12 stille Bergseen in Bayern: Wanderungen abseits der Hotspots
  1. Geologie
  2. Wandertipps

12 stille Bergseen in Bayern

Wanderungen abseits der Hotspots

Sogar in den viel besuchten Bayerischen Alpen findet man noch relativ unbekannte Berg­seen und das gar nicht mal so wenige. Über­wiegend sind das natür­lich eher die kleineren Seen. Mit ein wenig Glück kann man an dem ein oder anderen auch mal eine Stunde ganz für sich allein die Ruhe genießen. (Stand: )

Oberer Gaisalpsee (Allgäuer Alpen)

Im Sommer trocknet der Obere Gaisalpsee teilweise aus.

Die Allgäuer Alpen beherbergen eine große Anzahl wunderschöner Bergseen, man denke etwa an den Schrecksee, den Vilsalpsee oder den Rappensee. Allerdings sind die genannten oftmals extrem überlaufen.Nur die wirklich kleinen Allgäuer Bergseen führen noch ein Schattendasein abseits der Touristenströme.So einer ist der Obere Gaisalpsee im Nebelhorngebiet bei Oberstdorf. Die meisten begnügen sich nämlich mit der Wanderung zum Unteren Gaisalpsee. Für den oberen See braucht man noch eine halbe Stunde länger. Er schmiegt sich in eine Karmulde, umgeben von Rundhöckern, die mit sattgrünen Rasenmatten voller seltener Alpenblumen bedeckt sind. Die reizvolle kuppige Oberfläche entstand durch einen Lokalgletscher, der auch den Kessel des Unteren Gaisalpsees formte.
Wer den Oberen Gaisalpsee mit einer längeren Tour verbinden möchte, kann ihn im Rahmen der Entschenkopf-Überschreitung aufsuchen.

Pflegersee (Ammergebirge)

Unter den hier vorgestellten Seen fällt der Pflegersee aus der Reihe, denn er wurde als einziger künstlich angelegt, wenn auch schon vor langer Zeit. Heute sieht man ihm das gar nicht mehr an. Er integriert sich perfekt in die Landschaft.
Früher versorgte das aufgestaute Seelein unter der Wand die Burg Werdenfels mit Wasser. Deren Mauerreste stehen noch heute einen Kilometer weiter östlich. Vom See floss das Wasser durch eine hölzerne Deichelleitung, die man aus durchbohrten Baum­stämmen baute. Der Pflegersee wurde außerdem schon immer als Fischweiher genutzt.
Die Burg Werdenfels diente bis in die frühe Neuzeit den so genannten Pflegern als Amtssitz. Die Pfleger verwalteten die Grafschaft Werdenfels im Auftrag des Hochstifts Freising, zu dessen Besitzungen sie gehörte. Erst 1802 fiel das Werdenfelser Land durch die Säkularisation an Bayern.

Von Farchant aus kann man eine gemütlich Rundwanderung zum Pflegersee und zur Ruine Werdenfels unternehmen. Am See gibt es eine Wirtschaft und ein Freibad. Interessant ist der Burglehrpfad vom See zur Ruine.

Badersee (Wettersteingebirge)

Ein See wie aus einem Märchen.

Vor 4000 Jahren war das Werdenfelser Land Schauplatz eines spektakulären Natur­ereignisses. Geschätzt über 150 Millionen Kubikmeter Fels brachen damals am Bayerischen Schneekar an der Nordwestseite der Zugspitze ab, donnerten zu Tal und bedeckten ungefähr 17 Quadrat­kilometer mit Schutt. Dieser größte Bergsturz der Bayerischen Alpen hinterließ eine spannende Landschaft.Das bucklige, überwiegend bewaldete Gebiet, das von teils gewaltigen Sturzblöcken bedeckt wird, hat etwas Märchenhaftes.Nahe dem Ort Grainau liegt darin der hübsche Badersee, dessen Wasser so klar ist, dass man auf seinen Grund blicken kann. Er speist sich vor allem aus unterseeischen Quellen.

Am besten besucht man den Badersee zusammen mit dem Eibsee, der ebenfalls stark durch den Bergsturz geprägt wurde. Die Wanderung gehört zu den absoluten Highlights der Zugspitzregion.

Stuibensee (Wettersteingebirge)

Mit seiner Lage auf 1921 Metern zu Füßen der Alpspitze besitzt der Stuibensee unter den hier beschriebenen Seen den alpinsten Charakter. Sein Name ist wörtlich zu verstehen, als ein Ort, an dem der Wind den Schnee aufwirbelt. Die längste Zeit im Jahr herrschen dort unwirtliche Bedingungen. Doch im Hochsommer verleiht der smaragdfarbene See der kargen, nur von einer dünnen Grasnarbe aus Seggen und Alpenblumen bedeckten Felslandschaft einen lieblichen Charakter. Man könnte dort stundenlang sitzen, befände er sich nicht so abgeschieden.

Erreichbar ist der Stuibensee über den Klettersteig durch die Schöngänge (B), den ebenfalls gesicherten Nordwandsteig (B) an der Alpspitze oder den einfachen Bernadeinsteig. Wer eine komplette Tagestour unternehmen möchte, könnte vom Stuibensee zum Hohen Gaif hinaufklettern – sehr einsame, jedoch auch anspruchsvoll und exponiert.

Wildensee (Wettersteingebirge)

Alles andere als wild, der Wildensee im Wettersteingebirge.

Das Kranzberggebiet bei Mittenwald wurde von den eiszeitlichen Gletschern zu runden Formen abgeschliffen, die im Kontrast zu den schroffen Felswänden des Wetterstein­kamms stehen. Die Gletscher schürften dabei einige flache Vertiefungen aus, die heute idyllische Seen beherbergen. Bekannt sind neben dem Wildensee insbesondere auch der Lautersee und Ferchen­see.
Der Wildensee duckt sich in eine Mulde an der Ostseite des Hohen Kranzbergs, umgeben von den typischen Werdenfelser Buckelwiesen. Die Mähder auf dem trockenen, steinigen Untergrund dort sind extrem mager. Ob der See vielleicht deshalb als wild charakterisiert wurde?

Auf der leichten Wanderung von Klais zum Hohen Kranzberg kommt man direkt am Wildensee vorbei. Obwohl es dort wirklich wunderschön ist, sollte man zusätzlich noch den Gipfel mitnehmen. Der See ist von oben ebenfalls gut zu sehen, ganz zu schweigen von dem fantastischen Panorama.

Wildsee (Estergebirge)

Der teilweise verlandete Wildsee ist von einem Übergangsmoor umgeben. Im alpinen Bereich wachsen darin vermehrt Seggen statt der Torfmoose des Flachlands.

Im Estergebirge gibt es überhaupt nur einen einzigen Bergsee. Der Esterbergsee nahe der Esterbergalm muss nämlich als verlandet betrachtet werden, selbst wenn in der sumpfigen Senke noch gelegentlich etwas Wasser steht. In den Landkarten jedenfalls taucht der Esterbergsee seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr auf.Das obere Stockwerk des Estergebirges bestehen aus stark verkarstetem Plattenkalk mit zahlreichen Schächten, Schluck­löchern und einem weit­verzweigten Höhlen­system, durch welches das Gebiet unter­irdisch entwässert.Deshalb kommen auf der Oberfläche kaum Bäche oder stehende Gewässer vor. Dass sich trotzdem mitten im Karst der Wildsee bilden konnte, hängt mit einem Lokalgletscher zusammen, der die Seemulde schuf und zugleich genug feine Sedimente hinterließ, um den Boden abzudichten.

Von den vielen ruhigen Ecken im Estergebirge ist der Wildsee tatsächlich fast ein Geheimtipp. Man kann ihn gut in die Tour auf den Simetsberg integrieren oder einfach für sich genommen besuchen.

Grünsee (Schlierseer Berge)

Mitten in dem malerischen Almland südwestlich des Spitzingsees befindet sich ein See, der so grün ist wie die Viehweiden, die ihn umgeben. Er liegt etwas versteckt, so dass dort kaum Wanderer vorbeikommen.Von seiner Form erinnert der Kessel des Grünsees an ein griechisches Theater.Die gleichmäßigen hangparallelen Viehtrittpfade, die in der Fachsprache Viehgangeln genannt werden, sehen wie die Stufen der Zuschauertribüne aus. Leider drohen sie zu verschwinden, denn die Steilhänge des Kessels verbuschen zusehends und sind teilweise schon wiederbewaldet. Offenbar werden sie seit Längerem nicht mehr benötigt. Kühe sieht man am See häufig. Er dient als Tränke.

Die Wanderung zum Grünsee lässt sich gut mit dem Roßkopf und dem Stolzenberg kombinieren. Für mich eine der schönsten Touren im Spitzinggebiet, sehr einfach und kaum anstrengend.

Soinsee (Schlierseer Berge)

Blick vom Soinsee zum Hochmiesing.

Im Jahr 2006 durchstreifte der italienische Braunbär JJ1, besser bekannt unter dem Namen Bruno, die Bayerischen Alpen und führte seine Verfolger wochenlang an der Nase herum. Am 24. Juni, zwei Tag bevor er an der Kümpflalm erlegt wurde, planschte er im Soinsee, wobei er wohl in Wirklichkeit vor Menschen, die ihm zu sehr auf den Pelz rückten, in den See auswich.Dass Braunbär Bruno an dem herrlichen Soinsee gefallen fand, kann man gut verstehen.Zuvor hatte er bereits im Achensee gebadet und den Sylvensteinspeicher durchschwommen.

Der Aufstieg zum Soinsee beginnt üblicherweise bei Geitau im Leitzachtal. Direkt über dem Soinsee erheben sich die felsigen Ruchenköpfe, für Schwindelfreie ein lohnendes Ziel. Weitere Aussichts­gipfel in der näheren Umgebung sind der Hochmiesing, die Rotwand und der Auerspitz.

Riederecksee (Tegernseer Berge)

Der Riederecksee versteckt sich in einem idyllischen Kar­kessel zwischen dem Risserkogel und dem Blankenstein. Er verfügt über keine Zu- und Abflüsse. Der Wasserspiegel scheint stark zu schwanken, wie am Uferbewuchs unschwer zu erkennen ist. Obwohl in dem Gebiet wirklich sehr viele Wanderer unterwegs sind, begnügen sich die meisten damit, den See von Weitem zu sehen. Dasselbe gilt auch für den nahen Röthensteiner See. Ein guter Grund, die Gipfel einmal zu vergessen und den beiden Seen einen Besuch abzustatten.

Um Gegenanstiege zu vermeiden, bricht man am besten an der Kisten­winterstube im Suttengebiet auf. Die Rund­wanderung über den Riederecksee und den Röthensteiner See verläuft über mehrere Almen und durch eine teils wildromantische Landschaft.

Soinalmsee (Wendelsteingebiet)

Die Soinalm mit dem Wildalpjoch.

Eigentlich hat dieser See gar keinen richtigen Namen. Er selbst und auch das Gebiet ringsum heißen schlicht Soin, ein altes Wort für See, das in den Bayerischen Alpen durchaus häufiger vorkommt. Der Soinsee in den Schlierseer Bergen wurden oben ja bereits erwähnt. Im Karwendel gibt es außerdem die Soierngruppe mit den beiden Soiernseen. Doch zurück zum Soinalmsee. Er befindet sich an der Nordwestseite des Wildalpjochs im Zentrum des Wendelstein­gebiets und wird dennoch kaum besucht. Die Haupt­wanderwege verlaufen anderswo. Neben dem See stehen Almhütten. Für die Almwirtschaft ist so ein Gewässer von Vorteil, weil damit immer genügend Wasser für das Vieh zur Verfügung steht.

Der Aufstieg erfolgt üblicherweise von Brannenburg über die Mitteralm und das Gschwandt. Als Gipfelziel kommt unter anderem die Soinwand in Frage oder natürlich auch der Wendelstein.

Bärnsee (Chiemgauer Alpen)

Moorwiesen am Bärnsee. Im Hintergrund ist die Kampenwand zu sehen.

Nordöstlich von Aschau im Chiemgau erstreckt sich ein ringsum von Moränenhügeln begrenztes Moorgebiet, in dem der kleine Bärnsee liegt.Geologisch ist die Senke als ehemaliger Zungen­becken­see des Prien-Gletschers zu interpretieren.Durch Verlandung schrumpfte dieser im Lauf von vielen Tausend Jahren bis auf ein Moorauge zusammen. Irgendwann wird auch dieses verschwunden sein.
Den Bärnsee umgibt ein wertvolles Hochmoor. Eine Besonderheit ist der Schwingrasen am Ufer, der auf der Wasser­oberfläche schwimmt – heutzutage eine Seltenheit, weil er oft durch Badebetrieb zerstört wird. Zu seinem Schutz besteht ein weiträumiges Betretungsverbot.

Der Rundweg um den Bärnsee lohnt sich vor allem wegen der idyllischen Moorlandschaft und der Aussicht auf die Chiemgauer Berge. Im See selbst darf man zwar wie gesagt nicht baden, doch es gibt gleich in der Nähe ein Moorbad mit freiem Eintritt.

Falkensee (Chiemgauer Alpen)

Auch der Falkensee bei Inzell hat mit den eiszeitlichen Gletschern zu tun, ist aber nicht mit den bisherigen Fällen von Kar- und Zungen­becken­seen vergleichbar.Er besteht aus mehreren sich überschneidenden Toteislöchern, die zusammen einen gemeinsamen Wasserkörper bilden.Das zentrale Toteisloch ist ein nahezu perfekter Kreis, wie man vom Aussichtspunkt am Steg gut erkennen kann. Gespeist wird der See vom Falkenbach sowie einigen Karstquellen am Seegrund. Die eher flachen Toteislöcher verlanden leicht, so dass sie von einem typischen Verlandungsmoor mit schwimmendem Schwingrasen, Bruchwald und Latschenfilz umgeben sind. Bitte zum Schutz der empfindlichen Moorflächen nur die Holzstege betreten.

Seine Abgeschiedenheit in dem stillen Weittal zwischen Inzell und Weißbach macht den Falkensee zu einem reizvollen Ausflugs­ziel. Bei einer Anreise mit den Öffentlichen kann man im Anschluss durch die Weißbachschlucht bis Bad Reichenhall wandern und dabei zusätzlich noch den Thumsee mitnehmen.

Exkurs zur Entstehung von Bergseen

Bergseen entstehen auf Grund verschiedener Faktoren. Dabei spielen unter anderem tektonische Vorgänge, Massen­bewegungen, chemische Lösungs­prozesse und Gletscheraktivitäten eine Rolle.

Grabenbruch

Bei der Hebung eines Gebirges werden die Gesteins­schichten gefaltet, gestaucht und gedehnt. In Zonen starker tektonischer Dehnung wird das Gestein regelrecht auseinander­gerissen, so dass es zu Grabenbrüchen kommt. Diese Gräben sind oftmals sehr tief. Der fjordartige Königssee im Berchtesgadener Land liegt in so einem Grabenbruch.

Stauwirkung von Massenbewegungen

Massenbewegungen wie Bergstürze oder Rutschungen können Wasserläufe blockieren und aufstauen. Beim Hintersee in der Ramsau nahe Berchtesgaden war das der Fall. Vor 3500 Jahren staute ihn ein gewaltiger Bergsturz auf. Das Geschiebe des Klausbachs ließ den Hintersee seitdem allerdings wieder größtenteils verlanden.

Auslaugung von Gips

Eher selten entstehen Seen durch Auslaugung weicher, wasser­löslicher Gesteine. Beim Alatsee im Füssener Land war das der Fall. Die dort vorhandenen Raibler Schichten enthalten Gips. Zwar ist Gips nur schlecht wasserlöslich, doch mit der Zeit laugte das Regenwasser den Gips aus und wusch ihn fort, so dass die Vertiefung des Alatsees übrig blieb.

Glaziale Überformung

Die allermeisten Bergseen haben einen glazialen Ursprung. Wenn ein Gletscher über einen Fels­unter­grund fließt, trägt er das Gestein unterschiedlich stark ab. Vorsprünge werden abgehobelt, Mulden vertieft. Zurück bleiben die typischen Rundhöcker und in den Mulden dazwischen manchmal kleine Seen, so wie der Wildensee am Kranzberg.
Außerdem hinterlassen die Gletscher Moränen, die wie Staudämme wirken können und zu so genannten Moränenseen führen.
Am häufigsten kommen aber Karseen vor. Mehr als die Hälfte der oben beschriebenen Gewässer sind Karseen, darunter die beiden Gaisalpseen, der Stuibensee, der Wildsee, der Soinsee, der Riederecksee und der Soinalmsee.Als Kare bezeichnet man in der Geologie sesselförmige Hochtäler, die durch Gletscher­aktivität entstanden.Die Gesteine in den Karen sind häufig weicher als diejenigen der Umgebung, so dass das darüber hinwegfließende Eis dort mehr Material abtragen konnte. Wenn Gletscher ein Tal überformen, verstärken sie oftmals die vorhandene Geomorphologie. Seitenhänge werden übersteilt und flache Bereiche tiefer ausgeschürft. Durch die lange Serie von Gletscher­vorstößen während der Kaltzeiten wurden immer markantere Kare heraus­gearbeitet. Normalerweise liegen Kare auf der Nordseite von Bergketten, denn im Schatten erreichen die Gletscher eine größere Mächtigkeit und damit mehr Erosionskraft.Gibt ein abnehmender Gletscher ein Kar frei, läuft die Senke erst einmal mit Wasser voll.Der Schmelz­wasser­bach des zurück­weichenden Eises lagert darin dann die feinen Sedimente des Gletscher­abriebs ab. Diese dichten den Boden ab, so dass ein dauerhafter See entstehen kann. Auf Grund des permanenten Eintrags von Sedimenten und je nach Höhenlage manchmal auch durch Moorbildung verlanden Karseen allerdings mit der Zeit.