Ex-Häftling Wilhelm Buntz erzählt seine bewegende Geschichte in der Rosenfelder Stadtkirche
Rosenfeld

Ex-Häftling Wilhelm Buntz erzählt seine bewegende Geschichte in der Rosenfelder Stadtkirche

01.11.2019

Von Bettina Stehle

Ex-Häftling Wilhelm Buntz erzählt seine bewegende Geschichte in der Rosenfelder Stadtkirche

© Bettina Stehle

Wilhelm Buntz signierte seine Bücher für etliche Zuhörer in der Rosenfelder Stadtkirche.

Vom Knasti und Totschläger zum bekennenden Christ und glücklichen Familienvater: Wilhelm Buntz erzählte am Donnerstagabend in einer berührenden, aber auch humorvollen Weise von seiner wunderbaren Verwandlung, die er Gott zuschreibt.

Pfarrer Bernd Hofmann begrüßte die vielen Gäste und zog einen Bogen zum Reformationstag. So sei Martin Luther überzeugt gewesen, dass der Glaube die Kraft habe, neue Menschen zu machen. Auch Büchereileiterin Margita Fäßler hieß den Autor des Buches „Der Bibelraucher“ willkommen. Was dann die Anwesenden zu hören bekommen, klingt unglaublich.

Als Baby ausgesetzt

Wilhelm Buntz, mit wortgewaltiger Stimme und ohne Vorlage, berichtet von einer Kindheit, die schlimmer nicht sein könnte. Von der Mutter als Baby ausgesetzt und vom Vater ungeliebt in’s Heim abgeschoben, sprengt er als verhaltensgestörtes Kind alle Systeme und landet in über 30 verschiedenen Heimen.

„Mit sieben Jahren war mein Berufswunsch Gangster“, verrät er und dieser Wunsch sollte sich bewahrheiten. Keine Liebe vom Elternhaus erfahrend und im Heim von niemandem besucht, verübt er mehrere Straftaten.

Erstmals ins Gefängnis

Mit 16 Jahren muss er erstmals in’s Gefängnis. Bei einer Heimfreizeit in Österreich hatte er ein Auto gestohlen und verursachte einen Verkehrsunfall bei dem ein Polizist starb und der Beifahrer querschnittsgelähmt wurde.

„Die schlimmste Strafe aber war, dass mein Vater mir seinen Rücken zugewandt hat“, schildert er seine Verlorenheit und Einsamkeit. Wieder auf freiem Fuß, begeht er eine Straftat nach der anderen, insgesamt knapp 150, und wird sogar über die Fernsehsendung Aktenzeichen XY als gefährlicher Verbrecher gesucht.

Schließlich wird er wegen Totschlags zu 14 Jahren Haft und anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt. Wie viel seine verkorksten Startchancen dazu beitrugen, lässt sich nur erahnen.

Denn er berichtet von der Frage des Richters an seinen Vater, ob dieser irgendetwas Gutes über seinen Sohn sagen könne. Der Vater antwortet mit einem – für den jungen Straftäter niederschmetternden – „Nein.“

Die Verwandlung

Dann geschieht im Bruchsaler Gefängnis die Verwandlung. Zunächst fällt er auch dort als Schläger und dreister Insasse auf. Doch dann liest er aus der Not heraus die Bibel.

Da er keine Blättchen zum Zigarettendrehen für seinen geschmuggelten Tabak hat, beginnt Buntz zunächst Seite für Seite der Bibel zu lesen und sie dann mit Tabak gefüllt zu rauchen.

Als er nach sechs Jahren das komplette alte Testament gelesen und gequalmt hat und im neuen Testament zur Bergpredigt kommt, geschieht etwas mit ihm. Er gerät in’s Zwiegespräch mit Gott und bittet ihn: „Wenn du einen Plan mit mir hast, dann musst du mich verändern und besiegen.“

Willi wird ruhiger

Und die Veränderung beginnt. Die Mitinsassen und Wärter bemerken, wie der „Willi“ ruhiger wird, dem Wärter das Essen nicht mehr hinterherwirft, wie er betet.

Und Buntz hat die Erkenntnis, dass dies nur Gott bewirkt haben kann. Er bekennt gegenüber dem Staatsanwalt seine nicht nachgewiesenen Taten.

Dieser stellt jedoch die Verfahren ein und Buntz wird mit 29 Jahren als verwandelter, gefühlsstarker Mann aus dem Gefängnis entlassen. Er hat sich mit seinen Opfern getroffen, engagiert sich im Bibelkreis, wird bürgerlich.

Ein glückliches Leben

Als Ehemann und Vater von zwei Söhnen führt er ein glückliches Leben. „Seit 37 Jahren lese ich jeden Tag in der Bibel“, bekennt der heute 65-Jährige fröhlich und gibt den Zuhörern mit auf den Weg: „Wir müssen unsere Kinder lieben, wir müssen füreinander beten und glauben, dass Gott verändern kann.“

Der Applaus ist ihm sicher und man spürt, dass die Geschichte den Zuhörern unter die Haut ging. Die Lobpreisband, die die Lesung musikalisch umrahmte spielte noch ein Segenslied und das Schreibwarengeschäft Rädel präsentierte das Buch von Buntz. Der Autor signierte sein Buch, nicht ohne jedem Leser Gottes Segen zu wünschen.

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