Wrong Turn

Redaktionskritik

Als vor einigen Monaten der Kannibale aus dem nordhessischen Rotenburg und sein verspeisungswilliger Internet-Bekannter durch die Presse geisterten, schauderte die deutsche Öffentlichkeit kurz, legte den bizarren Fall aber schnell zu den X-Akten. Anders in den USA. Dort setzen Horrorregisseure den Serienkillern und Hillbilly-Kannibalen des Landes filmische Denkmäler. Und kratzen damit am Mythos amerikanischer Überlegenheit. Denn klassische Hinterwäldler-Schocker wie "Beim Sterben ist jeder der Erste" (1972) oder "Blutgericht in Texas" (1974) zeigen auf drastische Weise, dass die weiße Elite den Naturgewalten in Form degenerierter Provinzler praktisch nichts entgegenzusetzen hat. Wenn diese Freaks dann auch noch im Familienverband auftreten, wird zusätzlich die idyllische Vorstellung der heilen US-Familie entlarvt. "Wrong Turn" steht in dieser Tradition.<p> Um einen Stau zu umfahren, biegt der angehende Arzt Chris (Desmond Harrington aus "Ghost Ship") in einen Waldweg ab. Dort kollidiert er mit dem Wagen von Jessie (Eliza Dushku) und ihrer Clique, die in West Virginias Wildnis campen wollen. Auf der Suche nach Hilfe entdecken sie weitere Autowracks und eine verwahrloste Blockhütte, in der sie zwar kein Telefon, dafür aber Menschenfleisch in Einmachgläsern finden. Fliehen können Chris und Co. indes nicht mehr, denn die monströsen Bewohner des Horrorkabinetts kehren just zurück.<p> "Wrong Turn" ist eine fleisch- und nervenzerfetzende Menschenhatz, die mit ekligen Schockeffekten aufwartet. Die Kannibalen werden zwar nicht beim Schnabulieren gezeigt, doch wenn der vierfach Oscar-gekrönte SFX-Guru Stan Winston ("Aliens") seine Naturburschen auf Mädchen loslässt, verlieren die schon mal den Kopf. "Wrong Turn" wirkt damit wie eine Blaupause für gutes Low-Budget-Splatterkino: fies, brutal und schnörkellos.<p> <b>Fazit: Blutige Schlachtplatte für Freunde derber Kost ohne allzu hohe Ansprüche. Bon appetit!</b>