich Jesus ihr
Leben als "S�hnopfer" bringen zu sollen [PS: Die Kirche lehrt ja,
dass der Tod von Jesus ein "S�hnopfer" gewesen sein soll, was eine
Vorstellung ist, die aus antiken G�tzenkulten stammt; vgl. zum Thema
hier]. Sie m�chte ihr
"S�hnopfer" dabei unter anderem f�r Priester bringen, die das Z�libat brechen �
auch hier wieder die sexuelle Dimension des Geschehens, und wer wei�, ob
hier nicht auch Ereignisse aus der eigenen Biografie oder der anderer
Familienmitglieder eine wichtige Rolle spielen.
Es kann vermutet werden.
Der Exorzismus-Experte Uwe Wolff erkl�rt dazu:
"Wie ihr himmlischer Br�utigam will sie ein S�hneopfer sein"
(S. 250). Und durch eine solche Verbr�mung ihres am Ende
in einer Sackgasse endenden Lebens versucht sie, ihre letzten Lebenswochen
irgendwie zu ertragen. Es ist vergleichbar einer starken Droge, deren
Dosierung auf h�chstem Niveau gehalten wird. In den letzten Tagen vor ihrem Tod scheint
Anneliese Michel vollends
in dem Identifikationsversuch mit dem gekreuzigten Jesus aufzugehen.
Uwe Wolff schreibt: "Anneliese ist tief eingetaucht in das Geheimnis ihres
am Kreuz leidenden Br�utigams und zitiert immer wieder dessen Todesworte:
�Bringt mir Wasser!`"
(S. 258)
Angesichts des Ausma�es ihres Leidens kann man dieser letzten Lebensl�ge, die sie von ihrem Exorzisten
Renz �bernommen hatte, gro�es Verst�ndnis entgegenbringen. Eine Lebensl�ge bleibt es dennoch, denn
Jesus war eine klare und geradlinige Pers�nlichkeit und wurde von seinen Gegnern gefoltert und
umgebracht. Anneliese hingegen scheiterte an dem t�dlichen Gift ihrer Kirche und an sich selbst.
Auch beinhalten die Todesumst�nde von Jesus nicht die Aufforderung oder
Einladung zur �u�eren Nachahmung.
Etwas v�llig anderes ist im Vergleich dazu die schlichte Nachfolge Jesu, indem man
dessen friedvolle Botschaft der N�chsten- und Feindesliebe ohne Dogmen,
Sakramente und Zeremonien beherzigt.
Da diese Nachfolge unbequem ist, k�nnen daraus zwar auch
sehr leidvolle Konflikte entstehen. Eine Nachahmung des Leides von Christus oder
eine Identifikation von selbstverschuldetem Leid mit dem Leid von Christus
oder gar eine masochistische Leidenssehnsucht sind demgegen�ber
Perversionen der Nachfolge Jesu.
Der bekannte Psychotherapeut Carl Gustav Jung hat
den Unterschied einmal mit den Worten kommentiert: "Christus kann bis
zur Stigmatisierung nachgeahmt werden, ohne dass der Nachahmende auch nur
ann�hernd dem Vorbild und dessen Sinn nachgefolgt w�re."
Letztlich wird dabei versucht, den einen Irrsinn � das Dogma der ewigen Verdammnis
� durch einen anderen
Irrsinn � die materielle Nachahmung des Leidens Christi (das diesem jedoch
andere zugef�gt hatten) � zu �berwinden.
Sp�testens jetzt ist der Horror nicht mehr zu stoppen. Wurde in der
ersten Phase der Exorzismen versucht, die "D�monen" auszutreiben, soll jetzt der
"Heiland" umgekehrt wollen, dass die D�monen in Anneliese drin
bleiben, weil sie auf diese Weise ihr "stellvertretendes Leiden"
bzw. ihr
"S�hneopfer"
angeblich
noch vergr��ern k�nne.
Diese Deutung des Geschehens kann in seiner wahnhaften Zuspitzung nun nicht mehr �berboten werden: Jetzt sind es
n�mlich die
"D�monen", die immer h�ufiger freiwillig "ausfahren"
wollen, doch nun soll es ausgerechnet der
"Heiland"
sein, der dies wegen der gerade beschriebenen Strategie�nderung
verhindern m�chte. Und eine solche Deutung beinhaltet auch eine Steigerung der Verh�hnung des gro�en Friedens- und
Weisheitslehrers Jesus von Nazareth.
"Bei
der ist es nicht mehr zum Aushalten. Die hockt den ganzen Tag in der Kirche
... Wir wollen raus, und der da oben l�sst uns nicht!" klagen jetzt
neuerdings die "D�monen" (19.12.1975, zit. nach www.najukorea.de),
und die Exorzisten deuten den "da oben" als "Heiland" bzw. "Gott".
Zudem wollen die D�monen verst�ndlicherweise auch die "H�lle" verlassen,
doch das wird ihnen nach der grausamen r�misch-katholischen Lehre von der
ewigen Verdammnis niemals erlaubt.
"Dann schreien die Stimmen aus der Tiefe in unendlichen Variationen:
�Wir wollen raus, raus, raus, raus! Wir wollen raus, raus, raus, raus!`"
(Wolff, S. 237)
"�Wollt
ihr aus der H�lle raus oder aus Anneliese?`, fragte der Pater. �Aus beiden`
ist die Antwort."
(Goodman, S. 196)
Doch die
Vertreter der r�misch-katholischen Kirche lassen es jetzt nicht mehr zu,
dass ihr Medium nun in letzter Minute wom�glich doch noch eine gro�e Chance bekommt, ein
gro�es St�ck frei
zu werden. Sondern sie benutzen jetzt das Medium Anneliese Michel, um
noch m�glichst viele
"d�monische"
bzw.
"jenseitige
Anweisungen"
aus ihr heraus zu holen
� und zwar bis zuletzt. Und das immer brutalere Leid und der
rasante k�rperliche Verfall der jungen Frau wird von nun an von den
Priesterm�nnern mit in ihre Theorie der "S�hnebesessenheit"
eingebunden.
Und von vern�nftigen �rzten, welche das t�dliche Ende der Trag�die vielleicht noch h�tten stoppen k�nnen, wird
die Studentin abgeschirmt und fern gehalten.
Im April 1976 bietet sich f�r Anneliese Michel
dann eine der letzten Chancen,
noch lebend aus dem Grauen heraus zu kommen.
Dem Exorzisten Ernst Alt
erz�hlt sie: "Ich hab so furchtbare Angst davor. Ich f�rchte mich. Ich
glaube, ich durchsteh das nicht." "Ich habe keine Kr�fte mehr, ich will
nicht mehr." (Satan lebt, WDR 2006)
Und der Exorzist gibt
seine Antwort an Anneliese Michel im Interview mit den Worten wieder:
"Fr�ulein
Anneliese, wenn sie jetzt den Willen Gottes, der sich ja offensichtlich
zeigt bei ihnen, ausschlagen und sie w�rden sp�ter einsehen, was sie
vers�umt haben dadurch, w�r� ihnen das Recht?" Damit suggeriert der
Theologe der jungen Frau praktisch ihr Todesurteil. Und unter seinem
Einfluss antwortet sie einmal mehr gehorsam: "Nein, das w�r mir nicht recht.
Dann mach ich weiter."
Anneliese Michel erkl�rt also trotz ihres
k�rperlichen Verfalls, der Kirche weiterhin als
Medium zur Verf�gung zu stehen. Und die Exorzisten versuchen � wie bereits
darauf hingewiesen � nun �berhaupt nicht mehr, die "D�monen" aus dem Medium
auszutreiben, sondern sie bem�hen sich stattdessen, diese bei den Sitzungen
extra
herbei zu holen und
auszufragen.
Und obwohl sich die "D�monen" in den letzten Lebenswochen
Annelieses dann tats�chlich seltener und irgendwann gar nicht mehr melden �
was verst�ndlich ist, denn sie wollen ja schlie�lich "raus" und vielleicht
haben sie jetzt auch Mitgef�hl und Erbarmen mit der jungen Frau �, f�hrt der
vom Bischof von W�rzburg beauftragte Pater Arnold Renz im klerikalen Rausch bis zuletzt mit seinen suggestiven Beschw�rungen
erbarmungslos fort.
Und die beiden Exorzisten sind damit von erfolglosen "Teufelsaustreibern" im
wahrsten Sinne des Wortes zu erfolgreicheren "Teufelseintreibern"
geworden.
Als der jungen Frau der Exorzistenpater Alt zwischenzeitlich einmal die "Gnade, Liebe und
Vergebung Gottes" zuspricht, reagiert Anneliese Michel spontan mit den
Worten: "Das war gut! Das war besser als der ganze Exorzismus!" (Wolff, S. 257)
Unmittelbar danach bricht sie jedoch in Verzweiflung aus, da ihr in
einzelnen wachen und geistig klaren Momenten m�glicherweise bewusst ist, was
sich hinter dem r�misch-katholischen Schein verbirgt und dass sie sich in
eine furchtbare Situation hinein man�vriert hat. "Mir macht keiner mehr was vor. Ich wei�
jetzt, wo�s hingeht," so ihre eigenen eindringlichen und
verzweifelten Worte.
Die Falle scheint
zugeschnappt, und es ist nun leider nur noch eine Frage der Zeit, bis die darin
Gefangene vollends zugrunde gegangen ist.
In ihrer Examensarbeit zum Thema "Angstbew�ltigung" hat sie ihre
Lebenssituation jedoch noch einmal verbr�mt dargestellt und offiziell in folgende
Worte gefasst: "Zum Schluss sei noch gesagt, dass es F�lle gibt, wo einer,
obwohl er gebeichtet hat und im Inneren im Frieden mit Gott lebt, von einer
merkw�rdigen Angst geplagt wird, einer Leidens- und Todesangst, von dem man
einen Menschen nicht befreien darf. Man kann, wenn das einem Menschen
auferlegt ist, nur schweigend stehen und beten, dass er auch durch diese
Angst hindurch gef�hrt wird. Es gibt das besondere Teilhaben am Kreuz
Christi und seiner Todesangst. Die wichtigste Grundhaltung f�r das
seelsorgerische und �rztliche Bem�hen ist die Ehrfurcht vor dem Geheimnis
der Geschichte eines Menschen mit Gott."
(Wolff, S. 264)
Das sind hehre und monumental klingende Worte. Doch was steckt wirklich dahinter?
Auf diese Weise konstruiert der Intellekt der gehorsamen
Katholikin eine Deutung f�r ihre Todes�ngste, bei der sie Gott und Christus
mehr oder weniger mit daf�r verantwortlich macht. Und dies ist trotz des Verst�ndnisses, das man
ihrer gedanklichen Konstruktion gegen�ber aufbringen
kann, nur eine Variante der Gottesvergiftung.
Und entsprechend schlecht geht es ihr auch dabei. Von einem
"Frieden mit
Gott"
"im Innern"
zeugen nachfolgende Worte jedenfalls nicht, die sie auf ein Manuskript-Papier
f�r eben diese Examensarbeit geschrieben hat. Das sind die ehrlichen Worte,
tief aus ihrer Seele, im Unterschied zu den katholisch-korrekten Worten in
ihrer Examensarbeit von einem angeblichen "Frieden
mit Gott":
"Mut verl�sst, das zu sagen, was ich wollte.
Ich bin ein S�nder, das habe ich heute in der Kapelle klar erkannt, auch
wenn ich mir etwas anderes eingebildet habe. Ich hab keinen Mut,
verzweifelt. Ich habe Angst, ... kein Vertrauen, ich stehe am
Scheideweg; entweder Leben oder Tod. Tief verletzt, all die
Jahre durch, (hab mich nicht mehr) gewehrt, jetzt auch nicht. Ich bin
nach der hl. Kommunion verzweifelt, im Geiste u. im Herzen;
eine eiserne Kette h�lt mein Herz umklammert. Angst, Entsetzen.
Mein Geist ist gel�hmt, wird er freier(?) � gleich steigt
Verzweiflung hoch;
das schlimmste ist, dass ich keine Wahl mehr habe, das sehe ich manchmal
blitzartig klar. Hoffnungslosigkeit sitzt an der Wurzel, wo das Leben
ist, sie ist ein Zustand geworden. Stolz uns�glicher gibt mich nicht
mehr frei. Wenn ich rede, redet mein Herz nicht mit. Ich hab
Angst, dass man an mir verzweifelt. L�hmung ... gefesselt;
es wird von Tag zu Tag schlimmer, wenn nicht ein Damm gebaut wird." (zit.
nach Goodman, S. 106)
Dies ist ein letzter Hilferuf, bei dem jedes Wort sitzt.
Doch wer h�tte den Damm denn bauen sollen?
Sie selbst schafft es nicht und verr�t auch den Grund daf�r: "Ich hab keinen Mut".
Das klingt wie eine Schlussabrechnung �ber ihr eigenes Leben. Denn sie hatte
auch in all den Jahren zuvor nie den Mut, sich von dem frei zu machen, was
sie in die Krankheit und in den Tod trieb. Anneliese Michel
ruft stattdessen immer wieder nach dem Bischof. Und Bischof Josef Stangl wird
auch im
Detail �ber die Situation informiert, doch er schweigt
(siehe unten). Und Pater Renz h�lt sich w�hrenddessen weiter unbeirrt am r�misch-katholischen
Exorzismus-Ritual fest. Und er qu�lt die immer wehrlosere junge Frau auch
dann mit seinen Beschw�rungsformeln, wenn bzw. obwohl sich gar keine "D�monen" bemerkbar machen. Denn die Studentin
k�nne ja bei diesen Torturen wenigstens weiter f�r andere Menschen s�hnen,
so die Beschwichtigung bzw. Lebensl�ge der Exorzisten und der in diesem
Sinne Gl�ubigen.
Durch
diese Theorie sind
nun auch die beiden Kirchenm�nner zu gnadenlosen "Besessenen" geworden, welche die ihnen
Anbefohlene immer weiter in Richtung Tod treiben.
Uwe Wolff schreibt:
"Unterdessen setzt Pater Renz in Klingenberg sein Werk fort, obwohl
Anneliese immer wieder klagt: �Ich kann nicht mehr!`" (Wolff, S. 262)
Beim letzten Exorzismus am 30. Juni 1976, nur wenige Stunden vor ihrem
Tod, ist Anneliese Michel bereits v�llig abgemagert. Sie hat eine
Lungenentz�ndung und hohes Fieber. Trotzdem qu�lt sie sich noch einmal � auf
"Befehl" der "D�monen" bzw. in selbstm�rderischem Wahn � mit zwanghaften und
schnellen Kniebeugen. Ihre Eltern st�tzen sie dabei. "Bitte um
Lossprechung", st�hnt sie Pater Renz zu. Sie bittet nun wirklich ein
allerletztes Mal darum. Denn es ist bereits der Todeskampf.
Anneliese Michel ist damit bis zuletzt diesem katholischen Gott verhaftet
geblieben, der
"in Klingenberg mal richtig auf den Putz gehauen hat",
wie es der kirchliche Exorzismus-Beauftragte Adolf Rodewyk in Worte
gefasst hatte.
Doch Anneliese Michel
wird diese "Gottesvergiftung", deren Opfer sie letztlich geworden ist, nicht
als Lehrerin an Kinder im r�misch-katholischen Religionsunterricht weiter
geben. Viereinhalb Wochen, nachdem sie ihre Examensarbeit an der W�rzburger
Universit�t eingereicht hat, ist sie tot. Als sie sich am Abend des 30. Juni
1976 nach dem 67. Exorzismus schlafen legen will, bittet sie ihre Mutter
Anna Michel, bei ihr zu bleiben: "Mutter bleib da,
ich habe Angst." Das sind ihre letzten Worte. Schlie�lich l�st
ihr Vater ihre Mutter ab "und beobachtete, wie sich Anneliese von einer
Seite zur anderen warf und sehr lange schrie" (Goodman, S. 218).
Irgendwann nach Mitternacht h�rt sie auf zu schreien und schl�ft.
Als es dann Morgen ist, liegt sie in ihrem Bett und ist tot.
Das Grab Anneliese Michels in Klingenberg. Zahlreiche katholische Pilger verehren sie dort wie eine Selige oder Heilige.
Weil Anneliese Michel selbst zuletzt ihr Leiden und Sterben als S�hneopfer verstanden hat, ist es nicht
verwunderlich, dass interessierte Kreise aus ihrer Geschichte eine Heiligenerz�hlung machen wollen.
Ein solches Deutungsmuster h�lt die katholische Kirche in der Tat f�r viele, die an ihrer
Lehre zerbrochen sind, bereit.
"Ich hatte einfach den Eindruck, sie haben ihr das Leben genommen.
Die erste
Reaktion, als ich von ihrem Tod erfahren hab, war, sie haben sie
umgebracht", sagt die ehemalige Kommilitonin Mechthild Westiner aus dem Studentenwohnheim in
W�rzburg (Satan lebt, WDR 2006). Und: "Dieses religi�se Treiben geht
einfach weiter, und es gibt niemanden mehr, der von ihr auch berichtet, wie
sie eigentlich gewesen ist." Die ehemalige Mitstudentin kennt Anneliese
Michel n�mlich auch ganz anders.
Doch im Mittelpunkt des �ffentlichen Interesses
steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts erneut der Exorzismus, welcher derzeit einen
gro�en Aufschwung erf�hrt � mit allen seinen Seitentrieben und verqueren
Vorstellungen und unz�hligen Varianten konfusen "religi�sen Treibens". Die
Kommilitonin sagte: "Sie haben sie umgebracht."
Und worin besteht das "religi�se Treiben" nach dem Tod von Anneliese Michel?
Etliche ihrer Verehrer w�nschen zun�chst ihre Seligsprechung und stricken unter
anderem an der Legende, ihr K�rper verwese nicht.
Eine Nonne aus einem Allg�uer Karmeliterkloster berichtet von einer "Erscheinung" Annelieses.
Demnach h�tte die Seele von Anneliese Michel der Nonne aus dem "Himmel"
folgende Botschaft mitgeteilt: "Mein Tod war ein S�hnetod f�r die Rettung
und Umkehr meines deutschen Volkes" (Wolff, S. 23). Zum Zeichen der
Macht "Gottes" sei ihr Leichnam unverwest, und "man solle den Sarg am
Samstag, dem 25. Februar 1978, �ffnen".
Aus diesem Grund werden nun Annelieses Michels sterbliche �berreste tats�chlich am 25. Februar 1978 auf
amtliche Anordnung und im Beisein ihres Vaters Josef Michel hin ausgegraben und �berpr�ft. Dabei
zeigt sich, dass die Verwesung sogar weiter fortgeschritten ist als �blich, weil so das
Bestattungsunternehmen Kraus aus dem nahen Aschaffenburg bzw. der Bestatter
Emil Schweibert und der Klingenberger B�rgermeister Walter Riermaier
die Frau zum Todeszeitpunkt nur noch Haut und Knochen war.
Die Exhumierung
hat gl�ubige Katholiken allerdings nicht davon abgehalten, weiterhin
folgende Verschw�rungstheorie zu verbreiten: Der Leichnam w�re tats�chlich
unverwest gewesen (wie �brigens auch der Leichnam Marias nach offizieller
r�misch-katholischer Lehre
bis zu ihrer leiblichen Auferstehung unverwest im Grab gelegen haben soll;
siehe dazu Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche,
Nr. 483 und Nr. 485), weswegen die Augenzeugen die Zulassung weiterer
Zeugen angeblich zu verhindern suchten. Vor allem der Sachverhalt, dass der
Exorzisten-Pater Arnold Renz nicht zu den Leichenresten vorgelassen wurde,
n�hrt diese Theorie bis heute. Doch selbst wenn man Pater Renz oder andere fanatische
Anh�nger dieser Theorie mit als weitere Zeugen der Verwesung hinzu gebeten
h�tte, w�ren wohl anschlie�end andere aufgetreten, die den Sachverhalt doch bestritten
h�tten. So klammern sich Gl�ubige bis heute auch an das Ger�cht,
einer der damaligen Bestatter h�tte sp�ter Anneliese Michels
Mutter aufgesucht und ihr gebeichtet, dass deren Leichnam nach der
Exhumierung unverwest gewesen sei. Die Aschaffenburger Staatsanwaltschaft
h�tte ihn jedoch "gezwungen, die Unwahrheit zu sagen". Nachpr�fbar
ist freilich nichts, da dieser Bestatter ausgerechnet kurz darauf verstorben sei.
Doch Anneliese Michels K�rper ist schon in den letzten Monaten vor ihrem Tod
zunehmend verfallen, und sie hat diesen Prozess durch Selbstgei�elungen
(z. B. Bluterg�sse oder Selbstverletzungen an den K�rperstellen, an denen Jesus am
Kreuz festgenagelt war) und Nahrungsverweigerung beschleunigt, so dass man
auch von einem indirekten Selbstmord auf Raten sprechen k�nnte. Auch diese Verhaltensweise kann als Ausfluss des zwangsneurotischen Systems der katholischen Kirche
verstanden werden, in dem nicht selten gilt:
Wer sich selbst niedermacht, wer sich gei�elt, kommt dadurch Gott n�her. Ein nicht eingestandenes Aufbegehren
gegen die krankmachende Lehre der Kirche oder gegen einzelne ihrer seelisch
kranken Lehrer w�rde sich dann selbstzerst�rerisch gegen die eigene Person
richten anstatt gegen die Verursacher. Dies geschieht vor allem dann, wenn
sich kirchliche Indoktrination, verbunden mit Angst und
Schuldgef�hlen, in der eigenen Seele als �berm�chtig erweist. Die Selbstzerst�rung nimmt
dann ihren Lauf, und der Exorzismus
kann diesen Prozess in schlimmer Weise verst�rken bzw. er tr�gt zu seiner
Vollendung bei wie bei Anneliese
Michel. Da ein bewusster Selbstmord f�r einen gl�ubigen Katholiken aber
einmal mehr die ewige Verdammnis nach sich ziehen w�rde und deshalb nicht in
Frage kommt, k�nnen Gewalteinwirkungen von anderen oder "Befehle"
von "D�monen" hier zu makabren Erf�llungsgehilfen der eigenen
Selbstzerst�rung werden.
Daran �ndert sich auch nichts, wenn man als zeitlich letzte
Todesursache eine zu hohe �rztliche Dosierung eines krampfl�senden
Medikaments annimmt, worauf man nat�rlich spekulieren kann und womit das katholische Umfeld von Anneliese
Michel sowohl die amtlich ermittelten als auch die tiefer liegenden Todesursachen ausblenden m�chte. Der
Obduktionsbericht der Gerichtsmedizin schlie�t jedoch
ausdr�cklich aus, dass die junge Frau Michel an Medikamenten gestorben ist. Weil sich
jedoch die katholischen Bef�rworter des Exorzismus an
Anneliese Michel bis heute vehement an diese These klammern, soll zum
Abschluss noch einmal etwas ausf�hrlicher darauf eingegangen werden.
Zur allgemeinen Information: Jeder Obduktionsbericht enth�lt neben
einer "unmittelbaren Todesursache" die "vorangegangenen Ursachen", z. B. "Krankheiten, welche die unmittelbare Todesursache herbeigef�hrt haben" sowie
andere "wesentliche Krankheiten".
Nun spielt in dem gerichtsmedizinischen Bericht eine Medikamentendosierung
aber �berhaupt keine Rolle. Als Todesursache sind "Abmagerung", "Lungenentz�ndung" und
"extreme k�rperliche Beanspruchung w�hrend der letzten
Lebenstage" angegeben. Es hei�t, ihre Verfassung "lasse sich am
ehesten vergleichen mit der get�teter Lagerinsassen im Zweiten Weltkrieg" (S. 14).
Und im Gerichtsurteil hei�t es auf Seite 40 sogar ausdr�cklich:
"Jede andere Todesursache ist ausgeschlossen" (zitiert bei Goodman, S. 295).
In der �ffentlichen Berichtserstattung ist in diesem Sinne manchmal auch
"Unterern�hrung" zu lesen. (z. B. Main-Echo, 5.4.2014)
Im Gegensatz dazu beharrt die Autorin und Anthropologie-Professorin
Felicitas D. Goodman (2) auf ihrer These, dass Anneliese
Michel durch das anti-epileptische Mittel Tegretal "umgebracht" worden sei (das
ihre roten Blutk�rperchen gesch�digt habe), wobei sie auch durch
Entzugserscheinungen, nachdem sie nicht mehr richtig schlucken konnte,
erheblich geschw�cht gewesen sei.
Doch
bereits bei Felicitas D. Goodmans Versuch, dies seri�s darzulegen, kommen einem
unvoreingenommenen Leser erhebliche Zweifel. So muss auch die Professorin z. B. zugeben, dass
Anneliese Michel Ende 1973 nach der medikament�sen Umstellung auf Tegretal
sich "einige Zeit sehr wohl" f�hlte.
Und gar aus dem Ruder laufen die
Deutungen der Autorin, wenn sie z. B. den gro�en Exorzismus vom 31.10.1975 mit den
Worten beschreibt: "Die gro�e Austreibungsszene wurde zu einem gigantischen
Kampf zwischen der jugendlichen Kraft von Annelieses Gehirn und der Wirkung
des Medikaments" (S. 291). Eine kraftvolle Jugendliche k�mpfte
demnach gegen
ein schlimmes Medikament.
Obwohl ein unpassendes Medikament nat�rlich
grunds�tzlich ein bestehendes Chaos noch vergr��ern kann, sp�rt man hier
sehr deutlich den Beginn der Legendenbildung. Und diese wirkt sich auch auf andere
Teile des Buches von Frau Goodman aus, z. B. bei der besch�nigenden
Darstellung des katholischen Milieus, in dem Anneliese Michel aufgewachsen
ist oder durch Verschweigen von �u�erungen von Anneliese Michel, die nicht
so gut zu diesem Milieu passen.
Eine weitere Studienfreundin Anneliese Michels aus der W�rzburger Zeit dr�ckt ihre
Wut �ber die Verbr�mung und Besch�nigung der kirchlichen Schuld mit
drastischen Worten aus, indem sie sagt, die Studie der Anthropologin
Felicitas D. Goodman sei "keine wissenschaftliche Arbeit", sondern ein "Schund-Roman"
und Anneliese Michel werde darin "missbraucht". (Satan lebt, WDR 2006;
vgl. dazu eine andere Stellungnahme oben)
Doch selbst wenn man annimmt, dass der
Obduktionsbericht der Gerichtsmedizin falsch oder unvollst�ndig sei und die
Nebenwirkungen eines Medikaments als "urs�chlich" oder "mit-urs�chlich" f�r den Tod erg�nzt werden m�ssten � was w�rde sich dadurch an
den in dieser Studie dargelegten Zusammenh�ngen �ndern und an den
Einwirkungen des religi�sen Milieus? Es w�rde sich nichts �ndern.
Denn es geht nicht nur um den zeitlichen Schlusspunkt der furchtbaren Ereignisse,
sondern um die gesamte Trag�die, die lange vor der Einnahme von Tegretal und von anderen Medikamenten begonnen hatte.
Zudem: Mediziner und dabei vor allem die als sehr penibel bekannten
Gerichtsmediziner, die in der Regel alles Denkbare untersuchen und jedem Mikrogramm eines
Stoffes Bedeutung beimessen, ziehen diese Theorie nicht einmal in Erw�gung.
Es deutet also nahezu alles darauf hin, dass es hier von Seiten von
Exorzismus-Bef�rwortern darum geht, einen nichtkirchlichen
S�ndenbock zu finden (hier einen Arzt) bzw. ein � im wahrsten Sinne des Wortes �
"Totschlag"-Argument,
um von den tats�chlichen Mordverd�chtigen abzulenken (siehe
oben). Damit wir versucht, die Aufarbeitung der ganzen Last von Schuld und Verstrickungen abzublocken
bzw. sie wird dem zuletzt behandelnden Arzt zugeschoben oder auch
seinen Vorg�ngern, wenn man die anderen Medikamente ebenfalls mit
heranzieht.
Es formt sich dann etwa folgende zusammenfassende Sichtweise,
die einer Legendenbildung die Wege bereitet:
Eine engagierte junge Katholikin w�re
ohne eigenes Verschulden
von D�monen besetzt worden, um dadurch die sexuellen "S�nden" ihrer Umgebung und
einiges mehr s�hnen zu k�nnen. Anschlie�end h�tte sie durch den gro�en
Exorzismus des Rituale Romanum der r�misch-katholischen Kirche wieder von diesen
D�monen befreit werden k�nnen. Leider h�tten aber ungl�ubige �rzte dies verhindert,
indem sie ihr zerst�rerische Drogen einfl��ten, die ihre Widerstandskraft
gegen�ber den D�monen geschw�cht bzw. gebrochen haben, so dass der heilsame Exorzismus sein Ziel nicht
erreichen konnte. Schlie�lich w�re sie durch ein solches Medikament sogar,
wenn auch unabsichtlich,
umgebracht worden.
So oder so �hnlich w�rden viele gl�ubige Katholiken die Geschichte gerne
deuten, und wer das
tut, bezeugt einfach nur, was er gerne glauben m�chte. Und wenn Anneliese
Michel in einigen Jahren oder Jahrzehnten deswegen "selig" oder gar "heilig" gesprochen wird,
nachdem sich gen�gend Geldgeber f�r eine solche Prozedur im Vatikan gefunden
haben, braucht das
auch niemanden mehr zu wundern. Einen Gefallen t�te man damit aber am
allerwenigsten Anneliese Michel selbst.
Dennoch offenbart das Schicksal der P�dagogik-Studentin auch ein Versagen
der Schulmedizin.
Anneliese Michels Eltern und sie selbst hatten
n�mlich auf diesem Gebiet zun�chst kaum etwas unversucht gelassen,
um zu einer Heilung oder Besserung zu kommen. Doch Nerven�rzte, Psychiater
und medizinische Experten aller in diesem Zusammenhang denkbaren
Fachrichtungen bissen sich an der jungen Studentin aus Klingenberg genauso
die Z�hne aus wie sp�ter die katholischen Exorzisten (vgl. dazu
einige Hinweise zur Epilepsie). Die �rztlichen
Verordnungen, Therapien und Medikamentendosierungen f�hrten zwar immerhin zu
zwischenzeitlichen Besserungen (vgl. demgegen�ber die Aussage von Anneliese
Michels Freund �ber die Wirkung des Exorzismus: "Man hat ja
gemerkt, wenn man hinkommt, betet den Exorzismus, da wird�s ja eigentlich
schlimmer", S. 243), aber nicht zu einer dauerhaften. Dies ist aber
bei der hier dargelegten seelischen
bzw. "ekklesiogenen" bzw. kirchlichen Krankheitsgeschichte auch kein Wunder.
Dieser Zusammenhang wurde offenbar von manchen Medizinern nicht oder zu wenig
ber�cksichtigt oder v�llig untersch�tzt.
Im Unterschied dazu sind den
Medizinern Gefahren und m�gliche Nebenwirkungen einzelner Medikamente bekannt,
und kein Arzt kann einfach "auf Teufel drauf los" verordnen. So ist es auch
selbstverst�ndlich, dass man nicht ausschlie�en kann, dass
ein Medikament im Einzelfall das Chaos bei der ausgemergelten Studentin noch vergr��erte, da schlie�lich eine Vielzahl
unterschiedlicher Kr�fte, Interessen und Inhaltsstoffe von Medikamenten auf sie
einwirkte. Und es kommt ja auch sonst h�ufig
vor, dass man eine eventuell falsche Medizin f�r ein Leiden verantwortlich
machen will. In diesem Fall soll damit aber wohl bewusst oder unbewusst verhindert werden, dass
man den wahren Ursachen f�r das Leiden und den Tod der jungen Frau auf den Grund kommt.
Und hier
bieten sich Mediziner als S�ndenb�cke geradezu an, und so ist es fast
zwangsl�ufig, dass es auch in diesem Fall passierte.
Doch eines sollte in
diesem Zusammenhang klar gestellt werden, bei aller berechtigten Kritik an der
Psychiatrie oder der Schulmedizin: Unter der Obhut von �rzten w�re Anneliese
Michel wohl kaum wie "ein Lagerinsasse im 2. Weltkrieg" abgemagert,
und sie w�re am Leben geblieben. Unter der Obhut der Beauftragten der Kirche ist
ihr K�rper jedoch extrem verfallen, was schlie�lich mit ihrem Tod endete.
Man stelle sich die �ffentliche Reaktion vor, wenn unter der
Betreuung durch irgendeine andere Institution in unserer Gesellschaft
solches
geschehen w�re. Sie w�re noch um einiges heftiger ausgefallen.
Zusammenfassend kann man sagen: Fast jedes Medikament hat eine erw�nschte
positive Wirkung und eine oder mehrere unerw�nschte Nebenwirkungen, und das wird
bei den Medikamenten, die Anneliese Michel einnahm, nicht anders gewesen sein. Die erw�nschte Wirkung wird
dabei zur D�mpfung mancher Ausnahmesituation beigetragen haben. Doch selbst
hilfreiche bzw. beruhigende Medikamente k�nnen nichts ausrichten, wenn der Wahn, der
letztlich in die
Katastrophe f�hrte, parallel dazu auf die Spitze getrieben wird.
Nat�rlich gibt es heute auch Menschen, die bekennen, dass ihnen
ein r�misch-katholischer Exorzismus geholfen habe, um von ihren "D�monen" frei
zu werden.
Hier kann zun�chst bezweifelt werden, ob dies dauerhaft anh�lt.
Und weiter handelt es sich hierbei offenbar ausnahmslos um Zeitgenossen, die
sich wieder in das r�misch-katholische Glaubenssystem integrieren lie�en,
was die innerlich gespaltene Seele der ja schon als Kind hochintelligenten Anneliese Michel im Grunde ihres Wesens
und mit ihrer Gef�hls- und Empfindungswelt aber nicht mehr konnte. Deshalb �ndern diese einzelnen Stellungnahmen gl�ubiger Katholiken auch
nichts an den Schlussfolgerungen dieser Studie.
Diese deckt sich auch mit
dem Ergebnis eines weiteren wissenschaftlichen Untersuchungsberichts.
Auch dieser macht den katholischen Exorzismus nach dem Rituale Romanum f�r die ausbleibende
Genesung von Anneliese Michel entscheidend mitverantwortlich. Der
Bericht von Johannes Mischo und Prof. Dr. Ulrich J. Niemann S. J., einem Jesuiten, ist unter dem Titel Die Besessenheit der Anneliese Michel in
interdisziplin�rer Sicht in der Zeitschrift f�r Parapsychologie und
Grenzgebiete der Psychologie Nr. 25, 1983 erschienen.
Darin hei�t es auf
Seite 186: "Besessenheit und Gro�er Exorzismus gem�� dem Rituale
Romanum von 1614 (in Vollmacht von Papst Pius XII. 1954 neu angeordnet und
erweitert, Anm. der Verfasserin) sind geeignet, die nach dem heutigen Stand
medizinischer, psychiatrischer und psychologischer Erkenntnis als
wahrscheinlich anzunehmenden Krankheiten und Krankheitsursachen zu
verdecken, zu verst�rken und zu perpetuieren und damit eine m�gliche Heilung
zu erschweren oder gar auszuschlie�en." (zitiert bei
Goodman, S. 342) (13)
Anneliese Michel hat also nicht den Teufel besiegt, wie die an ihrem Grab Rosenkranz betenden Pilger
glauben � sie wurde eher das Opfer einer "Teufelsreligion". Und diese weist
u. a. beim
Exorzismus eine gro�e N�he zum Voodoo-Kult auf.
Der ehemalige katholische Theologieprofessor und Religionswissenschaftler
Hubertus Mynarek schreibt hierzu grunds�tzlich: "Das Opfer spielt
in der katholischen Religion fast dieselbe Rolle wie in der Voodoo-Religion.
Es muss Blut flie�en und es muss ein Opfer sein" (Voodoo auf katholisch,
a.a.O.
(3),
S. 40). Und es gibt noch zahlreiche
weitere Parallelen. Neben den in beiden Kulten verwendeten Reliquien, wie
oben schon dargelegt, betet man auch im Exorzismus des Voodoo-Kultes zu
Maria. Oder der Priester verwendet eine Fetisch-Flasche mit geweihtem Wasser
�hnlich dem katholischen Weihwasser. Und auch beim Voodoo f�hren geweihte
"Mittler", die in Kontakt zur Geisterwelt stehen oder stehen sollen � �hnlich den katholischen Priestern � den
Exorzismus durch. Dabei verwenden sie ritualisierte Wiederholungsgebete
vergleichbar den katholischen Rosenkr�nzen oder anderen katholischen
Exorzismus-Formeln.
Juristisch wird der Tod Anneliese Michels am 21. April 1978 abgeschlossen.
Die Eltern Anna und Josef Michel, die auf ihre Weise ebenfalls Opfer ihrer Kirche sind, und
die von ihrem Bischof Josef Stangl beauftragten Exorzisten Arnold Renz und
Ernst Alt
werden wegen "fahrl�ssiger T�tung" und "unterlassener Hilfeleistung" von der
ersten gro�en Strafkammer des Landgerichts Aschaffenburg zu
Freiheitsstrafen von je sechs Monaten verurteilt, die auf je drei Jahre zur
Bew�hrung ausgesetzt werden. Der verantwortliche Bischof und mit ihm die
r�misch-katholische Kirche als Institution kommen jedoch v�llig
ungeschoren davon. Hier stellt sich die Frage, wie ihnen das in der f�r ihr Ansehen und ihre
Machtstellung nicht ungef�hrlichen Situation gelungen ist. Man w�hlte dabei
einen schnellen und effektiven Weg, die plumpe L�ge.
Durch seinen
Sprecher l�sst der Bischof von W�rzburg n�mlich kurz nach dem Tod Anneliese
Michels verlauten: "Wir haben von allem nichts gewusst! ... Uns wurde der
Fall erst nach dem Tode des M�dchens bekannt. Ich habe niemanden die
Genehmigung zu den Exorzismus-Gebeten erteilt." (Welt am
Sonntag, 25.7.1976)
Tats�chlich hatte Bischof Stangl aber in seinem offiziellen Brief an Pater
Arnold Renz vom 16. September 1975 geschrieben: "Hiermit beauftrage ich nach
reiflicher �berlegung und guter Information H. H. P.
Renz, Salvatorianer, Superior in R�ck-Schippach, bei Fr�ulein Anna Lieser [= Deckname f�r
Anneliese Michel ("Anna Lieser" als Verfremdung von "Anneliese") aus Gr�nden der weitm�glichsten Geheimhaltung]
im Sinne von CIC can. 1151 � 1 zu verfahren. Mein Gebet gilt seit
l�ngerer Zeit diesem Anliegen.
M�ge Gott uns helfen! Ich danke aufrichtig f�r diesen Einsatz.
Mit herzlichen Segensw�nschen; gez. Josef
Bischof von
W�rzburg" (nach Kaspar Bullinger, Anneliese Michel und die
Aussagen der D�monen, zit. bei
www.anneliese-michel.de.ms; auch bei Wolff,
S. 21; (4)). Und aufgrund der eindeutigen Beweislage wird dies mittlerweile auch
offiziell zugegeben. So hei�t es unmissverst�ndlich in einer offiziellen Presseerkl�rung der
Deutschen Bischofskonferenz vom 15. November 2005, kurz vor dem Kinostart von
Der
Exorzismus von Emily Rose:
"Pfarrer Alt ersuchte im Sommer 1975 um die Erlaubnis zum Gro�en
Exorzismus. Der damalige Bischof von W�rzburg Josef Stangl erteilte diese
nach Vorlage eines Gutachtens des Jesuiten P. Adolf Rodewyk, und P. Arnold
Renz erhielt die Erlaubnis zur Durchf�hrung." Im Jahr 1976 log man jedoch noch:
"Wir haben von allem nichts gewusst" (siehe oben).
Foto rechts:
Denkmal von Bischof Josef Stangl im W�rzburger Dom.
Seine linke Hand erhebt er dabei wie zum Schwur.
Dies ist insofern sogar von krimineller Dreistigkeit, da auf diese Weise
ein m�gliches Ermittlungsverfahren und eine eventuelle Bestrafung des
Bischofs von vorne herein vereitelt wurde. Und tats�chlich haben die
Exorzisten den Bischof immer wieder bis ins Detail �ber den Zustand von
Anneliese Michel und die Wirkungen des Exorzismus informiert. Ein
Beispiel daf�r ist der Brief von Pfarrer Ernst Alt vom 24. Juni 1976, eine Woche vor
dem Tod der Studentin:
"Anneliese ist bis zu einem Skelett abgemagert".
"Anneliese
sagte �fters �Ich kann nicht mehr`".
"Mit dem Kopf ging sie durch die Scheibe der Korridort�r."
"Mit den Z�hnen hat sie ein Loch in die Wand gebissen, so dass ein Teil der
Vorderz�hne abbrach. Immer wieder biss sie sich selbst in den Arm."
"Es ist uns nicht gelungen, den Teufel wieder zum Reden zu bringen. Mir
scheint es bewiesen zu sein, dass es sich hier um den typischen Fall einer
S�hnebesessenheit handelt."
"Zur Zeit wird sie meistens gefesselt auf der Couch an den H�nden und F��en.
Das hat den Vorteil, dass sie sich nicht wesentlich verletzen kann."
Sie "hat sich hin und her geworfen", "das
Gesicht zerschlagen, die Nase blutig".
"Anneliese richtet sich so zu, dass ihre beide Augen so aussehen, als ob man
sie mit F�usten rot, blau und schwarz geschlagen h�tte." (Satan lebt, WDR 2006)
Das also und noch weit mehr wusste der Bischof, der gegen�ber dem
Staatsanwalt "von allem nichts gewusst" haben wollte.
Ein Besuch von Bischof Josef Stangl war schlie�lich die allerletzte und einzige
Hoffnung, an die sich die sterbenskranke junge Frau noch klammerte. Und auch
ihre Familie, alle ihre Freunde und die Exorzisten hofften immer wieder auf
den Bischof. Doch Josef Stangl sa� den Exorzismus der Anneliese Michel bis
zum bitteren Ende aus und l�sst dann dreist verlauten: "Wir haben von allem nichts gewusst."
So k�nnte man dem Bischof hier symbolisch die Worte aus dem 1. Buch Mose
in der Bibel zusprechen, die lauten: "Kain, wo ist dein Bruder? Wo ist deine Schwester?"
Vielleicht ahnte der Bischof schon das t�dliche Ende seiner
Anordnung und organisiert bereits vorab den Versuch einer
kirchenpolitischen "Schadensbegrenzung".
Denkbar ist zwar auch, dass Drahtzieher im Hintergrund ihm einige Briefe
und Hilferufe vorenthalten haben. Dass er aber von nichts gewusst haben will,
ist auf jeden Fall eine nachgewiesene L�ge, denn er schrieb ja am 16.9.1975 anl�sslich der
Genehmigung des Exorzismus an Pater Renz: "Mein Gebet gilt seit l�ngerer
Zeit diesem Anliegen".
Schlie�lich versuchte man von Seiten der r�misch-katholischen Kirche
auch, den aufgrund der Ereignisse irritierten Katholiken Sand in die Augen
zu streuen, als es um die genauen Vorg�nge geht, die zur Genehmigung des Exorzismus f�hrten. Anneliese Michel w�re ja gar nicht
"besessen"
gewesen, sondern nur seelisch krank, und die Exorzisten einschlie�lich des
katholischen Chef-D�monologen und kirchlich weltweit anerkannten Experten,
Pater Rodewyk, h�tten mit ihren Diagnosen eben geirrt.
Wieder glaubt man als Au�enstehender fast, seinen Augen und Ohren
nicht mehr trauen zu k�nnen. Betonen doch die Kirchenf�hrer sonst bei jeder
passenden Gelegenheit die Existenz von Teufel und D�monen und die
M�glichkeit ihrer Austreibung. Und stimmt doch der Sachverhalt bei
Anneliese Michel in Klingenberg ganz mit den allgemeinen Darlegungen der
r�misch-katholischen Kirche zu diesem Thema �berein.
Doch das Bistum W�rzburg distanziert sich schon bald
nach dem Tod Anneliese Michels von
den Exorzismus-Sitzungen, und die Deutsche Bischofskonferenz zieht in diesem Sinne nach. Man setzt
eine Kommission zur "Untersuchung" der Vorg�nge
ein, die dann zu dem Ergebnis kommt, dass bei Anneliese Michel "keine Besessenheit vorgelegen habe" (Rheinischer Merkur Nr. 15, 14.4.1978, zitiert
bei Goodman, S. 322 (5)) � eine
an Verlogenheit und Heuchelei nicht mehr zu �berbietende
Stellungnahme. (zur weiteren T�tigkeit der Kommission siehe (14))
Wohlgemerkt: In �hnlichen F�llen ohne t�dlichem Ausgang sind nach katholischer Lehre die D�monen echt.
Geht die Sache schief wie in Klingenberg, sind die D�monen im Nachhinein eben nicht echt gewesen,
und einige "Bauernopfer" m�ssen den Kopf hinhalten.
Anneliese Michel wird
auf diese Weise nach ihrem Tod noch ein weiteres Mal ein Opfer der
trickreichen Kirchenf�hrung jetzt zusammen mit ihren Eltern
und den kirchlichen Helfern. Anna und Josef Michel, Ernst Alt und Arnold Renz � sie alle werden am
21. April 1978 vom Landgericht Aschaffenburg verurteilt.
Obwohl sie ihrer Kirche treu ergeben waren und nur das taten, was die
Kirchenleitung ihnen auftrug, riet und erlaubte, werden sie von den
Kirchenf�hrern auf dem Altar der Justiz und der �ffentlichen Meinung (die
z. B. die unterlassene medizinische Hilfeleistung in der Endphase der
Exorzismus-Sitzungen zurecht massiv anklagt) geopfert,
w�hrend die geistig Verantwortlichen und Auftraggeber im Hintergrund,
gleichzeitig die "Garanten" der kirchlichen Exorzismus-Lehre, einmal mehr unbehelligt bleiben. Die
Agierenden und Betroffenen im Vordergrund werden demgegen�ber fallen
gelassen,
denn die "Heiligkeit" der Kirche soll ja bekanntlich so wenig wie m�glich "behindert" werden (vgl. Katholischer Katechismus, Nr. 829).
Und hier
ist die Kirche auch im Einzelfall brutal: "Kein Wort des Trostes kommt aus
W�rzburg, kein Schuldbekenntnis, kein Eingest�ndnis, die Situation zumindest
falsch beurteilt zu haben, nicht einmal Solidarit�t in der Trauer", schreibt
Uwe Wolff (S. 33).
Doch geht es hier nicht nur um eine weitere kriminelle oder
zumindest moralisch-sittliche Verfehlung der
Kirchenoberen. Deren Verhalten hat hier auch unmittelbare Folgen f�r die Rechtssprechung. Denn
im Strafverfahren gegen die Eltern von Anneliese Michel und die
beiden Exorzisten h�tte es ber�cksichtigt werden m�ssen, wenn sich Bischof Josef Stangl und die
r�misch-katholische Amtskirche zu ihrer
tats�chlichen Verantwortung bekannt h�tten. Auch h�tte die
Staatsanwaltschaft wohl ein Ermittlungsverfahren gegen�ber Bischof Josef
Stangl einleiten m�ssen.
So aber l�sst die Kirche entgegen
den Tatsachen mitteilen, Exorzisten und Eltern h�tten sich nach r�misch-katholischer
Lehre grunds�tzlich falsch verhalten. (6) Dahinter steckt eine
in der Kirchengeschichte vielfach erprobte trickreiche strategische Man�verleistung, die
man mit den Worten zusammenfassen kann: Die Kirche steht immer auf allen
Seiten. Und im Konfliktfall steht sie immer auf der Seite, die der Zeitgeist gerade
erfordert, um den kirchlichen Einflussbereich auf die Gesellschaft und die
Seelen der Menschen erhalten und vergr��ern zu k�nnen. (7)
Und Bischof Josef Stangl widmet sich bald auch wieder "H�herem". So weiht er z. B. am
28. Mai 1977 den sp�teren Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger, zum
Erzbischof von M�nchen und Freising.
Doch wenigstens Anneliese Michels gute Bekannte, die Katholikin
und Organisatorin der Wallfahrten nach San Damiano, Thea Hein (12), nimmt das
Verhalten der r�misch-katholischen Amtskirche nicht duldsam hin. So
verweigert sie z. B. eine Hausdurchsuchung, wodurch die Vertreter der Kirchenf�hrung
in den Besitz von Tonb�ndern Annelieses kommen wollten. Weiterhin bringt sie
die L�ge von Bischof Josef Stangl in einen Zusammenhang mit
seinem weiteren Schicksal: "Da habe ich gesagt: �Gebt acht, das bricht
dem Bischof das Genick!` Und genau ein Jahr danach war er tot. Er hat
ja den Verstand verloren; das werden Sie ja wissen," so Thea Hein, die
Nachbarin
Annelieses (Wolff, S. 21), und der Autor Uwe Wolff entlehnt aus
ihrer Stellungnahme seinen Buchtitel.
Was ist mit Bischof Josef Stangl kurz darauf passiert? Das Gehirn des Bischofs wird
seit 1978 "nicht mehr richtig durchblutet", so die medizinische Umschreibung des
Leidens. "Und der Tod der beiden P�pste Paul VI. und Johannes Paul I. im
August und September 1978 setzen dem Bischof zus�tzlich zu", glaubt der
Pressedienst des Ordinariats W�rzburg. (POW, 24.3.2004)
Schlie�lich glauben die beiden Nonnen Gottwalda Fahrmeier
[+ 1.6.1997] und Alberadis Sch��ler [*1926]
am Morgen des 8. April 1979:
"Heute wird Bischof Josef in das himmlische Jerusalem einziehen" (Main-Post, 7.4.2004). Gegen
Mittag ist er dann tot.
Drei Tage sp�ter, am 11. April 1979, kommt der ihm vertraute
sp�tere Papst Benedikt XVI., Erzbischof Joseph Ratzinger, der
von Stangl 1977 zum Erzbischof von M�nchen und Freising geweiht worden war,
eigens nach W�rzburg.
Erzbischof Ratzinger w�rdigt
Bischof Stangl im Requiem im W�rzburger Dom nun als "gro�en Seelsorger, der
sein Bistum durch das Beispiel seines Glaubens und seine �berzeugende G�te
gelenkt hatte" (Main-Post,
6.9.2006). Er war der 86. Bischof von W�rzburg. Josef Stangl wurde am
12.8.1907 geboren (weswegen die Kirche im Jahr 2007 ein
Stangl-Jahr feierte), und er "residierte"
als Bischof vom
12.9.1957 bis zum 8.1.1979. Zum Vergleich: Anneliese Michel lebte vom
21.9.1952 bis zum 1.6.1976. Beide Lebensl�ufe sind also schicksalhaft
verwoben.
Das Stangl-Grab im W�rzburger Dom � Hat sich der
W�rzburger Bischof mit
Joseph Ratzinger �ber den Exorzismus an Anneliese Michel beraten?
Die Rolle von Joseph Ratzinger bei den Exorzismus-Sitzungen an Anneliese
Michel ist dabei bis heute ungekl�rt. Der einstige
Theologie-Professor k�nnte z. B.
zu den Beratern von Josef Stangl geh�rt haben.
"Ratzinger hat Stangl pers�nlich hoch
gesch�tzt", so die W�rzburger Main-Post (6.9.2006) mit einem gewissen
Stolz, und sie schreibt �ber eine "tiefe Beziehung" der beiden W�rdentr�ger
zueinander. Auch von daher ist es sehr unwahrscheinlich, wenn der sp�tere
Papst (der schon damals als Experte f�r alle kirchlich wesentlichen Themen
galt) von den Exorzismus-Sitzungen ebenfalls "nichts gewusst"
h�tte, so wie es der Sprecher von Josef Stangl entgegen der Wahrheit von
seinem Bischof behauptete.
Die offizielle Distanzierung der damaligen Kirchenleitung und der Kommission der Deutschen
Katholischen Bischofskonferenz von Anneliese Michels Eltern und dem kirchenamtlich
beauftragten Exorzisten Renz und seinem Kollegen Alt hat dabei aber nicht nur die
hier dargelegten moralischen und juristischen Dimensionen, sondern eine noch
tiefere existenzielle. Denn ein solches kirchenamtliches Handeln kann in einem gl�ubigen Katholiken auch Seelen�ngste
ausl�sen, die wohl nur der wirklich erahnen kann, der selbst dieses Milieu
erfahren hat.
"Der sei ausgeschlossen", hei�t es bis heute in zahlreichen
kirchlichen Lehrdokumenten gegen�ber in Einzelf�llen Andersdenkenden oder
Zweiflern, und damit verbunden ist nach angeblich
unfehlbarer Kirchenlehre die wiederum angebliche ewige Verdammnis (vgl. dazu
Der Theologe Nr. 68).
Mit einer kirchenamtlichen Distanzierung
schlie�t man den Gl�ubigen zwar noch nicht aus. Man r�ckt ihn aber
gef�hrlich nahe an den Abgrund heran, vor dem jeder gl�ubige Katholik bis
ins Mark Angst haben soll und vor dem auch Anneliese Michel zeitlebens in
unfassbarer panischer Angst lebte, von der sie sich nicht befreien konnte. "Ich habe Angst", das waren
dann ja auch ihre letzten Worte. Sie hatte immer Angst.
Doch kein Opfer der Kirche muss ein Opfer bleiben. Und f�r jeden Menschen,
der die
Wurzeln daf�r findet, warum er zum Opfer geworden ist, kann sich ein neuer Weg zum Leben auftun im Diesseits und,
wer daran glauben m�chte, warum nicht auch im Jenseits?
Das ist auch die gute Hoffnung f�r Anneliese Michel.
Und ohne dass sie es
plante oder wusste, hat die Aufarbeitung ihres Lebens schon heute dazu
beigetragen, dass unz�hlige Menschen die h�llischen Abgr�nde der kirchlichen Lehre
besser erkennen und verstehen k�nnen. Ihr Leiden und Sterben ist nicht
vergeblich gewesen.
(1) Uwe Wolff: Das bricht dem Bischof das Kreuz � Die letzte Teufelsaustreibung in Deutschland, TB rororo, Reinbek 1999. Der Autor (geboren 1955 in M�nster) wohnt in Bad Salzdetfurth und war Fachleiter f�r Evangelische Religionslehre am Studienseminar in Hildesheim. Im Jahr 2006 erschien die Neuauflage seines Buches unter dem Titel Der Teufel ist in mir � Der Fall Anneliese Michel, die letzte Teufelsaustreibung in Deutschland, M�nchen 2006. Von einer "letzten Teufelsaustreibung" kann allerdings nicht die Rede sein, siehe hier. Im Jahr 2020 trat er aus der evangelischen Kirche aus und die r�misch-katholische Kirche ein und ist Privatdozent an der Universit�t Hildesheim.
(2) Felicitas D. Goodman: Anneliese Michel und ihre D�monen, Christiana-Verlag, Stein am Rhein/Schweiz, 3. Auflage, 1993; Felicitas Goodman (1914-2005) standen alle 42 Tonbandprotokolle der Exorzismussitzungen zur Verf�gung. Die Anthropologin lebte zuletzt in Cuyamungue/New Mexico/USA.
(3) Voodoo auf
Katholisch, Freie Christen f�r den Christus der Bergpredigt, Marktheidenfeld
2004; im Internet als PDF-Datei siehe
hier.
Als Druckschrift gratis erh�ltlich �ber den "Theologen".
(4) Nach der 3. Auflage des CIC (Codex Iuris Canonici) von
1983 handelt es sich mittlerweile um Can. 1172 � 1: "Niemand kann rechtm��ig
Exorzismen �ber Besessene aussprechen, wenn er nicht vom Ortsordinarius eine
besondere und ausdr�ckliche Erlaubnis erhalten hat."
(5) Da der Artikel im
Rheinischen
Merkur zu
Prozessbeginn 1978 erschien, kann der Beschluss der Kommission nicht 1979
erfolgt sein, wie Frau Goodman auf S. 321 schreibt. Oder die Jahreszahl der
Quellenangabe ist fehlerhaft. F�r eine R�ckmeldung zu
den exakten Datumsangaben bin ich dankbar. Der Verfasser.
(6) Der Haupt-Exorzist, der Salvatorianerpater Arnold Renz,
starb am Pfingstsamstag, den 17.5.1986, "unbemerkt von der �ffentlichkeit"
(Goodman,
S. 305). 30 Jahre sp�ter werden gegen ihn von einer Frau
Vorw�rfe des sexuellen Missbrauchs erhoben.
Pater Ernst
Alt konnte sp�ter "unter dem Schutz des Erzbischofs Josef Stimpfle" in
Augsburg untertauchen. Im Jahr 1994 sprach er mit dem Autor Uwe Wolff
nur telefonisch, nicht pers�nlich, da Wolff ihm mitteilte, dass er nicht
katholisch sei. "Die pers�nliche Begegnung", so Wolff,
"scheute er deshalb mit der Begr�ndung: �Der Exorzist muss sich rein
halten`"
(Wolff, S. 268 f.).
Noch in j�ngerer Zeit [2011] war er
offenbar als Exorzist t�tig. So schrieb uns Frau Klara H. aus N�rnberg im
Jahr 2008 von
einer r�misch-katholischen S�uglingstaufe, bei der Pfarrer Ernst Alt auf
Latein exorzistische Formeln �ber dem wehrlosen Kind murmelte (nach
kirchlicher Lehre ist bereits der S�ugling mit der Erbs�nde "befleckt" und
der "Teufel" m�sse auch aus ihm "ausgetrieben" werden).
Im Jahr 2016 wird bei ihm auch wegen des Vorwurfs
sexuellen Missbrauchs ermittelt.
Von Anneliese Michels Vater Josef Michel
(* 1917 in Klingenberg) ist bekannt, dass er 1983 in den
Ruhestand ging und die Firma an die "n�chste Generation" �bergeben hat. Er
richtete auf eigenem Grund auch eine Privat-Kapelle f�r seine Tochter Anneliese
ein und ist offenbar um das Jahr 2000 verstorben, ebenso nach dem Vater die Mutter Anna Michel, geb.
F�rg (* 1920 in Leiblfing; + 16.6.2012 in Klingenberg im Alter von 91
Jahren). Die Erben, die Geschwister von Anneliese Michel, haben nach dem Tod der Mutter die Privat-Kapelle
dauerhaft geschlossen.
(7) Anmerkung am Rande: Auf �hnliche Weise
ist es der Kirche auch gelungen, z. B. mit zahlreichen Diktaturen im Bunde zu sein
(z. B. 1976-1983 mit der Milit�rjunta in
Argentinien) und nach deren
Fall sofort auf Seiten der neuen Machthaber zu stehen. Entweder indem man
zum richtigen Zeitpunkt einfach die Seiten wechselte. Oder indem man
auf allen Seiten seine Leute hatte und hat. Und je nach den Erfordernissen des
Zeitgeistes werden die einen hochgehoben und die anderen l�sst man bedeckt
oder umgekehrt.
(8) Pfarrer Valentin
Fleischmann war von 1552-1575 der Priester der r�misch-katholischen
Kirchengemeinde in Ettleben bei
Schweinfurt. Er galt als sehr gewaltt�tig und hat u. a. einen Mann in seinem
Pfarrhaus erschlagen. Und einer Frau f�gte er durch Schl�ge schwere
Verletzungen zu. Bei vier Kindern ist seine au�ereheliche Vaterschaft
unbestritten. Der katholische Priester soll
einer der "D�monen" gewesen sein, die durch Anneliese Michel gesprochen
haben. So z. B. am 24.10.1975, als "Fleischmann" durch Anneliese Michel von den Priestern die Einhaltung des
Z�libats forderte. W�rtlich: "Es darf kein
Priester heiraten.
Er ist Priester auf ewig. Und mit den
Ordensleuten ist es nicht anders. Sie m�ssen ihrem Beruf treu bleiben."
Nach einer anderen Anmerkung h�tte er zudem "in seinem Pfarrhaus
ein M�dchen umgebracht, nachdem er es verf�hrt hatte"
(Dr. Harald
Wiesendanger in "Das Gro�e Buch vom Geistigen Heilen", zit. nach Wendezeit
Nr. 2/2006). Vielleicht liegt hier aber eine Verwechslung mit dem Mord
des Priesters an dem Mann
vor.
(9) Der WDR-Film Satan lebt � Die R�ckkehr des Exorzismus von Helge Cramer wurde erstmals am 27.3.2006 in der ARD gezeigt (wdr.de, 2007/0709).
(10) Ein Hintergrund der Ereignisse von Klingenberg ist
die innerkirchliche Auseinandersetzung zwischen den "Reformern", die sich
vom 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) ermuntert sehen und den
"Traditionalisten", welche Reformen der Kirche beargw�hnen. Das
religi�se Umfeld von Anneliese Michel und ihrer Exorzisten wird den
"Traditionalisten" zugerechnet. So sind z. B. die Marienerscheinungen in San
Damiano bzw. Assisi in der Toskana, an denen auch Anneliese Michel mehrmals
teilnahm, bis heute kirchenoffiziell nicht "best�tigt". Sie sind jedoch fest
in der katholischen Volksfr�mmigkeit verwurzelt. Der damalige W�rzburger
Bischof Josef Stangl wird hingegen zu den "Reformern" gez�hlt. Praktisch
�berschneiden und erg�nzen sich jedoch beide Fl�gel. Dies gilt auch f�r den Exorzismus
an Anneliese Michel. So handelten die beiden Exorzisten Renz und Alt ganz
offiziell im kirchenamtlichen Auftrag und mit dem offiziell daf�r
vorgesehenen Rituale Romanum. Und die Kritik an diesem Exorzismus sowie
seiner Vorgeschichte und seinen Folgen trifft nicht nur einen Fl�gel der
Kirche, sondern die r�misch-katholische Kirche und ihre Dogmen in ihrer Substanz.
(11) Zwei Fotos von Anneliese
Michel fr�her einsehbar unter
blogultura.com �
Weitere Hinweise zum
Thema ab ca. 2008:
Das
Hamburger Abendblatt und
Die Welt berichteten am
20.5.2008 von Teufelsaustreibungen in Deutschland. Dabei wurden bei Exorzismen im Erzbistum Paderborn eigens ein erfahrener "Priester aus Bayern" eingesetzt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass in diesem Zusammenhang auch Pfarrer Ernst Alt weiterhin t�tig ist, einer der beiden Exorzisten von Anneliese Michel, der nach Zeugenaussagen bei einer S�uglingstaufe einen Exorzismus auf Lateinisch durchf�hrte.
Mindestens ein Exorzist f�r jede
Di�zese Mindestens ein Exorzist f�r jede Di�zeseWeiteren Presseberichten zufolge stand 2008 die Berufung eines Exorzisten f�r jede r�misch-katholische Di�zese unmittelbar bevor. Papst Benedikt XVI. wollte zu diesem Zweck 3000 neue Exorzisten berufen (siehe z.B. derwesten.de, 12.3.2008). Das dies tats�chlich geschehen ist, best�tigt �gidius Engel, Sprecher des Erzbistums Paderborn im Jahr 2014 (Focus Nr. 2/2014). Ihre T�tigkeiten seien im "erzbisch�flichen Geheimarchiv" dokumentiert.
Die
Zeitung Bild ver�ffentlichte am 21.5.2008 schlie�lich das
Protokoll eines Exorzismus an der 22-j�hrigen Heike H. in
einem Kloster bei Ingolstadt. Vermeintlich liberaler deutscher Katholizismus h�lt sich zur�ck
Entwicklung in Deutschland � Im PM-Magazin
Nr. 2/2009 wird berichtet, dass
der liberale deutsche
Katholizismus
� mit verursacht durch das Desaster um Anneliese Michel � nur noch sehr
selten einen Exorzismus durchf�hrt. "Pro Jahr melden sich etwa 50
Menschen, die glauben besessen zu sein", sagt Markus Roentgen vom
"Arbeitskreis Exorzismus" des Erzbistums K�ln. Und: Allen wurde
mitgeteilt, "dass ein Exorzismus f�r sie nicht infrage kommt". Und beim
"M�nchner Kreis" von katholischen �rzten, Priestern und Psychologen gab
es im Jahr 2008 350 Anfragen nach Exorzismen � doch nur f�nf Mal seien
diese Leute mit exorzistischen "Heilgebeten" behandelt worden.
Dazu der
Pallotinerpater J�rg M�ller (Autor des Buches Verw�nscht, verhext,
verr�ckt oder was?): "Die meisten Menschen, die sich an uns
wenden, sind psychisch krank. Sie f�hlen sich fremdgesteuert, sehen
Schatten, f�hlen sich ber�hrt." Die Teufelseintreiber
Und der
r�misch-katholische Exorzismus, der au�erhalb Deutschlands weiterhin
zehntausendfach angewandt wird und dessen Anwendung derzeit weiter sprunghaft zunimmt
(vor allem in S�deuropa und in der Dritten Welt), richtet dabei kurz-
bzw. langfristig auch noch mehr Schaden an als ohnehin schon
erkennbar ist. Der Grund daf�r sind die damit verbundenen destruktiven
Glaubensvorstellungen, z.B.
die katholischen H�llenlehren oder eine
katholische Bewertung von "Gut" oder "B�se", die nicht mit den
Wertvorstellungen der Hilfesuchenden �bereinstimmt, die sich z. B. am
"gesunden Menschenverstand" orientieren (siehe oben
unsere Studie). Kritiker bezeichnen im Volksmund deshalb katholische Exorzisten
manchmal ja auch als "Teufelseintreiber". Doppelz�ngigkeit und Scheinheiligkeit
Die Zeitschrift
Focus Nr. 2/2014 vom 4.1.2014 best�tigt diese Entwicklung, wobei
Scheinheiligkeit und Doppelz�ngigkeit noch zugenommen haben, um die
gegens�tzlichen Extreme im Katholizismus zu �bert�nchen. Doch auch so
mancher als "liberal" geltende kircheninterne Experte wie
J�rg M�ller sagt heute, in manchen F�lle
helfe nur der "Ex" = "der gro�e Exorzismus". Dabei testet er zuvor
die Hilfesuchenden. "Er stellt zwei Sch�sseln Wasser auf den Tisch. Dann
will er von ihnen wissen, in welcher das Weihwasser sei." Br�llt oder
zuckt der Notleidende bei der falschen Sch�ssel, gelte er offenbar als
"L�gner", der eine Besessenheit nur vort�usche. Was f�r ein Kriterium! Einfallspforten der BeeinflussungDer m�gliche Einfluss von jenseitigen Seelen l�sst sich also weder durch ein "weichgesp�ltes" katholisches Beratungsgespr�ch (vom Vatikan noch geduldeter liberaler deutscher Katholizismus) noch durch einen Exorzismus absch�tteln (klassischer Katholizismus, Katholizismus in S�deuropa und in der Dritten Welt, Papst, Vatikan). Sondern dies w�re, wenn, dann nur durch strengste Selbstdisziplin einschlie�lich Gedankendisziplin m�glich, um "Einfallspforten" der Beeinflussung (die sich im Extremfall eben bis zu einer Besetzung ausweiten k�nne) Zug um Zug zu schlie�en (siehe dazu die ausf�hrlichen �berlegungen in unsere Studie oben). Solche "Einfallspforten" w�ren beispielsweise massive Schwachpunkte in der Pers�nlichkeitsentwicklung, �ber die der Hilfesuchende immer wieder in Extremzust�nde "abkippt". Doch ob der Betroffene dazu noch ganz oder wenigstens teilweise in der Lage ist? Oder ist die Pers�nlichkeit schon gespalten, was dann z. B. zu der Diagnose "Schizophrenie" f�hrt? Wenn der Hilfesuchende die Z�gel seines Lebens �berwiegend nicht mehr selbst in die Hand nehmen kann, besteht nach Expertenberichten nur die M�glichkeit, ihn dann medikament�s ruhig zu stellen. Sprunghafte Zunahmen beim Exorzismus in S�deuropa
2013/2014 �
Katholische Kirche forciert Exorzisten-Ausbildung
� Der Erzbischof
von Madrid, Antonio Maria Rouco Varela, spricht von einem "noch nie
vorgekommenen Zuwachs" d�monischer Besessenheiten in unserer Zeit
(Frankfurter Allgemeine, 24.2.2014). Derzeit l�sst er acht Priester
zu katholischen Exorzisten ausbilden. Nach Kardinal Rouco sei durch die
katholische Taufe das Katholische zwar zum
Teil "unserer DNS"
geworden, also des genetischen Erbguts, was jedoch nicht ausreichend vor
dem Teufel sch�tze. Im Namen von Papst Bergoglio, der auch sehr viel vom
Teufel spricht, "intensiviert die Kirche vor allem im S�den Europas die
Ausbildung von Teufelsaustreibern. Die Di�zese Mailand lie� jetzt sieben
Priester zu Exorzisten ausbilden. In Neapel sind es drei. Aus Sardinien
haben gerade drei Priester ihren Kurs abgeschlossen" (FAZ, 24.2.2014).
Auch Anneliese Michel ist mehrfach nach Italien gefahren, um am Kult um
den "heilig" gesprochenen Pater Pio zu huldigen.
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Das Thema "Exorzismus" sorgt immer wieder f�r Schlagzeilen. Als Beispiel der Artikel in Bild vom 9.2.2008 �ber die US-amerikanische S�ngerin Britney Spears - um den Artikel zu lesen, bitte auf das Bild mit dem Artikel klicken
Auch die Zeitung die aktuelle berichtete am 22.2.2008 �ber die Sorge
der Mutter der S�ngerin Britney Spears � um den
Artikel zu lesen, bitte auf das Bild rechts klicken) |
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