Stoph-Nachlass versteigertStoph-Nachlass versteigert: 18 000 Euro für den «Held der DDR»
Hamburg/dpa. - Zwei Stunden lang DDR-Vergangenheit pur bei einer Auktion in einem Hamburger Antiquitätenhaus: Orden, Medaillen und Urkunden sowie persönliche Gegenstände aus dem Nachlass des 1999 gestorbenen Ex-DDR-Ministerpräsidenten Willi Stoph kamen bei der Versteigerung am Sonnabend unter den Hammer - Erlös insgesamt: 130 000 Euro.
Den höchsten Preis erzielte mit 18 000 Euro der Orden «Held der DDR». Als das teuerste Stück der knapp 250 Angebote zum Aufruf kam, wurde es unruhig unter den rund 50 Besuchern. Interessenten im Saal hielten die Kärtchen mit ihren Bieter-Nummern griffbereit, junge Damen bemühten sich hektisch um die Telefon-Verbindungen zu in der Ferne lauernden Kaufwilligen. Gegenseitig trieben sie den Preis für die Goldmedaille mit fünf eingesetzten Brillanten und die Verleihungsurkunde mit der Original-Unterschrift Erich Honeckers immer weiter in die Höhe.
Vor allem Orden und Urkunden wechselten an diesem Tag den Besitzer, aber auch persönliche Geschenke Stophs (1914-1999). Vom Karl-Marx-Orden über den Politbüro-Wimpel bis zum Bierkrug von der Staatsjagd und dem Paradesäbel des Wachregiments Dzierzynski - ein Geschenk von Erich Mielke - reichte das Angebot im Katalog der Firma Antiquitäten & Historica Auktionen Carsten Zeige.
«Viele der Sachen sind bei der Versteigerung doch irrsinnig teuer geworden. Manches bekommt man sonst für einen Bruchteil der Preise, aber hier zählt eben der Name», meinte Michael Gietzelt, der in Berlin ein Geschäft mit Orden und Münzen betreibt. Mit leeren Händen verließ Alexander Fugol, der aus Köln angereist war, den Raum. «Drei Stücke hätten mich interessiert, aber die waren mir zu teuer», erzählte der aus Kasachstan stammende 42-Jährige.
Zu den begehrtesten Stücken der Auktion gehörte eine Dienstuniform des einstigen Armeegenerals, die für 3600 Euro ersteigert wurde - auch sie ging an den Bieter mit der Nummer Sieben, der sich schon den «Held der DDR» gesichert hatte und seinen Namen nicht nennen wollte. Zum beliebten Sammlerstück avancierte auch Stophs Ausweis als Vorsitzender des Staatsrates der DDR von 1973, für den bei 1800 Euro der Hammer fiel.
Einen stolzen Preis erzielte mit 480 Euro ein «kleines, aber sehr interessantes Büchlein», wie Auktionator Zeige meinte: In dem als «Telefonbuch der Macht» im Katalog angekündigten Exemplar hatte sich Stoph einst vertrauliche Telefonnummern seiner hochrangigen Parteigenossen notiert - von Honecker bis Mielke.
Neben dem Großteil an Auszeichnungen standen auch Staats- und Erinnerungsgeschenke, die das Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED erhalten hatte, hoch im Kurs. Eine goldene Armbanduhr - ein Geschenk des damaligen sowjetischen Staats- und Parteichefs Leonid Breschnew - gehörte ebenso dazu wie eine Stalin- Büste, Jagdbestecke oder ein Koffer von Fidel Castro. Aber auch Feuerzeuge, Aschenbecher und Eintrittskarten für den Berliner Fußballclub Dynamo wurden angeboten. Selbst die Plattenaufnahme «Der Große Zapfenstreich der Nationalen Volksarmee» brachte 30 Euro ein.
Dennoch fand sich nicht für alle Angebote ein Käufer: Eine aus Holz geschnitzte Wasserflasche interessierte die Auktionsbesucher ebenso wenig wie vier von Stoph verfasste Bücher.