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Triebstruktur und Gesellschaft Gebundene Ausgabe – 1. Januar 1995
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- Seitenzahl der Print-Ausgabe268 Seiten
- SpracheDeutsch
- HerausgeberSuhrkamp
- Erscheinungstermin1. Januar 1995
- ISBN-103518011588
- ISBN-13978-3518011584
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Produktinformation
- Herausgeber : Suhrkamp (1. Januar 1995)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 268 Seiten
- ISBN-10 : 3518011588
- ISBN-13 : 978-3518011584
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 999,623 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 1,013 in Medizinische Biografien & Erinnerungen (Bücher)
- Nr. 1,978 in Wissenschaftliche Biografien & Erinnerungen (Bücher)
- Nr. 17,110 in Fachbücher für Psychologie (Bücher)
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Arbeit nach dem Leistungsprinzip macht Mühe und ist entfremdet. Der Mensch arbeitet nicht für seine eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten. In der mühevollen entfremdeten Arbeit werden die beiden grundlegenden Triebe des Menschen, Eros und Thanatos (Destruktionstrieb), sublimiert. Die Kultur steht dem Glück, das Marcuse als volle Bedürfnisbefriedigung ausmacht, entgegen.
Anspruch: Marcuse geht es in der Abhandlung darum zu bestimmen, ob der Konflikt von Lust- und Realitätsprinzip, d.h. die repressive Umformung der Triebstruktur, eine Kultur ohne Unterdrückung zulässt. Die Fragen sind: Ist eine freie Kultur ohne Unterdrückung möglich? Gibt es ein nicht-unterdrückendes Realitätsprinzip? Gibt es die Möglichkeit einer nicht-unterdrückenden Entwicklung? Wie kann Freiheit hervorgebracht werden, wenn Unfreiheit zum Kernstück des psychischen Apparats geworden ist?
Marcuse unterscheidet zwischen einer grundsätzlichen und einer zusätzlichen Unterdrückung. Die grundsätzliche Unterdrückung ist notwendig und ergibt sich aus der Lebensnot des Menschen, die zusätzliche Unterdrückung ergibt sich aus der Herrschaft. Marcuse geht es um die Suspendierung dieser zusätzlichen Unterdrückung.
Gegenwartsdiagnose: Die Gegenwart bestimmt Marcuse als charakterisiert durch ein hohes Niveau an Produktivität und Fortschritt, wobei jedoch die Arbeitsteilung auf den Nutzen für den Produktionsapparat zugeschnitten ist, nicht auf den Nutzen für den Einzelnen und seine Bedürfnisse. Gleichwohl gesteht er zu, dass sich der Lebensstandard für alle auf einem hohen Niveau befindet. Jedoch ist die Unfreiheit intensiviert, die Beherrschung des Menschen durch den Menschen nimmt immer weiter zu. Man könnte sagen, dass dem Individuum die Zwänge weniger als natürliche, als vielmehr als von anderen Menschen ausgehende erscheinen. Trotzdem benennt Marcuse weniger Klassen als Ausgangspunkte der Herrschaft und Unterdrückung als vielmehr das abstrakte Leistungsprinzip. Marcuse ist der Meinung, dass die materiellen und intellektuellen Errungenschaften der Gegenwart eine wirklich freie Welt erlauben.
Die Herrschaft strebt nach der Isolierung des Menschen, nach Schaffung von Distanz und Verhinderung spontaner Beziehungen. Sie verteilt den Mangel und die Arbeit hierarchisch. Diese Hierarchie nimmt die Form objektiver Vernunft an. Die Herrschaft konserviert die Gesellschaft als Ganzes, indem sie die Einzelnen zu Arbeitsinstrumenten umbildet und zu Triebverzicht und Anstrengung zwingt. Ihr Bestehen und Erhalt ist ihr nach Marcuse Selbstzweck. Von Klassen und ihren Interessen spricht Marcuse nicht.
Gefahren für sich wehrt die Herrschaft ab, indem sie die Kontrolle über das Bewusstsein verstärkt, das private und öffentliche Dasein koordiniert, spontane und geforderte Reaktionen miteinander koordiniert, gedankenlose Freizeitbeschäftigung und antiintellektueller Ideologien fördert. Die Herrschaft nimmt die Form objektiver Verwaltung an, vor der es keine Freiheit gibt, weil sie selbst als Garant der Freiheit erscheint.
Die Ideologie unserer Zeit ist es nach Marcuse, dass Produktion und Konsum die Beherrschung des Menschen durch den Menschen rechtfertigen und ihr Dauer verleihen. Der Einzelne zahlt dafür mit dem Opfer seiner Zeit, seines eigenen Bewusstseins und seiner Träume. Das Individuum wünscht, was es wünschen soll.
Vorstellungen einer gesellschaftlichen Alternative: Marcuse geht es um Gerechtigkeit und Befreiung. Die Notwendigkeit des Triebverzichts und der Mühsal werden nach Marcuse durch materiellen und intellektuellen Fortschritt beträchtlich reduziert. Rationalisierung und Mechanisierung der Arbeit stellen Energien frei, die sich der Erreichung von Zielen zuwenden können, wie das freie Spiel individueller Fähigkeiten sie setzt. Der Fortschritt der Produktivität ermöglicht verminderte Ansprüche der Gesellschaft auf Verausgabung von Triebenergie in entfremdete Arbeit.
Marcuse entwirft gegen das Leistungsprinzip die Vision einer Vernunft aus Rezeptivität, Kontemplation und Freude. Es geht ihm um die Förderung der freien Entwicklung individueller Bedürfnisse. Der Fortschritt soll über das Leistungsprinzip hinaus vollzogen werden. Nicht um die Verwirklichung höherer Werte, die noch zum Leistungsprinzip gehören, sondern um eine Umorientierung im Kampf um das Dasein geht es. Der Eros soll nicht mehr abgelenkt oder gehemmt werden, sondern auf weitere Ziele transzendiert werden. Konkret schlägt Marcuse die Kürzung der Arbeitszeit vor, auch wenn damit eine Senkung des Lebensstandards verbunden ist. Das Fortfallen zusätzlicher Unterdrückung führt zur Aufhebung der Organisierung des menschlichen Daseins in ein Arbeitsinstrument. Der Mensch ist dann frei, mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten und denen der Natur zu spielen.
Bedingung für die Verwirklichung dieser Vorstellungen ist zunächst die Gegenwart mit ihren Möglichkeiten und ihrer Produktivität. Es sind die Triebbedürfnisse, insbesondere der Eros, deren Recht und Notwendigkeit der Befriedigung ein alternatives Realitätsprinzip einfordern und rechtfertigen. Nur wenn die Grundbedürfnisse mit einem Minimum an körperlicher und geistiger Energie, in einem Minimum an Zeit befriedigt werden können, wird eine nicht-repressive Ordnung möglich.
Gegen die Vernunft als geistiger Instanz, durch die uns das Leistungsprinzip als gegenwärtiges Realitätsprinzip entgegentritt, macht Marcuse die Phantasie/Einbildungskraft stark, die selbst in der Sphäre des entwickelten Bewusstseins einen hohen Grad an Autonomie vom Realitätsprinzip beibehält. Auch das Erinnerungsvermögen macht Marcuse stark, insofern die Erinnerung an die frühe Kindheit, in der das Lustprinzip stärker war, das Bewusstsein für die Unterdrückung durch das Realitätsprinzip aufrechterhält. In den mythischen Figuren Orpheus und Narziss findet Marcuse die Vorbilder für eine zukünftige Gesellschaft und ein alternatives Realitätsprinzip(im Gegensatz zu Prometheus, der das Leistungsprinzip verkörpert).
Mit Schillers Briefen über die äthetische Erziehung macht Marcuse ästhetische Triebe, ästhetisches Empfinden und ästhetische Kriterien als Bestandteile eines alternativen Realtitätsprinzips aus. Es ist hier die Einbildungskraft/Phantasie, die die Dinge als frei von jedem Zweck vorstellt und behandelt.
Neben der Phantasie/Einbildungskraft soll es die Sinnlichkeit sein, aus der sich gegen und mit der Vernunft ein alternatives Realitätsprinzip ableitet. Die Welt des Menschen ist dann eine Welt des Scheins und der Schönheit. Marcuse gesteht allerdings ein, dass die Autorität von Institutionen notwendig ist, um das Leben zu erhalten und zu schützen.
Beurteilung: Für mich ergeben sich nun folgende Fragen und Probleme:
1.) Ursprüngliche Triebe, die den Menschen antreiben, sind für Marcuse mit Freud der Eros und der Thanatos. Die Existenz eines Werk- und Bemeisterungstriebes, der auch entfremdete mühevolle Arbeit lustvoll machen würde, und wie ihn Neo-Freudianische Vertreter postulieren, bestreitet Marcuse. Die Frage der Triebe ist für das Gelingen einer Diagnose der Gegenwart zentral. Trotz seiner Untersuchung von Eros und Thanatos ist es konkret nicht klar, welcher Trieb im Individuum nun die Verdrängung und Sublimierung von Eros und Thanatos erlaubt, denn man kann der Meinung sein: die Instanz der Unterdrückung liegt im Individuum und wird nur von äußeren Kräften genutzt. Oder: Welcher Trieb treibt den Kapitalismus an, so dass jeder mitmacht und seine Triebe Eros und Thanatos im Namen des Leistungsprinzips unterdrückt? Und: Reicht der Eros aus, um nicht-erzwungene nicht-entfremdete Arbeit anzutreiben und das Leistungsprinzip durch ein alternatives Realitätsprinzip zu ersetzen? Kann der Eros humane Strukturen und Prozesse, eine humane Wirtschaft stützen?
2.) Ein anderes Problem ist die Vorstellung einer künftigen Gesellschaft. Das gegenwärtige Ausmaß an Produktion und Konsum ist ohne die bestehenden Herrschaftsverhältnisse nicht denkbar.
a.) Zum einen hätte ich mir eine konkretere Beschreibung der Herrschaftsverhältnisse gewünscht. Insbesondere beschränkt sich Marcuse bloß auf die Beschreibung eines abstrakten Leistungsprinzips und auf die Benennung zusätzlicher Unterdrückung. Etwaige Klassen und ihre Interessen oder alternative theoretische Subjekte benennt Marcuse nicht
b.) Zum anderen gibt es das Postulat, dass das Ausmaß der Ungleichheit in der Verteilung der Güter mit dem Ausmaß der Produktivität korreliert. Je größer die gesellschaftliche Ungleichheit ist, desto größer ist angeblich unter sonst gleichen Bedingungen ihre Produktivität. Wie steht es mit der Produktivität, und auch mit der Innovation, bei einem alternativen Realitätsprinzip. Ist groß ist sie und spielt das eine Rolle?
3. Marcuse entwirft eine ästhetische Version des alternativen Realitätsprinzips. Konfligiert so ein Prinzip nicht mit den Ansprüchen der Moral? (Nur Schein, statt Sein?)
Fazit: Trotz der Probleme und Fragen, die sich ergeben haben, handelt es sich um eine Abhandlung, die kritisch die gesellschaftliche Gegenwart hinterfragt und allgemeine Alternativen vorschlägt. Konkret ist Marcuse nur in der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung. Die Lektüre euphorisiert durch ihren kritischen Impetus ein wenig und ist sehr zu empfehlen.