25

Rezension

Bereits jetzt steht fest, dass auch "25", das dritte Studioalbum von Adele, zahlreiche Verkaufsrekorde brechen wird. Das ist umso bemerkenswerter, da sich die junge Mutter dem üblichen Medien- und Vermarktungsanforderungen entzogen hat und vor allem über ihre Musik kommuniziert. So stehen die Songs und ihre nach einer Stimmbandoperation noch reifere Stimme im Fokus. In Zusammenarbeit mit kreativen Partnern wie Paul Epworth, Ryan Tedder, Bruno Mars oder Max Mar- tin entstanden dabei wieder berührende Stücke zwischen Soul und Pop, bisweilen darf es auch ein bisschen funky werden. Adele hat dabei trotz einer vorsichtigen Erweiterung ihres stilistischen Spektrums ihre Grundformel nicht wesentlich geändert. Ihre Musik umweht ein Hauch Nostalgie, den man vor allem an ihrer Stimme festmachen kann. Denn als Grundierung meint man noch immer die rauchige Stimme einer Dusty Springfield zu erkennen, auch wenn Adele selber jüngere Künstlerinnen wie die Spice Girls, Pink, Aaliyah, Destiny's Child und Mary J. Blige als frühe Einflüsse genannt hat. All dies hört man bis zu einem gewissen Grad auch auf "25" heraus, auch wenn die Soundästhetik eher in den 60er und 70er Jahren als im aktuellen R&B verwurzelt ist. Adeles große Leistung liegt nun darin, mit ihrer Musik die Menschen erreichen zu können. Denn bei allem Retro-Schimmern zeichnen die neuen Songs das Bild einer Frau, die im Alter von 25 Jahren die Arbeit an "25" begann und völlig im Hier und Jetzt steht. Zu den Höhepunkten des Album gehören dabei das pulsierende "Send My Love (To Your New Lover)", das textlich explizite "I Miss You", das eingängige "When We Were Young" und die berührende Pianoballaden "Remedy" und "Love In The Dark". Doch auch die übrigen Songs halten das hohe Niveau der genannten Tracks. Adele ist mit "25" ein nachgerade klassisches Album gelungen, das vor allem als Ganzes, als Songsammlung zu verstehen ist. So wie "19" und "21" ist auch "25" ein Lebensbekenntnis und ein Zeitdokument einer Künstlerin, die immer noch am Anfang ihrer Karriere steht, aber Songs aus dem Ärmel zu schütteln scheint, wie sie einst die Alten sangen. Dietmar Schwenger (Quelle/Copyright: G+J Entertainment Media)