Ukraine-News: Melnyk schießt wieder scharf gegen Scholz – deutsche Hoffnungen „nicht seriös“
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„Das übliche Gerede“: Melnyk schießt wieder scharf gegen Scholz – deutsche Hoffnungen „nicht seriös“

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Ukraine-Krieg: Andrij Melnyk in einem dpa-Interview im Oktober 2022 in Berlin
Andrij Melnyk (Aufnahme vom Oktober 2022) © Michael Kappeler/dpa

Andrij Melnyk hätte sich von Olaf Scholz‘ China-Reise mehr erwartet.

München/Kiew - Andrij Melnyk bleibt ein scharfer Kritiker von Deutschlands Ukraine-Politik. „Ich weiß, dass vor allem in Deutschland die Stimmen lauter werden, man dürfe gerade jetzt den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen“, sagte er dem Portal t-online.de mit Blick auf die Ukraine-Russland-Verhandlungen.

Doch das sei das „übliche Gerede“, das man noch aus der Ära von Ex-Kanzlerin Angela Merkel kenne. Auch der frühere Merkel-Berater Erich Vad hatte zuletzt bei Merkur.de auf Verhandlungen gedrungen.

Ex-Ukraine-Botschafter Melnyk: „Das Prinzip Hoffnung ist nicht seriös“

Der Kreml sei im Moment nicht bereit für Verhandlungen, betonte der Ex-Botschafter: „Das wissen alle, auch die Deutschen.“ Dass der Bundeskanzler bei seinem jüngsten Treffen mit Xi Jinping Russlands Machthaber Wladimir Putin einen Dämpfer verpasst haben mag, ließ Melnyk nicht gelten. „Das wird jetzt im deutschen Mainstream so verbreitet, dass Olaf Scholz hier den Riesenerfolg hatte“, meinte er.

„Tja, in der Ukraine können wir nach dem Besuch des Kanzlers in China jedenfalls nicht ruhiger schlafen“, erklärte Melnyk. Statt des chinesischen Appells gegen einen Atomschlag im Ukraine-Krieg wäre hier ein Ultimatum „viel wichtiger“ gewesen. „Dann hätte ich gesagt: Bravo, Kanzler Scholz“, sagte Melnyk und fügte an: „Sorry, das Prinzip Hoffnung ist nicht seriös.“

Melnyk berichtet aus der Ukraine: „Es wird weiter gebombt werden. Man muss damit klarkommen“

Den harten Alltag in der ukrainischen Hauptstadt nähmen die Einwohner tapfer hin, berichtete Melnyk. „Welche Wahl hat man als Kiewer? Keine. Es wird weiter gebombt werden. Man muss damit klarkommen.“ Er hoffe, dass es nicht zu einem Blackout komme. Die Energieversorger lieferten aktuell Pläne, wer wann mit Strom versorgt wird. „Wenn man sich darauf einstellen kann, ist es leichter. Aber man bereitet sich auf noch Schlimmeres vor.“

Von der Ampel-Koalition in Berlin forderte Melynk vor diesem Hintergrund, „zügig“ die Lieferung neuer Luftabwehrsysteme. Melnyk hatte als bisheriger Botschafter der deutschen Regierung wiederholt vorgeworfen, bei Waffenlieferungen an Kiew zu zögerlich zu sein. Sein Tonfall blieb oft im Gedächtnis, etwa, als er im Streit um eine Ukraine-Reise Frank-Walter Steinmeiers Scholz eine „beleidigte Leberwurst“ nannte. (frs)

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