Volker Wissing

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Volker Wissing (2023)

Volker Wissing (* 22. April 1970 in Landau in der Pfalz) ist ein deutscher Jurist und Politiker (FDP). Er ist seit dem 8. Dezember 2021 Bundesminister für Digitales und Verkehr der Bundesrepublik Deutschland.

Seit 2011 ist er Landesvorsitzender der FDP Rheinland-Pfalz, vom 18. Mai 2016 bis 18. Mai 2021 war er rheinland-pfälzischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sowie stellvertretender Ministerpräsident. Vom 19. September 2020 bis zum 23. April 2022 war er Generalsekretär der FDP; zuvor amtierte er ab 2013 als Beisitzer im Präsidium der Bundespartei.

Leben und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur 1989 am Staatlichen Gymnasium Bad Bergzabern absolvierte Wissing ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau, welches er 1994 mit dem ersten juristischen Staatsexamen beendete. Nach Ableistung des Referendariats 1996 und bestandenem zweiten Staatsexamen war er anschließend Leiter der Widerspruchsstelle der Sonderabfallmanagement Gesellschaft (SAM) GmbH in Mainz. 1997 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster mit der Arbeit Überlassungspflichten begründende Gemeinwohlinteressen im System des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes.

Anschließend war er zuerst Richter beim Landgericht Zweibrücken im Justizdienst des Landes Rheinland-Pfalz und wechselte noch im Juli 1997 als Staatsanwalt an das Landgericht Landau. Von März bis Dezember 1999 war er Richter am Amtsgericht Landau in der Pfalz. Von 2000 bis 2004 war Wissing abgeordnet als Persönlicher Referent des Justizministers von Rheinland-Pfalz Herbert Mertin (FDP). 2001 wurde er zum Richter am Landgericht ernannt.

Wissing wurde am 23. Januar 2004 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er rückte für Marita Sehn nach. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag wurde Wissing am 27. Dezember 2013 zum Generalsekretär des Senate of Economy International ernannt, der internationalen Dachorganisation des „Senates der Wirtschaft“.[1] Er gründete 2014 die auf Wirtschaftsrecht, Wirtschaftsstrafrecht, Erbrecht und Vermögensnachfolge ausgerichtete Kanzlei „Wissing Rechtsanwälte“. Er kaufte 2014 auch die Erbrechtskanzlei Dr. Kerscher und Kollegen und integrierte sie in seine Kanzlei.

Volker Wissing stammt aus einer calvinistischen Familie.[2] Er ist verheiratet und Vater einer Tochter. Die Familie besitzt ein Weingut.[3] Parallel zu seinem Abitur legte er die C-Prüfung als Kirchenmusiker ab. Er war jahrelang als Organist an der protestantischen Pfarrkirche (ehemals Sankt Oswald) in Heuchelheim-Klingen bei Gottesdiensten tätig.[4]

Partei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wissing im Jahr 2012

Seit 1998 ist er Mitglied der FDP und seit 2001 Kreisvorsitzender der FDP Landau/Südliche Weinstraße. Wissing gehört seit 2000 dem Bezirksvorstand der FDP Pfalz und seit 2004 dem FDP-Landesvorstand Rheinland-Pfalz an. Seit 2007 ist er Mitglied des FDP-Bundesvorstandes. Von 2007 bis 2011 war er stellvertretender Landesvorsitzender der FDP Rheinland-Pfalz. Er ist Vorsitzender des FDP-Bundesfachausschusses Finanzen- und Steuerpolitik. Wissing ist Mitglied im Schaumburger Kreis, einem Zusammenschluss des liberal-konservativen Wirtschaftsflügels in der FDP.[5]

Am 7. Mai 2011 wurde Volker Wissing zum Landesvorsitzenden der FDP in Rheinland-Pfalz gewählt.

Am 7. Dezember 2013 wurde Wissing auf dem außerordentlichen FDP-Bundesparteitag zum Beisitzer des Präsidiums der FDP-Bundespartei gewählt.[6] Auf dem Bundesparteitag in Berlin am 15. Mai 2015 wurde er mit 80,9 % der Stimmen in diesem Amt bestätigt.[7] Auf dem Bundesparteitag 2017 wurde er wiederum in das Präsidium als Beisitzer gewählt. Am 17. August 2020 wurde Wissing als Nachfolger von Linda Teuteberg als Generalsekretär der FDP nominiert. Auf dem FDP-Bundesparteitag am 19. September 2020[8] wurde Volker Wissing mit 528 der 638 abgegebenen gültigen Stimmen zum Generalsekretär der FDP gewählt.[9][10][11] In diesem Amt folgte ihm am 23. April 2022 Bijan Djir-Sarai nach.

Abgeordneter und Minister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. Januar 2004 rückte er für die tödlich verunglückte Abgeordnete Marita Sehn in den Bundestag nach. Hier war er bis 2009 Obmann der FDP im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages und Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für Weinbaupolitik. Am 12. November 2009 wurde Volker Wissing Vorsitzender des Finanzausschusses für die 17. Legislaturperiode. Im März 2010 wurde er finanzpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und am 10. Mai 2011 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion gewählt. Wissing zog stets über die Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag ein. Durch das Scheitern der FDP an der Fünf-Prozent-Hürde bei der Bundestagswahl 2013 schied Wissing mit der Konstituierung des 18. Deutschen Bundestages aus dem Parlament aus.

Bei der Landtagswahl 2016 trat er als Spitzenkandidat der FDP an und führte sie mit 6,2 Prozent der Zweitstimmen zurück in das Parlament. Er wurde über die Landesliste in den 17. Landtag von Rheinland-Pfalz gewählt. Am 14. März 2016 wurde er zum Vorsitzenden der FDP-Fraktion gewählt. Nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen wurde die erste Ampelkoalition in Rheinland-Pfalz gebildet. Anschließend gab er den Fraktionsvorsitz an Thomas Roth ab. Im zweiten Kabinett Dreyer, das am 18. Mai 2016 vom rheinland-pfälzischen Landtag bestätigt wurde, war Wissing Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau und stellvertretender Ministerpräsident. Aufgrund seines Wechsels in die Bundespolitik trat er bei der Landtagswahl im März 2021 nicht mehr an. Am 18. Mai 2021 schied er aus der Landesregierung aus und übergab sein Ministeramt an seine Parteikollegin Daniela Schmitt.

Wissing zusammen mit Michael Kellner und Lars Klingbeil mit dem Koalitionsvertrag der Ampelparteien (2021)

Zur Bundestagswahl 2021 wurde Wissing als Spitzenkandidat auf der Landesliste der FDP Rheinland-Pfalz nominiert und trat zugleich als FDP-Kandidat im Wahlkreis Südpfalz an.[12][13] Er errang 10 % der Erststimmen und belegte damit Platz 4 unter den Wahlkreiskandidaten, konnte aber über die Landesliste in den Bundestag einziehen.

Seit dem 8. Dezember 2021 ist er Bundesminister für Digitales und Verkehr im Kabinett Scholz.[14] Er sprach sich wiederholt gegen die Einführung einer generellen Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen aus, u. a. da es dafür keine Mehrheiten gäbe. Die Einführung einer vorübergehenden Geschwindigkeitsbeschränkung angesichts des Russischen Überfalls auf die Ukraine und der damit einhergehenden Energiekrise lehnte er ab, weil dafür nicht genügend Schilder auf Lager wären.[15] Während seiner Amtszeit wurde zum 1. Mai 2023 das Deutschlandticket eingeführt.[16]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Expertenrat für Klimafragen, der die jährlichen Ziele der Bundesregierung zum Klimaschutz auf der Ebene einzelner Wirtschaftssektoren prüft, hat dem 2022 von Wissing vorgelegten Klimaplan ein vernichtendes Urteil ausgestellt. Dieses Sofortprogramm sollte Maßnahmen zur Reduzierung des CO₂-Ausstoß des deutschen Verkehrssektors darlegen, nachdem die vorgeschriebenen Sparziele im Jahr 2021 verfehlt wurden. Der Expertenrat attestierte dem 4-seitigen Papier, dass es „nicht die Anforderungen an ein Sofortprogramm erfüllt“ sowie „nicht der Anspruch [besteht], auf den Klimapfad zurückzukommen“ und lehnte eine Prüfung der vorgeschlagenen Maßnahmen ab.[17]

Der wissenschaftliche Dienst des deutschen Bundestages attestierte Wissing nach Angaben der Frankfurter Rundschau, gegen Klimaschutzgesetze zu verstoßen. Luisa Neubauer bezeichnete im März 2023 die ihrer Meinung nach nicht vorhandenen Bemühungen in Bezug zum Klimaschutz als „Arbeitsverweigerung“ und forderte den Rücktritt Wissings als Bundesminister.[18]

Einen Monat nachdem sich Wissing negativ zu Elon Musk und dessen Übernahme der Plattform Twitter äußerte, traf er sich im Januar 2023 mit dem Milliardär, um sich mit ihm zum Thema Desinformation auszutauschen.[19] Dies wurde unter anderem von Renate Künast (Grüne) und dem Europa-Abgeordneten Dennis Radtke (CDU) kritisiert.[20]

Im Juni 2023 startete die Registrierungsphase des von Wissing initiierten Freundschaftspasses. Dieser wurde zum 60. Jahrestag des Elysée-Vertrags ins Leben gerufen. Mit dem deutsch-französischen Freundschaftspass können junge Erwachsene im Alter von 18 bis 27 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland oder Frankreich zwischen 1. Juli und 31. Dezember 2023 einen Monat lang das jeweilige Nachbarland bereisen.[21] Wissing versprach einen reibungslosen Ablauf. Dieses Versprechen konnte er jedoch nicht einhalten. Nach kurzer Zeit waren die Server überlastet und eine Registrierung dadurch nicht möglich. Der Support der Website war ebenfalls nicht erreichbar.[22]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wissing war Mitglied der Europa-Union Parlamentariergruppe Deutscher Bundestag.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Volker Wissing – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volker Wissing zukünftig Generalsekretär beim Senat der Wirtschaft. Pfalz-Express, 27. Dezember 2013, abgerufen am 5. September 2017.
  2. Der Ampel-Architekt. In: Der Spiegel. Nr. 1. Hamburg 30. Dezember 2021, S. 30–32.
  3. https://www.volker-wissing.de/uber-mich-dr-volker-wissing
  4. Paul Middelhoff: Denn dein ist das Amt. In: Die Zeit. 12. Juli 2022, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  5. Thorsten Jungholt: Wer macht den neuen Westerwelle? In: Berliner Morgenpost, 17. Dezember 2010.
  6. Reinhard Breidenbach: FDP-Parteitag: Rainer Brüderle räumt Fehler ein Wissing im Präsidium. (Memento vom 3. August 2017 im Internet Archive) Allgemeine Zeitung, 7. Dezember 2013.
  7. Bundesparteitag 2015. Website der Freien Demokraten (FDP), archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Mai 2015; abgerufen am 5. September 2017.
  8. WELT: Parteichef Lindner will Teuteberg durch Volker Wissing ersetzen. In: DIE WELT. 17. August 2020 (welt.de [abgerufen am 17. August 2020]).
  9. Volker Wissing zum neuen FDP-Generalsekretär gewählt. Allgemeine Zeitung, abgerufen am 19. September 2020.
  10. FDP wählt Volker Wissing zum Generalsekretär. Spiegel Online, abgerufen am 19. September 2020.
  11. Volker Wissing ist neuer FDP-Generalsekretär. Deutschlandfunk, abgerufen am 19. September 2020.
  12. Volker Wissing kandidiert für den Bundestag – Landau. In: rheinpfalz.de. Die Rheinpfalz, 29. Oktober 2020, abgerufen am 17. Februar 2021.
  13. Landtagswahl 2021. In: fdp-rlp. FDP Rheinland-Pfalz, 7. November 2020, abgerufen am 17. Februar 2021.
  14. Matthias Roeser: Bundesverkehrsministerium. Sechs neue Köpfe im BMDV. In: Privatbahn Magazin. Bahn-Media Verlag GmbH & Co. KG, 24. Januar 2022, abgerufen am 4. Februar 2022.
  15. Annalena Barnickel: Wissing im MOPO-Interview: Tempolimit wegen Schildermangel nicht umsetzbar. In: mopo.de. 5. April 2022, abgerufen am 3. Mai 2023.
  16. Heike Göbel: Das 49-Euro-Ticket ist ein Erfolg für Verkehrsminister Volker Wissing. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 3. April 2023]).
  17. Arvid Haitsch und Jonas Schaible: Wissings Klimaprogramm »schon im Ansatz ohne Anspruch«. In: spiegel online. 5. August 2022, abgerufen am 12. März 2024.
  18. Nail Akkoyun: Klima-Aktivisten fordern Wissing-Rücktritt – „Wird seiner Verantwortung nicht gerecht“. In: fr.de. 21. März 2023, abgerufen am 1. Mai 2023.
  19. Volker Wissing kassiert heftige Kritik für Treffen mit Elon Musk: „Lächerlich“. Abgerufen am 24. April 2023.
  20. Maria Windisch,dpa: Kritik an Tweet: Digital-Minister Wissing irritiert mit Musk-Selfie. 5. Januar 2023, abgerufen am 26. April 2023.
  21. BMDV - Wissing: Deutsch-Französischer Freundschaftspass ab Montag verfügbar. Abgerufen am 19. Juni 2023.
  22. Ann-Kathrin Leclere: Deutsch-Französischer Freundschaftspass: Opfer seiner Umsetzung. In: Die Tageszeitung: taz. 13. Juni 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 19. Juni 2023]).