Wolfgang Clement gestorben: Merkel und weitere Politiker reagieren bestürzt  - Todesursache wohl bekannt
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Wolfgang Clement gestorben: Merkel und weitere Politiker reagieren bestürzt 

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Wolfgang Clement (SPD), ehemaliger Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit sowie Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, kommt zu der Verleihung des Staatspreises des Landes Nordrhein-Westfalen.
Wolfgang Clement (SPD), ehemaliger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, ist gestorben. © Rolf Vennenbernd/dpa

Wolfgang Clement ist tot. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister und Ministerpräsident von NRW verstarb am frühen Sonntagmorgen im Kreis seiner Familie - sein Tod lässt ganz Deutschland nicht unberührt.

  • Wolfgang Clement ist tot.
  • Der ehemalige SPD-Politiker war Wirtschaftsminister unter Gerhard Schröder und zuvor Ministerpräsident von NRW.
  • Er trat 2008 aus der SPD* aus und unterstützte seitdem die FDP.

Update vom 28. September, 14.41 Uhr: Wolfgang Clement ist am frühen Sonntagmorgen in Bonn verstorben. Noch immer sitzt die Trauer über den Tod des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers und nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten tief. Wie es aus dem Familienkreis heißt, starb der 80-Jährige friedlich im Schlaf in seinem Haus. Im Sommer war bei Clement Lungenkrebs diagnostiziert worden.

Als eine seiner herausragenden, politischen Leistungen gilt die Reformagenda 2010, die Clement maßgeblich mit auf den Weg brachte. Als Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit habe Clement „viel dazu beigetragen, notwendigen wirtschaftlichen Strukturwandel und die Belange der arbeitenden Menschen miteinander in Einklang zu bringen“, ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel* über ihren Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter mitteilen. Laut Merkel habe er Deutschland „große und bleibende Dienste erwiesen“, wies er doch mit der Sozialreform der Agenda 2010 „den Weg aus der hohen Arbeitslosigkeit“.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte in einem Kondolenzschreiben Clements Lebenswerk und schrieb an seine Witwe Karin: „In allen seinen Ämtern hat sich Ihr Mann über alle Parteigrenzen hinweg bleibende Verdienste erworben.“ Nicht nur habe sich ihr Ehemann als SPD*-Politiker mit eigenständigen und teils unbequemen Standpunkten dafür eingesetzt, Deutschland zukunftsfähig zu machen, sondern „bis zuletzt war er ein Kämpfer für die soziale Marktwirtschaft“, so Steinmeier weiter.

Wolfgang Clement als „prägende Figur NRWs und Deutschlands"

Wolfgang Clements Tod lässt ein Raunen durch die deutsche politische Landschaft gehen. Von 2002 bis 2005 war der gebürtige Bochumer Bundesminister im Kabinett von Gerhard Schröder, zuvor war er Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Sein ehemaliger Parteigenosse Otto Schily (SPD) sagte der DPA: „Deutschland verliert mit ihm einen der eindrucksvollsten und intelligentesten Politiker, der stets wirtschaftlichen Sachverstand und soziales Engagement zu verbinden wusste.“

Während Nordrhein-Westfalens derzeitiger Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Clement als „prägende Figur Nordrhein-Westfalens und Deutschlands“ bezeichnete, kondolierte auch CDU-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Angehörigen des Verstorbenen auf Twitter:

Wolfgang Clement kann auf ein bewegtes Leben zurückschauen: 38 Jahre lang war Clement Sozialdemokrat mit Parteibuch, denn bereits 1970 trat er in die Partei ein. Als Sohn eines Baumeisters studierte er Jura, wurde dann aber Journalist bei der Westfälischen Rundschau. Als ihn 1981 SPD-Urgestein Hans-Jürgen Wischnewski im Namen Willy Brandts bittet, SPD-Sprecher zu werden, besucht Clement den damaligen Ministerpräsidenten von NRW, Johannes Rau, und lässt sich von ihm erklären, wie es ist, mit Brandt, Schmidt und Wehner im Präsidium zu sitzen - das Verhältnis zwischen den drei Koryphäen war zu jenem Zeitpunkt bekanntermaßen schließlich mehr als angespannt. Doch Clement übernimmt den Posten des SPD-Sprechers bis fast zum Ende des Bundestagswahlkampfes 1986/87.

Auf sein Anraten wollten weder Parteichef Brandt noch Kanzlerkandidat Rau im Wahlkampf zurücktreten, weshalb Clement selbst ging. Mit seiner Familie zog er nach Hamburg und wurde Chefredakteur der Hamburger Morgenpost. Zwei Jahre später macht Rau Clement zum Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf, später wird er Wirtschaftsminister und selbst Ministerpräsident von NRW. Sein Bundesland möchte er zur „Nummer 1“ ausbauen - und sein Ruf als Macher spricht sich bis nach Berlin herum. So zog er schließlich auch ins Kabinett von Gerhard Schröder ein - der ARD hat Clement rückblickend einmal gesagt: „Ich habe einfach viel Glück gehabt im Leben."

Clement hat zeitlebens polarisiert. Nachdem er sich über Jahre hinweg immer mehr von der SPD als Partei entfremdet hatte, zog der 2008 die Konsequenz: Nach 38 Jahren trat er aus der SPD aus - und warb fortan für die FDP. Seinen persönlichen Prinzipien blieb er stets treu - so kondolierte SPD-Chef Norbert Walter-Borjans am Sonntag auch folgendermaßen: „Er war ein Macher, mit dem es nicht immer leicht war. Seine Geradlinigkeit verdient allen Respekt. Wir trauern.“

Erstmeldung vom 27. September: München - Wolfgang Clement ist tot. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister und Ministerpräsident von NRW wurde 80 Jahre alt und verstarb am frühen Sonntagmorgen in Bonn im Kreis der Familie friedlich in seinem Bett, berichtet sein Familienkreis der dpa.

Von 1998 bis 2002 war Clement Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident, von 2002 bis 2005 Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit unter Kanzler Gerhard Schröder. Er war an Lungenkrebs erkrankt, was im Sommer festgestellt worden war. 2008 war er aus der SPD ausgetreten und unterstützte die FDP, ohne politisch in Erscheinung zu treten.

„Mit Wolfgang Clement verliert unser Land einen großen Patrioten, dem es nicht um Ideologie, sondern um Arbeitsplätze und Menschen ging. Als Wirtschaftsminister- und Arbeitsminister hat er dazu beigetragen, dass dass die notwendigen Wirtschafts-Reformen endlich gelangen“, twitterte der aktuelle Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Wolfgang Clement ist tot: „Habe ihn als Ehrenmann und Ratgeber kennen gelernt“

Auch FDP-Chef Christian Lindner äußerte sich: „Die FDP trauert um Wolfgang Clement. Als Sozialliberaler setzte er sich Zeit seines Lebens für sozialen Aufstieg, Arbeit und Wachstum ein. Ich habe ihn auch ganz persönlich als Ehrenmann und Ratgeber schätzen gelernt. Wir denken an seine Frau Karin und seine Familie.“

Johannes Vogel, Generalsekretär der FDP NRW und Mitglied des FDP-Bundesvorstandes, äußerte sich so: „Ein großer Nordrhein-Westfale und echter Sozialliberale ist tot - das macht sehr traurig. Von Herzen Beileid an seine Angehörigen und Lieben! Unser Land hat ihm viel zu verdanken - die Agenda 2010 und vieles mehr!“

Gerhard Schröder schwärmte von Wolfgang Clement

Als Clement am 7. Juli 2020 80 Jahre alt wurde, sagte der ehemalige Kanzler Schröder (SPD) der dpa: „Wolfgang Clement hat politisch viel bewegt, in Nordrhein-Westfalen ebenso wie auf Bundesebene.“

Der Altkanzler weiter: „Ich habe es ihm hoch angerechnet, dass er im Jahr 2002 das Amt des Ministerpräsidenten aufgegeben und in meinem Kabinett den Posten des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit angenommen hat.“ - cg - *merkur.de ist Teil des Ippen-Netzwerks.

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