Zustände wie im Paradies

Redaktionskritik

Der britische Regisseur Lewis Gilbert wurde vor allem durch die drei James-Bond-Streifen MAN LEBT NUR ZWEIMAL, DE R SPION, DER MICH LIEBTE und MOONRAKER – STRENG GEHEIM bekannt. Weniger bombastisch, dafür weitaus witziger war seine hintergründige Gesellschaftskomödie Zustände wie im Paradies, in der er auf köstliche Weise das englische Gesellschaftssystem durch den Ka kao zog. Im Hause von Lord Loam (Parker) herrschen revolutionäre Verhältnisse. Der Aristokrat sieht nicht länger ein, dass er und seine Töchter sich ständig bedienen lassen sollen. Also dreht er eines Tages den Spieß um und nimmt einen Rollentausch vor. T rotz ihres erbitterten Protestes müssen so auch eines Tages seine beiden Töchter Mary (Howes) und Catherine (Haystead) dem Personal den Tee servieren. Damit solche Gepflogenheiten in England nicht zur Routine werden, legt man es Lord Loam nahe, eine Zeitla ng das Land zu verlassen. Mit seiner Yacht schippert er samt Butler Crichton (More) und Familie durch die Südsee, bis die Reisegesellschaft eines Tages durch einen Sturm auf eine einsame Insel verschlagen wird. Weit abseits der englischen Adelsherrlichkei t verändern sich die Machtverhältnisse und Rollenpositionen recht schnell. Im Gegensatz zu den völlig ungeschickten und blasierten Snobs weiß der begabte Crichton, wie man in der Wildnis überlebt und schwingt sich zum Anführer der Gruppe auf. Und plötzlich sieht auch Lady Mary ihren ehemaligen Untergebenen in einem anderen Licht und lässt sich mit ihm auf eine leidenschaftliche Affäre ein, die sogar in einer Hochzeit gemündet hätte, wäre die Trauung nicht plötzlich durch das Aufkreuzen eines Schiffes unterb rochen worden. Zustände wie im Paradies ist eine jener süffisanten britischen Schmunzelkomödien, die in feinsinniger und intelligenter Weise die herrschenden Konventionen des englischen Klassensystems persiflieren und aufs Schönste ad absurdum führen. Die witzige Geschichte wird von Kenneth More und der anfangs herrlich zugeknöpften, später umso hemmungsloseren Sally Ann Howes vortrefflich interpretiert.