Staatsbibliothek Unter den Linden

  • “Die Baustelleneinrichtung in der Charlottenstraße soll im Frühjahr 2021 abgebaut sein, im Anschluss finden in diesem Bereich noch Arbeiten am Stromnetz statt. Bis voraussichtlich Sommer 2021 wird das Bezirksamt Mitte von Berlin den Gehweg und die dazugehörige Straßenseite provisorisch mit Asphalt wiederherstellen. Provisorisch deshalb, weil der Senat von Berlin eine Neugestaltung der Charlottenstraße plant – bitte wenden Sie sich bei Fragen hierzu an die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.

    Ich möchte inhaltlich an den Beitrag #148 von MoinMoin anschließen, in dem er/sie über den schrittweisen Rückbau der Baustelleneinrichtung westlich der Staatsbibliothek in der Charlottenstraße berichtete. Vor einigen Wochen hat man den Abbau der Baucontainer bereits vollzogen und konnte damit im Zeitplan bleiben. Zur Zeit laufen vereinzelte Arbeiten im Erdreich, die wohl den erwähnten Maßnahmen der Stromnetz Berlin entsprechen. In den kommenden Wochen wird dann also final die Asphaltierung der Gehwege stattfinden.


    Die Baucontainer standen nun über zehn Jahre vor Ort. Die Aufnahmen von Google Streetview (Link) sind aus dem Juli 2008 und zeigen bereits den Zustand, der bis vor Kurzem noch den Straßenabschnitt prägte. Mittlerweile sieht es doch deutlich aufgeräumter und übersichtlicher aus:


    img_e253221kw4.jpg


    img_e2533lrjlf.jpg


    img_e2534u6k9m.jpg

    Die abgebildeten Fotografien sind durch mich am 18.05.2021 aufgenommen worden und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.

  • Da wird einem wieder bewußt was für ein Luxus das ist, zwei so ausserordentliche Gebäude als Staatsbibliotheken zu haben, der Teilung geschuldet oder in dem Falle zu verdanken. Durch die unglückliche Positionierung kommt die Scharounbibliothek gar nicht so richtig zur Wirkung und diese Innenaufnahmen zeigen einem erst wieder so richtig, was für ein großartiges Gebäude es ist.

  • ^ Das kann ich nur unterschreiben: Gerade im Innern ist die Scharoun-Bibliothek ein grandioses, unglaublich komplexes Gebäude, dass einem alle paar Meter neue Sichtbeziehungen eröffnet und Nischen anbietet. Ein Freund, der dort arbeitet, hat mir vor ein paar Jahren mal eine Sonderführung hinter die Kulissen gegeben – toll!


    Leider ist das Ding aber auch ziemlich runtergerockt (und obendrein asbestverseucht). Die Sanierung, die demnächst beginnt, dürfte genau so lange dauern und ähnlich teuer werden wie im Pendant Unter den Linden.

  • Wenn man doch nur diesen Parkplätz davor los wäre und stattdessen einen Brunnen oder eine große Skulptur sogar einen kleinen Gebäude-Solitär dahinstellen könnte...

  • Dexter hatte in seinem Beitrag vom 3.7.2022 Fotos u.a. davon gezeigt, dass die Baustellencontainer entlang der Staatsbibliothek Unter den Linden nun auch auf der Ostseite in der Universitätsstraße endlich entfernt sind. Diese waren bis zuletzt benötigt worden, um das Bibliotheksmuseum fertigzustellen. Letzten Donnerstag, den 14.7.2022, ist es nun endlich eröffnet worden und man kann es bei freiem Eintritt besichtigen. Es nennt sich "Stabi Kulturwerk":


    Eigene Website

    Video im RBB

    Blogeintrag auf SBB.Berlin

    Bericht auf VisitBerlin

    Bericht auf Berlin.de

    Bericht in der F.A.Z.

    Bericht in der Zeit

  • Bin zufällig letzte Woche an der Staatsbibliothek vorbeigekommen und war erstaunt, dass in der Charlottenstraße immer noch die Bauzäune stehen. Hier scheint sich gar nichts zu tun, außer dass das Unkraut inzwischen Buschstärke erreicht. Weiß jemand, woran es hakt? Außerdem erscheint mir die Charlottenstraße die ideale Umleitung, wenn doch irgendwann mal der obere Teil der Friedrichstraße beruhigt werden soll.



    Eigenes Bild

  • ^ Doch, hier tut sich was. In der Universitätsstraße (Ostseite der Stabi) wird zurzeit der Bürgersteig neu gepflastert:


    stabi_udl01.jpg


    stabi_udl02.jpg


    Und in der Charlottenstraße (Westseite der Stabi) wird das wohl auch bald passieren. Das Gestrüpp wurde schon entfernt:


    stabi_udl03.jpg

  • Nachdem ich es endlich nach über einem halben Jahr geschafft habe einen Platz für eine Führung durch die Staatsbibliothek zu ergattern (sind immer ausgebucht), hier nochmal ein paar Eindrücke.

    Zwanzig Jahre Renovierung ist mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich Standard bei Berliner Grossbaustellen - siehe Pergamon.

    Der Guide war der Leiter des Zeitungslesesaals und wusste so ziemlich alles. Die Führung dauerte über 90 Minuten und man hatte nicht den Eindruck alles gesehen zu haben.


    Der bekannte Brunnenhof der wieder Haupteingang bei Unter den Linden ist.





    0825s37wvfnq.jpg



    Mit den Eingängen für das Personal

    Diese Eingangssituation ist bestimmt nach Wilhelm Zwo's Geschmack gewesen, ganz im Stile der Zeit, ziemlich bombastisch.



    0825s38r7cn4.jpg


    Nochmal der Brunnenhof, der schon recht beschaulich wirkt, nachdem vom Strassengeschehen kaum was hereindringt




    0825s36zqecb.jpg



    Das gewaltige Vestibül, von dem es ja schon einige Fotos hier gibt.

    Die Renovierung wurde quasi zweigeteilt. Zuerst die nördliche Hälfte mit Abtragung des Magazinturms aus DDR Zeiten und Errichtung des Lesesaals und dann nach 2014 der südliche Teil mit Renovierung.

    Die ersten zehn Jahre wurde die gesamte Gründung durch Eichenpfähle, die marode geworden waren durch Betonpfähle ersetzt.

    Der berüchtige Berliner Baugrund in Mitte....




    0825s51v7c3z.jpg



    Die Treppenhäuser





    0825s3kpch1.jpg



    0825s4mldu3.jpg



    Die vielen kleinen Innenhöfe sind bei diesem Wetter doch sehr beliebt


    0825s1uufwb.jpg



    0825s2jewx.jpg


    Die Origianalfassade (ähnliche Kacheln wie in der Karl Marx Allee) die laut Guide völlig schwarz waren, wurden wieder gereinigt oder ersetzt.

    Ganz gut zu sehen, dass Ernst von Ihne - der Architekt - von aussen den Eindruck erweckt es gäbe nur drei gigantische Etage, allerdings wenn man hier nach oben guckt, dass dies auf das Erdgeschoss zutrifft aber danach recht niedrige (weniger als 2 Meter) Etagen als Magazinräume für die Bücher gebaut wurden.





    0825s6j1dro.jpg



    Der alte Kuppelsaal wurde ja durch eine Bombe zerstört und von der DDR nicht mehr aufgebaut und an seine Stelle ein Magazinturm gesetzt um die benötigten Lagerflächen für Bücher zu schaffen. Kleine Randnotiz. Die Magazintürme waren Standardgebäude und sie wurden eigentlich als Getreidesilos entworfen.

    Entsprechend ungeeignet waren sie auch für die langjährige Lagerung von Papier.


    0825s7hldu7.jpg



    Hier der neue Lesesaal mit der Glasfassade. Die Gesamthöhe entspricht genau der historischen Kuppel: 36 Meter


    0825s9jwid3.jpg


    Hier nochmal ein Bild vom original Kuppelsaal für jede oder jeden, die oder der ihn nicht mehr vom eigenen Studium kennt, also die etwas jüngeren von uns. Anscheinend sehr beeindruckend aber schlechte Lichtverhältnisse.


    Hier rechts gut zu erkennen eine gigantische Uhr mit den darunter angebrachten Dekorplatten


    0825s39b8fyb.jpg





    0825s40b0dto.jpg



    Diese Uhr konnte gerettet werden und wurde im neuen Leseturm an einer Wand - allerdings recht ungünstig - angebracht.

    Direkt davor führt eine Treppe nach oben, so dass die Wirkung sehr beeinschränkt ist, was doch sehr schade ist.

    Die Uhr tickt heute nicht mehr, sondern wurde bei der Zeit stehen gelassen als die Bombe einschlug.


    0825s27upfy1.jpg


    Und darunter die angesprochenen Dekorelemente


    0825s28ktemt.jpg



    Der Aufgang zum Lesesaal wenn man jetzt vom Haupteingang über das Vestibül ankommt.


    0825s17g7eca.jpg


    Auf die Berlintypische Diskussion - warum man modern gebaut hat und keine Rekonstruktion - brauchen wir nicht mehr eingehen. Das wurde endlos hier diskutiert.


    Beeindruckend ist das Raumgefühl allemal und der Papierknäuel als Kunstwerk an der Decke einfach genial


    0825s18nwd9d.jpg



    En Blick in den gut gefüllten Lesesaal, der ja 2014 eröffnet wurde.


    0825s253fif9.jpg



    0825s21hjdmk.jpg





    0825s24rkesj.jpg





    0825s205zd5k.jpg


    0825s26ali7g.jpg


    Und bei aller Begeisterung für das Gebäude, hier der Baugrund.

    Drei Millionen Bücher mussten irgendwie unterbracht werden, vor fünfzig oder hundert Jahren war diese Menge, allerdings heutzutage laut unserem Guide, kann das jede bessere Universitätsbibliothek vorweisen, verglichen mit meinen vierhundert Büchern immer noch beeindruckend.


    0825s19npf41.jpg



    Eine der Treppen, die neben dem Lesesaal nach oben führen zu weiteren Arbeitsplätzen


    0825s22vtd99.jpg


    Neben dem grossen Lesesaal gibt es noch jede Menge anderer Arbeits- und Lesesäle, für Zeitschriften, Karten, Raritäten, Kinder, usw.usw. Diese sind meist in ähnlicher Art und Weise gestaltet.


    Hier ein Blick in den Rarasaal (Raritäten) Die Säulen sind wohl Dekor, konnte ich nicht inspizierenn,(der Cherberus liess mich knurrend nur schnell ein Foto machen....)


    0825s35w1e5p.jpg



    Dagegen im Rarasaal zwei war der entsprechende Saalhüter richtig freundlich und



    0825s42eucnw.jpg


    hat mich extra auf dieses Kunstwerk hingewiesen.


    0825s43mke2x.jpg


    Das ganze hat sich Herr Rehberger ausgedacht. Der freundliche Mitarbeiter hat mir auch die recht komplizierte Funktionsweise erklärt,die ich jedoch ausserstande bin zu wiederholen. Uhrzeit und Jahreszeit werden jedenfalls angezeit.




    0825s44itia7.jpg



    Noch ein kurzer Blick in den Zeitungslesesaal


    0825s49zji44.jpg


    Und hier ein kleiner Übersichtsplan


    0825s41oqeul.jpg



    Die Flure sind alle sehr funktional gehalten


    0825s34msfx4.jpg



    Hier nochmal das hintere Treppenhaus


    0825s5g3ezz.jpg



    Und hier die Eingangsrotunde, die manchen bekannt sein sollte. Der jahrelange Eingang von der Dorotheenstrasse.


    0825s33sld89.jpg


    0825s2947d1u.jpg


    Im Untergeschoss ist dann noch das Kulturwerk untergebracht. Eine Art Museum. Es ist kostenfrei zugänglich, recht übersichtlich aber ganz informativ. Alles in schwarz gehalten informiert es über Blbliotheksarbeit, die verschiedenen Sammlungsphasen, die Geschichte des Hauses und einen kleinen 'Schatzraum' mit einigen besonderen Originalen gibt es auch zu bestaunen


    0825s31ylenq.jpg




    xxxxxxs8e0o.jpg



    Und zum Abschluss nochmal der grandiose Eingangsbereich.


    Dieses Gebäude ist wirklich beeindruckend und wie alles in Berlin hat es seine ganz eigene Geschichte.

    Anders als ein Museum wird es leider nie die öffentliche Aufmerksamkeit und ihr Interesse erhalten. was wohl in der Natur der Sache liegt.


    0825s12okdo2.jpg

  • Zitat Theseus532: "Diese Uhr konnte gerettet werden und wurde im neuen Leseturm an einer Wand - allerdings recht ungünstig - angebracht."


    Die Uhr ist immer noch an ihrem ursprünglichen Ort. Sie wurde daher nach meinem Empfinden nicht "gerettet" sondern respektlos zugebaut. Moderne Architekten haben offenbar keinen Respekt vor den Ideen ihrer Vorgänger, in diesem Fall die Enst von Ihne.


    Wie kann man so eine orange, eintönige, schmucklose Milchglaskiste in das Herz dieses letzen stimmungsvollen Originalbau Unter den Linden setzen und die die Uhr verdecken? Man baut doch in die neue Stabi in der Potsdamer Straße auch nicht "provokativ" Barock-Bücherregale ein!?


    Vielleicht kann mir jemand erklären, wie das möglich ist. Es werden doch genug neue Büchereien "modern" gebaut, warum muss man so ein Gebäude derart vergewaltigen?

  • Und es geht wieder los...

    Vielen Dank für die Info bezüglich der Uhr, das wurde nicht erwähnt.

    Ich finde es auch schade, dass der Architekt keine bessere Lösung gefunden hat.


    Mit deinem Vergewaltigungsvorwurf liegst du allerdings daneben. Es gab keinen Kuppelsaal mehr, den man vergewaltigen hätte können und eine Originalkopie des Kuppelsaals würde den heutigen Ansprüchen wohl nicht mehr gerecht werden. Abgesehen davon ist man nun mal äußerst zögerlich völlig Verlorenes wieder aufzubauen, alles hundertmal bei soviel anderen Gebäuden diskutiert und völlig müßig wieder loszulegen. Freu dich doch darüber, dass alles andere wirklich mit viel Liebe und noch mehr Geld wiederhergestellt wurde.

    Um die Farbe geht es dir doch nicht, bei grün gelb oder blau würdest Du genauso rummotzen.

  • ich finde es wirklich super wie gut das Haus wiederhergestellt und mit der moderne verknüpft wurde, es wirkt jetzt richtig einladend und freundlich... ich kann mich noch gut erinnern wie düster und fast gruselig es zu ddr-zeiten da drinnen aussah

  • Theseus532: Danke für diese grandiose Kurzführung in Wort und Bild hier im Forum!

    Die Raumwirkung des Lesesaals stelle ich mir grandios vor und die Architektur des Saals stellt die Bücher selbst in den Mittelpunkt, das gefällt mir sehr gut!

  • Ich finde die Renovierung der Stabi insgesamt gelungen. Das Bestandsgebäude finde ich grandios - der Haupthof vor dem Eingang Unter den Linden ist wohl mein liebster urbaner Raum in der Gegend. Die Fassade aus schönem, hellgrauem Naturstein (Muschelkalk?), die durch den Bewuchs von Kletterpflanzen ein magisch antikes Flair erhält, der plätschernde Brunnen und die ruhige aber doch belebte Atmosphäre machen den Ort für mich ganz besonders.


    Meiner Interpretation nach hat der Architekt Ernst von Ihne die Durchwegung der Raumabfolge genau inszeniert: Die abwechselnde Staffelung von niedrigeren Verbindungsräumen und großzügigen Hallen und Höfen dramatisiert die Raumerfahrung. Der große Lesesaal bildete mit seiner auffälligen, oktagonalen Geometrie und seiner Raumhöhe den klaren Mittel- und Höhepunkt des Gebäudes. Das ist mit dem Neubau leider etwa banalisiert worden, da die quadratische Kiste sich nicht genug von der Geometrie der anderen Räume abhebt. Trotzdem gefällt mir das Konzept eines transparenten, hellen Raumes, der sich für das Lesen sicherlich sehr gut eignet und einen Kontrast zur steinernen Architektur herstellt. Einen strengen, massiven Dudler an der Stelle, wie nebenan die Humboldt-Bib, wäre mir in diesem Fall zu schwerfällig - es würde etwas Leichtigkeit in Material oder Form fehlen. Für mich hätte es also nur die zwei Optionen einer vollständigen Rekonstruktion der feierlich-steinernen Architektur oder eines Neubaus mit luftig-strenger Architektur geben können.


    Die im Bestand neu hinzugefügten Elemente - darunter das neue Tonnengewölbe in der Eingangshalle - finde ich sehr gelungen. Hier hat man ein selbstverständliches Miteinander zwischen Alt und neu herstellen können.

  • Meiner Interpretation nach hat der Architekt Ernst von Ihne die Durchwegung der Raumabfolge genau inszeniert: Die abwechselnde Staffelung von niedrigeren Verbindungsräumen und großzügigen Hallen und Höfen dramatisiert die Raumerfahrung.

    Ernst von Ihne hat genau gewußt, dass der Höhepunkt dieser dramatischen Raumfolge nur in einer Kuppelhalle bestehen kann. Leider ist der neue Lesesaal nicht in der Lage, einen würdigen Abschluss dieser Raumfolge zu bilden, weil man der Sachlichkeit wieder den Vorrang gegeben hat vor der Prachtentfaltung. Das Ergebnis ist eine grandiose Raumabfolge, die dann in einem schmucklosen Saal mit Flachdecke endet. Die Raumabfolge endet nicht dramatisch, sondern traumatisch. Statt Kuppel gibt's halt nur Flachdach ... und statt Sahnetorte gibt's halt nur unbelegte Brotscheibe. Fazit: Der neue Lesesaal ist ein hervorragendes Beispiel für deutsche Demutsarchitektur.

  • Demutsarchitektur??? Quatsch!

    Das ist Funktionalität.

    Hier geht es nicht um Repräsentieren von Macht, sondern, wie schon erwähnt, Präsentation von Büchern bzw. die Nutzung dieser Bücher und das im 21. Jahrhundert.

    Im Übrigen ist für mich auch nichts demütiges daran zu erkennen. Der Saal ist nach wie vor groß, hell, hoch und aufwendig gestaltet.


    Und bevor ich es vergesse: Theseus, vielen Dank für deinen wirklich guten Fotobeitrag :daumen: :daumen: :daumen:

  • Demutsarchitektur??? Quatsch!

    Das ist Funktionalität.

    Funktionalität und Demutsarchitektur gehen ja Hand in Hand. Das ist im Grunde genommen das Gleiche. :)


    In diesem Zusammenhang sollte auch erwähnt werden, dass ja bereits am neuen Standort im Kulturforum die Scharoun'sche Bibliothek eine Innenarchitektur besitzt, die "funktional" gestaltet ist. Warum muss dann der Lesesaal am alten Standort ebenfalls funktional gestaltet werden?


    Lieber Baukörper, würde es dir gefallen, wenn man in die Bibliothek von Hans Scharoun einen barocken Lesesaal mit barocken Wandmalereien integriert hätte? Ich gehe davon aus, dass du das als unpassend empfunden hättest. Und genauso unpassend empfinde ich es, in einen Prachtbau aus der Gründerzeit einen schmucklosen Lesesaal einzupflanzen.


    Nicht von seiner Bedeutung, aber durchaus von der Größe her kann man dieses monumentale Gebäude auf eine Stufe setzen mit dem Berliner Dom, dem Reichtagsgebäude oder dem Humboldtforum. Was wäre der Berliner Dom oder das Reichtagsgebäude, wenn sie keine Kuppel besäßen? (Die Tatsache, dass Sir Norman Foster den Reichtagsumbau zunächst ohne Kuppel umsetzten wollte, ist eine andere Geschichte. Und glücklicherweise ist dieser Kelch an uns vorübergegangen). Was wäre Berlin, wenn es die Kuppeln von Dom und Reichtag nicht gäbe? Was würde von dieser Stadt dann überhaupt noch übrig bleiben?


    Es hätte dieser Stadt gut getan, wenn die Bibliothek - als Kathedrale der Wissenschaft - ihre Kuppel zurück erhalten hätte. So wäre die alte Staatsbibliothek im Stadtraum zwischen den anderen großen Institutionen sichtbar gewesen. Und dieses Zusammenspiel verschiedener Kuppelgebäude hätte dem Stadtraum gut getan!