Held oder T�ter? Ferdinand von Schirachs "Terror" auf der B�hne der Oase in Montabaur | WW-Kurier.de

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Nachricht vom 27.04.2024    

Held oder T�ter? Ferdinand von Schirachs "Terror" auf der B�hne der Oase in Montabaur

Von Elke Stockhausen

Aktuell und akut - die Terrorgefahr, die sp�testens seit nine-eleven in der Welt zu den vorherrschenden Themen geh�rt. Veraltet und chronisch, die ethische Betrachtung, mit der das Publikum in der Oase zum Nachdenken gef�hrt wird. "Sie haben gegen den ausdr�cklichen Befehl ihres Vorgesetzten gehandelt. Warum?" Eines der gr��ten Dramen der Neuzeit, professionell inszeniert.

Einen gelungenen Premierenabend feierten die Zuschauer und Darsteller des Theaters "die Oase" (Fotos: Elke Stockhausen)

Montabaur. Am Freitagabend (26. April) war Premiere im Amateurtheater "die Oase e.V. ". Sie hatten sich Gro�es vorgenommen, denn Ferdinand von Schirachs Drama erfordert das K�nnen, statische Texte in gekonnte Dramaturgie zu setzen, das Publikum in eine Aufmerksamkeit zu versetzen und zum Denken zu verleiten. Die Szenen, gespielt in einem statisch arrangierten Gerichtssaal. Die Texte, je nach Charakter, oft lang und in juristischer Sprache. Kein Theaterst�ck �ber Liebe, �ber zwischenmenschlichen Hass und dennoch regt es Emotionen an. Auch wenn dort Amateure auf der B�hne standen, "Menschen, mit normalen Berufen", wie der Regisseur Volker M�ller-Strunk sagte, darstellende Kunst ist wohl mehr eine Passion, als ein Job, vielleicht aber eine Berufung.

Der Grund f�r die Gerichtsverhandlung
Am 26. Mai 2013(6) wird die Lufthansamaschine LH 2047 auf dem Weg von Berlin-Tegel nach M�nchen entf�hrt. An Bord, 164 Menschen und ein Terrorist. Dieser teilt �ber Funk mit, dass er die Maschine entf�hrt hat und viele Menschen sterben werden. Rache f�r den Tod seinesgleichen. Steckt der IS dahinter? Der Funkkontakt bricht ab und die beiden Piloten in ihren Eurofightern aus der Alarm-Rotte in Widmund werden beauftragt, dem Flugzeug zu folgen und Sichtkontakt herzustellen. Sie versuchen, es abzudr�ngen, erfolglos. Sie versuchen, den Kontakt herzustellen, erfolglos. Die Zeit verrinnt und aus dem Nationalen Lage- und F�hrungszentrum f�r Sicherheit im Luftraum erfolgt der Befehl, dass nicht scharf geschossen werden darf. Warnsch�sse werden abgegeben, nat�rlich erfolglos.

In einem Kampfjet sitzt Major Lars Koch, der Angeklagte. Und w�hrend die Zeit verrinnt, die Maschine auf die mit 70.000 Menschen gef�llte Allianz-Arena in M�nchen zusteuert, vergleicht er mehr als nur Zahlen, er sucht eine L�sung. Er verst��t gegen das Abschussverbot und schie�t. Die Folge? Der Absturz des Flugzeuges, der Tod von 164 Passagieren, die Rettung von 70.000 unwissenden Menschen. Dass die Arena in der Zwischenzeit h�tte evakuiert werden k�nnen, kommt zur Sprache, als Oberleutnant Lauterbach, der an diesem Tag die Verantwortung im F�hrungszentrum trug, in den Zeugenstand gerufen wird.

Theater trifft auf philosophische Ans�tze
Doch darum geht es nicht. Es geht um mehr, als einen Handlungsfehler aufzudecken. Es geht um die grunds�tzliche Betrachtung "Die W�rde des Menschen ist unantastbar". Es geht um das Trolley-Problem, um die Entscheidung, die fast nicht entscheidbar ist, weil sie eine Dilemma-Entscheidung darstellt. Darf man das eine Leben nehmen, um ein anderes zu retten? Es dreht sich um Immanuel Kants Kategorischen Imperativ �ber das Prinzip moralischen Handelns und, namentlich nicht genannt, auch die ethische Betrachtung Aristoteles �ber Gerechtigkeit. Und in den K�pfen der Zuschauer dreht es sich weiter. Den Bogen zur pers�nlichen Betroffenheit zieht Zeugin und Nebenkl�gerin Franziska Meiser, die weinend �ber die Zeit des Wartens im Flughafen M�nchen erz�hlt. Und sie wartet vergebens, denn ihr Mann kommt nicht mehr zur�ck.



Viele kannten den Juristen und Autor Ferdinand von Schirach bereits, Kerstin und Maio Roos aus H�bingen. Kerstin Roos war selbst bereits als Schauspielerin ein Teil des Oase-Teams, kamen unvorbereitet zur Premiere und aus dem Stimmengewirr vor der Auff�hrung konnte man entnehmen, dass viele sich �berraschen lassen wollten. M�ller-Strunk begr��te sein Publikum und bereitete es mit den Worten "Sapere aude", habe Mut dich deines Verstandes zu bedienen vor.

Ein moralisches Dilemma auch f�r die Zuschauer aus dem Publikum
Die Menschen im Saal waren ein Teil des St�ckes, denn sie waren die Sch�ffen und sollten am Ende der Vorstellung entscheiden, ob Major Lars Koch schuldig oder nicht-schuldig sei. Grund genug, in der Pause zu diskutieren. Wiegt das Gesetz mehr als die Moral? Esther und Thomas Meuer aus Nentershausen, auch sie hatten sich vorher nur grob informiert, fassten das Dilemma des Angeklagten zusammen. "Aus menschlicher Sicht nachvollziehbar, aber er hat sich einem Befehl widersetzt." Sie vermuteten, dass die Entscheidung sp�ter knapp ausfallen w�rde. Ralf Honecke aus Oberelbert musste schon in der Pause nicht lange nachdenken und entschied: "Er hat alles richtig gemacht!"

Nach der Pause die Pl�doyers der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung. Ein kleiner Exkurs zu diesem Premierenabend ist notwendig. Verteidigerin Biegler musste auf Grund Krankheit der Schauspielern Myriam Gawlitta umbesetzt werden. Und so wurde aus Frau Verteidigerin Biegler, Herr Verteidiger Biegler. Volker M�ller-Strunk tauschte seine Stellung als Regisseur gegen die eines Schauspielers. Es zeigte sich, das Lob kam mehrfach aus dem Publikum, dass er, trotz Skript in der Hand, diese Rolle perfekt begleitete. Zur�ck zur Entscheidung, die eindeutig ausfiel. Nur wie sie ausfiel, das bleibt geheim, auch wenn die Abstimmung selbst nicht geheim durchgef�hrt wurde. Der letzte Akt, die Verk�ndung des Urteils. Auch wenn der Urteilsspruch ein Finale bedeutet, der Prozess des Nachdenkens wird bei vielen nach der Auff�hrung noch nicht beendet gewesen sein.

Ein rundum gelungene Vorstellung in einem kleinen Laientheater, das k�nstlerische Brillanz und ein perfektes B�hnenbild auch die B�hne brachte. Zu Recht bedankte sich der Regisseur am Ende bei allen Teilhabenden, bei denen mit gro�en Rollen wie Eva Fodor-Zirfas, die in ihrer Rolle als Staatsanw�ltin mit langen und schwierigen Textpassagen aufging und bei denen mit kleinen Rollen, wie Martin Bernbrich als Wachmeister. Ottfried Wohlleben und Helmut K�mmerling als Verantwortliche f�r ein gelungenes B�hnenbild, das die statische Atmosph�re eines Gerichtssaals widerspiegelte, bildende B�hnenbauer, mehr als nur ein Handwerk. Alle wurden bedacht und mit Dankesworten geehrt. Das gesamte Team finden und weitere Informationen zum Verein und den Auff�hrungen sind auf der Website von "die Oase" zu finden. Der Weg lohnt sich. (Elke Stockhausen)


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