Wolfgang Völz: Im Alter von 87 Jahren gestorben

Im Alter von 87 Jahren gestorben

So lange es ging, ging  Wolfgang Völz gerne aus: 2015 im Renaissance-Theater.
So lange es ging, ging Wolfgang Völz gerne aus: 2015 im Renaissance-Theater.Christian Schulz

Wolfgang Völz ist tot. Er starb am Mittwoch in Berlin, wo der 1930 in Danzig geborene Schauspieler, Synchron- und Hörspielsprecher sich seit Jahrzehnten heimisch fühlte. Zuletzt war ihm als Folge eines Schlaganfalls vor zwei Jahren das Laufen schwer gefallen. Völz, der immer gern mit seiner Frau Roswitha von der Wohnung in Wilmersdorf aus auf Premieren und Empfänge gegangen war, hatte sich deshalb aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Zahlreiche Film- und Kabarettauftritte

1950 debütierte Völz in der Rolle des Pagen in Schillers „Don Karlos“ am Landestheater Hannover. Es folgten Auftritte in Filmen mit Hans Albers und Gert Fröbe. Völz spielte in Serien wie „Stahlnetz“, „Das Kriminalmuseum“ und „Salto Mortale“. In Berlin gehörte er zum Ensemble des Kabaretts Stachelschweine. Populär wurde er durch Kinorollen wie der im Edgar-Wallace-Film „Der grüne Bogenschütze“, die er Jahrzehnte später in „Der Wixxer“ und „Neues vom Wixxer“ liebevoll parodierte. Das Publikum liebte Völz für seine Verkörperung von Serienrollen wie der des vorbestraften Chauffeurs Johann in der Serie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“, bei deren Produktion er zwei Rolls Royce „kaputtfahren durfte“, wie er später erzählte.

Zu seinem Schaffen als TV-Schauspieler hatte Völz ein distanziertes Verhältnis. So sagte er einmal: „Ich habe an die 600 Fernsehrollen gespielt. Es war immer die gleiche Grütze.“ Rollen, die er selbst künstlerisch für nicht gerade herausfordernd hielt, kommentierte er mit der Bemerkung „Der Scheck heiligt die Mittel“, und spielte sie trotzdem.

Völz war ein Genießer

Völz lebte gern gut, ließ sich seine Anzüge bei seinem Lieblingsschneider in der Meinekestraße anfertigen. Dafür spielte er auch Rollen in Serien, bei denen völlig klar war, dass man mit ihnen keine Preise gewinnen konnte. Wenn ihm gelegentlich ein unter Kunstverdacht stehender Regisseur wie Rosa von Praunheim eine Rolle anbot, dann nahm er aber auch die an, wie den Polizeipräsidenten in „Der Einstein des Sex“.
Wolfgang Völz bezeichnete sich selbst gern als „allerersten Mann der zweiten Klasse“ und stapelte damit arg tief, was seine künstlerischen Fähigkeiten anbelangt. Freund und Kollege Dietmar Schönherr, mit dem er die populäre Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille“ gedreht hatte, verglich ihn mit Walter Matthau.

Von den kleinsten Fernsehzuschauern wird Wolfgang Völz als Stimme des liebenswerten Lügners Käpt’n Blaubär verehrt, dessen Schwindelgeschichten er in der „Sendung mit der Maus“ vortrug. Und zwar auf ausdrücklichen Wunsch des Autors Walter Moers und mit der markanten Blaubär-Sprache, die er mit ihren Eigenheiten selbst erfunden hatte. Erwachsenen begegnete Völz immer wieder in den deutschen Versionen fremdsprachiger Filme. So war er die deutsche Stimme von Walter Matthau, Peter Ustinov, Mel Brooks und Michel Piccoli. Auch Peter Falk ermittelte als Inspector Columbo mit der Stimme von Wolfgang Völz. Einmal trat er in einer englischsprachigen Produktion vor die Kamera. Und klang in der deutschen Synchronversion von „Finale in Berlin“ mit Michael Caine plötzlich so fremd, denn er war synchronisiert worden.
Völz hat sich durch seine Mitwirkung an Aids-Aufklärungsspots und an Veranstaltungen, bei denen für die Aids-Hilfe gesammelt wurde, die große Dankbarkeit der Betroffenen verdient und sie auch erhalten. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Verdienstordens des Landes Berlin. Sein Käpt’n Blaubär brachte ihm den Münchhausen-Preis. Eine Auszeichnung war Völz besonders wichtig, weil sie von den Kollegen kam: 2011 erhielt er den Ohrkanus-Hörbuch- und Hörspielpreis für sein Lebenswerk.

Bekannt für seine Stimme und seinen Humor

Was manchmal nur wie eine bissig-witzige Bemerkung klang, erwies sich später immer wieder als die weise Voraussicht des Alters. So gibt es das Lokal, bei dessen total überfüllter Eröffnung Wolfgang Völz angemerkt hatte „So voll wird es hier erst wieder zur Gläubigerversammlung!“ längst nicht mehr. Wie er vorausgesagt hatte: pleite! Und die 64 Jahre seiner Ehe mit Gattin Roswitha kommentierte Völz immer wieder mit dem Bonmot: „Ich habe nie an Scheidung gedacht, nur an Mord.“
Sein Humor wird ebenso fehlen wie seine Stimme.