Ein TV-Film mit Nebenwirkungen: Er entlarvt, wie viel Schund das Fernsehen an anderen Abenden sendet.
„Ich habe von dir geträumt heute Nacht. Ich küsse dich ganz zart. Und überall.“ Mit dieser Botschaft, gehaucht in eine Handy-Kamera, fängt der Fernsehfilm an. Es gibt ein wenig Romantik, Lagerfeuer, Gitarre dazu. Es folgt eine Frauen-Hand, innen an der beschlagenen Seitenscheibe eines Autos. Ein Mann, der unter die Dusche steigt, einen Kratzer am Rücken. Noch einmal die Multimedia-Botschaft auf dem Telefon. Und der Mann drückt die Lösch-Taste.
Ein Löschen, das nichts auslöscht
Da ist gerade mal der Vorspann zu Ende und schon fast eine ganze Geschichte erzählt. Nur, dass mit dem Löschen auf dem Handy längst noch nichts ausgelöscht ist.
Wunderbar erzählt „Tod einer Schülerin“ im ZDF die schon so oft erzählte Geschichte vom Lehrer und der Liebe zur Lolita wieder einmal ganz neu. Die Schülerin ist nicht so unschuldig, wie der Zuschauer erwartet. Freizügig zeigt sie sich im Internet. Im Liebes-Tagebuch verteilt sie Fleißsternchen für außergewöhnlichen Sex an die guten Liebhaber. Umgekehrt ist der Lehrer viel unschuldiger, und doch verstrickt er sich immer tiefer. Auch wenn er das Auto wäscht und den verbliebenen Slip an den Staubsauger verfüttert.
Vater-Sohn-Konflikt extrascharf
Der Lehrer (schon wieder einmal großartig: Matthias Brandt) weiß, dass die Polizei seine DNA-Spuren bei der Toten sichergestellt hat. Er beichtet seiner Frau (kongenial: Corinna Harfouch). Mit ihr kämpft er gegen den drohenden Massen-Gen-Test an 16 000 Männern und macht sich damit nur umso verdächtiger. Am Ende gesteht er der übereifrigen Kommissarin den Mord – Sekunden, bevor sein Sohn Ben zum wahren Geständnis antritt.
Dieser Vater-Sohn-Konflikt der verschärften Form ist die große Pointe dieses Fernsehfilms. Dass die Scheuerverletzung auf dem Rücken der Toten von der Frau Kommissarin zügig entlarvt wird als eindeutige Spur vom heftigen Sex auf einem Kunststoff-Autositz, nur eine der vielen kleinen.
Das einzig Bittere an diesem großen TV-Film bleibt: Er macht überdeutlich, wie viel Schund das Fernsehen üblicherweise an anderen Abenden versendet.