1. FC Union Berlin: Vier Mutmacher für die Partie gegen Borussia Mönchengladbach

1. FC Union Berlin: Vier Mutmacher für die Partie in Mönchengladbach

Aufgrund der aktuellen sportlichen Verfassung gibt es nicht viel, was beim 1. FC Union Berlin Anlass zum Optimismus gibt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.

Union-Trainer Nenad Bjelica feiert im Hinspiel gegen Mönchengladbach den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 mit Torschütze Benedict Hollerbach. Auch Leonardo Bonucci (l.) freute sich mit.
Union-Trainer Nenad Bjelica feiert im Hinspiel gegen Mönchengladbach den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 mit Torschütze Benedict Hollerbach. Auch Leonardo Bonucci (l.) freute sich mit.O. Behrendt/imago

Es wäre sicherlich vermessen, in der aktuellen sportlichen Situation, in der sich der 1. FC Union Berlin spätestens seit dem vergangenen Wochenende befindet, von einem Lieblingsgegner zu sprechen. Das würde implizieren, dass die Eisernen die Partie bei Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 15.30 Uhr) mal eben so im Vorbeigehen gewinnen könnten. Dass das nicht der Fall sein wird, ist schon allein aufgrund der Offensivschwäche in der laufenden Spielzeit ziemlich eindeutig. Aber es ist eben auch so, dass die Elf vom Niederrhein in den zurückliegenden Aufeinandertreffen stets ein zuverlässiger Punktelieferant für die Köpenicker war. Und das macht – wie alle anderen Fakten in diesem Text – sicher Mut für das anstehende Wochenende.

Die gute Bilanz

Nur gegen den 1. FC Köln (sieben Siege) hat der 1. FC Union Berlin in der Bundesliga häufiger gewonnen als gegen Borussia Mönchengladbach. Sechs Aufeinandertreffen konnten die Berliner schon für sich entscheiden, die letzten fünf davon in Serie. Die einzige Bundesliga-Niederlage gegen den kommenden Gegner liegt schon fast vier Jahre zurück. Bei der damaligen 1:4-Pleite im Borussia-Park stand aus dem heutigen Aufgebot nur Christopher Trimmel schon auf dem Platz. Bei Gladbach sind es mit Nico Elvedi, Alassane Pléa, Florian Neuhaus, Patrick Herrmann und Stefan Lainer allein fünf Profis aus der Startelf, die auch heute noch das Gladbacher Trikot tragen.

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Die Wucht von Danilho Doekhi

An einem Sonntagnachmittag im Oktober vor eineinhalb Jahren hatte Union zwischenzeitlich die Tabellenführung verloren. Der ärgste Verfolger, der FC Bayern, hatte am Tag zuvor 6:2 gegen Mainz gewonnen. Die Köpenicker mussten vor heimischem Publikum gegen Gladbach nachziehen, lagen aber bis in die Schlussphase mit 0:1 zurück. Würde der Mannschaft aufgrund von zu viel Höhenluft Richtung Jahresende die Puste ausgehen?

Dass beispielsweise das Fachmagazin Kicker am nächsten Tag vom „Tollhaus in Köpenick“ schrieb, lag daran, dass erst Kevin Behrens ausgeglichen hatte und Danilho Doekhi tief in der Nachspielzeit vor der Tribüne auf der Waldseite nach einer Hereingabe von links angeflogen kam und das Leder per Kopf in die Maschen wuchtete. Gladbach war spät geschlagen, Union wieder Erster. Und im Stadion fingen die Fans an, von der Champions League zu träumen …

Die Gladbacher Inkonstanz

Man muss allerdings auch gar nicht in die Vergangenheit schauen, um Mutmacher zu finden, weshalb der 1. FC Union Berlin am Sonntag einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt macht. Die Formschwäche des Gegners ist Grund genug, an den dritten Auswärtssieg dieser Saison zu glauben. Borussia Mönchengladbach hat lediglich zwei von 13 Rückrundenspielen gewonnen und dabei vor heimischem Publikum selbst gegen das abgeschlagene Schlusslicht Darmstadt 98 oder den fast designierten Absteiger Köln nicht gewonnen. Noch weniger Zähler im eigenen Stadion haben nur die beiden genannten Mannschaften geholt. Der Borussia-Park ist also alles andere als eine Festung. Zudem herrscht spätestens nach der Niederlage im DFB-Pokal bei Drittligist Saarbrücken massive Unruhe im und um den Verein.

Das grandiose Debüt von Nenad Bjelica

Tiefer ging es nicht mehr. Als die Eisernen ihr Auswärtsspiel am zwölften Spieltag der Hinrunde mit 0:4 bei Bayer Leverkusen verloren hatten, standen sie auf dem letzten Tabellenplatz. Der Verein gab drei Tage später die Trennung von Urs Fischer bekannt, Nenad Bjelica übernahm an der Seitenlinie. 16 Jahre hatte er darauf hingearbeitet, Trainer in einer der Top-Ligen Europas zu sein, das verriet er gerade erst im Exklusiv-Interview mit der Berliner Zeitung. Doch sein Bundesliga-Debüt musste der Kroate unerwartet verschieben. Weil in München der plötzliche Wintereinbruch das Auswärtsspiel beim FC Bayern unmöglich machte, feierte Bjelica seine Premiere am 9. Dezember mit dem Heimspiel gegen Gladbach. Der letzte Sieg in einem Pflichtspiel lag über drei Monate zurück, das Gefühl des Erfolges war längst verloren gegangen. 

Der neue Trainer aber hatte es scheinbar geschafft, dem Team neues Leben einzuhauchen. Kevin Volland, Benedict Hollerbach und Mikkel Kaufmann erzielten beim 3:1-Sieg die Tore.

Besonders nach dem Treffer von Hollerbach, dem Bjelica in die erste Elf verholfen hatte, brach es an der Seitenlinie aus dem Coach heraus. „Wer mich nicht gekannt hat, der kennt mich jetzt“, kommentierte er später seinen ekstatischen Jubellauf. Vielleicht kann er ja am Sonntag wieder lossprinten.