Berlin (dpa/bb).

Schauspieler Ulrich Tukur fremdelt noch etwas mit Berlin. Der Künstler lebte lange in Italien, heute wohnt er nach eigenen Worten im Stadtteil Schöneberg. Wie nimmt er Berlin wahr? «Als riesig und unübersichtlich», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er sei 1984/85 hier gewesen und habe «Ghetto» an der Freien Volksbühne unter der Regie von Peter Zadek gespielt. In dieser Zeit habe er Berlin wirklich geliebt.

«Die Stadt war eingemauert, hing am Tropf des Westens und trotzdem fühlte man sich ungeheuer frei», sagte Tukur. Berlin habe damals von einstiger Größe geträumt und sei dabei still und entspannt gewesen. Das habe sich radikal geändert. «Jetzt ist diese Stadt immer noch schillernd und faszinierend, aber man kriegt sie einfach nicht in die Hand», sagte Tukur. «Nichts ist, alles ist ständig am Werden.»

Die Stadt bestehe aus vielen unterschiedlichen Kiezen und man müsse sich eine passende Collage machen. «Mir ist Berlin heute schlichtweg zu groß. Ich kann Wien zu Fuß durchlaufen und kriege ein Gefühl für die ganze Stadt, auch Hamburg, sogar Paris und Rom.» Er habe übrigens seit einiger Zeit wieder Sehnsucht nach Italien.

«Die Menschen dort rühren mich. Zwar ist es in vielen Bereichen ein dysfunktionales und anstrengendes Land - deswegen sind wir auch gegangen - aber die Menschen sind entspannt und von großer Offenheit, sie haben einen Benimm, der bei uns wegbröckelt.» Er habe 20 Jahre in Venedig und der Toskana gelebt, dort gehöre es zur Mentalität der Menschen, einen nicht zu beurteilen, sondern einem mit Neugier entgegenzutreten und großzügig zu sein. Tukur wird nächsten Freitag (29. Juli) 65 Jahre alt.