Orgelwerke auf dem Akkordeon
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Orgelwerke auf dem Akkordeon

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In die Musik versunken: Daniela Werner. Foto: Schultz © Schultz

Gießen (hsch). In der jüngsten Ausgabe der Reihe »Himmelhoch frizzante« sprudelte es in der Johanneskirche tatsächlich. Im kammermusikalischen Format gastieren dort regelmäßig Musiker im Seitenraum der Kirche, ein bisschen abseits, und dennoch mittendrin. Jetzt war Regionalkantorin Daniele Wagner auf dem Akkordeon an der Reihe. Sie musizierte nicht nur Werke von Tango-König Astor Piazzolla, sondern auch Titel, die für die Orgel gedacht waren, etwa von Léon Boëllmann, Hans Brehme und Adam Volpi.

Werner begann mit Boëllmanns »Introduktion«, einem Choral aus der Suite gothique op.25. Mit mächtigem Klang setzte sich das Instrument mühelos in Szene, in der leichten Abgeschiedenheit des Seitenraums war das ein strahlend schöner Klang. Exzellent schmiegte sie den jeweiligen Ausklang in den fast diskret sich hinzugesellenden mächtigen Hall der Kirche - das wurde eins.

Piazzollas »Fracanapa« wollte sie »nicht zu schnell spielen, damit er Ihnen nicht um die Ohren fliegt«. Das klang dann zwar schwungvoll, aber mit attraktiven verhaltenen Phasen, die teils sogar versunken wirkten. Ein kleines Glanzlicht war der wunderbar unverhoffte, fast lakonische kleine Abschluss.

Brehmes Präludium aus der Suite op. 40 erklang gemessen und in den Bässen mit einem deutlichem Orgelanklang - schließlich beherrscht Werner beide Instrumente. Sie musizierte mit herausragender Transparenz und stimmiger Dramaturgie; ein Glanzlicht.

Natürlich stand auch Piazzollas »Oblivion« auf dem Programm, 1984 für den Film »Heinrich IV«. des italienischen Regisseurs Marco Bellocchio komponiert. Mit ihrer gedehnten, lyrischen und einfallsreichen Einleitung berührte Wehners Umsetzung die Zuhörer in der fast leeren Kirche mit ihrer tiefen Melancholie und dem andächtigem Duktus - geradezu meditativ.

Volpis »Preludio« enthält kleine tänzerische Elemente, auch hier schwang wieder deutlich die Orgel mit. Piazzollas »Adios Nonino«, der Abschied vom Vater, kam eher flink und flott daher, definitiv kraftvoll und tanzbar, aber auch mit besinnlichen Momenten; ein abwechslungsreiches Werk. Schließlich war Piazollas »Libertango« zu genießen, ein Evergreen mit interessanten Klangphasen.

Als Zugabe gab’s ein kleines Schmankerl: »La cumparsita«, ein Tango, wie man ihn schon mal gehört hat. Sehr sprudelig, mit typischen Läufen. Der kalkulierte Stimmungsaufheller wirkte da gegenüber dem Hauptprogramm schon fast banal. Sehr starker, anhaltender Beifall belohnte schließlich ein besonderes Konzert.

Fortgesetzt wird die Reihe am Mittwoch, 8. Mai, um 18.30 Uhr mit dem Trio D’Accord.

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