Februar 1933 - Was geschah im Februar des Jahres 1933?Ereignisse nach Monat und Jahr – Chroniknet

Was geschah im Februar 1933

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Wetterstationen Februar 1933

1.2.1933, Mittwoch

Reichspräsident Paul von Hindenburg ordnet die Auflösung des Reichstages und die Abhaltung von Neuwahlen am 5. März 1933 an.

Reichswehrminister Werner von Blomberg versichert der Truppe, dass er die Reichswehr als ein “überparteiliches Machtmittel des Staates” erhalten wolle.

Am Abend spricht Adolf Hitler erstmals im Rundfunk und verliest den Aufruf der Reichsregierung an das Volk.

2.2.1933, Donnerstag

Unter den Berliner Premierengästen des Ufa-Films “Morgenrot” von Gustav Ucicky, mit Rudolf Forster und Adele Sandrock in den Hauptrollen, ist Reichskanzler Adolf Hitler.

Am Jahrestag der Eröffnung der ersten Abrüstungskonferenz in Genf (2. – 24. 2. 1932) tagt in Anwesenheit von Vertretern aller 64 Staaten der Hauptausschuss unter Vorsitz des Briten Arthur Henderson.

Der kommissarische preußische Innenminister Hermann Göring (NSDAP) verbietet Demonstrationen der KPD in Preußen. Die NSDAP-regierten Länder Thüringen, Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin und Oldenburg folgen dieser Maßnahme.

Auf Vorschlag der Reichsregierung ändert Reichspräsident Paul von Hindenburg das Reichswahlgesetz ab. So müssen Parteien, die nicht im Reichstag vertreten sind, statt 500 nunmehr 60 000 Stimmen beibringen, damit ihr Kreiswahlvorschlag berücksichtigt wird.

Die SPD veröffentlicht ihren Wahlaufruf und fordert u.a. die Enteignung der Großgrundbesitzer und der Schwerindustrie sowie den Aufbau einer sozialistischen Plan- und Bedarfsdeckungswirtschaft. Am folgenden Tag wird die Herausgabe des Zentralorgans “Vorwärts” für vier Tage wegen des Abdrucks dieses Wahlaufrufes untersagt.

Vor dem Reichsrat erklärt Reichskanzler Adolf Hitler, er wolle die Länder als die “historischen Bausteine” des deutschen Reiches erhalten und strebe keine Zentralisierung um jeden Preis an.

3.2.1933, Freitag

In Berlin informiert Reichskanzler Adolf Hitler die Befehlshaber von Heer und Marine über seine Ziele.

In Genf endet die am 24. Januar eröffnete 70. Tagung des Völkerbundrates in dessen Verlauf u.a. ohne Ergebnis über die deutschen Beschwerden wegen einer Benachteiligung der Oberschlesiendeutschen durch die polnische Agrarreform diskutiert wurde.

4.2.1933, Samstag

In Chamonix (Frankreich) verbietet der internationale Bob-Verband (FIBT) das Bobfahren für Frauen sowie das Anwärmen der Kufen.

Das rumänische Parlament billigt ein Ermächtigungsgesetz, das der Regierung erlaubt, nach eigenem Ermessen einen zeitlich begrenzten Ausnahmezustand zu verhängen. Es wird am 7. Februar nach Protesten von Studenten und Arbeitern gegen die Regierung erstmals angewandt.

Der preußische Landtag lehnt mit 214 gegen 196 Stimmen den Antrag der NSDAP-Fraktion auf Selbstauflösung ab. Dagegen werden die Gemeindeparlamente von der kommissarischen preußischen Regierung für aufgelöst erklärt. Für den 12. März werden Neuwahlen angesetzt.

Franz von Papen, der Reichskommissar für Preußen, ernennt zu seinen Stellvertretern für den Bereich Wirtschaft und Landwirtschaft Reichsminister Alfred Hugenberg (DNVP) und für den Bereich Bildung und Wissenschaft Bernhard Rust (NSDAP).

Reichspräsident Paul von Hindenburg erlässt die Notverordnung “zum Schutze des deutschen Volkes”. Sie schränkt die Meinungsfreiheit erheblich ein.

5.2.1933, Sonntag

Auf einer Sitzung des SPD-Parteivorstandes mit Vertretern des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes plädiert der “Vorwärts”-Chefredakteur Friedrich Stampfer vergeblich für ein Kooperationsangebot an die KPD.

Bei politischen Auseinandersetzungen im Reichsgebiet sterben fünf Menschen, darunter der SPD-Bürgermeister von Staßfurt, Hermann Kasten, den ein 17-Jähriger NSDAP-Anhänger ermordet.

In Niederländisch-Indien (ab 1949 Indonesien) kapern einheimische Matrosen den niederländischen Panzerkreuzer “Zeven Provincien”.

6.2.1933, Montag

Reichspräsident Paul von Hindenburg überträgt durch eine Notverordnung die Rechte der preußischen Regierung auf den Reichskommissar für Preußen, Franz von Papen, und seine Beauftragten.

7.2.1933, Dienstag

Der hessische Landtag lehnt gegen die Stimmen der Rechtsparteien eine Auflösung des Parlaments und der Kommunalvertretungen sowie die Herabsetzung der Zahl der Landtagsmandate ab.

Der aus den Wahlen am 15. Januar hervorgegangene Landtag von Lippe wählt eine NSDAP-Regierung unter Präsident Ernst Krappe.

Auf einer Tagung des Zentralkomitees der KPD im Lokal Sporthaus Ziegenhals in Niederlehme (Kreis Königs Wusterhausen) propagiert der Parteivorsitzende Ernst Thälmann vor den rund 40 Teilnehmern den Sturz der Hitler-Regierung durch außerparlamentarische Massenaktionen.

Unter Hinweis auf die Notverordnungen, die die Versammlungs- und Pressefreiheit weiter einschränken, erklärt Otto Wels, einer der drei SPD-Vorsitzenden, vor rund 200 000 Anhängern der Eisernen Front im Berliner Lustgarten, nur schwache Regierungen regierten mit Gewalt und ruft zu Disziplin und Geschlossenheit auf.

8.2.1933, Mittwoch

Der bayerische Landtag billigt mit den Stimmen der Fraktionen von SPD und NSDAP einen NSDAP-Antrag, der die bayerische Staatsregierung zu einer Aufsicht über die Geschäftsführung der in Bayern tätigen Großbanken auffordert.

Als erste außenwirtschaftliche Maßnahme der neuen Reichsregierung werden die Einfuhrzölle für Lebendvieh, Frischfleisch und Schmalz erhöht.

9.2.1933, Donnerstag

Die Deutsche Volkspartei, der Christlich-Soziale Volksdienst und die Deutsche Bauernpartei vereinbaren eine gemeinsame Reichstagswahlliste. Vergeblich hat sich Vizekanzler Franz von Papen bemüht, einen Wahlblock der bürgerlichen Rechten zu bilden.

10.2.1933, Freitag

In München spricht Thomas Mann über “Leiden und Größe Richard Wagners”.

Eine Explosion im Neunkirchener Eisenwerk vorm. Gebrüder Stumm zerstört Teile der Stadt Neunkirchen im Saargebiet.

Mit einer Rede im Berliner Sportpalast eröffnet Adolf Hitler den Wahlkampf der NSDAP.

11.2.1933, Samstag

Der kommissarische preußische Kultusminister, Bernhard Rust (NSDAP), beruft den Weimarer Generalintendanten Franz Ulbrich zum Leiter des Berliner Staatlichen Schauspielhauses. Erster Dramaturg wird der Schriftsteller Hanns Johst.

Die “Illustrated London News” berichtet über die Ergebnisse der Ausgrabungsarbeiten in der altpersischen Metropole Persepolis.

Mit Reichswirtschaftsminister Alfred Hugenberg als Hauptredner veranstaltet die am Vortag gegründete Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (DNVP und Stahlhelm) eine Großveranstaltung im Berliner Sportpalast.

In Berlin eröffnet Reichskanzler Adolf Hitler die Internationale Auto- und Motorrad-Ausstellung, auf der 350 Autos und 100 Motorräder gezeigt werden. Er kündigt die staatliche Förderung der Automobilindustrie an.

12.2.1933, Sonntag

Bei den zweitägigen Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften der Damen in Stockholm siegt Sonja Henie aus Norwegen überlegen vor der Schwedin Vivi-Anne Hultén und der Österreicherin Hilde Holovsky. Das Paarlaufen am 12. Februar gewinnen Emilie Rotter/Laszlo Szollas (Ungarn) knapp vor Idi Papetz/Karl Zwack aus Österreich.

Die französische Fußballnationalelf unterliegt Österreich in Paris 0:4 (0:0).

Mit der Aufführung von Richard Wagners “Tannhäuser” dirigiert Otto Klemperer zum letzten Mal in der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Er muss wegen seiner jüdischen Abstammung als Generalmusikdirektor abtreten.

Im Beisein von Reichskanzler Adolf Hitler wird in Leipzig des 50. Todestages von Richard Wagner gedacht.

In Eisleben richten über 500 SA-Leute bei einer Veranstaltung der Roten Hilfe ein Blutbad an. Die Kämpfe fordern vier Tote und zahlreiche Schwerverletzte.

Der Chefredakteur des SPD-Parteiorgans “Vorwärts”, Friedrich Stampfer, fordert die KPD zu einem Nichtangriffspakt beider Parteien auf.

13.2.1933, Montag

Der kommissarische preußische Innenminister Hermann Göring (NSDAP) beurlaubt eine Reihe von Regierungspräsidenten, Polizeipräsidenten und höheren Polizeiführern. Seit dem “Preußen-Putsch” vom 20. Juli 1932 sind sieben der elf Oberpräsidenten, 15 der 33 Regierungspräsidenten und 24 von 35 Polizeipräsidenten beurlaubt worden. Unter den Oberpräsidenten ist kein Sozialdemokrat mehr.

Vor 5000 Funktionären der Eisernen Front in Berlin erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, Peter Graßmann, die Gewerkschaften nähmen den Kampf gegen die Reichsregierung auf.

In Innsbruck enden die am 6. Februar begonnenen Internationalen Meisterschaften des Ski-Weltverbandes FIS. Die alpinen Skisportler ermitteln je drei Weltmeister bei den Damen und Herren, während in den fünf nordischen Disziplinen nur Männer startberechtigt sind.

14.2.1933, Dienstag

Vier Tage nach einer K. o.-Niederlage gegen den Italiener Primo Carnera in New York stirbt der US-amerikanische Boxer Ernie Schaaf an Gehirnblutung.

In Hamburg scheitert eine Neubildung des Senats an der Weigerung der Hamburger Staatspartei, der NSDAP die Ämter des Ersten Bürgermeisters und des Polizeiherrn zu überlassen.

15.2.1933, Mittwoch

Heinrich Mann und Käthe Kollwitz legen die Führung der Sektion für Dichtkunst in der preußischen Akademie der Künste nieder. Der Theaterkritiker Alfred Kerr, Präsident des deutschen PEN-Clubs, geht ins Exil.

Im Bay Front Park in Miami (US-Bundesstaat Florida) verübt der 33-Jährige arbeitslose italienische Maurer Giuseppe Zingara ein Revolverattentat auf den designierten US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt.

Hans Bredow, seit 1926 Reichsrundfunkkommissar, tritt zurück. Anlass sind die Entlassungen von republikanischen Rundfunkmitarbeitern. Zugleich wird amtlich dementiert, dass NSDAP-Reichsorganisationsleiter Joseph Goebbels als “Leiter einer Reichspropagandastelle” ins Kabinett eintreten soll.

Aufgrund eines durchgeschnittenen Übertragungskabels muss die Sendung des Südfunks von einer Wahlrede Adolf Hitlers in der Stuttgarter Stadthalle unterbrochen werden.

In der bayerischen Gesandtschaft in Berlin beschließen die Länder-Regierungschefs, zur Preußenfrage nicht Stellung zu nehmen. Am 7. Februar hatte die alte preußische Staatsregierung Otto Braun/Carl Severing (SPD) beim Staatsgerichtshof Klage gegen die Übertragung ihrer Rechte an den Reichskommissar für Preußen erhoben.

16.2.1933, Donnerstag

Im Reichsrat verwahrt sich Bayern gegen die Teilnahme des Reichskommissars für Preußen, Franz von Papen. Die Länderkammer billigt mit 39 gegen 26 Stimmen den Antrag Bayerns, bis zu einer Gerichtsentscheidung über die Rechtmäßigkeit der Kommissariatsregierung in Preußen die Beratungen auf besonders dringliche Fälle zu beschränken.

Die Regierung von Braunschweig entlässt Adolf Hitler auf dessen Wunsch mit sofortiger Wirkung vom Amt des Regierungsrates des Landeskultur- und Vermessungsamtes. Am 25. Februar 1932 war Hitler formell braunschweigischer Beamter und damit Bürger des Deutschen Reiches geworden.

In Genf erneuern die Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien die seit 1921 bestehende Kleine Entente.

17.2.1933, Freitag

Der deutsche Schriftsteller Oskar Maria Graf fährt zu einer Vortragstournee nach Wien und kehrt anschließend nicht mehr ins Deutsche Reich zurück.

Der kommissarische Innenminister von Preußen, Hermann Göring (NSDAP), fordert von der Polizei die Tolerierung aller Übergriffe von SA und Stahlhelm.

18.2.1933, Samstag

In Königsberg erwirken die SPD-Politiker Otto Braun und Carl Severing eine einstweilige Verfügung gegen ein NSDAP-Wahlplakat, auf dem ihnen u.a. vorgeworfen wird, sie hätten als preußische Regierungsmitglieder zwei Mio. Reichsmark veruntreut.

Bei seiner ersten Rede im Reichstagswahlkampf weist der ehemalige Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum) in Würzburg den Vorwurf der NSDAP zurück, sie habe von den früheren Regierungen einen Trümmerhaufen übernehmen müssen.

19.2.1933, Sonntag

Der Wiener Karl Schäfer wird in Zürich Eiskunstlauf-Weltmeister vor dem Berliner Ernst Baier.

Eine von rund 900 Gästen und 100 Journalisten besuchte Veranstaltung zum Thema “Das freie Wort” in der Berliner Krolloper wird polizeilich aufgelöst.

Heinrich Mann trifft nach seiner Flucht aus Deutschland bei seinem Bruder Thomas in Paris ein.

Der ehemalige Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum) erreicht vom kommissarischen preußischen Innenminister Hermann Göring die Rücknahme des Erscheinungsverbots der Zentrumspresse. Rund 600 Zeitungen konnten wegen Abdrucks des Wahlaufrufs der katholischen Verbände ab dem 18. Februar nicht erscheinen.

Mit einem Aufmarsch im Lustgarten endet in Berlin die letzte zweitägige Bundesgeneralversammlung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Die Versammelten gedenken der für die Republik gefallenen Mitglieder und der über 3475 Reichsbannerleute, die von Gerichten zu Strafen von insgesamt 2597 Monaten Gefängnis und 509 Monaten Zuchthaus verurteilt wurden.

20.2.1933, Montag

In Berlin spricht Reichskanzler Adolf Hitler vor führenden Industriellen über seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen.

Auf einer Veranstaltung der Bayerischen Volkspartei in Kaiserslautern kommt es zu Zusammenstößen zwischen der SA und Zentrumsanhängern. Der Hauptredner, der ehemalige Reichskanzler Heinrich Brüning, wird danach unter Polizeischutz aus der Stadt geleitet.

21.2.1933, Dienstag

Die NS-Tageszeitung “Westdeutscher Beobachter” kritisiert die Weigerung des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer (Zentrum), am Tag des Besuchs von Adolf Hitler in Köln (19. 2.) die Rheinbeleuchtung einschalten zu lassen und erklärt, dass “solche Herausforderungen sich in Zukunft rächen werden”.

Die Berliner “Vossische Zeitung” veröffentlicht einen Brief Friedrich Eberts, des ältesten Sohnes des ersten Reichspräsidenten, an Paul von Hindenburg. Darin protestiert Ebert gegen die Behauptung der NSDAP, 14 Jahre Marxismus hätten Deutschland ruiniert.

In Krefeld wird eine Zentrumsveranstaltung mit dem früheren Reichsarbeitsminister Adam Stegerwald als Hauptredner durch die SA gestört. Dabei wird Stegerwald tätlich angegriffen.

22.2.1933, Mittwoch

Der kommissarische preußische Innenminister Hermann Göring (NSDAP) ordnet die Bildung einer Hilfspolizei an, die sich vornehmlich aus SA, SS und Stahlhelm rekrutiert.

Der Reichsminister des Innern, Wilhelm Frick (NSDAP), verbietet in Sachsen bis auf weiteres alle Kundgebungen der KPD unter freiem Himmel.

Der kommissarische preußische Kultusminister, Bernhard Rust (NSDAP), führt ab Ostern 1933 in den Berufs- und Fortbildungsschulen des Landes den Religionsunterricht ein und ordnet den Abbau der nicht-konfessionellen Schulen an.

In Daytona Beach fährt der britische Automobil-Rennfahrer Sir Malcolm Campbell mit seinem “Blue Bird II” mit 435,517 km/h Weltrekord für Landfahrzeuge.

23.2.1933, Donnerstag

Vor Beginn einer SPD-Veranstaltung mit dem Reichstagsabgeordneten Philipp Scheidemann kommt es in Essen zu schweren Ausschreitungen von SA und SS. Die Veranstaltung wird darauf vom Essener Polizeipräsidenten verboten.

Nach einer Durchsuchung des Karl-Liebknecht-Hauses, Sitz der KPD-Leitung am Bülowplatz in Berlin, werden das Haus und die darin befindliche Druckerei polizeilich besetzt und bis auf weiteres geschlossen.

Auf der letzten KPD-Kundgebung in Berlin, die von der Polizei vorzeitig aufgelöst wird, fordert Wilhelm Pieck eine “Einheitsfront” der Tat, lehnt jedoch einen “Nichtangriffspakt” mit der SPD wegen ihres angeblichen “Sozialfaschismus” ab.

24.2.1933, Freitag

Mit Hinweis auf die vielen gewaltsamen Störungen seiner Kundgebungen durch die SA lehnt der frühere Berliner Polizeipräsident Albert Grzesinski ein Auftreten bei SPD-Kundgebungen in Dortmund, Frankfurt am Main, Altona und Kiel ab.

25.2.1933, Samstag

Die “Gewerkschaftszeitung” veröffentlicht einen Brief des stellvertretenden ADGB-Vorsitzenden Peter Graßmann an Reichspräsident Paul von Hindenburg mit der Bitte um Aufhebung des Göring-Erlasses vom 17. Februar.

In Newport News (US-Bundesstaat Virginia) läuft der erste US-Flugzeugträger, die U.S.S. “Ranger”, vom Stapel.

26.2.1933, Sonntag

Sieger der am 20. Februar begonnenen Eishockey-Weltmeisterschaft in Prag werden erstmals die USA, die Kanada in der Verlängerung 2:1 bezwingen.

Mit einer Doppelnummer unter dem Datum 26./27. Februar erscheint die letzte legale Ausgabe des KPD-Zentralorgans “Die Rote Fahne”. Ab März wird sie – zunächst in Berlin, später im Ausland – dreimal monatlich herausgebracht.

27.2.1933, Montag

In der Comédie des Champs Elysées in Paris wird durch Louis Jouvet die Komödie “lntermezzo” von Jean Giraudoux uraufgeführt.

In den deutschen Karnevalshochburgen feiern Zehntausende von Narren und Närrinnen die traditionellen Rosenmontagszüge. Die politischen Umwälzungen im Deutschen Reich scheinen dem Frohsinn keinen Abbruch zu tun.

Auf einer Zentrumskundgebung in Frankfurt am Main weist Fritz Schäffer, Vorsitzender der Bayerischen Volkspartei, Drohungen der NSDAP gegen die Eigenständigkeit Bayerns zurück.

Eine SPD-Veranstaltung im Berliner Sportpalast mit “Vorwärts”-Chefredakteur Friedrich Stampfer als Hauptredner zum Gedenken an den am 14. März 1883 verstorbenen Karl Marx wird von der Polizei aufgelöst.

Der Berliner SPD-Stadtrat Kurt Löwenstein, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde, wird von SA-Leuten schwer misshandelt.

Das Berliner Reichstagsgebäude wird durch Brandstiftung zum Teil zerstört. Als Täter wird der Niederländer Marinus von der Lubbe verhaftet. In der gleichen Nacht werden viele hundert NSDAP-Gegner inhaftiert.

28.2.1933, Dienstag

Reichspräsident Paul von Hindenburg unterzeichnet die Notverordnungen “zum Schutz von Volk und Staat” und gegen “Verrat am deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe”. Sie setzen viele Grundrechte außer Kraft.

Der preußische Innenminister Hermann Göring (NSDAP) verbietet das Erscheinen der SPD-Presse in Preußen für die Dauer von zwei Wochen.

Der KPD-Funktionär Willi Münzenberg flieht nach Paris. Bertolt Brecht flieht mit seiner Frau, Helene Weigel, und seinem Sohn Stefan zunächst nach Prag.

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