Merkel: „Für Putin zählt nur Power“

Merkel: „Für Putin zählt nur Power“

Noch im vergangenen Sommer wollte die Altkanzlerin die Gespräche mit Moskau beleben – ohne Erfolg. Russlands Invasion habe sie dann nicht mehr überrascht, sagt sie.

Angela Merkel, Bundeskanzlerin a. D.
Angela Merkel, Bundeskanzlerin a. D.AP/Markus Schreiber

Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Politik gegenüber Russland und der Ukraine verteidigt. Der russische Angriff auf die Ukraine im Februar sei für sie letztlich nicht überraschend erfolgt, sagte Merkel dem Spiegel vom Donnerstag. „Das Abkommen von Minsk war ausgehöhlt“, so die Altkanzlerin. Sie habe im Sommer 2021 mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nochmals „ein eigenständiges europäisches Gesprächsformat“ mit Russlands Präsident Wladimir Putin schaffen wollen. „Aber ich hatte nicht mehr die Kraft, mich durchzusetzen, weil ja alle wussten: Die ist im Herbst weg.“

Merkel war im Dezember 2021 offiziell aus ihrem Amt geschieden. Im August davor war sie zu Russlands Präsident Putin zu einem Abschiedsbesuch nach Moskau gereist. Bezeichnend sei gewesen, dass Putin zu diesem letzten Treffen auch seinen Außenminister Sergej Lawrow mitgebracht habe – ein sonst ungewöhnliches Vorgehen. „Das Gefühl war ganz klar: ‚Machtpolitisch bist du durch.‘“, sagte Merkel dem Spiegel. „Für Putin zählt nur Power.“

„Es war Zeit für einen neuen Ansatz“

Weiter erklärte Merkel, sie bereue es nicht, dass sie nicht noch einmal bei der Bundestagswahl als Kanzlerkandidatin angetreten war. „Da musste mal jemand Neues ran.“ Außenpolitisch sei sie zum Ende ihrer Amtszeit bei vielem, was ihre Regierung wieder und wieder versucht habe, keinen Millimeter mehr weitergekommen. Eine gewisse Machtlosigkeit zu Ende ihrer Amtszeit hatte Merkel schon im Juni zugegeben. „Nicht nur, was die Ukraine angeht. Transnistrien und Moldau, Georgien und Abchasien, Syrien und Libyen. Es war Zeit für einen neuen Ansatz.“

Derzeit schreibt die Altkanzlerin zusammen mit ihrer langjährigen Büroleiterin Beate Baumann ein Buch über ihre 16 Jahre im Kanzleramt. In ihrer freien Zeit finde sie nun auch die Gelegenheit, Serien wie „The Crown“ und „Babylon Berlin“ zu schauen, oder Filme wie „München“ über die Rolle des früheren britischen Premierministers Neville Chamberlain im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs.