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Der allererste Mann der zweiten Klasse ist tot

Freier Feuilletonmitarbeiter
„Käpt'n Blaubär“-Sprecher mit 87 Jahren gestorben

Der Schauspieler und Synchronsprecher Wolfgang Völz ist tot. Völz starb am 2. Mai im Alter von 87 Jahren in Berlin, wie die "Berliner Morgenpost" am Freitag berichtete.

Quelle: WELT/Christin Brauer

Autoplay
Wolfgang Völz kannte eigentlich jeder. Vom „Raumschiff Orion“, von „Graf Yoster“, vom „Wixxer“. Er war die Stimme von Columbo und vom Käpt’n Blaubär. Ein Original. Jetzt ist er in Berlin gestorben.

Und schon wieder ist ein Original gegangen: Wolfgang Völz, er wurde 87 Jahre alt. Original – durchaus doppeldeutig. So nannte man früher mal Volkschauspieler, eigenwillige, sofort wiedererkennbare Charaktere, die sich breiter Beliebtheit quer durch alle Bevölkerungsschichten erfreuten. So einer war der am 16. August 1930 in Danzig als Wolfgang Otto Isaak Treppengeländer Geborene in jedem Fall.

Durch sein markantes Knautschgesicht mit dem kecken Schnauzer, durch seine unverwechselbare Stimme, nicht zuletzt einer ganz neuen, jungen Generation vertraut, weil er sie jahrelang der Kinderfigur „Käpt’n Blaubär“ geliehen hatte. Der im Synchronstudio-Mekka Berlin immer Vielgebuchte war aber auch die deutsche Stimme von Stars wie Walter Matthau, Peter Ustinov, Mel Brooks und Peter Falk.

Ein Original war Wolfgang Völz aber eben auch, weil er jahrzehntelang quasi zum eisern schauspielernden deutschen Film- und Fernsehinventar gehört hatte. Er war eigentlich immer schon dagewesenen.

Der deutsche Schauspieler Wolfgang Völz mit der Comicfigur Käpt'n Blaubär, der er im Kinofilm seine Stimme leiht, aufgenommen im Dezember 1999 in Mainz. [ Rechtehinweis: (c) dpa - Fotoreport ]
Mit diesem Alter ego wird er wahrscheinlich auf ewig in Verbindung bleiben: Völz mit Walter Moers' Käpt'n Blaubär,
Quelle: dpa Picture-Alliance / Erwin Elsner

Auf den ersten Blick von einer Gucknation in Filmen, Serien und Spiel-, Quiz- und Talkshows erkannt, die sich lange noch nicht aufgesplittet hatte in ein Nischenpublikum aus Trash-TV- oder Serienschauer, die alle nur jeweils im Namens-Dschungel ihrer ganz speziellen, meist kurzlebigen Leinwand- oder Mattscheibenhelden durchblicken. So wie etwa sein Enkel Daniel Völz, immerhin der RTL-Bachelor der 8. Staffel.

Von seinen vielen Serien hat Wolfgang Völz einmal mit der berühmten, von ihm auch als Mitglied in der guten Kabarettzeit der „Stachelschweine“ oft bewährten Berliner Schnauze (denn der Original-Berliner aus Danzig ist ja auch längst ein Topos) gesagt: „Ich habe an die 600 Fernsehrollen gespielt. Es war immer die gleiche Grütze.“ Er sah sich selbst herabwertend als „allerersten Mann der zweiten Klasse“.

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Doch dorthin, schade dass ihn nie Rainer Werner Fassbinder in seiner Galerie der deutschen Ex-Film-Größen eingemeindete, muss man es auch erst einmal schaffen. Wolfgang Völz spielte bereits in seiner Kindheit Theater. 1947 wurde er von polnischen Stellen aus dem ehemaligen Ostpreußen ausgesiedelt, lernte später erst Bäcker, dann Schauspieler. Und fing 1950 mit einem sprichwörtlich sehr kleinen Brötchen als Page in Schillers „Don Carlos“ am Landestheater Hannover an.

Bald schon rief der Film, wo er immerhin im Schatten von Hans Albers oder Gert Fröbe drehen durfte. Es war aber meist eben doch nur das filzpuschige Opas Kino mit seinen Schwänken, Schnulzen und der Genre-Routine.

Zwei Rolls-Royce zerlegt

Seine beiden ikonischen Rollen fand Wolfgang Völz – neben diversen Auftritten in den Edgar-Wallace-Filmen – 1966 an der Seite seines lebenslangen Freundes Dietmar Schönherr zwischen Joghurtbecher-Sputniks dahingleitend in der „Raumpatrouille Orion“ als Armierungsoffizier Leutnant Mario de Monti. Und von 1967 an für 87 Folgen als vorbestrafter Chauffeur Johann, der sogar zwei Rolls Royces zerlegen durfte, in der Serie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“, die schon vor „Derrick“ in den angeblich besseren Kreisen ermittelte.

Zwischen München, Hamburg und Berlin war Wolfgang Völz immer gut gebucht. Oftmals stand er auf der Besetzungsliste in den Endlos-Krimis „Stahlnetz“ und „Das Kriminalmuseum“. Im Studiodunkel sprach er auch für Michel Piccoli oder Ernest Borgnine die Hauptpartien, im wahren Leben begnügte er sich – wie der ebenfalls von ihm zum Vokalleben erweckte „Asterix“-Häuptling Majestix – mit den saftigen Nebenrollen.

Undatierte Filmszene aus dem Kinofilm "Hui Buh - Das Schlossgespenst" mit Schauspieler Wolfgang Völz in der Rolle des Major Servatius Sebaldus, der am am Montag (15.05.2006) in München vorgestellt wurde. In der Gespensterkomödie verleiht Comedian Michael "Bully" Herbig dem Geist Hui Buh seine Stimme. Die Abenteuer um das liebenswert-tollpatschige Gespenst sind ab 20.Juli 2006 in den Kinos zu sehen. Foto: Constantin Film dpa (ACHTUNG: Verwendung nur für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit der Berichterstattung über diesen Film!) +++(c) dpa - Report+++ [ Rechtehinweis: (c) dpa - Report ]
Am Ende noch mal Kult: Wolfgang Völz als Majaor Servatius Sebaldus im Kinofilm "Hui Buh - Das Schlossgespenst"
Quelle: picture-alliance/ dpa
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Und hatte es damit gut. Ja, er wurde sogar, neben seiner Popularität bei den Kids als „Blaubär“-Organ, plötzlich wieder Kult, die „Orion“-Revivals, aber auch die Wallace-Parodien der „Wixxer“-Filme, an denen er gutgelaunt selbstironisch beteiligt war, gaben seiner jahrzehntelangen Karriere nochmals finalen Auftrieb.

2012 spielte er seine letzte Rolle. Aber ein Original kennt eben keine Rente. Nur ein Ende. Heute, am 4. Mai ist Wolfgang Völz gestorben.

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