»In den Bergen ist Freiheit. Ein wildes Leben«: Aufregende und höchst unterhaltsame Biografie von Thomas Huber erschienen
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Seit Jahrzehnten steht der Kletterer und Extrembergsteiger Thomas Huber hart am Abgrund, stets am Limit. Nun hat er seine erste Autobiografie mit dem Titel »In den Bergen ist Freiheit. Ein wildes Leben« veröffentlicht.

»In den Bergen ist Freiheit. Ein wildes Leben«: Aufregende und höchst unterhaltsame Biografie von Thomas Huber erschienen

Freiheit heißt nichts anderes, als dass man nichts zu verlieren hat: Das bestimmte vor gut 40 Jahren das Leben einer Gesellschaftsschicht, die sich durch nichts einschränken lassen wollte. Konstantin Wecker setzte dieser Hippie-Maxime noch eins drauf, wenn er sang, Freiheit heiße, vor nichts und niemandem Angst zu haben. Auch wenn die Angst der beste Freund eines Bergsteigers ist, wie es Alexander Huber in seinem hochinteressanten Buch nannte, so ist es letztlich ein ungemein wesentlicher Aspekt des Extremalpinismus, eben diese Angst zu überwinden und somit seine Freiheit auszuleben im Rahmen dessen, dass »das Können des Dürfens Maß ist«.


Vor mehr als 30 Jahren erschien ein anderes wegweisendes Buch, nämlich »Die Freiheit, aufzubrechen, wohin ich will« von Reinhold Messner – und dieser Grundgedanke bestimmt auch heute das Bergsteigen, wobei die wenigsten wissen dürften, von wem Messner ihn entliehen hatte: »Der Mensch verstehe die Freiheit, aufzubrechen, wohin er will«, das sind die letzten Zeilen eines mehr als 200 Jahre alten »Lebenslaufs«, geschrieben von Friedrich Hölderlin. Und diese Grundidee findet sich nicht nur in Thomas Hubers mitreißender Autobiografie »In den Bergen ist Freiheit«, dieses Denken hat sein bergsteigerisches Leben bestimmt und wird es auch weiterhin tun.

Thomas Hubers Bergsteigerleben begann früh, der Vater war ein begeisterter Alpinist und führte Thomas und den zwei Jahre jüngeren Alexander schon als Kinder an die Welt der Berge heran, ohne zu ahnen, in den beiden Brüdern alles das zu wecken, was die beiden später zu weltbesten Extrembergsteigern werden ließ. Ein erster Schritt hin zu dem, was die Huber-Brüder von da an bestimmen sollte, war mit 17 beziehungsweise 15 Jahren die Erstbegehung von »Rauhnachtstanz« an der Wagendrischlhorn-Südwand unter der Führung von Thomas, acht Seillängen und stellenweise im siebten Grad. Dieser Erfolg löste in den Hubers jenes Denken und jenes Freiheitsgefühl aus, das sie fortan trotz aller Schwierigkeiten im generellen Dasein bestimmen sollte und das sie in die Welt der Berge trieb, als »Stonemonkeys«, nachdem sie das erste Mal im Yosemite-Valley waren.

Thomas stellt keineswegs einzig seine alpinistischen Erfolge dar, die ja in vielerlei Hinsicht in der Tat nichts als bahnbrechend waren, ob nun die zweite Besteigung des Ogre, die Unternehmungen in Pakistan oder im Yosemite, den Shivling, die Antarktis-Kletterei oder alles Mögliche in Patagonien: Immer gibt es da auch den Bezug zur eigenen Familie und somit zu Berchtesgaden, das nach Palling sozusagen seine zweite und somit eigentliche »Hoamat« geworden war. Seine Beziehung mit Marion und den daraus resultierenden drei Kindern steht genauso im Mittelpunkt wie »End of Silence« am Feuerhörndl der Reiteralm, lange Zeit mit eine der weltweit schwierigsten alpinen Routen. Die dunklen Seiten spart Thomas nicht aus, auch nicht seine zahlreichen Verletzungen und die Krankenhausaufenthalte, es ist eben keineswegs alles Gold, was glänzt. Als Leser taucht man ein in eine Welt, die von vielen Faktoren bestimmt ist, und über denen wie ein richtungsweisendes Licht nicht nur der Begriff, sondern das Ausleben von Freiheit steht: Bergluft macht frei, hat irgendwer einmal formuliert, auch Thomas geht es immer darum, trotz aller Einschränkungen und Rückschläge dorthin aufzubrechen, wohin es ihn in der Welt der Berge zieht.

So vieles wäre anzumerken, seine Phase als Base-Jumper, die Tragödien, die er miterlebt hat, die Beziehung zu Bruder Alexander oder zur Familie, zugleich der Einfluss, den das Leben in Berchtesgaden auf ihn ausübt, zum Beispiel als »Buttnmandl«, zuletzt primär aber immer wieder das bis heute nicht erreichte Ziel, die Nordwand des Latok 1 zu erobern. Da sind aber auch seine damalige Krebserkrankung, sein spektakulärer Absturz vor ein paar Jahren am Brandlberg, der Verlust so mancher Kletterfreunde wie Hans-Jörg Auer, und dennoch immer wieder das »Kopf hoch!« und der Blick nach vorne, in seinem Sinne das Streben nach Freiheit, die in den Bergen zu finden ist.

Es ist ein faszinierendes, aufregendes und höchst unterhaltsames Buch geworden, Thomas Huber scheute auch nicht vor altbairischen Ausdrücken zurück, die oftmals schmunzeln lassen, das darf bisweilen schon auch mal derb sein. Alles endet mit seinem bislang letzten Patagonien-Trip, wie so vieles ohne Abschweife und einzig konzentriert auf das Wesentliche. Und ganz zuletzt kann man mit Hilfe seines Smartphones den QR-Code benützen und … naja, es sei nicht verraten!

Ein Hinweis: Am 4. Januar 2023 stellt Thomas Huber seine Autobiografie im Berchtesgadener Kurhaus vor: Lesung um 17.30 Uhr, Vortrag zum Inhalt des Buches um 19.30 Uhr. Bislang der einzige Buch-Abend!

Willi Schwenkmeier

Wir verlosen drei Bücher

»In den Bergen ist Freiheit. Ein wildes Leben« – So heißt das Buch von Thomas Huber. Die Bergsteigerredaktion verlost nun drei davon. Mitmachen ist dabei ganz einfach: Schicken Sie eine Postkarte an die Bergsteigerredaktion, Marienstraße 12, 83278 Traunstein mit dem Stichwort »Freiheit«. Sie können uns aber auch eine E-Mail an gewinnspiel(at)traunsteiner-tagblatt.de mit dem Betreff »Freiheit« schicken. Geben Sie bitte in beiden Fällen Ihren Namen, Ihre Adresse und eine Telefonnummer an. Die Bücher werden unter allen Teilnehmern ausgelost. Im Fall eines Gewinns werden Sie telefonisch benachrichtigt. Der Teilnehmer erklärt sich auch damit einverstanden, dass sein Name im Fall eines Gewinns veröffentlicht wird. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung finden Sie auf unserer Internetseite. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmeschluss ist am Dienstag, 27. Dezember.

Thomas Huber: »In den Bergen ist Freiheit. Ein wildes Leben«; Malik Verlag (Piper), München; ISBN 978-3-89029-521-3.