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Wenn ein Vater seinen eigenen Sohn zu Grabe tragen muss...

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Wenn ein Vater seinen eigenen Sohn zu Grabe tragen muss...

Kinder, die ihre Eltern verloren haben, nennt man Waisen. Für Eltern, die ihr Kind verlieren, gibt es in keiner Sprache der Welt ein Wort.

Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker (88) trauert um seinen Sohn Andreas. Der Kunstprofessor starb, nur wenige Tage vor seinem 52. Geburtstag, an Lymphdrüsenkrebs (Zberichtete). Vor 30 Jahren war die Krankheit erstmals ausgebrochen, lange galt Andreas von Weizsäcker als geheilt, ehe der Krebs im letzten Jahr wiederkam. Eine Not-OP sollte ihn retten – vergebens. „In den letzten Wochen hatte unser Sohn schwer zu leiden“, sagte Weizsäcker der „Bild am Sonntag“. „Er war vorbereitet auf den Tod. Am Freitag wurde er erlöst.“

Was fühlt Vater Weizsäcker, wenn er nun seinen Sohn zu Grabe tragen muss? Der Tod des eigenen Kindes, sagen Psychologen, gehört zum Schlimmsten, was Menschen widerfahren kann. Weil er die Ordnung unserer Generationen zerstört. Weil es uns wider die Natur erscheint, wenn das Kind zuerst gehen muss, weil es so ist, als würde ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen. Sicher, Andreas von Weizsäcker war erwachsen, er stand im Leben, er war beruflich erfolgreich, doch für den Vater war er zu allererst der Sohn. Der Sohn, den man schützen und durchs Leben geleiten wollte, der einen verblüffte und stolz machte und in dem man sicher auch einen Teil von sich selbst wiedererkannte. „Andreas war ein entzückender, herzensguter Mensch, bis in seine letzten Tage voller Rücksichtnahme auf seine Mitmenschen. Er wollte niemandem zur Last fallen“, sagte Richard von Weizsäcker am Wochenende. Worte eines Vaters, der von Trauer und Leid überwältigt ist und der sein Kind innig geliebt haben muss. Richard von Weizsäcker gehört zu den Menschen, zu denen das Alter gnädig ist. Er ist bald 90, aber noch immer kraftvoll und gesund. Umso schmerzvoller muss es für ihn sein, dass dieses Glück seinem Sohn nicht vergönnt war.

Eigentlich sagt man, Eltern leben in ihren Kindern weiter. Vielleicht ist es im Fall Weizsäcker ja umgekehrt.