Generalfeldmarschall Walther von Reichenau - Lexikon der Wehrmacht

von Reichenau, Walter Gustav Karl August Ernst

 

* 8. Oktober 1884, Karlsruhe

� 17. Januar 1942, zwischen Lemberg und Leipzig

 

Walther von Reichenau trat am 14. M�rz 1903 nach seinem Abitur am k�niglichen Gymnasium D�sseldorf als Fahnenjunker in die K�niglich Preu�ische Armee ein. Der Sohn vom sp�teren Generalleutnant Ernst August Friedrich Ludwig Nikolaus Wilhelm von Reichenau, ein bekannter Artillerist und Ballistiker, und seiner Ehefrau Elisabeth Bernhardine, geborene Greve, kam dabei zum 1. Garde-Feldartillerie-Regiment nach Berlin. Am 18. Oktober 1903 wurde er zum F�hnrich bef�rdert. Nach dem Besuch der Kriegsschule Metz wurde er beim 1. Garde-Feldartillerie-Regiment am 18. August 1904 zum Leutnant bef�rdert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 19. August 1903 festgelegt. Als solcher wurde er jetzt als Batterieoffizier in der 4. Batterie seines Regiments eingesetzt. Im Fr�hjahr 1906, 1907 und 1908 geh�rte er dann als Batterieoffizier zur 6. Batterie vom 1. Garde-Feldartillerie-Regiment in Berlin. Der extrem sportliche Offizier engagiert sich neben seinem Dienst stark in der Welt des Sports. Ihn verband viel mit dem Berliner Sport-Club (BSC), dessen Offiziersabteilung er mitbegr�ndet hatte. Er war sowohl in der Leichtathletik, im Tennis, im Reiten, im Boxen und beim Fu�ball aktiv und teilweise auch sehr erfolgreich. Er hielt zum Beispiel den Rekord im Diskuswurf bei den Offizieren. Im Winter 1909/10 wurde er als Nachfolger von Leutnant von Brauchitsch zum Adjutant der I. Abteilung vom 1. Garde-Feldartillerie-Regiment in Berlin ernannt. Anfang 1910 besuchte er S�damerika und rettete am Rio de la Plata einen Menschen vor dem Ertrinken. 1911 organisierte er eine Fu�ballmeisterschaft im Gardekorps. Von Oktober 1911 bis Juli 1914 wurde er gemeinsam mit seinem Regimentskameraden Graf von Westarp, der dies bereits ein Jahr fr�her erreichte, zur Generalstabsausbildung an die Kriegsakademie kommandiert. Sein Nachfolger als Abteilungsadjutant wurde Leutnant Georg Graf zu Stolberg-Stolberg. Am 18. August 1912 wurde er an der Kriegsakademie zum Oberleutnant bef�rdert. Er entwickelte gemeinsam mit Carl Diem das Konzept des Deutschen Sportabzeichens. Dieses damals als Auszeichnung f�r vielf�ltige Leistung auf dem Gebiet der Leibes�bungen bezeichneten Orden erh�lt er als einer der ersten Ausgezeichneten. Zur Vorbereitung der f�r 1916 in Berlin vorgesehenen Olympiade unternimmt er 1913 mit Dr. Carl Diem und weiteren Teilnehmern des Nationalen Olympischen Komitees eine Studienreise in die USA. Im Mai 1914 am DFB-Bundestag in Magdeburg teil. Im Juli 1914 wurde er zum 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1 nach Danzig-Langfuhr kommandiert. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde er Anfang August 1914 als Regimentsadjutant dem 1. Garde-Reserve-Feldartillerie-Regiment zugeteilt. Am 28. November 1914 wurde er zum Hauptmann bef�rdert. Im Dezember 1914 wurde er als solcher zum F�hrer der 1. Batterie vom 1. Garde-Reserve-Feldartillerie-Regiment ernannt. Ab April 1915 wurde er in den Generalstab der 47. Reserve-Division kommandiert. Ab Juli 1915 wurde er dann in den Generalstab des Feldheeres versetzt. Ende 1915 wurde er dabei als 2. Generalstabsoffizier (Ib) bei der 47. Reserve-Division eingesetzt. 1917 wurde er im  Generalstab der 119. Infanterie-Division an der Westfront eingesetzt. Anfang Mai 1918 wurde er als 1. Generalstabsoffizier (Ia) bei der 7. Kavallerie-Division eingesetzt. Durch Umbenennung der Division wurde er am 14. Mai 1918 zum Ia der 7. Kavallerie-Sch�tzen-Division. Mit dieser wurde er ausschlie�lich an der Westfront eingesetzt. Im Krieg wurde er neben dem Ritterkreuz des K�niglichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern, beiden Eisernen Kreuzen auch mit weiteren Orden ausgezeichnet. Nach Ende des 1. Weltkrieges wurde er an Ende November 1918 noch im Generalstab vom Grenzschutz S�d in Breslau eingesetzt. Am 3. April 1919 heiratet er die mehr als zehn Jahre j�ngere Alexandrine Charlotte Marie Gr�fin von Maltzan, Freiin zu Wartenberg und Penzlin auf Schlo� Militsch und stieg damit in die h�chsten Kreise der schlesischen Aristokratie auf. Am 1. Mai 1919 starb sein Vater in D�sseldorf. Ab Mitte August 1919 geh�rte er dann zum Generalstab vom Grenzschutz Ost bei der Kommandostelle Kolberg. Am 1. Oktober 1919 wurde er dann in das vorl�ufige Reichsheer �bernommen. Dabei wurde er anfangs im Generalstab vom Wehrkreiskommando VI eingesetzt. Diesem geh�rte er auch noch bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr Mitte Mai 1920 an. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann am 1. Oktober 1920 beim Stab vom Artillerief�hrer VI in M�nster eingesetzt. Im Jahr 1921 wurde sein Sohn Karl Friedrich von Reichenau geboren, der im zweiten Weltkrieg als Leutnant bei der Panzertruppe diente. Am 1. Oktober 1921 wurde er zu einem der Bataillonsst�be vom 18. Infanterie-Regiment versetzt. Kurz darauf wurde er zum Chef der 8. (MG) Kompanie des II. (Preu�.) Bataillons vom 18. Infanterie-Regiment in M�nster ernannt. Nach etwa zwei Jahren gab er diese Kompanie an Hauptmann Karl von Beeren ab. Am 1. Oktober 1924 wurde er dann in den Generalstab der 3. Division der Reichswehr nach Berlin versetzt. Dort wurde er am 1. Juni 1924 auch zum Major bef�rdert, wobei das Randienstalter auf den 1. Juli 1923 festgesetzt wurde. 1925 wurde sein Sohn Joachim von Reichenau geboren. Am 1. Oktober 1926 wurde er dann f�r ein Jahr zum Stab vom Gruppenkommando 1 ebenfalls in Berlin versetzt. Am 1. Oktober 1927 �bernahm er als Nachfolger von Oberstleutnant Friedrich Thon als Kommandeur die 5. Nachrichten-Abteilung in Stuttgart-Canstatt. Am 25. Juni 1928 wurde sein Tochter Erika von Reichenau geboren. In seiner Funktion als Abteilungskommandeur wurde er am 1. April 1929 zum Oberstleutnant bef�rdert. Am 30. September 1929 �bergab er sein Kommando an Major Percy Baron von Ascheberg. Am 1. Oktober 1929 wurde er dann daf�r in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin versetzt. Dort wurde er als Chef des Stabes bei der Inspektion der Nachrichtentruppen (In 7) eingesetzt, er �bernahm als Nachfolger von Oberst Franz von Roques f�r Major Gerhard Dohne, der diese Rolle vertreten hatte. Am 31. Januar 1931 �bergab er seine Funktion an Oberstleutnant Schmidt. Am 1. Februar 1931 wurde er dann als Nachfolger von Oberst Erich von Bonin zum Chef des Stabes der 1. Division der Reichswehr in K�nigsberg ernannt. Sein Vorgesetzter war jetzt Generalleutnant Werner von Blomberg, der in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen sollte. Als solcher wurde er am 1. Februar 1932 zum Oberst bef�rdert. Bereits im April 1932 bem�hte er sich um ein privates Gespr�ch mit Adolf Hitler, was durch seinen Onkel Friedrich von Reichenau, dem Pr�sident des Vereins f�r das Volkstum im Ausland und Gesandten a.D., vermittelt wurde, der damals Kandidat f�r die Reichspr�sidentschaft war. 1932 wurde seine Tochter Britta von Reichenau geboren. Beim Grenzschutz von Ostpreu�en hatte er viele Ber�hrungspunkte zur SA. �ber den evangelischen Wehrkreispfarrer in K�nigsberg, Ludwig M�ller, dem sp�teren Reichsbischoff, kn�pfte er noch vor der Machtergreifung weitere Kontakte zur NSDAP. Am 4. Dezember 1932 hatte Hitler in einem Brief an von Reichenau Deutschland �mitten in einer neuen Einkreisungspolitik� Frankreichs gew�hnt, ein kommendes B�ndnis zwischen Frankreich und der Sowjetunion vorausgesagt und einen Pr�ventivkrieg Frankreichs gegen Deutschland gef�rchtet. Am 24. Januar 1933 erfolgt in der Gr�ndungssitzung des Organisationskomitees f�r die XI. Olympischen Spiele in Berlin seine Ernennung zum Mitglied des Pr�sidiums. Direkt mit der Machtergreifung Hitlers begann seine Karriere noch einmal richtig Fahrt auf zu nehmen. Am 31. Januar 1933 wurde er durch Oberst Erich Hoepner abgel�st. Er wurde daf�r am 1. Februar 1933 vom neuen Reichswehrminister General der Infanterie Werner von Blomberg als Nachfolger von Generalmajor Ferdinand von Bredow zum Chef des Ministeramts im Reichswehrministerium ernannt. Eigentlich wollte ihn Hitler gerne als Chef der Heeresleitung einsetzen, was aber am Widerspruch des �lteren Offizierskorps scheiterte, wodurch General der Artillerie Werner Freiherr von Fritsch den Vorzug erhielt. Bei seinem Dienstantritt wird er mit den Worten zitiert: "Niemals war die Wehrmacht identischer mit dem Staat als heute". Am 1. Juli 1933 nahm er an einer Konferenz aller SA- und SS-F�hrer vom Standartenf�hrer aufw�rts im Hotel Luisenbad in Bad Reichenhall teil. Dabei ging es um die st�rkere Integration der SA und SS in die vormilit�rische Ausbildung der deutschen Jugend. Dabei legte er Pl�ne f�r einen Wehrstaat vor, in dem die gesamte Jugend in Wehrsport, vormilit�rischer Ausbildung und Wehrpflicht milit�risch gedrillt werden sollte. In diesem Konzept sollte die SA die gesamte Rekrutenausbildung �bernehmen. Er handelte mit dem damaligen SA-Chef Ernst R�hm aus, dass seine Organisation das Reichskuratorium f�r Jugendert�chtigung �bernehmen sollte, eine bereits 1932 gegr�ndete Tarnorganisation zur Aufr�stung. Sie sollte k�nftig dem SA-Obergruppenf�hrer Friedrich-Wilhelm Kr�ger, Chef des Ausbildungswesen (AW) innerhalb des F�hrungsstabes der SA, unterstehen. Mit diesem Konzept brach Reichenau mit der traditionellen Vorstellung vom Milit�r als Schule der Nation. Die k�nftige Reichswehr stellte er sich viel mehr als Organisation der bewaffneten Spezialisten der Kriegf�hrung vor. Ende August 1933 erfolgt in der Gr�ndungssitzung des Organisationskomitees f�r die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen und erneut wird er Mitglied des Pr�sidiums. Die SA-freundliche Haltung Reichenaus zeigte sich auch in seiner Weisung vom Oktober 1933 an die Wehrkreiskommandos, die Interessen der SA m�glichst zu ber�cksichtigen. Am 18. Januar 1934 wurde er zum Generalmajor bef�rdert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Januar 1934 festgelegt. Am 1. Februar 1934 wurde er dann durch die Umbenennung seiner Dienststelle zum Chef des Wehrmachtsamt (WA) im Reichswehrministerium ernannt. In diesem Moment geriet er in Konflikt mit SA-Chef R�hm, der nach seiner Meinung die die Kompetenz f�r Mobilmachung und Kriegf�hrung f�r seine Truppe zu verlangen schien und der Reichswehr nur mehr die milit�rische Ausbildung �berlassen wollte. Damit schien die Monopolstellung der Reichswehr als einzigem Waffentr�ger der Nation bedroht. Ursache daf�r war eine von R�hm am 1. Februar 1934 dem Reichswehrminister Werner von Blomberg �bersandte Denkschrift. Danach stellte Blomberg bei einer Befehlshaberbesprechung fest, der Versuch einer Einigung mit der SA sei gescheitert und erteilte Reichswehrdienststellen den Auftrag, Material gegen die SA zu sammeln. Am 27. Juni 1934 dr�ngte Reichenau gemeinsam mit Blomberg Hitler zum Handeln zur Entmachtung der SA und der konservativen Eliten um den ehemaligen Vizekanzler Franz von Papen, die einer v�lligen Machteroberung der Nationalsozialisten noch im Wege standen. Als von Papen um eine Audienz bei Reichspr�sident Paul von Hindenburg f�r den 28. Juni 1934 nachsuchte, versetzten Blomberg, Reichenau und Reinhard Heydrich, der Chef des Sicherheitsdiensts der SS ihre Truppen in Alarmbereitschaft. Am 29. Juni 1934 unterst�tzte Generalmajor von Reichenau die Aktionen der SS gegen die SA, dem so genannten R�hm-Putsch. Angeblich geh�rte Reichenau mit Hermann G�ring und dem Reichsf�hrer SS Heinrich Himmler zu dem Triumvirat, das an dem 30. Juni 1934 �ber Leben und Tod entschieden hat. Die drei M�nner gingen gemeinsam Namenslisten durch und entschieden durch Kopfsch�tteln oder Nicken, wer sterben musste. Im Zuge dieser Vorg�nge, werden auch seine beiden Vorg�nger im Amt, General der Infanterie Kurt von Schleicher und Generalmajor Ferdinand von Bredow ermordet. Am 22. Juli 1934 nahm er am Rande der Bayreuther Festspiele an einer Besprechung teil, bei der neben Adolf Hitler, noch Joseph Goebbels, Reichsminister, Otto W�chter, Sonderbeauftragter der Landesleitung �sterreich der NSDAP, dessen Stellvertreter Theo Habicht, SA-Obergruppenf�hrer Hermann Reschny und der ehemalige Oberste SA-F�hrer Franz Pfeffer von Salomon anwesend waren. Bei dieser ging es um die letzte Abstimmung zum Juliputsch am 25. Juli 1934 in �sterreich. Am 3. August 1934, einen Tag nach dem Tod von Hindenburg formulierte er den neuen Eid auf den �F�hrer und Reichskanzler� auf Veranlassung des Reichswehrministers. Er diktierte die Eidesformel Major Hermann Foertsch. �berliefert ist aus dieser Zeit auch das Zitat: "Wir sind Nationalsozialisten, auch ohne Parteibuch...die besten, treuesten und ernstesten. Die Wehrmacht ist die einzige, letzte, gr��te Hoffnung des F�hrers." von ihm. Am 1. Oktober 1935 wurde er zum Generalleutnant bef�rdert. Bei der Enttarnung der erweiterten Verb�nde der Wehrmacht, wurde er am gleichen Tag als Nachfolger von General der Infanterie Wilhelm Adam zum Kommandierenden General vom Generalkommando VII. Armeekorps in M�nchen ernannt. Als solcher wurde er dann am 1. Oktober 1936 zum General der Artillerie bef�rdert. Ab dem 12. Mai 1936 befand er sich auch auf einer l�ngeren Auslandsreise in China. Am 4. Februar 1938 �bernahm er, mit Wirkung vom 1. M�rz 1938, im Zusammenhang mit der Blomberg-Fritsch-Aff�re als Oberbefehlshaber und Nachfolger von Generaloberst Walther von Brauchitsch das Gruppenkommando 4 in Leipzig. Erneut wollte ihn Hitler eigentlich zum Oberbefehlshaber des Heeres ernennen, was aber am Widerspruch des �lteren Offizierskorps scheiterte, wodurch Generaloberst Walther von Brauchitsch dieses Mal den Vorzug erhielt. Sein Generalkommando �bernahm daf�r General der Infanterie Eugen Ritter von Schobert. Nur wenige Tage sp�ter ist er am 12. Februar 1938 dabei, als auf dem Berghof dem �sterreichischen Kanzler Dr. Kurt Schuschnigg und seinem Mitarbeiter Dr. Guido Schmidt, Adjutant und Staatssekret�r f�r �u�eres, auf �sterreichischer Seite, durch Adolf Hitler mit seinen Adjutanten, Joachim von Ribbentrop und Franz von Papen als Diplomaten und General der Artillerie Keitel als Chef des OKW, das Berchtesgaden Abkommen abgerungen wurde. Reichenau selbst sollte, von Hitler pers�nlich am Vormittag instruiert, gemeinsam mit General der Flieger Hugo Sperrle, Kommandierender General des Luftwaffengruppenkommando 3 in M�nchen, rein dekorative Zwecke erf�llen. Ihre stille Anwesenheit solle vermitteln, da� Hitler bereit war ernst zu machen, wenn sich Schuschnigg nicht f�gen sollte. Am 10. M�rz 1938 war er Teilnehmer an der Session des IOC in Kairo. Dort wurde er und nicht Hans von Tschammer und Osten auf den Rat seines Vorg�ngers Dr. Theodor Lewald ins Internationale Olympische Komitee (IOC) berufen, bis 1942 verblieb er in dieser Funktion. Von dort wurde er durch Hitler wegen dem Fall Otto, dem geplanten Einmarsch in �sterreich, abberufen. Ursache war die Entscheidung Schuschniggs am 13. M�rz 1938 eine Volksabstimmung durchf�hren zu lassen. Hitler ruft ihn, General der Infanterie Eugen Ritter von Schobert und Minister Glaise-Horstenau zu sich. In seiner Stellung als Oberbefehlshaber vom Gruppenkommando 4 nahm er dann am 1. Oktober 1938 auch an der Besetzung des Sudetenlandes als Befehlshaber im 3. Gebietsabschnitt (Egerland) teil. Auch beim Einmarsch w�hrend der Zerschlagung der Tschechoslowakei im M�rz 1939 war er er mit seinen Truppen beteiligt. Im Jahr 1939 wurde Generalmajor Friedrich Paulus zum Chef des Generalstabes ernannt, mit diesem sollte er die ersten beiden Feldz�ge eng verbunden bleiben. Bei der Mobilmachung f�r den 2. Weltkrieg wurde er zum Oberbefehlshaber �ber die 10. Armee ernannt. Diese Armee f�hrte er dann zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in den Polenfeldzug. W�hrend des Feldzuges durchschwamm er auch die Weichsel. Dort wurden ihm zuerst beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Um die Disziplin aufrecht zu erhalten befahl er in Polen 1939 eine strenge Bestrafung von Soldaten bei Verbrechen wie Pl�nderungen, Vergewaltigungen und Morden. F�r die Leistungen der Armee im Polenfeldzug wurde ihm am 30. September 1939 pers�nlich durch Adolf Hitler das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 1. Oktober 1939 wurde er zum Generaloberst bef�rdert. Nach dem Polenfeldzug wurde seine Armee bei der �berf�hrung in den Westen Mitte Oktober 1939 zur 6. Armee umbenannt. Er blieb weiter deren Oberbefehlshaber. Im Westen erfuhr er von General der Infanterie Curt Liebmann, den er mit seinem Kommando abl�sen sollte, dass die laufenden Vorbereitungen nahe legten, der Angriff �ber Belgien und Hollnad st�nde kurz bevor. Er reagierte sehr erregt und bezeichnete das als geradezu verbrecherisch. Kurz darauf besuchte ihn der Chef der Abwehr Vizeadmiral Wilhelm Canaris und best�rkte ihn in seinen Vermutungen. Er verfasste daraufhin ein Memorandum f�r Hitler unter dem Titel "Die Sicherung des deutschen Sieges". Als Hitler am 30. Oktober 1939 bei einem Treffer mit Armeef�hrern seine Pl�ne offen darlegte, trat ihm Reichenau scharf entgegen. Am 31. Oktober 1939 f�hrte er bei einem Treffen von Kommandeuren der Heeresgruppe B in Bad Godesberg erneut seinen Widerstand gegen die Pl�ne energisch vor. Am 1. November 1939 verteidigte er nach einem Essen mit Hitler ausf�hrlich die Pl�ne gegen den Plan Hitlers. Auch an den folgenden Tagen versuchte er Hitler von seinem Plan abzubringen. Am Abend des 5. November 1939 wurde der Termin f�r den Angriff durch Hitler auf den 12. November 1939 festgelegt. Daraufhin kontaktierte von Reichenau den Anf�hrer der zivilen innerdeutschen Opposition, den Leipziger Ex-B�rgermeister Carl Goerdeler. Am 6. November 1939 kam es zu einer Zusammenkunft mit Goerdeler und seinem Vertrauten Fritz Elsas, fr�her zweiter B�rgermeister von Berlin, in dessen Hause. Er erkl�rte beiden die Offensive sei v�llig wahnsinnig und hoffte indirekt auf eine Warnung an die Westm�chte, die zu sichtbare Verteidigungsvorbereitungen veranlassen sollte. Damit sollte der �berraschungseffekt verloren gehen und dem deutschen Oberkommando die M�glichkeit den Angriff abzublasen. Er machte sogar noch Vorschl�ge, wie die Holl�nder ihre Gew�sser in Verteidigungsbereitschaft versetzen k�nnten. Er �berlie� das weitere dem Oppositionsnetz, welches die Nachricht �ber D�nemark und Schweden nach England brachte. Aber auch auf anderen Wegen erreichten die Pl�ne die andere Seite. Im Fr�hjahr 1940 f�hrte er seine Armee dann in den Westfeldzug. Am 28. Mai 1940 nahm er die Kapitulation der belgischen Armee entgegen. Nach dem Westfeldzug wurde von Reichenau am 16. Juli 1940 bei der Weisung f�r das Unternehmen Seel�we, der Invasion Englands, mit seiner Armee als Reserve unter dem Oberbefehl von Generaloberst Wilhelm Ritter von Leeb in Cherbourg platziert. Das Unternehmen sollte Mitte September 1940 stattfinden. Am 19. Juli 1940 wurde er zum j�ngsten Generalfeldmarschall bef�rdert. Am 20. August 1940 wurde die Weisung f�r das Unternehmen Felix, den Angriff auf Gibraltar, fertiggestellt. Er selbst sollte das Unternehmen in Spanien anf�hren. Am 24. August 1940 wurden die Pl�ne durch Hitler genehmigt. Im Oktober wird das Unternehmen Seel�we auf unbestimmte Zeit verschoben. Anfang Dezember 1940 verweigert Franco aber seine Zustimmung zu den Pl�nen vom Unternehmen Felix, welches f�r Januar 1941 vorgesehen ist. Das Unternehmen wird im Januar 1941 endg�ltig aufgegeben. Auch bei Beginn des Ostfeldzuges zum Sommerbeginn 1941 f�hrte er seine 6. Armee beim Angriff auf S�drussland. Dabei kam es in der Folge in seinem Armeegebiet zu vielen Kriegsverbrechen durch Einsatzgruppe C, unter den SS-Brigadef�hrern Dr. Rasch, sp�ter Dr. Thomas, bzw. dem Sonderkommando (SK) 4a unter SS-Standartenf�hrer Blobel. Reichenau nahm im Juli 1941 bei einem Frontbesuch an einem Sturmangriff teil und verdiente sich so das Infanteriesturmabzeichen. Ende Juli 1941 l�sst sich zur S�uberung des r�ckw�rtigen Heeresgebietes vom RFSS die 1. SS-Infanterie-Brigade unter SS-Brigadef�hrer und Generalmajor der Waffen-SS Richard Herrmann unterstellen, die bis Mitte September 1941 etwa 6.000 Menschen erschie�t. Dazu erl��t er als OB und seine unterstellten r�ckw�rtigen Befehlshaber S�uberungs- und Befriedungsauftr�ge. Er �u�erte aber auch Zweifel an der Zweckm��igkeit der deutschen Besatzungspolitik in der Ukraine. Die r�cksichtslose Ausbeutung zwinge die Bev�lkerung zu einem bewaffneten Widerstand, die damit zu einer schweren Gefahr f�r die Truppe und ihre r�ckw�rtigen Verbindungen werden k�nnte. Am 20. August 1941 zog die 295. Infanterie-Division durch Bjelaja-Zerkow. Dabei entdeckte man ein Haus in dem 90 Kinder vom S�uglingsalter bis zu sieben Jahren festgehalten wurden. Ihre �lteren Verwandten waren bereits ermordert wurden. Der 1. Generalstabsoffizier der 295. Infanterie-Division, Oberstleutnant Helmuth Groscurth, protestierte scharf gegen die geplante Ermordung der Kinder und bittet diese bis zur Entscheidung des OB aufzuschieben. Von Reichenau befand, dass die einmal begonnene Aktion in zweckm��iger Form durchzuf�hren sei. Am 21. September 1941 wurde er erneut namentlich in einer Sondermeldung zum Wehrmachtsbericht genannt: "Im Verlauf der ostw�rts Kiew im Gang befindlichen Umfassungsschlacht haben die Armee des Generalfeldmarschalls von Reichenau und die Panzerarmeen der Generalobersten von Kleist und und Guderian starke Teile des umzingelten Feindes vernichtet und jetzt schon 150000 Gefangene eingebracht, sowie 151 Panzerkampfwagen, 602 Gesch�tze und un�bersehbares Kriegsmaterial erbeutet." Als besonders bezeichnend f�r die Art Reichenaus gilt der sogenannte Reichenau-Erlass vom 10. Oktober 1941 �ber das Verhalten der Truppe im Ostraum. In diesem Befehl wird ein Versuch des operativ nur durchschnittlich begabten von Reichenau gesehen, sich bei Hitler ideologisch hervorzutun. Am 28. Oktober 1941 wurde dieser Befehl, nachdem ihn Hitler f�r ausgezeichnet befunden hat, allen Heeresgruppen, Armeen, Panzergruppen und Ber�ck der Ostfront zur Kenntis gegeben. Daraufhin erlassen Generaloberst Hermann Hoth am 17. November 1941 und General der Infanterie Erich von Manstein am 20. November 1941 eigene Versionen dieses Befehls. Im November 1941 berichtet der vormalige Chef der Einsatzgruppe C, Dr. Dr. Rasch "Reichenau, hat auch wiederholt die Arbeit der Einsatzkommandos in anerkennender Weise gew�rdigt und die Interessen des SD seinen St�ben gegen�ber in entsprechender Weise vertreten." Am 7. Dezember 1941 wurde im Kriegstagebuch durch den Ia der 6. Armee vermerkt, das im Zuge einer Partisanenaktion im Armeebereich mehrere Tausend geh�ngt und erschossen wurden. Am 9. Dezember 1941 wurde er dann als Nachfolger von Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe S�d ernannt. Anf�nglich �bte er diese Position in Personalunion mit seinem Posten als OB der 6. Armee aus. Als Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch am 19. Dezember 1941 entlassen wurde, lehnte ihn dieses Mal Hitler pers�nlich als zu politisch als Nachfolger ab und machte sich selbst zum Oberbefehlshaber des Heeres. Am 20. Dezember 1941 verwendet er in seinem Tagesbefehl die Begriffe �rote Bestie�, �Mordgel�st�, �v�llig vertiert�, �imstande, jede Gemeinheit zu begehen�. Am 29. Dezember 1941 setzte er Generalleutnant Graf von Sponeck, F�hrer vom XXXXII. Armeekorps, wegen Ungehorsam ab und bringt ihn vor einen Sondersenat des Reichskriegsgerichts. Dazu spricht er der 46. Infanterie-Division die soldatische Ehre ab und l�sst alle Auszeichnungen und Bef�rderungen sperren. Am Vormittag des 15. Januar 1942 absolvierte er einen Waldlauf bei etwa minus 40 Grad. Danach f�hlt er sich beim Mittagessen schlecht und erleidet beim Verlassen des Kasinos einen Schlaganfall und wird bewu�tlos. Daraufhin sollte er mit dem Flugzeug zur Behandlung in das Reich gebracht werden. Am 17. Januar 1942 wurde er dann, immer noch tief bewu�tlos, auf einen Sessel geschnallt mit dem Flugzeug von Poltawa nach Leipzig gebracht, um dort behandelt zu werden. Bei der Zwischenlandung in Lemberg kam es zum Bruch, dabei zog er sich schwere Kopfverletzungen zu, auch sein Feldmarschallstab ging zu Bruch. W�hrend des Weiterfluges ist er an einem Herzinfarkt gestorben. Sein Tod wurde offiziell erst im Lazarett Lei�zig festgestellt. Generalfeldmarschall Fedor von Bock sollte direkt die Heeresgruppe S�d �bernehmen, bereitete sich aber eigentlich auf eine Kur am Semmering vor. Eigentlich sollte Generalleutnant Walther von Seydlitz-Kurzbach zum OB der 6. Armee ernannt werden, und Paulus sollte Jodl im OKW ersetzen. Erst am 20. Januar 1942 �bernimmt der am 6. Januar 1942 zum Nachfolger bestimmte General der Panzertruppe Friedrich Paulus die F�hrung der 6. Armee. Generalfeldmarschall Fedor von Bock �bernimmt dann auch die Heeresgruppe S�d. Am 22. Januar 1942 wurde er im Zeughaus aufgebahrt. Am 23. Januar 1942 wurde er mit einem Staatsakt im Ehrenhof des Zeughauses im Beisein von Reichsmarschall Hermann G�ring, Gro�admiral Erich Rader, Generalfeldmarschall Erhard Milch und Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt geehrt. Generalleutnant Paul von Hase, Kommandant von Berlin, meldete die Trauerparade. Anwesend waren seine Frau, der �lteste Sohn und beide T�chter. G�ring h�lt die Gedenkrede, bevor auch Rundstedt als Vertreter f�r Adolf Hitler eine Ansprache h�lt. Der Trauersalut wurde mit 19 Schuss gegeben. Beerdigt wurde er danach auf dem Invalidenfriedhof in Berlin. Im Nachruf Hitlers wird er in einem Tagesbefehl als Bannertr�ger der Gedanken einer neuen Zeit gew�rdigt. 1944 entscheidet Hitler zugunsten einer zus�tzlichen Dotation an die Hinterbliebenen in H�he von 1,01 Millionen Reichsmark zum Erwerb eines Guts im Osten.

 

Ritterkreuz (30. September 1939)

 

Literatur und Quellen:
BArch, MSG 109/4919 : Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945
Dienstaltersliste der Offiziere der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich  W�rttembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preu�ischen Armee und des XIII. (bisherigen W�rttembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938

Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis s�mtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanit�tsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Gerhard von Seemen: Die Ritterkreuztr�ger 1939-1945, Podzun-Verlag, Friedberg 1976
Friedrich Paulus, Walter G�rlitz: "Ich stehe hier auf Befehl!" Lebensweg des Generalfeldmarschalls Friedrich Paulus, Bernard & Graefe Verlag, Frankfurt am Main 1960
Klaus-J�rgen M�ller: Das Heer und Hitler. Armee und nationalsozialistisches Regime 1933-1940, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1969

Karl Adolf Scherer: 75 Olympische Jahre - NOK f�r Deutschland Eine Dokumentation �ber die olympische Bewegung in Deutschland 1895-1970, Verlag proSport KG, M�nchen 1972
Helmut Krausnick: Hitlers Einsatzgruppen - Die Truppen des Weltanschauungskrieges 1938 - 1942, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main  1985
Gerd R. Uebersch�r, Wolfram Wette: Der deutsche �berfall auf die Sowjetunion "Unternehmen Barbarossa" 1941, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1991
Karl-Heinz Jan�en, Fritz Tobias: Der Sturz der Gener�le. Hitler und die Blomberg-Fritsch-Krise 1938, Verlag C. H. Beck, M�nchen, 1994
Ronald Smelser, Enrico Syring: Die Milit�relite des dritten Reiches, Ullstein-Verlag, Berlin 1995
Gerd R. Uebersch�r, Winfried Vogel: Dienen und Verdienen- Hitlers Geschenke an seine Eliten, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1999
Joachim Scholtyseck: Robert Bosch und der liberale Widerstand gegen Hitler 1933 bis 1945, Verlag C. H. Beck, M�nchen 1999
Carl Dirks, Karl-Heinz Jan�en: Der Krieg der Gener�le. Hitler als Werkzeug der Wehrmacht, Propyl�en Verlag, Berlin 1999
Thomas Vogel: Aufstand des Gewissens, E S Mittler-Verlag, 2000
Torsten Diedrich: Paulus - Das Trauma von Stalingrad, Sch�ningh-Verlag, 2008