Nördlich von Berlin, zur Gemeinde Wandlitz gehörend, birgt das Areal am Bogensee mit der ehemaligen FDJ-Hochschule “Wilhelm Pieck” und der Villa von Reichpropaganda-Minister Joseph Goebbels eine ebenso wechselvolle wie kritische Geschichte. Nach der Wiedervereinigung nutzte der Internationale Bund für Sozialarbeit (IB) bis 1998 die Gebäude. Seit über 20 Jahren steht das gesamte Areal leer und verfällt allmählich. Die zuletzt wieder sehr intensiv geführte Diskussion über die Nachnutzung hat bis heute kein Ergebnis erbracht. Der brandenburgische Landeskonservator Thomas Drachenberg hatte bereits 2023 angemahnt, dass es zur Lösung kommen müsste. Eigentümerin von Bogensee ist die Berliner Landesregierung. Und die möchte nun offenbar die denkmalgeschützten Gebäude loswerden – mit dem Bagger: Der Aufsichtsrat der Berliner Immobilienmanagement (BIM) plant offenbar Schritte zum Abriss.
Barnims Landrat Daniel Kurth (SPD) und der Wandlitzer Bürgermeister Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) setzen sich vehement für den Erhalt ein, am 22. März haben sie bei einem Termin vor Ort über das Vorhaben informiert, eingeladen hatten hierzu die Gemeinde Wandlitz sowie der Landkreis Barnim. Der Landrat machte deutlich, dass der Landkreis sich ganz klar gegen einen möglichen Abriss stelle, gerade der geschichtliche Hintergrund verpflichte das Land Berlin zum Erhalt der Gebäude. Zudem soll nun das „Abrissmoratorium für ‚Bogensee’ starten. Ziel der Unterzeichner:innen soll sein, die Diskussionen um den Erhalt und die sinnvolle Nachnutzung des Bogesee-Areals aufrechtzuerhalten. Für die Dauer von fünf Jahren dürfe es keinerlei Maßnahmen und Entscheidungen über einen Abriss geben. Ein Abriss würde die Vernichtung eines wichtigen Erinnerungsortes bedeuten. Stattdessen solle das Areal erhalten und weitergenutzt werden, etwa als “Ort der Demokratie”, des Austauschs und der Toleranz. (db, 24.3.24)
Wandlitz – Bogensee, Lektionsgebäude der Jugendhochschule “Wilhelm Pieck” (Bild: Jürgen Lindert, CC BY-SA 3.0)
