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„Alles was Romy sagt, ist Wahrheit. Sie kann einfach nicht lügen“

Alain Delon mit Romy Schneider, 1958 in Paris Alain Delon mit Romy Schneider, 1958 in Paris
Alain Delon mit Romy Schneider, 1958 in Paris
Quelle: Roger Viollet via Getty Images
Als unser Autor den Schauspieler Alain Delon traf, wurde der ganz unwirsch: „Zeigen Sie mal Ihr Papier her. Ich weiß doch, dass als Nächstes der Name Romy darauf steht“. Es ging dann aber nicht nur um Romy Schneider. Der „zyklothyme Charakter“ Delon verriet etwas in eigener Sache.

Es muss irgendwann in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein, da flüchtete die „Sissi“-müde Romy Schneider nach Paris und spielte auf der Bühne in einem Reißer, der jedem französischen Geschmack widersprechen musste. Es war der Krimi „Schade, dass sie eine Hure ist“, von einem der zahllosen begabten Rivalen Shakespeares. Es wurde ein Riesenerfolg. Dann nach dem Schlussapplaus hinter der Bühne, Romy: „Endlich bin ich es los, dieses Dummchen, das so in Wirklichkeit nie existiert hat. Ein neues Leben kann beginnen. Hurra!“ Dazu Alain Delon, seit kurzem ihr Liebhaber: „Ich verstehe zwar kein Wort, aber alles was Romy sagt, ist immer die lautere Wahrheit. Sie kann einfach nicht lügen.“ Sechs Jahre wird ihre Beziehung währen, für beide ein entscheidendes Lebenssegment.

Es dauert dann Jahre, bis ich Delon ein neues Wort abtrotzen kann, diesmal im Filmstudio Boulogne, wo er einen seiner vier jährlichen Filme dreht. Sofort lässt er mich wissen, dass er meinetwegen auf sein Mittagessen verzichtet: „Dazu müssen die Fragen aber auch etwas hergeben.“ „Alain, darf ich fragen…“ „Monsieur, ich kenne Ihren Vornamen nicht, warum glauben Sie, dass Sie mich bei meinem nennen dürfen. Und zeigen Sie mal Ihr Papier her. Ich weiß doch, dass als nächstes der Name Romy darauf steht. Dazu sage ich Ihnen nur eines: Ich glaube nicht, dass ich je wieder mit jemandem so gelacht habe wie mit Romy. Reicht Ihnen das?“

„Monsieur Delon, Sie sind im Moment bestimmt der erfolgreichste Star des französischen Films.“ Delon: „Sagen wir, ich stehe an zweiter Stelle.“ „Sie meinen hinter Belmondo? Wodurch unterscheiden Sie sich eigentlich sonst von ihm?“ „Belmondo ist ein Comedien, ich bin ein Akteur.“ „Und das heißt?“ „Das heißt, er spielt seine Personen. Und ich bin sie.“ „Sie sind also auch wirklich ein Gangster, ein ewiger Frauenheld und so weiter?“ „Sehen Sie, die meisten Leute wachen am Morgen als dieselben auf als sie schlafen gegangen sind. Ich, ich möchte, dass dazwischen ein Abenteuer liegt. Wenn auch nur ein geträumtes.“ „Monsieur Delon, geträumte Abenteuer ergeben ja bestimmt die besten Filme.“ „Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, worauf mein angeblicher Erfolg bei Frauen beruht. Ich werde es Ihnen sagen, Monsieur: Nur wer an sich und seinen Erfolg zutiefst glaubt, der erreicht ihn. Im Leben und in der Liebe.“

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„Monsieur Delon, Sie haben dutzende Ihrer eigenen Filme selbst produziert, auch solche bei denen kein großer finanzieller Erfolg zu erwarten war. Ich denke zum Beispiel an ‚Monsieur Klein‘ von Fuller. In dem Sie einen reichen Kunsthändler spielen, der während der Okkupationszeit irrtümlich als Jude verhaftet wird und im KZ endet. Warum lag Ihnen an einem solchen Film?“ „Sagen wir aus Abwechslung. Oder wollen Sie, dass ich mich jetzt an die Brust werfe?“

„Sie haben auch Boxweltmeisterschaften und Traberrennen organisiert. Was ist es, das Sie zu immer neuen Unternehmen antreibt?“ „Wahrscheinlich die Langeweile.“ „Nehme ich Ihnen nicht ab.“ „Monsieur, seit wann sind Sie eigentlich Journalist? Sind Sie überhaupt Journalist? Weil ich nämlich langsam den Eindruck bekomme, beim Psychiater zu sitzen.“ „Darauf spitzt sich eben ein gutes Interview zu.“ „Ich habe aber nicht die geringste Lust auf diese Zuspitzung. Warum meinen Sie, dass Sie mich dazu zwingen können? Und nun machen wir Schluss, Schluss! Verstehen Sie jetzt endlich, wer Ihnen gegenübersitzt: ein zyklothymer Charakter.“

Georg Stefan Troller, 1921 in Wien in eine jüdische Familie geboren, lebt in Paris. Zu seinen wichtigsten Werken als Filmemacher und Schriftsteller gehören rund 1500 Interviews, u. a. im Rahmen des „Pariser Journals“ und der „Personenbeschreibung“.

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