Bei Ingelheimer Fastnachtssitzungen: Zu viel Lärm im Saal?
 

Bei Ingelheimer Fastnachtssitzungen: Zu viel Lärm im Saal?

Die Büttenreden sind fester Bestandteil vieler Fastnachtssitzungen. Aber nicht immer lauscht das amüsierte Publikum dem Redner.
© pakalski-press/Marc Braner

Eine Initiative fordert bei Büttenreden mehr Ruhe und Respekt vom Publikum. Auch die Komiteeter der Ingelheimer Vereine müssen hin und wieder ein Machtwort sprechen.

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Ingelheim. Bei den alljährlichen Fastnachtssitzungen geht es gut und gerne mal etwas lebendiger zu: Lauthals singen die Narren, schunkeln im Sitzungssaal und feiern überschwänglich die fünfte Jahreszeit. Kein leichtes Unterfangen, als Büttenredner die Gunst des Publikums zu gewinnen. Ein Krefelder Karnevalsverein hat deshalb die Initiative „Ruhe im Saal!” ins Leben gerufen und fordert mehr Respekt für Büttenredner. Tausendfach wurde der Beitrag in den sozialen Medien schon geteilt, zahlreiche Fastnachter – darunter Mainzer Größen wie Oliver Mager und Hildegard Bachmann – unterstützen die Initiative. Was sagen Fastnachtsvereine aus Ingelheim zu der Idee? Mangelt es auch hier an Respekt gegenüber den Rednern?

Sehen Sie hier einen Facebookpost der Initiative.

„Wenn wir als Gast bei anderen Sitzungen waren, kam es schon öfter vor, dass es bei den Büttenreden sehr unruhig war”, erzählt Lukas Weitzel, Präsident und Erster Vorsitzender des Narren-Clubs Ingelheim. Bei den eigenen Sitzungen des NCI gebe es hin und wieder auch einzelne Gruppen, die Unruhe stiften, sagt er. Teilweise hätten sich Gäste dann sogar beschwert. „Das hat sich dann aber meistens recht schnell wieder beruhigt”, sagt Weitzel. Seiner Meinung nach gab es solche Störenfriede schon immer, teilweise habe es aber etwas zugenommen. Eine Erklärung sieht der Vorsitzende im Publikum: „Heutzutage kommen wieder mehr Jugendliche zu den Sitzungen, die kennen die Traditionen oft noch nicht so. Und je später die Stunde, desto mehr ist natürlich auch der Alkoholpegel ein Faktor.”

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Das Problem hat man in Heidesheim kaum. Stephan Schmidt vom Heidesheimer Carneval Verein ist froh über sein „aufmerksames Publikum”. Zwar gebe es auch hier die ein oder anderen, die sich dann lange nicht gesehen haben und dementsprechend rege unterhalten, „aber im Grunde läuft das bei uns recht gesittet ab”, sagt der Erste Vorsitzende des HCV und ergänzt schmunzelnd: „Wenn man mal die Närrische Weinprobe im November außen vor lässt.” Wenn bei einer Rede doch mal Unruhe aufkommen sollte, würde er das aber schnell unterbinden können, sagt Schmidt, das Publikum mache da keine Probleme. Dass sich das Verhalten der Gäste in den letzten Jahren verändert habe, könne er nicht bestätigen. „Bei unseren Sitzungen haben wir eigentlich immer sehr gute Erfahrungen mit dem Publikum gemacht.”

Heutzutage kommen wieder mehr Jugendliche zu den Sitzungen, die kennen die Traditionen oft nicht so.

LW
Lukas WeitzelPräsident und Erster Vorsitzender des Narren-Clubs Ingelheim

Komiteeter sorgen bei Bedarf für Ruhe

Beim Carneval Club Wackernheim geht es ebenfalls in aller Regel friedlich zu, berichtet der Erste Vorsitzende Norbert Bäcker. „Das schwankt natürlich schon ein bisschen von Sitzung zu Sitzung und hängt auch vom Altersdurchschnitt des Publikums ab”, sagt er. Außerdem komme es auf den Unterhaltungsfaktor des Vortrags an, findet Bäcker. „Wenn die Qualität des Redners hoch ist und das Publikum eher älter, dann ist auch Ruhe im Saal.”

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Den ein oder anderen Zwischenruf gebe es zwar gelegentlich, das sei aber eher die Ausnahme. „Wenn die Komiteeter dann mal aufstehen und was sagen, dann ist auch Ruhe im Saal”, sagt der CCW-Chef mit einem Lachen. Bei den Sitzungen des CCW treten ohnehin nur Redner aus den eigenen Reihen auf, die dann auch mal einen eigenen Fanclub haben. Die würden ihre Redner aber eher nach der Rede feiern, erzählt Bäcker, was auch so gewollt sei. Während der Auftritte bleibe es dagegen meist ruhig. So ruhig, wie es auf einer Fastnachtssitzung eben sein kann.