1950: Die erste und einzige Landtagswahl, bei der die SPD vor der CSU landete
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1950 war die erste und einzige Landtagswahl, bei der die SPD vor der CSU landete

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In Bayern regiert die CSU seit Jahrzehnten ohne ernsthaften Konkurrenten. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sah dies anders aus: gleich zweimal stellte die SPD den Ministerpräsidenten.

München - Es ist nicht lange her, da hielt die CSU noch die absolute Mehrheit in Bayern: Seit 1945 waren die Christsozialen im Freistaat fast durchgängig an der Macht. Mal allein regierend, mal in Koalition mit den Freien Wählern, der FDP oder anderen Juniorpartnern. Doch so unwahrscheinlich dies nach derzeitigem Stand auch klingen mag – bei der Landtagswahl 1950 gelang es der SPD zum ersten und bislang letzten Mal, die meisten Wählerstimmen für sich zu gewinnen. Und doch stellte ihr Spitzenkandidat Wilhelm Hoegner im Anschluss daran nicht den Ministerpräsidenten.

1950 lag die SPD bei der Landtagswahl in Bayern knapp vor der CSU

Die SPD erreichte bei der Landtagswahl 1950 laut dem Archiv von tagesschau.de insgesamt 28 Prozent der Wählerstimmen, die CSU 27,4 Prozent. Daraufhin bildete der knappe Wahlverlierer eine Koalition mit der SPD und dem BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten), einer reinen Flüchtlingspartei laut dem Haus der Bayerischen Geschichte (hdbg.de). Die CSU erlangte 64 Sitze im Landtag, die SPD nur 63. Im Kabinett Ehard III stellte der CSU-Politiker und Jurist Hans Ehard dann von 1950 bis 1954 zum dritten Mal in Folge den bayerischen Ministerpräsidenten.

Söder CSU Wilhelm Hoegner SPD Collage
Söder würde heute über ein solches Ergebnis staunen: 1950 schaffte es die SPD mit Wilhelm Hoegner, die CSU bei der Landtagswahl in Bayern zu besiegen. © Collage: IMAGO / Sven Simon (links) und IMAGO / Rolf Poss

Erst 1954 gelang es wiederum dem SPD-Politiker Wilhelm Hoegner, zum Chef der bayerischen Staatsregierung ernannt zu werden. Und dass, obwohl die SPD in diesem Jahr die Landtagswahl deutlich gegen die CSU verloren hatte: Sie erreichte 1954 laut tagesschau.de zwar erneut 28,1 Prozent der Wählerstimmen, die CSU jedoch 38 Prozent. Trotzdem bildete die SPD im Anschluss an die Wahl eine Viererkoalition mit GB/BHE (Gesamtdeutscher Block/BHE), FDP und BP (Bayernpartei). Das Kabinett Hoegner II blieb jedoch weniger als drei Jahre an der Macht, laut bayern.de vom 14. Dezember 1954 bis 16. Oktober 1957. Die Koalition brach nach Angaben von hdbg.de „wegen ihres Mangels an Homogenität auseinander“.

SPD-Mann Wilhelm Hoegner als Ministerpräsident in Bayern

Wie es zu solchen Wahlergebnissen im konservativ geprägten Bayern kommen konnte, lässt sich wohl nur durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren erklären. Einerseits handelte es sich beim Spitzenkandidaten Wilhelm Hoegner um einen beliebten und bekannten SPD-Politiker, der den Freistaat bereits vom September 1945 bis Dezember 1946 kurzzeitig regiert hatte. Die US-amerikanische Besatzungsmacht hatte ihn nach Ende des Zweiten Weltkriegs zwischenzeitlich zum Ministerpräsidenten ernannt, bis Ende 1946 die erste Landtagswahl in Bayern stattfand, berichtet die SPD-Fraktion des bayerischen Landtags.

Zudem kämpften Deutschland und auch Bayern 1950 mit dem Wiederaufbau: Die Menschen sehnten sich in der Nachkriegszeit nach Stabilität und gleichzeitig einem Neuanfang, wobei die politischen Verhältnisse in der jungen BRD noch nicht gefestigt waren.

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