1. Home
  2. Kino
  3. News
  4. United Artists - die Geschichte

Filmstudios: United Artists - die Geschichte

Das Studio der Stars für die Stars erlebte in seiner Geschichte viele Höhen und Tiefen.

Aktualisiert: 29.10.2008
UA - aus der Filmgeschichte nicht wegzudenken
United Artists

Im Februar 1919 gründeten die Schauspieler Mary Pickford, Charlie Chaplin und Douglas Fairbanks zusammen mit Regisseur D. W. Griffith United Artists - ein Studio der Stars für Stars.

Die drei Darsteller und der Filmemacher investierten jeweils 100 000 Dollar in ihr Unternehmen. Eine stolze Summe, doch damit sicherten sie sich die finanzielle Kontrolle, erfüllten sich den Traum der künstlerischen Freiheit.

Ihre Starpower hatten Pickford, Chaplin und Fairbanks schon vorher bei ihren Filmen als Machtfaktor eingesetzt - so hatten sie beispielsweise Vetorechte, wenn es darum ging, wer Regie führen sollte. Mit dem neuen Studio bestimmten sie nun auch über den Vertrieb.

Verrückte übernehmen das Irrenhaus

Die hartgesottenen Geschäftsleute der großen Studios waren gegenüber der Idee, die hinter UA steckte, skeptisch. Schauspieler und Regisseure sollten ein Studio leiten? Absurd! Richard A. Rowland von Metro Pictures lästerte, das sei, als würden Verrückte die Kontrolle über ein Irrenhaus übernehmen.

Allen Unkenrufen zum Trotz war UA Ende der 20er-Jahre ein höchst profitables Unternehmen. Das Studio produzierte und vertrieb nicht nur Filme mit den drei Gründungsstars, sondern auch mit weiteren Stummfilmgrößen wie Gloria Swanson, Buster Keaton oder Rudolph Valentino.

Der Übergang zur Tonfilmzeit war für UA eine schwierige Phase. Charlie Chaplin ignorierte die "Talkies" zunächst und drehte einfach weiter Stummfilme. Fairbanks hatte dank seiner Bühnenerfahrung zwar keine Probleme mit der Stimme - aber mit dem Alter. Und Mary Pickford versuchte vergeblich, das Image als "America's Sweetheart" loszuwerden.

Bedrohung durchs Fernsehen

Als Anfang der 50er-Jahre die große Ära des Fernsehens anbrach, beschrieb Pickford das Studio als "todkrank", wenige Jahre später hatten alle ursprünglichen Partner ihre Anteile verkauft. Trotzdem war UA erfolgreich und brachte Filme wie "African Queen", "Zeugin der Anklage" und "Manche mögen's heiß" heraus.

Gute Zeiten

1962 startete mit "James Bond - 007 jagt Dr. No" eine der bekanntesten Filmreihen im Kino. Und auch die 70er-Jahre waren für UA erfreulich: In drei aufeinander folgenden Jahren heimste das Studio den Oscar für den besten Film ein: 1976 mit "Einer flog über das Kuckucksnest", 1977 mit "Rocky" und 1977 mit "Der Stadtneurotiker".

Der große Flop

Doch 1980 kam der Film, der den United Artists das Genick brach: Michael Ciminos Westernepos "Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel" wurde für 44 Millionen Dollar produziert, spielte jedoch nur knapp vier Millionen ein. Im Jahr darauf wurde UA an MGM verkauft. Danach brachte das Studio als Unterfirma von MGM nur noch relativ wenige Filme heraus, darunter aber immerhin das Oscar-prämierte Drama "Rain Man" und Michael Moores "Bowling for Columbine".

Im November 2006 wurde UA wieder belebt: United Artists Entertainment LLC ist ein Joint Venture zwischen MGM, Tom Cruise und dessen langjähriger Geschäftspartnerin Paula Wagner.

Der Hollywoodstar und die Produzentin, die für Cruise-Erfolge wie die "Mission: Impossible"-Filme verantwortlich zeichnete, wollen das altehrwürdige Studio zu neuem Glanz führen - mit zunächst vier Produktionen jährlich.

Der Start der neuen United Artists verlief allerdings nicht besonders glanzvoll: Trotz der geballten Starpower von Robert Redford, Meryl Streep und Tom Cruise schwächelte das Politdrama "Von Löwen und Lämmern" an den Kinokassen und spielte in den USA gerade mal 15 Millionen Dollar ein, weniger als die Hälfte der Produktionskosten.

Ein zweites Projekt von UA liegt derzeit noch auf Eis: Der Produktionsstart von Oliver Stones Film "Pinkville", in dem Bruce Willis sich als General mit dem Massaker von My Lai beschäftigen muss, wurde wegen des Autorenstreiks verschoben.

Jetzt liegen die Hoffnungen von Cruise und Wagner auf "Walküre". Allerdings wird sich erst im Januar 2009 herausstellen, ob das Drama mit Tom Cruise als Graf von Stauffenberg die Kinozuschauer überzeugt - oder ob UA ebenso scheitert wie Stauffenbergs Attentat auf Adolf Hitler.

Quellen
www.cinema.de